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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Schaar/ unter himmlischer Symphonie, in die Glorie erhoben. Auf der Erde/ sind bey ihrem Grabmal die heilige Apostel und fromme Frauen versammlet/ alle mit Blumen und sonst-geziemendem Ornat geschmücket. Sie erscheinen aber theils sorgfältig und betrübt/ weil sie allein das hinterlassene GrabesTuch gefunden: da andere ihr mit verwunderung gen Himmel nachsehen. Ist ein Stuck/ voll Anmut und Holdseeligkeit.

2 Der Rosenkranz-Altar. Der zweyte Altar/ zeiget den H. Dominicum, in einer Wolken kniehend/ deme Unser liebe Frau/ sitzend in Gloria, durch das Christkindlein/ den Rosenkranz eingehändigt: der nun/ in Begleitung vieler Engel/ sich herunter zu begeben begriffen ist/ um auf Erden seinen devoten ermeldten Rosenkranz auszutheilen: worbey der Papst/ Kayser/ Cardinäle/ Erzbischofe und allerley hohe Standspersonen/ absonderlich auch Ihr Hochwüden den Herr Abt/ gar lebhaft gecontrafätet/ sich befinden.

3 S. Juliani Reliquien-Altar. Der dritte Altar/ zeiget die Reliquien S. Juliani: welche der Römische Papst im Pontificial, und in Begleitung vieler Cardinäle/ Erzbischofe und Praelaten/ zu Rom in S. Peters Kirche/ mit sonderbarer Selennität/ der Erzherzogin Claudia von Inspruck/ welche samt allen Frauenzimmer und dem Hofstab zugegen/ übergibt: Sie aber überreicht solche wiederum hoch-ermeldtem Herrn Praelaten zu Lampach/ in sein erbautes Gottshaus/ welcher selbige mit gebührlicher reverenz und Ehrerbietung empfänget. Und hat hier unser Herr von Sandrart sein eignet Contrafät/ zum Gedächtnis/ mit einverleibet.

4 S. Sebastians Altar-Blat/ in einem Nachtstuck. Uber dem vierten Altar/ erscheinet die Marter S. Sebastiani, wie/ als selbiger an einen Baum gebunden/ mit Pfeilen durchschossen/ und für todt/ mit einem abgerissenen Ast des Baums/ zur Erden gesunken/ und in eignem Blut fast verschmachtet/ die Irene, als eine fromme Christin/ mit ihren Gespielinen/ bey nöchtlicher weile/ ihn abzulösen und hinweg zu bringen/ mit brennenden Fackeln/ (davon der Schein/ im finstern Wald/ gegen Bäumen und des H. Märterers Leibe trefflich spielet) angekommen: da sie dann ganz sanft die Pfeile aus den Wunden ziehet/ seinen Leib und Angesicht vom Blut säubert/ worbey ihme/ welches wunderschön zu sehen/ die Lebensgeister wieder zu ihrem Amt und in das Angesicht tretten/ die mit Zähren verschwemmete Augen gegen dem offnen Himmel sich wenden/ und aus dem Mund gleichsam noch die Seufzer heraus brechen. Welches alles höchstbeweglich anzusehen ist/ auch sehr vielen Anschauern/ (dessen Barlaeus in seinen LobVersen gedenket) die heiße Thränen aus den Augen getrieben hat.

5 S. Josephs Absterben bey Nacht. In dem fünften Altar-Gemälde/ liget der zu den lezten Zügen greiffende heilige Joseph/ ganz erbleichet/ auf einem Bette: deme Christus zuspricht/ und die Jungfrau Maria/ samt den Aposteln/ sehr betrübt und traurig zugegen sind. Unser Herr von Sandrart hat diese Nacht-Geschichte bey brennenden Liechtern/ mit der bästen Invention, Austheilung und Stellung/ wie ihn die Natur und sein hochbegabter Geist unterrichtet/ so preißlich hervor gebracht/ daß es/ mit gemeinem Beyfall aller höchstverständigen [Spaltenumbruch] Künstler/ in ganz Teutschland das allerberühmteste Nachtstuck heißet.

6 S. Placidi Marter. Das sechste Altar-Blat/ bildet die Marter S. Placidi, welche sich also zugetragen. Als dieser heilige Abt S. Placidi, nach seinem neu-erbauten Gottshaus bey Messina, mit seiner Schwester Flavia und andern Adelichen Befreundten/ in andächtigem Gespräche/ reisete/ wurden sie unversehens auf dem Meer von den Barbarischen Seerauber Musso überfallen/ und zu Verläugnung des wahren Gottes angestrenget/ und weil sie beständig verblieben/ alle ermordet. Da sind nun/ in dem Gemälde/ die Ermordeten nackend und ausgezogen/ etliche verkürzt/ auch überzwerch-ligend/ überaus beweglich und meisterhaft gebildet zu sehen. Die Wütriche zeigen ihren Grimm/ mit erschröcklich-grausamen Angesichtern/ und boßhaftigen Gebärden. Die adeliche holdselige Flavia, wird von diesen Unmenschen bey den Haaren herum geschleiffet/ welche/ auf dem einen Arm ligend/ ein anmütiges klägliches Angesicht gegen den Himmel wendet/ und den andern gegen den auf sie kommenden Dolchstich kehret. Dem H. Placido, vor welchem die Ermordete ligen/ zeigen die Mördere gleichen Tod mit erhobenen Schwerdern: der in mitte dieses blutigen Ungewitters/ sein unerschrockenes Angesicht gegen dem Himmel wendet/ und ganz mit himlischer Freude erfüllet scheinet. Etliche unter den Raubern/ bringen den Raub zu Schiffe: welches nachmals/ auf dem hohen Meer/ durch ein erschröckliches Ungewitter ergriffen/ an die Felsen und Steinklippen geworffen/ und also dieses Bösewicht-gesindel/ mit verdienter Straffe/ in den Abgrund gestürzet worden.

7 S. Benedicti Triumf-Altar. Der siebende Altar/ zeiget den Triumph S. Benedicti folgender gestalt. Es fähret S. Benedictus von dem hohen Himmel herab/ begleitet von vielen anmutigen Engeln/ an den Seiten mit Infuln und Stab/ auch einem Buch in der Hand/ sitzend auf einer Wolke/ seine Füße auf die Weltkugel steurend/ und denen auf Erde erscheinenden Bresthaften/ Kranken/ Betrübten und Nohtleidenden/ die Benediction ertheilend: darbey viel verwunderliche andächtige Ausbildungen zu sehen. Zur Seiten stehen sehr herrlich/ unterschiedliche hohe Stands-Personen/ als Kayser/ Könige/ Cardinäle/ Erzbischofe/ Praelaten und dergleichen/ so wol im pontifical als geharnischt/ die diesen Heiligen verehren. Dieses Stuck/ gleichwie es durchgehends alle andere übertrifft/ also ist es auch/ so wol in allen particular-Sachen/ als in wahrer Natürlichkeit und gratia, andern vorzuziehen. Kurz zu sagen/ es ist darinn/ der unvergleichlichen studien/ Kunst und Gedult/ ein wahres modell und exempel zu sehen/ und zu erkennen/ wie hoch sich Herr von Sandrart beflissen/ diesem hochwürdigen Praelaten/ als dem berühmtesten aller Tugend/ Studien und Künste Vattern und Erkennern/ wol zu dienen: welcher/ durch seinen hohen Verstand und großen Fleiß/ in kurzer Zeit/ diese herrliche Gebäude aus so schlechtem Wesen erhoben und aufgeführet/ und dadurch/ der Nachwelt/ auch so vielen dahin Kirchfartenden Personen/ sein unsterbliches Lob hinterlassen.

Herr von Sandrart hat/ in diesen 7 Stucken/ alles KunstVermögen der Mahlerey hervorgeleget. Es hat unser Herr von Sandrart/ in diesen sieben Stucken/ sein Kunst-Vermögen/ seinen Fleiß/

[Spaltenumbruch] Schaar/ unter himmlischer Symphonie, in die Glorie erhoben. Auf der Erde/ sind bey ihrem Grabmal die heilige Apostel und fromme Frauen versammlet/ alle mit Blumen und sonst-geziemendem Ornat geschmücket. Sie erscheinen aber theils sorgfältig und betrübt/ weil sie allein das hinterlassene GrabesTuch gefunden: da andere ihr mit verwunderung gen Himmel nachsehen. Ist ein Stuck/ voll Anmut und Holdseeligkeit.

2 Der Rosenkranz-Altar. Der zweyte Altar/ zeiget den H. Dominicum, in einer Wolken kniehend/ deme Unser liebe Frau/ sitzend in Gloria, durch das Christkindlein/ den Rosenkranz eingehändigt: der nun/ in Begleitung vieler Engel/ sich herunter zu begeben begriffen ist/ um auf Erden seinen devoten ermeldten Rosenkranz auszutheilen: worbey der Papst/ Kayser/ Cardinäle/ Erzbischofe und allerley hohe Standspersonen/ absonderlich auch Ihr Hochwüden den Herr Abt/ gar lebhaft gecontrafätet/ sich befinden.

3 S. Juliani Reliquien-Altar. Der dritte Altar/ zeiget die Reliquien S. Juliani: welche der Römische Papst im Pontificial, und in Begleitung vieler Cardinäle/ Erzbischofe und Praelaten/ zu Rom in S. Peters Kirche/ mit sonderbarer Selennität/ der Erzherzogin Claudia von Inspruck/ welche samt allen Frauenzimmer und dem Hofstab zugegen/ übergibt: Sie aber überreicht solche wiederum hoch-ermeldtem Herrn Praelaten zu Lampach/ in sein erbautes Gottshaus/ welcher selbige mit gebührlicher reverenz und Ehrerbietung empfänget. Und hat hier unser Herr von Sandrart sein eignet Contrafät/ zum Gedächtnis/ mit einverleibet.

4 S. Sebastians Altar-Blat/ in einem Nachtstuck. Uber dem vierten Altar/ erscheinet die Marter S. Sebastiani, wie/ als selbiger an einen Baum gebunden/ mit Pfeilen durchschossen/ und für todt/ mit einem abgerissenen Ast des Baums/ zur Erden gesunken/ und in eignem Blut fast verschmachtet/ die Irene, als eine fromme Christin/ mit ihren Gespielinen/ bey nöchtlicher weile/ ihn abzulösen und hinweg zu bringen/ mit brennenden Fackeln/ (davon der Schein/ im finstern Wald/ gegen Bäumen und des H. Märterers Leibe trefflich spielet) angekommen: da sie dann ganz sanft die Pfeile aus den Wunden ziehet/ seinen Leib und Angesicht vom Blut säubert/ worbey ihme/ welches wunderschön zu sehen/ die Lebensgeister wieder zu ihrem Amt und in das Angesicht tretten/ die mit Zähren verschwemmete Augen gegen dem offnen Himmel sich wenden/ und aus dem Mund gleichsam noch die Seufzer heraus brechen. Welches alles höchstbeweglich anzusehen ist/ auch sehr vielen Anschauern/ (dessen Barlaeus in seinen LobVersen gedenket) die heiße Thränen aus den Augen getrieben hat.

5 S. Josephs Absterben bey Nacht. In dem fünften Altar-Gemälde/ liget der zu den lezten Zügen greiffende heilige Joseph/ ganz erbleichet/ auf einem Bette: deme Christus zuspricht/ und die Jungfrau Maria/ samt den Aposteln/ sehr betrübt und traurig zugegen sind. Unser Herr von Sandrart hat diese Nacht-Geschichte bey brennenden Liechtern/ mit der bästen Invention, Austheilung und Stellung/ wie ihn die Natur und sein hochbegabter Geist unterrichtet/ so preißlich hervor gebracht/ daß es/ mit gemeinem Beyfall aller höchstverständigen [Spaltenumbruch] Künstler/ in ganz Teutschland das allerberühmteste Nachtstuck heißet.

6 S. Placidi Marter. Das sechste Altar-Blat/ bildet die Marter S. Placidi, welche sich also zugetragen. Als dieser heilige Abt S. Placidi, nach seinem neu-erbauten Gottshaus bey Messina, mit seiner Schwester Flavia und andern Adelichen Befreundten/ in andächtigem Gespräche/ reisete/ wurden sie unversehens auf dem Meer von den Barbarischen Seerauber Musso überfallen/ und zu Verläugnung des wahren Gottes angestrenget/ und weil sie beständig verblieben/ alle ermordet. Da sind nun/ in dem Gemälde/ die Ermordeten nackend und ausgezogen/ etliche verkürzt/ auch überzwerch-ligend/ überaus beweglich und meisterhaft gebildet zu sehen. Die Wütriche zeigen ihren Grimm/ mit erschröcklich-grausamen Angesichtern/ und boßhaftigen Gebärden. Die adeliche holdselige Flavia, wird von diesen Unmenschen bey den Haaren herum geschleiffet/ welche/ auf dem einen Arm ligend/ ein anmütiges klägliches Angesicht gegen den Himmel wendet/ und den andern gegen den auf sie kommenden Dolchstich kehret. Dem H. Placido, vor welchem die Ermordete ligen/ zeigen die Mördere gleichen Tod mit erhobenen Schwerdern: der in mitte dieses blutigen Ungewitters/ sein unerschrockenes Angesicht gegen dem Himmel wendet/ und ganz mit himlischer Freude erfüllet scheinet. Etliche unter den Raubern/ bringen den Raub zu Schiffe: welches nachmals/ auf dem hohen Meer/ durch ein erschröckliches Ungewitter ergriffen/ an die Felsen und Steinklippen geworffen/ und also dieses Bösewicht-gesindel/ mit verdienter Straffe/ in den Abgrund gestürzet worden.

7 S. Benedicti Triumf-Altar. Der siebende Altar/ zeiget den Triumph S. Benedicti folgender gestalt. Es fähret S. Benedictus von dem hohen Himmel herab/ begleitet von vielen anmutigen Engeln/ an den Seiten mit Infuln und Stab/ auch einem Buch in der Hand/ sitzend auf einer Wolke/ seine Füße auf die Weltkugel steurend/ und denen auf Erde erscheinenden Bresthaften/ Kranken/ Betrübten und Nohtleidenden/ die Benediction ertheilend: darbey viel verwunderliche andächtige Ausbildungen zu sehen. Zur Seiten stehen sehr herrlich/ unterschiedliche hohe Stands-Personen/ als Kayser/ Könige/ Cardinäle/ Erzbischofe/ Praelaten und dergleichen/ so wol im pontifical als geharnischt/ die diesen Heiligen verehren. Dieses Stuck/ gleichwie es durchgehends alle andere übertrifft/ also ist es auch/ so wol in allen particular-Sachen/ als in wahrer Natürlichkeit und gratia, andern vorzuziehen. Kurz zu sagen/ es ist darinn/ der unvergleichlichen studien/ Kunst und Gedult/ ein wahres modell und exempel zu sehen/ und zu erkennen/ wie hoch sich Herr von Sandrart beflissen/ diesem hochwürdigen Praelaten/ als dem berühmtesten aller Tugend/ Studien und Künste Vattern und Erkennern/ wol zu dienen: welcher/ durch seinen hohen Verstand und großen Fleiß/ in kurzer Zeit/ diese herrliche Gebäude aus so schlechtem Wesen erhoben und aufgeführet/ und dadurch/ der Nachwelt/ auch so vielen dahin Kirchfartenden Personen/ sein unsterbliches Lob hinterlassen.

Herr von Sandrart hat/ in diesen 7 Stucken/ alles KunstVermögen der Mahlerey hervorgeleget. Es hat unser Herr von Sandrart/ in diesen sieben Stucken/ sein Kunst-Vermögen/ seinen Fleiß/

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[[Lebenslauf, S. 21]/0231] Schaar/ unter himmlischer Symphonie, in die Glorie erhoben. Auf der Erde/ sind bey ihrem Grabmal die heilige Apostel und fromme Frauen versammlet/ alle mit Blumen und sonst-geziemendem Ornat geschmücket. Sie erscheinen aber theils sorgfältig und betrübt/ weil sie allein das hinterlassene GrabesTuch gefunden: da andere ihr mit verwunderung gen Himmel nachsehen. Ist ein Stuck/ voll Anmut und Holdseeligkeit. Der zweyte Altar/ zeiget den H. Dominicum, in einer Wolken kniehend/ deme Unser liebe Frau/ sitzend in Gloria, durch das Christkindlein/ den Rosenkranz eingehändigt: der nun/ in Begleitung vieler Engel/ sich herunter zu begeben begriffen ist/ um auf Erden seinen devoten ermeldten Rosenkranz auszutheilen: worbey der Papst/ Kayser/ Cardinäle/ Erzbischofe und allerley hohe Standspersonen/ absonderlich auch Ihr Hochwüden den Herr Abt/ gar lebhaft gecontrafätet/ sich befinden. 2 Der Rosenkranz-Altar. Der dritte Altar/ zeiget die Reliquien S. Juliani: welche der Römische Papst im Pontificial, und in Begleitung vieler Cardinäle/ Erzbischofe und Praelaten/ zu Rom in S. Peters Kirche/ mit sonderbarer Selennität/ der Erzherzogin Claudia von Inspruck/ welche samt allen Frauenzimmer und dem Hofstab zugegen/ übergibt: Sie aber überreicht solche wiederum hoch-ermeldtem Herrn Praelaten zu Lampach/ in sein erbautes Gottshaus/ welcher selbige mit gebührlicher reverenz und Ehrerbietung empfänget. Und hat hier unser Herr von Sandrart sein eignet Contrafät/ zum Gedächtnis/ mit einverleibet. 3 S. Juliani Reliquien-Altar. Uber dem vierten Altar/ erscheinet die Marter S. Sebastiani, wie/ als selbiger an einen Baum gebunden/ mit Pfeilen durchschossen/ und für todt/ mit einem abgerissenen Ast des Baums/ zur Erden gesunken/ und in eignem Blut fast verschmachtet/ die Irene, als eine fromme Christin/ mit ihren Gespielinen/ bey nöchtlicher weile/ ihn abzulösen und hinweg zu bringen/ mit brennenden Fackeln/ (davon der Schein/ im finstern Wald/ gegen Bäumen und des H. Märterers Leibe trefflich spielet) angekommen: da sie dann ganz sanft die Pfeile aus den Wunden ziehet/ seinen Leib und Angesicht vom Blut säubert/ worbey ihme/ welches wunderschön zu sehen/ die Lebensgeister wieder zu ihrem Amt und in das Angesicht tretten/ die mit Zähren verschwemmete Augen gegen dem offnen Himmel sich wenden/ und aus dem Mund gleichsam noch die Seufzer heraus brechen. Welches alles höchstbeweglich anzusehen ist/ auch sehr vielen Anschauern/ (dessen Barlaeus in seinen LobVersen gedenket) die heiße Thränen aus den Augen getrieben hat. 4 S. Sebastians Altar-Blat/ in einem Nachtstuck. In dem fünften Altar-Gemälde/ liget der zu den lezten Zügen greiffende heilige Joseph/ ganz erbleichet/ auf einem Bette: deme Christus zuspricht/ und die Jungfrau Maria/ samt den Aposteln/ sehr betrübt und traurig zugegen sind. Unser Herr von Sandrart hat diese Nacht-Geschichte bey brennenden Liechtern/ mit der bästen Invention, Austheilung und Stellung/ wie ihn die Natur und sein hochbegabter Geist unterrichtet/ so preißlich hervor gebracht/ daß es/ mit gemeinem Beyfall aller höchstverständigen Künstler/ in ganz Teutschland das allerberühmteste Nachtstuck heißet. 5 S. Josephs Absterben bey Nacht. Das sechste Altar-Blat/ bildet die Marter S. Placidi, welche sich also zugetragen. Als dieser heilige Abt S. Placidi, nach seinem neu-erbauten Gottshaus bey Messina, mit seiner Schwester Flavia und andern Adelichen Befreundten/ in andächtigem Gespräche/ reisete/ wurden sie unversehens auf dem Meer von den Barbarischen Seerauber Musso überfallen/ und zu Verläugnung des wahren Gottes angestrenget/ und weil sie beständig verblieben/ alle ermordet. Da sind nun/ in dem Gemälde/ die Ermordeten nackend und ausgezogen/ etliche verkürzt/ auch überzwerch-ligend/ überaus beweglich und meisterhaft gebildet zu sehen. Die Wütriche zeigen ihren Grimm/ mit erschröcklich-grausamen Angesichtern/ und boßhaftigen Gebärden. Die adeliche holdselige Flavia, wird von diesen Unmenschen bey den Haaren herum geschleiffet/ welche/ auf dem einen Arm ligend/ ein anmütiges klägliches Angesicht gegen den Himmel wendet/ und den andern gegen den auf sie kommenden Dolchstich kehret. Dem H. Placido, vor welchem die Ermordete ligen/ zeigen die Mördere gleichen Tod mit erhobenen Schwerdern: der in mitte dieses blutigen Ungewitters/ sein unerschrockenes Angesicht gegen dem Himmel wendet/ und ganz mit himlischer Freude erfüllet scheinet. Etliche unter den Raubern/ bringen den Raub zu Schiffe: welches nachmals/ auf dem hohen Meer/ durch ein erschröckliches Ungewitter ergriffen/ an die Felsen und Steinklippen geworffen/ und also dieses Bösewicht-gesindel/ mit verdienter Straffe/ in den Abgrund gestürzet worden. 6 S. Placidi Marter. Der siebende Altar/ zeiget den Triumph S. Benedicti folgender gestalt. Es fähret S. Benedictus von dem hohen Himmel herab/ begleitet von vielen anmutigen Engeln/ an den Seiten mit Infuln und Stab/ auch einem Buch in der Hand/ sitzend auf einer Wolke/ seine Füße auf die Weltkugel steurend/ und denen auf Erde erscheinenden Bresthaften/ Kranken/ Betrübten und Nohtleidenden/ die Benediction ertheilend: darbey viel verwunderliche andächtige Ausbildungen zu sehen. Zur Seiten stehen sehr herrlich/ unterschiedliche hohe Stands-Personen/ als Kayser/ Könige/ Cardinäle/ Erzbischofe/ Praelaten und dergleichen/ so wol im pontifical als geharnischt/ die diesen Heiligen verehren. Dieses Stuck/ gleichwie es durchgehends alle andere übertrifft/ also ist es auch/ so wol in allen particular-Sachen/ als in wahrer Natürlichkeit und gratia, andern vorzuziehen. Kurz zu sagen/ es ist darinn/ der unvergleichlichen studien/ Kunst und Gedult/ ein wahres modell und exempel zu sehen/ und zu erkennen/ wie hoch sich Herr von Sandrart beflissen/ diesem hochwürdigen Praelaten/ als dem berühmtesten aller Tugend/ Studien und Künste Vattern und Erkennern/ wol zu dienen: welcher/ durch seinen hohen Verstand und großen Fleiß/ in kurzer Zeit/ diese herrliche Gebäude aus so schlechtem Wesen erhoben und aufgeführet/ und dadurch/ der Nachwelt/ auch so vielen dahin Kirchfartenden Personen/ sein unsterbliches Lob hinterlassen. 7 S. Benedicti Triumf-Altar. Es hat unser Herr von Sandrart/ in diesen sieben Stucken/ sein Kunst-Vermögen/ seinen Fleiß/ Herr von Sandrart hat/ in diesen 7 Stucken/ alles KunstVermögen der Mahlerey hervorgeleget.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [Lebenslauf, S. 21]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/231>, abgerufen am 05.12.2024.