Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] verwüstet/ als denen Handels- und Handwercksleuten beyzumessen; welche/ zur Meßzeit/ daselbst Pfähle in die Erde geschlagen/ und in die gegenüber-stehende Mauer dergleichen Löcher eingehauen/ daß sie ihre Feilschafft darunter halten und verrichten können. Sintemal um diejenige Gegend der Stadt die meinsten und vornehmsten Handelsleute/ samt dem Pabst selbst gewohnt; bis endlich Robertus Guiscardus, damit er nemlich den Platina in vita Gregorii VII. Pabst Gregorium VII. von der Belagerung Keysers Henrici III. aus der Hadrians-Burg wieder erledigen möchte/ auf Einrahten des Röm. Burgermeisters Cincii, die Stadt mit Feuer angesteckt; und demnach den grösten Theil derselben/ zwischen dem Berg Coelio, und dem Capitolio, im 1082. Jahr eingeäschert: Dannenhero noch diese Löcher/ an dem Schauspiel-haus/ als ein Kennzeichen der allda gestandenen Kram-läden/ bis auf diese Zeiten also verblieben. Cencius Camerarius, welcher um das Jahr 1182. gelebt/ gedenckt unter andern Handwercksleuten auch derjenigen/ welche er Bandonarios Colossaei nennet; das sind die Teppich-weber/ welche dergleichen Arbeit von Seiden machen/ und heut zu Tage Banderari, oder Banderarji heissen. Altar/ im Schauspiel Haus. Ferner ist noch dis dabey zu erinnern/ daß mitten in solchem Schauspiel-haus ein Altar gestanden/ welcher dem Jovi Latiario, oder Stygio gewidmet war; auf welchem sie demjenigen Abgott opferten/ dem sie ein und ander Schauspiel zu Ehren Josephus lib.19. Antig. Jud. cap. 1. hielten: Wie gethan Cajus, welcher dem verstorbenen Keyser Augusto zu Ehren geopfert/ und dergleichen Schauspiel angestellt hatte; vermittelst vieler Fechter/ welche einander niederhauen Capitolin. in Max. & Salb. musten; Solches/ schreibt Capitolinus, sey von den Alten deswegen geschehen/ indem sie vermeint/ ihre Feinde dadurch zu verfluchen/ und zu beschädigen; indem sie durch das vergossene Blut ihrer eignen Burger/ der Rach-göttinn Nemesi einiges Vergnügen zu thun/ verhoffet. Dieweil aber nicht nur allein Heiden/ sondern auch Christen/ als Märtyrer Christi/ in derjenigenSchauburg/ mit den grimmigen Thieren/ kämpfen/ und sich endlich/ zum Lust der blutdurstigen Neues Gemähl und Innschrifften von den Märtyrern Tyrannen/ zerreissen lassen musten; so ist demnach/ in Erwegung dessen/ der Pabst Clemens X. am Jubel-Jahr 1675. darzu veranlasset worden. Die Geschichte solcher Christen- Märtyrer/ wie sie mit Palmzweigen/ zwischen den Löwen und Tigerthieren auf ihren Knien ligen/ daselbst abzumahlen/ und zwo sonderbare Innschrifften bey fügen zu lassen; davon die eine also lautet: Joh. Fabricius in Not. ad Orat. Inaugur. Pag.30.31. AMPHITHEATRUM. Mit welcher Innschrifft kürtzlich so viel angebeutet wird/ daß dis Amphitheatrum Flavium, nicht so wol wegen seines ansehnlichen und künstlichen Gebäus/ oder der weiland darinnen vielfältigen und denckwürdigen Schauspiele; als wegen des Heiligen/ so unzehlich-vieler Märtyrer Bluts hoch zu achten/ und zu betrachten der Römischen Keyser verfluchte Grausamkeit: In Ansehung der so tapfern und hochwerthen Christenhelden. Zur andern Seiten aber findet sich diese neue Innschrifft: AMPHITHEATRUM. HOC. Woraus zu erlernen/ warum dasjenige Schauspiel-haus vor Alters Colossaeum genennet worden; nemlich dieweil der Keyser Nero nächst daran einen Colossum aufgerichtet hatte: Welcher Ort anietzo vielmehr prange mit dem Siegs-zeichen des H. Creutzes/ als einem Denckmal/ dabey wir uns der unzählichen HH. Märtyrer erinnern mögen/ welche daselbst gepeiniget worden. Plat. 16. andere Fig. Plutarchus in Quaest. Rom. 74. Glückstempel zweyerley Geschlecht. Was anbelangt den hinzugefügten Glückstempel/ so berichtet uns Plutarchus so viel hiervon/ daß fürnemlich derselben zweyerley gewest: Der Tempel FORTUNAE VIRILIS, des Männer-glücks/ welchen Ancus Martius, der vierdte Römer-König erbauet; und ein anderer FORTUNAE MULIEBRIS, des Weiber-glücks/ welchen die Römer dazumal dem weiblichen Geschlecht zu sonderbaren Ehren aufgerichtet/ als sie mit Behülf der Weiber Marcium Cariolanum, welcher mit seinen Volscis die Stadt angreiffen wollen/ davon abgewendet. Dionysius schreibt hievon also: Wie [Spaltenumbruch] verwüstet/ als denen Handels- und Handwercksleuten beyzumessen; welche/ zur Meßzeit/ daselbst Pfähle in die Erde geschlagen/ und in die gegenüber-stehende Mauer dergleichen Löcher eingehauen/ daß sie ihre Feilschafft darunter halten und verrichten können. Sintemal um diejenige Gegend der Stadt die meinsten und vornehmsten Handelsleute/ samt dem Pabst selbst gewohnt; bis endlich Robertus Guiscardus, damit er nemlich den Platina in vita Gregorii VII. Pabst Gregorium VII. von der Belagerung Keysers Henrici III. aus der Hadrians-Burg wieder erledigen möchte/ auf Einrahten des Röm. Burgermeisters Cincii, die Stadt mit Feuer angesteckt; und demnach den grösten Theil derselben/ zwischen dem Berg Coelio, und dem Capitolio, im 1082. Jahr eingeäschert: Dannenhero noch diese Löcher/ an dem Schauspiel-haus/ als ein Kennzeichen der allda gestandenen Kram-läden/ bis auf diese Zeiten also verblieben. Cencius Camerarius, welcher um das Jahr 1182. gelebt/ gedenckt unter andern Handwercksleuten auch derjenigen/ welche er Bandonarios Colossaei nennet; das sind die Teppich-weber/ welche dergleichen Arbeit von Seiden machen/ und heut zu Tage Banderari, oder Banderarji heissen. Altar/ im Schauspiel Haus. Ferner ist noch dis dabey zu erinnern/ daß mitten in solchem Schauspiel-haus ein Altar gestanden/ welcher dem Jovi Latiario, oder Stygio gewidmet war; auf welchem sie demjenigen Abgott opferten/ dem sie ein und ander Schauspiel zu Ehren Josephus lib.19. Antig. Jud. cap. 1. hielten: Wie gethan Cajus, welcher dem verstorbenen Keyser Augusto zu Ehren geopfert/ und dergleichen Schauspiel angestellt hatte; vermittelst vieler Fechter/ welche einander niederhauen Capitolin. in Max. & Salb. musten; Solches/ schreibt Capitolinus, sey von den Alten deswegen geschehen/ indem sie vermeint/ ihre Feinde dadurch zu verfluchen/ und zu beschädigen; indem sie durch das vergossene Blut ihrer eignen Burger/ der Rach-göttinn Nemesi einiges Vergnügen zu thun/ verhoffet. Dieweil aber nicht nur allein Heiden/ sondern auch Christen/ als Märtyrer Christi/ in derjenigenSchauburg/ mit den grimmigen Thieren/ kämpfen/ und sich endlich/ zum Lust der blutdurstigen Neues Gemähl und Innschrifften von den Märtyrern Tyrannen/ zerreissen lassen musten; so ist demnach/ in Erwegung dessen/ der Pabst Clemens X. am Jubel-Jahr 1675. darzu veranlasset worden. Die Geschichte solcher Christen- Märtyrer/ wie sie mit Palmzweigen/ zwischen den Löwen und Tigerthieren auf ihren Knien ligen/ daselbst abzumahlen/ und zwo sonderbare Innschrifften bey fügen zu lassen; davon die eine also lautet: Joh. Fabricius in Not. ad Orat. Inaugur. Pag.30.31. AMPHITHEATRUM. Mit welcher Innschrifft kürtzlich so viel angebeutet wird/ daß dis Amphitheatrum Flavium, nicht so wol wegen seines ansehnlichen und künstlichen Gebäus/ oder der weiland darinnen vielfältigen und denckwürdigen Schauspiele; als wegen des Heiligen/ so unzehlich-vieler Märtyrer Bluts hoch zu achten/ und zu betrachten der Römischen Keyser verfluchte Grausamkeit: In Ansehung der so tapfern und hochwerthen Christenhelden. Zur andern Seiten aber findet sich diese neue Innschrifft: AMPHITHEATRUM. HOC. Woraus zu erlernen/ warum dasjenige Schauspiel-haus vor Alters Colossaeum genennet worden; nemlich dieweil der Keyser Nero nächst daran einen Colossum aufgerichtet hatte: Welcher Ort anietzo vielmehr prange mit dem Siegs-zeichen des H. Creutzes/ als einem Denckmal/ dabey wir uns der unzählichen HH. Märtyrer erinnern mögen/ welche daselbst gepeiniget worden. Plat. 16. andere Fig. Plutarchus in Quaest. Rom. 74. Glückstempel zweyerley Geschlecht. Was anbelangt den hinzugefügten Glückstempel/ so berichtet uns Plutarchus so viel hiervon/ daß fürnemlich derselben zweyerley gewest: Der Tempel FORTUNAE VIRILIS, des Männer-glücks/ welchen Ancus Martius, der vierdte Römer-König erbauet; und ein anderer FORTUNAE MULIEBRIS, des Weiber-glücks/ welchen die Römer dazumal dem weiblichen Geschlecht zu sonderbaren Ehren aufgerichtet/ als sie mit Behülf der Weiber Marcium Cariolanum, welcher mit seinen Volscis die Stadt angreiffen wollen/ davon abgewendet. 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verwüstet/ als denen Handels- und Handwercksleuten beyzumessen; welche/ zur Meßzeit/ daselbst Pfähle in die Erde geschlagen/ und in die gegenüber-stehende Mauer dergleichen Löcher eingehauen/ daß sie ihre Feilschafft darunter halten und verrichten können. Sintemal um diejenige Gegend der Stadt die meinsten und vornehmsten Handelsleute/ samt dem Pabst selbst gewohnt; bis endlich Robertus Guiscardus, damit er nemlich den Pabst Gregorium VII. von der Belagerung Keysers Henrici III. aus der Hadrians-Burg wieder erledigen möchte/ auf Einrahten des Röm. Burgermeisters Cincii, die Stadt mit Feuer angesteckt; und demnach den grösten Theil derselben/ zwischen dem Berg Coelio, und dem Capitolio, im 1082. Jahr eingeäschert: Dannenhero noch diese Löcher/ an dem Schauspiel-haus/ als ein Kennzeichen der allda gestandenen Kram-läden/ bis auf diese Zeiten also verblieben. Cencius Camerarius, welcher um das Jahr 1182. gelebt/ gedenckt unter andern Handwercksleuten auch derjenigen/ welche er Bandonarios Colossaei nennet; das sind die Teppich-weber/ welche dergleichen Arbeit von Seiden machen/ und heut zu Tage Banderari, oder Banderarji heissen.
Platina in vita Gregorii VII. Ferner ist noch dis dabey zu erinnern/ daß mitten in solchem Schauspiel-haus ein Altar gestanden/ welcher dem Jovi Latiario, oder Stygio gewidmet war; auf welchem sie demjenigen Abgott opferten/ dem sie ein und ander Schauspiel zu Ehren hielten: Wie gethan Cajus, welcher dem verstorbenen Keyser Augusto zu Ehren geopfert/ und dergleichen Schauspiel angestellt hatte; vermittelst vieler Fechter/ welche einander niederhauen musten; Solches/ schreibt Capitolinus, sey von den Alten deswegen geschehen/ indem sie vermeint/ ihre Feinde dadurch zu verfluchen/ und zu beschädigen; indem sie durch das vergossene Blut ihrer eignen Burger/ der Rach-göttinn Nemesi einiges Vergnügen zu thun/ verhoffet.
Altar/ im Schauspiel Haus.
Josephus lib.19. Antig. Jud. cap. 1.
Capitolin. in Max. & Salb.Dieweil aber nicht nur allein Heiden/ sondern auch Christen/ als Märtyrer Christi/ in derjenigenSchauburg/ mit den grimmigen Thieren/ kämpfen/ und sich endlich/ zum Lust der blutdurstigen Tyrannen/ zerreissen lassen musten; so ist demnach/ in Erwegung dessen/ der Pabst Clemens X. am Jubel-Jahr 1675. darzu veranlasset worden. Die Geschichte solcher Christen- Märtyrer/ wie sie mit Palmzweigen/ zwischen den Löwen und Tigerthieren auf ihren Knien ligen/ daselbst abzumahlen/ und zwo sonderbare Innschrifften bey fügen zu lassen; davon die eine also lautet:
Neues Gemähl und Innschrifften von den Märtyrern AMPHITHEATRUM.
FLAVIUM.
NON. TAM. OPERIS. MOLE.
ET. ARTIFICIO.
A C. VETERUM.
SPECTACULORUM. ME-
MORIA.
QUAM. SACRO. INNUMERABI-
LIUM. MARTYRUM.
CRUORE. ILLUSTRE.
VENERABUNDUS. HOSPES.
INGREDERE.
ET. IN. AUGUSTO . MAGNITU-
DINIS. ROMANAE. MONU-
MENTO.
EXECRATA. CAESARUM.
SAEVITIA.
HEROES. FORTITUDINIS.
CHRISTIANAE.
SUSPICE. ET. EXORA.
ANNO. JUBILAEI. M. DC. LXXV.
Joh. Fabricius in Not. ad Orat. Inaugur. Pag.30.31.Mit welcher Innschrifft kürtzlich so viel angebeutet wird/ daß dis Amphitheatrum Flavium, nicht so wol wegen seines ansehnlichen und künstlichen Gebäus/ oder der weiland darinnen vielfältigen und denckwürdigen Schauspiele; als wegen des Heiligen/ so unzehlich-vieler Märtyrer Bluts hoch zu achten/ und zu betrachten der Römischen Keyser verfluchte Grausamkeit: In Ansehung der so tapfern und hochwerthen Christenhelden. Zur andern Seiten aber findet sich diese neue Innschrifft:
AMPHITHEATRUM. HOC.
VULGO. COLOSSAEUM.
OB. NERONIS. COLOSSUM.
ILLI. APPOSITUM.
VERIUS. OB. INNUMERABI-
LIUM. SS. MARTYRUM.
IN. E O. CRUCIATORUM.
MEMORIAM.
CRVCIS. TROPHAEVM.
ANNO. JVBILAEI. M. DC. LXXV.
Woraus zu erlernen/ warum dasjenige Schauspiel-haus vor Alters Colossaeum genennet worden; nemlich dieweil der Keyser Nero nächst daran einen Colossum aufgerichtet hatte: Welcher Ort anietzo vielmehr prange mit dem Siegs-zeichen des H. Creutzes/ als einem Denckmal/ dabey wir uns der unzählichen HH. Märtyrer erinnern mögen/ welche daselbst gepeiniget worden.
Was anbelangt den hinzugefügten Glückstempel/ so berichtet uns Plutarchus so viel hiervon/ daß fürnemlich derselben zweyerley gewest: Der Tempel FORTUNAE VIRILIS, des Männer-glücks/ welchen Ancus Martius, der vierdte Römer-König erbauet; und ein anderer FORTUNAE MULIEBRIS, des Weiber-glücks/ welchen die Römer dazumal dem weiblichen Geschlecht zu sonderbaren Ehren aufgerichtet/ als sie mit Behülf der Weiber Marcium Cariolanum, welcher mit seinen Volscis die Stadt angreiffen wollen/ davon abgewendet. Dionysius schreibt hievon also: Wie
Plat. 16. andere Fig. Plutarchus in Quaest. Rom. 74. Glückstempel zweyerley Geschlecht.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 78]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/275>, abgerufen am 27.07.2024. |