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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Der Corydon sich sezt mit seiner Laute nieder/
pflückt Veilchen/ lässt sein Vieh im Kräuter-
grase gehn:

Sie/ seine Fillis/ melkt. Hör/ Fillis/ braune
Schön':

du must den Corydon zu weit nicht grasen las-
sen/

Er möchte kommen dir in ungepflogne Gas-
sen.

May.

DIe Wasser bieten selbst der Lieb den
Rücken dar.

Es buhlen alle Ding'/ um diese Zeit vom Jahr.
Am Himmel küssen sich die Zwilling': hier auf
Erden

muß es auch seyn geküsst/ es muß geliebet
werden.

Der Blumen bunter Glanz/ des Jahres Ju-
gend/ mahlt

die Matten/ weil die Erd die Sonn'/ ihr Buhl/
bestrahlt.

Auf/ Chloris/ binde dir und deinem Schäfer
Kränze:

die Rose auf dem Haubt/ die Lieb im Herzen/
glänze.

Junius.

JEzt gilt es deinen Balg/ du krauses Schä-
felein:

du must an Haaren arm/ soll dein Herr reicher/
seyn.

Der Alte dich beschiert/ der selber unbescho-
ren.

Dein weißes Wollenkleid hat ihm ein Kleid
gebohren.

Schau/ wie von Thieren du/ o Mensch/ ge-
kleidet wirst:

wie daß du dar so sehr mit Kleiderpracht stol-
zirst?

Lern fromm seyn/ von dem Thier/ das deine
Blösse decket.

Oft komt es/ daß ein Wolf in Schafeswolle
stecket.

Julius.

DIe Sonne Sommer macht. Der heiße
Hundsstern brennt.

Das Wasser und die Lufft uns reiche Beuten
gönnt.

Du/ Nymfe/ die du machst den Fisch im Netz'
erhangen:

schau/ daß das Netz der Lieb dich selbst nicht
nehm gefangen.

Der Falkner baitzen reutt/ stellt einem Reiger
nach.

Die Mäder machen Heu. Der Blumen Un-
gemach/

der Kräuter jeher Tod/ die scharfe Sense/
meyet.

Seht/ Schönheit fällt also dahin/ die uns er-
freuet.

[Spaltenumbruch]

Augustus.

DIe goldgegilbte Saat will eingeschnitten
seyn.

Die Aehre winkt der Ernd. Die Jungfer lacht
herein

vom Himmel/ siht/ und wünscht/ daß sie nicht
Jungfer wäre/

daß sie/ mit schwangrem Schoß/ gleichwie die
Erd/ gebähre.

Nun sezt die Sichel an: so frisst sie nicht der
Rost:

bindt Garben/ ladet auf/ führt ein die Kör-
ner-Kost/

und legt die Scheune voll. Hier lerne Dank
ein ieder:

vor Säck-voll/ gibt die Erd iezt ganze Fuder
wieder.

HerbstMonat.

DIe Himmels Wage wägt/ den Tag und
auch die Nacht/

mit gleichen Stunden ab/ und theilet ihre
Wacht.

Es gilt nunmehr dem Wald: das Feld ist schon
beraubet.

Der aufgejagte Hirsch dem falsche Laube glau-
bet/

flieht aus dem Rauch ins Feur. Der Herbst
besucht den Ast

des Baumes/ der sich beugt/ und schüttet ab
die Last.

Das Obst das geht zu Markt; und Meister
Menschenfresser

zieht mit: Nasch nicht zu viel/ hüt dich vor sei-
nem Messer.

WeinMonat.

DEr Traube wird gepresst/ und weinet süs-
sen Wein.

Das liebe Zährlein trieft/ schenkt süße Freu-
den ein.

So kommet iederzeit das Weinen/ vor dem
Lachen.

Du edles Rebenblut! du kanst uns lustig ma-
chen/

bist unsrer Sorgen Arzt. Ach! schenket dem
Silen/

dem nassen Bruder. ein! er möcht vor Durst
vergehn.

Eh er verdursten solt/ eh laß man ihn ersaufen
im Most: er lässt ihn fein zu Hals mit Maßen
laufen.

WinterMonat.

DEr lang-verschlossne Nord reisst Thür
und Riegel aus/

bricht los und überbläst der Erde weites Haus.
Der Wiesen Haar erstarrt. Der Baum nun
stäubt mit Laube.

Der Vogler wiederkomt mit einem reichen
Raube/

[Spaltenumbruch] Der Corydon sich sezt mit seiner Laute nieder/
pflückt Veilchen/ lässt sein Vieh im Kräuter-
grase gehn:

Sie/ seine Fillis/ melkt. Hör/ Fillis/ braune
Schön’:

du must den Corydon zu weit nicht grasen las-
sen/

Er möchte kommen dir in ungepflogne Gas-
sen.

May.

DIe Wasser bieten selbst der Lieb den
Rücken dar.

Es buhlen alle Ding’/ um diese Zeit vom Jahr.
Am Himmel küssen sich die Zwilling’: hier auf
Erden

muß es auch seyn geküsst/ es muß geliebet
werden.

Der Blumen bunter Glanz/ des Jahres Ju-
gend/ mahlt

die Matten/ weil die Erd die Sonn’/ ihr Buhl/
bestrahlt.

Auf/ Chloris/ binde dir und deinem Schäfer
Kränze:

die Rose auf dem Haubt/ die Lieb im Herzen/
glänze.

Junius.

JEzt gilt es deinen Balg/ du krauses Schä-
felein:

du must an Haaren arm/ soll dein Herr reicher/
seyn.

Der Alte dich beschiert/ der selber unbescho-
ren.

Dein weißes Wollenkleid hat ihm ein Kleid
gebohren.

Schau/ wie von Thieren du/ ô Mensch/ ge-
kleidet wirst:

wie daß du dar so sehr mit Kleiderpracht stol-
zirst?

Lern fromm seyn/ von dem Thier/ das deine
Blösse decket.

Oft komt es/ daß ein Wolf in Schafeswolle
stecket.

Julius.

DIe Sonne Sommer macht. Der heiße
Hundsstern brennt.

Das Wasser und die Lufft uns reiche Beuten
gönnt.

Du/ Nymfe/ die du machst den Fisch im Netz’
erhangen:

schau/ daß das Netz der Lieb dich selbst nicht
nehm gefangen.

Der Falkner baitzen reutt/ stellt einem Reiger
nach.

Die Mäder machen Heu. Der Blumen Un-
gemach/

der Kräuter jeher Tod/ die scharfe Sense/
meyet.

Seht/ Schönheit fällt also dahin/ die uns er-
freuet.

[Spaltenumbruch]

Augustus.

DIe goldgegilbte Saat will eingeschnitten
seyn.

Die Aehre winkt der Ernd. Die Jungfer lacht
herein

vom Himmel/ siht/ und wünscht/ daß sie nicht
Jungfer wäre/

daß sie/ mit schwangrem Schoß/ gleichwie die
Erd/ gebähre.

Nun sezt die Sichel an: so frisst sie nicht der
Rost:

bindt Garben/ ladet auf/ führt ein die Kör-
ner-Kost/

und legt die Scheune voll. Hier lerne Dank
ein ieder:

vor Säck-voll/ gibt die Erd iezt ganze Fuder
wieder.

HerbstMonat.

DIe Himmels Wage wägt/ den Tag und
auch die Nacht/

mit gleichen Stunden ab/ und theilet ihre
Wacht.

Es gilt nunmehr dem Wald: das Feld ist schon
beraubet.

Der aufgejagte Hirsch dem falsche Laube glau-
bet/

flieht aus dem Rauch ins Feur. Der Herbst
besucht den Ast

des Baumes/ der sich beugt/ und schüttet ab
die Last.

Das Obst das geht zu Markt; und Meister
Menschenfresser

zieht mit: Nasch nicht zu viel/ hüt dich vor sei-
nem Messer.

WeinMonat.

DEr Traube wird gepresst/ und weinet süs-
sen Wein.

Das liebe Zährlein trieft/ schenkt süße Freu-
den ein.

So kommet iederzeit das Weinen/ vor dem
Lachen.

Du edles Rebenblut! du kanst uns lustig ma-
chen/

bist unsrer Sorgen Arzt. Ach! schenket dem
Silen/

dem nassen Bruder. ein! er möcht vor Durst
vergehn.

Eh er verdursten solt/ eh laß man ihn ersaufen
im Most: er lässt ihn fein zu Hals mit Maßen
laufen.

WinterMonat.

DEr lang-verschlossne Nord reisst Thür
und Riegel aus/

bricht los und überbläst der Erde weites Haus.
Der Wiesen Haar erstarrt. Der Baum nun
stäubt mit Laube.

Der Vogler wiederkomt mit einem reichen
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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [Lebenslauf, S. 16]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/226>, abgerufen am 05.12.2024.