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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] auf des Romulus zuruffen/ von den Römern überfallen und geraubet worden. Es ware alles gar actios gemacht/ jene in gewaltsamem Zwang/ diese in eifriger Gegenwehr/ eine andere in halber Flucht etc. mit so anmutigen Affecten/ daß es nicht ohne Ursach für das köstlichste Werk dieses Meisters erkannt worden.

7 Des Valentin Colombie, Ausbildung der fünf Sinnen. Das Siebende war/ durch Valentin von Colombie, einen Franzosen/ gebildet/ und praesentirte die fünf Sinne/ in einem Zimmer bey der Tafel/ in form einer freundlichen Conversation: Etliche aßen und tranken/ andere spielten im Schach/ Damm und Karten/ wiederum andere besahen die Münzen/ genoßen den Geruch der Blumen/ pfiffen auf Flöten/ schlugen die Lauten: Letzlich waren auch etliche/ die sich mit einander schlugen und raufeten. Es war alles fürtrefflich gemahlet. Dieses Stuck wurde aber mehr wegen des Wolmahlens und Colorirens/ als wegen der Invention und Zeichnung/ gerühmet.

8 Des Andrea Sacchy, die Göttliche Providenz. Das Achte/ brachte Andreas Sacchy, und war/ wie die Göttliche Fürsichtigkeit/ auf einem Majestätischen Stul/ zwischen vielen umstehenden himmlischen Frauenzimmer Göttlicher Tugenden gesessen: wobey die Tiefsinnigkeit und Zeichnung des Künstlers höher/ als das Colorit und Gemälde/ geachtet worden.

9 Des Cavalliers la Franc, Entblöste Calisto. In dem Neunten/ stellte Gioanni la Franc sonders löblich vor/ wie Diana in einem Bächlein/ so aus den Felsen quillet/ mit ihren Gespielen badet/ auch Calisto, in übermäßiger aufhebung der Kleider/ schwanger befunden/ und der fürwitzige Actaeon, wegen anschauung der entblösten Diana, zur Straffe/ in einen Hirschen verstellet worden. Ware alles naturäl gebildet/ als ob es lebhaft vor augen stünde.

10 Des Domenichin, Schieß-spiel der Diana.Domenichin, ein Bolognese, praesentirte zum Zehenden/ itztbesagte Waldgöttin Diana, wie sie verschiedenes Jagt-Gerähte/ als Köcher/ Pfeile/ Blashörner/ Schuhe und Bänder/ zum Preiß ihres angestellten Vogelschiessens/ den Nymphen/ die das bäste thun würden/ aufgesetzet: deren viele/ mit sonderem Eifer/ sich um den Vorzug befließen; theils kamen albereit von der Jagt/ und legten ihr Wildbrät und Geflügel zu der Ober-Jägermeisterin Diana Füßen; die übrige kühlten sich in einer stillstehenden frischen Quelle/ woraus auch die hitzige Windhunde ihren Durst lescheten. Ein Werk/ an Vernunft/ Nachsinnlichkeit/ Zeichnung und Colorit allerdings trefflich/ und darum allen vorigen/ wonicht vorzuziehen/ doch zur wette entgegen zu setzen.

11 Nicola Pousin, ein Pesthaus: wird mit 1000 Cronen bezahltNicolaus Pousin, ein Franzos/ brachte zum Eilften etwas neues aus dem Alten Testament/ wie nämlich Gott die Leute mit der Pest und Mäuse Mänge gezüchtiget/ daß viele todt/ andere matt und krank/ darnieder lagen/ die übrigen aber gelabt und getröstet/ auch von den Medicis aufgericht und geheilet wurden. Ware nicht minder künstlich/ als affectuos: massen es nachgehends zu Rom für 1000 Cronen geschätzet/ angenommen und bezahlt worden.

12 Des Herrn von Sandrart Stuck/ wie Seneca zu sterben kommet. Diesen künstlichen Bilder-Pracht/ oder gemahlten Processions-apparat, beschloße das hochgepriesene [Spaltenumbruch] Stuck unsers Herrn von Sandrart. Dieser hatte Lucii Annaei Senecae, Käys. Neronis gewesenen Lehrmeisters/ jämmerlichen Tod in einem Nachtstuck ausgebildet: wie nämlich/ auf Befehl des Wütrichs/ ein Hauptmann mit seinen Knechten/ dem Seneca die Adern eröffnen lassen/ und ihn also frisch und gesund/ durch entziehung des Geblüts/ dem Tod überlifert. Da saße nun dieser halbverbliechener ganz unerschrockener Weltweißer/ in einem zugerichteten Wasserbade/ halb nackend/ und seiner höchst-bestürzten Paulinae, auch andern umstehenden Befreundten/ tröstlich zusprechend/ daß sie seinen Hintritt nicht allzuviel betauren solten: welche seine Letz-Reden seine Discipel, Philo und Demetrius, in Schreibtaflen emsig einzeichneten. Hiebey stunde ein Zunftknecht/ mit einer hell-leuchtenden Fackel oder Windliecht: dessen Widerschein/ die sowol auf dem nackendenden alten Seneca, als auf die Kleider/ Harnisch und Waffen der Herumstehenden/ gespritzte Blutstropfen/ so eigentlich licht-schimmeren machte/ als ob es natürliches Blut gewesen wäre: die Zeichnung/ Invention, Austheilung/ Stellung und Colorit ware fürtrefflich und perfect, also daß jeder/ so dieser umstehenden Paulinae, Demetrii und Philonis, auch der anderen/ ihre Gebärden betrachtet/ gleich zu einem wehmütigen Mitleiden/ wie auch zu rechtmäßigem Widerwillen und Zorn gegen dem undankbaren Nero, bewegt wurde.

Durch dieses meisterhafte Werk/ ward Er gleich auf einmal/ in ganz Rom dermassen berühmet und belobet/ daß alle Kunstverständige seine Werke Marchese Justiniano nennet Herrn von Sandrart zu sich: der mahlet daselbst das Contrafat des Cavalliers Raggio zu Pferd in Lebensgröße: wird dadurch P. Urbano VIII recommendirt. hoch hielten. Es wurde auch hierdurch der Marchese, Vincenzo Justiniano bewogen/ ihn/ als einen der fürtrefflichsten Künstlere/ in seinen Palast aufzunehmen: der ihn auch/ bis zu seinem Abscheiden aus Rom/ bey sich behalten. Bey diesem Prinzen hat Er/ unter andern Contrafäten/ den Cavallier Raggio von Genoua, auf einem sehr schönen und hochtrabenden weißen Pferd/ in Lebensgröße gemahlt: welches dem Cardinal dieses Namens also beliebet/ daß er unsern Künstler dem Papst Urbano VIII, mit vorweisung dieses Stucks/ sonders recommendirt: wornach Er von Ihr. Heiligkeit viel und unterschiedliche mal/ zu höchstem Contento, gegen reichlicher belohnung/ gebraucht worden.

Einsmals wurde/ durch betrachtung dieses köstlichen Ritter-Bildes/ auch ein gewißer fremder Cavallier bewogen/ bey dem Herrn von Sandrart Eines Cavalliers kurzweiliges Gemähl-zumuhten. zu zusprechen/ und ihn zu bitten/ daß Er ihm sein Contrafät mit dieser Begebenheit machen wolte: Nämlich wie er/ in gewöhnlicher Grandezza, ganz sittsam bey einer Edlen schönen Dame Haus vorbey passiret/ die sich/ als sie ihn von ferne am Fenster erblickt/ zurucke gezogen/ doch also/ daß sie ihme/ nach seinem vorbey Gang/ wieder nachgesehen/ und auf sein wiederholtes höfliches Compliment gedankt. Weil er nun/ alle angeführte Ceremonien/ in das einige Contrafät gebracht haben wolte/ schickte ihn H. von Sandrart zu seinem guten Freund dem Bambotio, mit vermelden/ daß keiner bässer/ als dieser/ die Bestien nach dem Leben contrafeyen könne.

[Spaltenumbruch] auf des Romulus zuruffen/ von den Römern überfallen und geraubet worden. Es ware alles gar actios gemacht/ jene in gewaltsamem Zwang/ diese in eifriger Gegenwehr/ eine andere in halber Flucht etc. mit so anmutigen Affecten/ daß es nicht ohne Ursach für das köstlichste Werk dieses Meisters erkannt worden.

7 Des Valentin Colombie, Ausbildung der fünf Sinnen. Das Siebende war/ durch Valentin von Colombie, einen Franzosen/ gebildet/ und praesentirte die fünf Sinne/ in einem Zimmer bey der Tafel/ in form einer freundlichen Conversation: Etliche aßen und tranken/ andere spielten im Schach/ Damm und Karten/ wiederum andere besahen die Münzen/ genoßen den Geruch der Blumen/ pfiffen auf Flöten/ schlugen die Lauten: Letzlich waren auch etliche/ die sich mit einander schlugen und raufeten. Es war alles fürtrefflich gemahlet. Dieses Stuck wurde aber mehr wegen des Wolmahlens und Colorirens/ als wegen der Invention und Zeichnung/ gerühmet.

8 Des Andrea Sacchy, die Göttliche Providenz. Das Achte/ brachte Andreas Sacchy, und war/ wie die Göttliche Fürsichtigkeit/ auf einem Majestätischen Stul/ zwischen vielen umstehenden himmlischen Frauenzimmer Göttlicher Tugenden gesessen: wobey die Tiefsinnigkeit und Zeichnung des Künstlers höher/ als das Colorit und Gemälde/ geachtet worden.

9 Des Cavalliers la Franc, Entblöste Calisto. In dem Neunten/ stellte Gioanni la Franc sonders löblich vor/ wie Diana in einem Bächlein/ so aus den Felsen quillet/ mit ihren Gespielen badet/ auch Calisto, in übermäßiger aufhebung der Kleider/ schwanger befunden/ und der fürwitzige Actaeon, wegen anschauung der entblösten Diana, zur Straffe/ in einen Hirschen verstellet worden. Ware alles naturäl gebildet/ als ob es lebhaft vor augen stünde.

10 Des Domenichin, Schieß-spiel der Diana.Domenichin, ein Bolognese, praesentirte zum Zehenden/ itztbesagte Waldgöttin Diana, wie sie verschiedenes Jagt-Gerähte/ als Köcher/ Pfeile/ Blashörner/ Schuhe und Bänder/ zum Preiß ihres angestellten Vogelschiessens/ den Nymphen/ die das bäste thun würden/ aufgesetzet: deren viele/ mit sonderem Eifer/ sich um den Vorzug befließen; theils kamen albereit von der Jagt/ und legten ihr Wildbrät und Geflügel zu der Ober-Jägermeisterin Diana Füßen; die übrige kühlten sich in einer stillstehenden frischen Quelle/ woraus auch die hitzige Windhunde ihren Durst lescheten. Ein Werk/ an Vernunft/ Nachsinnlichkeit/ Zeichnung und Colorit allerdings trefflich/ und darum allen vorigen/ wonicht vorzuziehen/ doch zur wette entgegen zu setzen.

11 Nicola Pousin, ein Pesthaus: wird mit 1000 Cronen bezahltNicolaus Pousin, ein Franzos/ brachte zum Eilften etwas neues aus dem Alten Testament/ wie nämlich Gott die Leute mit der Pest und Mäuse Mänge gezüchtiget/ daß viele todt/ andere matt und krank/ darnieder lagen/ die übrigen aber gelabt und getröstet/ auch von den Medicis aufgericht und geheilet wurden. Ware nicht minder künstlich/ als affectuos: massen es nachgehends zu Rom für 1000 Cronen geschätzet/ angenommen und bezahlt worden.

12 Des Herrn von Sandrart Stuck/ wie Seneca zu sterben kommet. Diesen künstlichen Bilder-Pracht/ oder gemahlten Processions-apparat, beschloße das hochgepriesene [Spaltenumbruch] Stuck unsers Herrn von Sandrart. Dieser hatte Lucii Annaei Senecae, Käys. Neronis gewesenen Lehrmeisters/ jämmerlichen Tod in einem Nachtstuck ausgebildet: wie nämlich/ auf Befehl des Wütrichs/ ein Hauptmann mit seinen Knechten/ dem Seneca die Adern eröffnen lassen/ und ihn also frisch und gesund/ durch entziehung des Geblüts/ dem Tod überlifert. Da saße nun dieser halbverbliechener ganz unerschrockener Weltweißer/ in einem zugerichteten Wasserbade/ halb nackend/ und seiner höchst-bestürzten Paulinae, auch andern umstehenden Befreundten/ tröstlich zusprechend/ daß sie seinen Hintritt nicht allzuviel betauren solten: welche seine Letz-Reden seine Discipel, Philo und Demetrius, in Schreibtaflen emsig einzeichneten. Hiebey stunde ein Zunftknecht/ mit einer hell-leuchtenden Fackel oder Windliecht: dessen Widerschein/ die sowol auf dem nackendenden alten Seneca, als auf die Kleider/ Harnisch und Waffen der Herumstehenden/ gespritzte Blutstropfen/ so eigentlich licht-schimmeren machte/ als ob es natürliches Blut gewesen wäre: die Zeichnung/ Invention, Austheilung/ Stellung und Colorit ware fürtrefflich und perfect, also daß jeder/ so dieser umstehenden Paulinae, Demetrii und Philonis, auch der anderen/ ihre Gebärden betrachtet/ gleich zu einem wehmütigen Mitleiden/ wie auch zu rechtmäßigem Widerwillen und Zorn gegen dem undankbaren Nero, bewegt wurde.

Durch dieses meisterhafte Werk/ ward Er gleich auf einmal/ in ganz Rom dermassen berühmet und belobet/ daß alle Kunstverständige seine Werke Marchese Justiniano nennet Herrn von Sandrart zu sich: der mahlet daselbst das Contrafat des Cavalliers Raggio zu Pferd in Lebensgröße: wird dadurch P. Urbano VIII recommendirt. hoch hielten. Es wurde auch hierdurch der Marchese, Vincenzo Justiniano bewogen/ ihn/ als einen der fürtrefflichsten Künstlere/ in seinen Palast aufzunehmen: der ihn auch/ bis zu seinem Abscheiden aus Rom/ bey sich behalten. Bey diesem Prinzen hat Er/ unter andern Contrafäten/ den Cavallier Raggio von Genoua, auf einem sehr schönen und hochtrabenden weißen Pferd/ in Lebensgröße gemahlt: welches dem Cardinal dieses Namens also beliebet/ daß er unsern Künstler dem Papst Urbano VIII, mit vorweisung dieses Stucks/ sonders recommendirt: wornach Er von Ihr. Heiligkeit viel und unterschiedliche mal/ zu höchstem Contento, gegen reichlicher belohnung/ gebraucht worden.

Einsmals wurde/ durch betrachtung dieses köstlichen Ritter-Bildes/ auch ein gewißer fremder Cavallier bewogen/ bey dem Herrn von Sandrart Eines Cavalliers kurzweiliges Gemähl-zumuhten. zu zusprechen/ und ihn zu bitten/ daß Er ihm sein Contrafät mit dieser Begebenheit machen wolte: Nämlich wie er/ in gewöhnlicher Grandezza, ganz sittsam bey einer Edlen schönen Dame Haus vorbey passiret/ die sich/ als sie ihn von ferne am Fenster erblickt/ zurucke gezogen/ doch also/ daß sie ihme/ nach seinem vorbey Gang/ wieder nachgesehen/ und auf sein wiederholtes höfliches Compliment gedankt. Weil er nun/ alle angeführte Ceremonien/ in das einige Contrafät gebracht haben wolte/ schickte ihn H. von Sandrart zu seinem guten Freund dem Bambotio, mit vermelden/ daß keiner bässer/ als dieser/ die Bestien nach dem Leben contrafeyen könne.

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        <p xml:id="p628.7">Durch dieses meisterhafte Werk/ ward Er gleich auf einmal/ in ganz <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> dermassen berühmet und belobet/ daß alle Kunstverständige seine Werke <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5 http://d-nb.info/gnd/120168081 http://viaf.org/viaf/94752157">Marchese Justiniano</persName></hi> nennet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4 http://d-nb.info/gnd/118794396 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014974 http://viaf.org/viaf/66562250">Herrn von Sandrart</persName> zu sich: der mahlet daselbst <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-154">das Contrafat des Cavalliers <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1595">Raggio</persName></hi> zu Pferd in Lebensgröße</name>: wird dadurch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2 http://d-nb.info/gnd/118625586 http://viaf.org/viaf/96062867">P. <hi rendition="#aq">Urbano VIII</hi></persName> <hi rendition="#aq">recommendirt</hi>.</note> hoch hielten. Es wurde auch hierdurch der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5 http://d-nb.info/gnd/120168081 http://viaf.org/viaf/94752157">Marchese, Vincenzo Justiniano</persName></hi> bewogen/ ihn/ als einen der fürtrefflichsten Künstlere/ in seinen <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2032"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-328">Palast</placeName></name> aufzunehmen: der ihn auch/ bis zu seinem Abscheiden aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ bey sich behalten. Bey diesem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5 http://d-nb.info/gnd/120168081 http://viaf.org/viaf/94752157">Prinzen</persName> hat Er/ unter andern Contrafäten/ den <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-154">Cavallier <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1595"><hi rendition="#aq">Raggio</hi> von <hi rendition="#aq">Genoua</hi></persName>, auf einem sehr schönen und hochtrabenden weißen Pferd/ in Lebensgröße</name> gemahlt: welches dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Cardinal</persName> dieses Namens also beliebet/ daß er unsern Künstler dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2 http://d-nb.info/gnd/118625586 http://viaf.org/viaf/96062867">Papst <hi rendition="#aq">Urbano VIII</hi></persName>, mit vorweisung dieses Stucks/ sonders <hi rendition="#aq">recommendirt</hi>: wornach Er von Ihr. Heiligkeit viel und unterschiedliche mal/ zu höchstem <hi rendition="#aq">Contento,</hi> gegen reichlicher belohnung/ gebraucht worden.</p>
        <p xml:id="p628.8">Einsmals wurde/ durch betrachtung dieses köstlichen Ritter-Bildes/ auch ein gewißer fremder Cavallier bewogen/ bey dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4 http://d-nb.info/gnd/118794396 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014974 http://viaf.org/viaf/66562250">Herrn von Sandrart</persName> <note place="right">Eines Cavalliers kurzweiliges Gemähl-zumuhten.</note> zu zusprechen/ und ihn zu bitten/ daß Er ihm <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-155">sein Contrafät mit dieser Begebenheit machen wolte: Nämlich wie er/ in gewöhnlicher <hi rendition="#aq">Grandezza,</hi> ganz sittsam bey einer Edlen schönen Dame Haus vorbey passiret/ die sich/ als sie ihn von ferne am Fenster erblickt/ zurucke gezogen/ doch also/ daß sie ihme/ nach seinem vorbey Gang/ wieder nachgesehen/ und auf sein wiederholtes höfliches <hi rendition="#aq">Compliment</hi> gedankt.</name> Weil er nun/ alle angeführte Ceremonien/ in das einige Contrafät gebracht haben wolte/ schickte ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4 http://d-nb.info/gnd/118794396 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014974 http://viaf.org/viaf/66562250">H. von Sandrart</persName> zu seinem guten Freund dem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-86 http://d-nb.info/gnd/118778420 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500007565">Bambotio</persName>,</hi> mit vermelden/ daß keiner bässer/ als dieser/ die <hi rendition="#aq">Bestien</hi> nach dem Leben contrafeyen könne.</p>
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[[Lebenslauf, S. 10]/0220] auf des Romulus zuruffen/ von den Römern überfallen und geraubet worden. Es ware alles gar actios gemacht/ jene in gewaltsamem Zwang/ diese in eifriger Gegenwehr/ eine andere in halber Flucht etc. mit so anmutigen Affecten/ daß es nicht ohne Ursach für das köstlichste Werk dieses Meisters erkannt worden. Das Siebende war/ durch Valentin von Colombie, einen Franzosen/ gebildet/ und praesentirte die fünf Sinne/ in einem Zimmer bey der Tafel/ in form einer freundlichen Conversation: Etliche aßen und tranken/ andere spielten im Schach/ Damm und Karten/ wiederum andere besahen die Münzen/ genoßen den Geruch der Blumen/ pfiffen auf Flöten/ schlugen die Lauten: Letzlich waren auch etliche/ die sich mit einander schlugen und raufeten. Es war alles fürtrefflich gemahlet. Dieses Stuck wurde aber mehr wegen des Wolmahlens und Colorirens/ als wegen der Invention und Zeichnung/ gerühmet. 7 Des Valentin Colombie, Ausbildung der fünf Sinnen. Das Achte/ brachte Andreas Sacchy, und war/ wie die Göttliche Fürsichtigkeit/ auf einem Majestätischen Stul/ zwischen vielen umstehenden himmlischen Frauenzimmer Göttlicher Tugenden gesessen: wobey die Tiefsinnigkeit und Zeichnung des Künstlers höher/ als das Colorit und Gemälde/ geachtet worden. 8 Des Andrea Sacchy, die Göttliche Providenz. In dem Neunten/ stellte Gioanni la Franc sonders löblich vor/ wie Diana in einem Bächlein/ so aus den Felsen quillet/ mit ihren Gespielen badet/ auch Calisto, in übermäßiger aufhebung der Kleider/ schwanger befunden/ und der fürwitzige Actaeon, wegen anschauung der entblösten Diana, zur Straffe/ in einen Hirschen verstellet worden. Ware alles naturäl gebildet/ als ob es lebhaft vor augen stünde. 9 Des Cavalliers la Franc, Entblöste Calisto. Domenichin, ein Bolognese, praesentirte zum Zehenden/ itztbesagte Waldgöttin Diana, wie sie verschiedenes Jagt-Gerähte/ als Köcher/ Pfeile/ Blashörner/ Schuhe und Bänder/ zum Preiß ihres angestellten Vogelschiessens/ den Nymphen/ die das bäste thun würden/ aufgesetzet: deren viele/ mit sonderem Eifer/ sich um den Vorzug befließen; theils kamen albereit von der Jagt/ und legten ihr Wildbrät und Geflügel zu der Ober-Jägermeisterin Diana Füßen; die übrige kühlten sich in einer stillstehenden frischen Quelle/ woraus auch die hitzige Windhunde ihren Durst lescheten. Ein Werk/ an Vernunft/ Nachsinnlichkeit/ Zeichnung und Colorit allerdings trefflich/ und darum allen vorigen/ wonicht vorzuziehen/ doch zur wette entgegen zu setzen. 10 Des Domenichin, Schieß-spiel der Diana. Nicolaus Pousin, ein Franzos/ brachte zum Eilften etwas neues aus dem Alten Testament/ wie nämlich Gott die Leute mit der Pest und Mäuse Mänge gezüchtiget/ daß viele todt/ andere matt und krank/ darnieder lagen/ die übrigen aber gelabt und getröstet/ auch von den Medicis aufgericht und geheilet wurden. Ware nicht minder künstlich/ als affectuos: massen es nachgehends zu Rom für 1000 Cronen geschätzet/ angenommen und bezahlt worden. 11 Nicola Pousin, ein Pesthaus: wird mit 1000 Cronen bezahlt Diesen künstlichen Bilder-Pracht/ oder gemahlten Processions-apparat, beschloße das hochgepriesene Stuck unsers Herrn von Sandrart. Dieser hatte Lucii Annaei Senecae, Käys. Neronis gewesenen Lehrmeisters/ jämmerlichen Tod in einem Nachtstuck ausgebildet: wie nämlich/ auf Befehl des Wütrichs/ ein Hauptmann mit seinen Knechten/ dem Seneca die Adern eröffnen lassen/ und ihn also frisch und gesund/ durch entziehung des Geblüts/ dem Tod überlifert. Da saße nun dieser halbverbliechener ganz unerschrockener Weltweißer/ in einem zugerichteten Wasserbade/ halb nackend/ und seiner höchst-bestürzten Paulinae, auch andern umstehenden Befreundten/ tröstlich zusprechend/ daß sie seinen Hintritt nicht allzuviel betauren solten: welche seine Letz-Reden seine Discipel, Philo und Demetrius, in Schreibtaflen emsig einzeichneten. Hiebey stunde ein Zunftknecht/ mit einer hell-leuchtenden Fackel oder Windliecht: dessen Widerschein/ die sowol auf dem nackendenden alten Seneca, als auf die Kleider/ Harnisch und Waffen der Herumstehenden/ gespritzte Blutstropfen/ so eigentlich licht-schimmeren machte/ als ob es natürliches Blut gewesen wäre: die Zeichnung/ Invention, Austheilung/ Stellung und Colorit ware fürtrefflich und perfect, also daß jeder/ so dieser umstehenden Paulinae, Demetrii und Philonis, auch der anderen/ ihre Gebärden betrachtet/ gleich zu einem wehmütigen Mitleiden/ wie auch zu rechtmäßigem Widerwillen und Zorn gegen dem undankbaren Nero, bewegt wurde. 12 Des Herrn von Sandrart Stuck/ wie Seneca zu sterben kommet. Durch dieses meisterhafte Werk/ ward Er gleich auf einmal/ in ganz Rom dermassen berühmet und belobet/ daß alle Kunstverständige seine Werke hoch hielten. Es wurde auch hierdurch der Marchese, Vincenzo Justiniano bewogen/ ihn/ als einen der fürtrefflichsten Künstlere/ in seinen Palast aufzunehmen: der ihn auch/ bis zu seinem Abscheiden aus Rom/ bey sich behalten. Bey diesem Prinzen hat Er/ unter andern Contrafäten/ den Cavallier Raggio von Genoua, auf einem sehr schönen und hochtrabenden weißen Pferd/ in Lebensgröße gemahlt: welches dem Cardinal dieses Namens also beliebet/ daß er unsern Künstler dem Papst Urbano VIII, mit vorweisung dieses Stucks/ sonders recommendirt: wornach Er von Ihr. Heiligkeit viel und unterschiedliche mal/ zu höchstem Contento, gegen reichlicher belohnung/ gebraucht worden. Marchese Justiniano nennet Herrn von Sandrart zu sich: der mahlet daselbst das Contrafat des Cavalliers Raggio zu Pferd in Lebensgröße: wird dadurch P. Urbano VIII recommendirt. Einsmals wurde/ durch betrachtung dieses köstlichen Ritter-Bildes/ auch ein gewißer fremder Cavallier bewogen/ bey dem Herrn von Sandrart zu zusprechen/ und ihn zu bitten/ daß Er ihm sein Contrafät mit dieser Begebenheit machen wolte: Nämlich wie er/ in gewöhnlicher Grandezza, ganz sittsam bey einer Edlen schönen Dame Haus vorbey passiret/ die sich/ als sie ihn von ferne am Fenster erblickt/ zurucke gezogen/ doch also/ daß sie ihme/ nach seinem vorbey Gang/ wieder nachgesehen/ und auf sein wiederholtes höfliches Compliment gedankt. Weil er nun/ alle angeführte Ceremonien/ in das einige Contrafät gebracht haben wolte/ schickte ihn H. von Sandrart zu seinem guten Freund dem Bambotio, mit vermelden/ daß keiner bässer/ als dieser/ die Bestien nach dem Leben contrafeyen könne. Eines Cavalliers kurzweiliges Gemähl-zumuhten.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [Lebenslauf, S. 10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/220>, abgerufen am 22.05.2024.