Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

VIII. Georg Pfründt/ Bildhauer Ingenieur und Baumeister.GEorg Pfründt ist gebohren in Flachslanden/ einem Dorf nahend Winsheim in Franken gelegen/ im Jahr 1603. Sein Vatter war des Orts ein Zimmermeister/ als aber ein Edelmann daselbst/ so einer von Crailsheim gewesen/ einen sonderlichen ungemeinen Geist in dem Knaben vermerket/ hat er ihn nacher Nürnberg geschickt/ und alldar bey dem Kunstverständigen Haffner und Possirer N. Vesten/ das Possiren/ und nachmals auch das Bildhauen lernen lassen/ gestalten er auch/ meines Wißens/ ermeldtem Edelmann unterschiedliche Werke und Begräbnus-monumenten verfärtiget. Ferner ist er zu den Herrn Teutschen-Meister/ so einer von Stadien war/ nacher Mergentheim kommen/ sich in allerley Künsten und Wißenschaften/ sonderlich der Architectur- und Ingenier-Kunst/ (welche er nachmals bey dem berühmten Ingenieur Carl Friderich Reichen/ noch mehrers ausgeübet) zu exerciren. Bey folgender eingerißner Kriegs-Unruhe hat er sich unter Herzog Bernhard Wird Herzog Bernhards Feld-Ingenieur. von Weinmar u. Armee in Kriegs-Dienste begeben/ und auf 2. oder 3. Pferde Bestallung gehabt/ hernacher aber ist er in der Nördlinger-Schlacht und Niderlag der Schwedischen gefangen/ jedoch über einige Zeit/ nach vielen erlittnen Elend und Todes-Gefahr/ wieder ledig gelaßen worden/ und zu seinem vormaligen Herrn/ Herzog Bernharden kommen/ auch demselben in wärender Belägerung Breysach gedienet/ und sonderlich lieb und angenehm gewesen.

Auf solches ist er in Straßburg tödtlich erkrankt/ und alldar etliche Stunden vor todt gelegen und gehalten worden/ auch sonst eine lange Zeit ligerhaft geblieben/ hat aber hernach sich bey wieder erlangter Gesundheit/ verheuratet/ und nacher Reiset weit herum. Paris begeben/ alldar erstlich mit Roßarzneyen/ darauf mit künstlichen Possiren in Wachs sich bekannt gemacht/ woselbst er des berühmten Varini Lieblichkeit/ so wol in Stahlschneiden/ als Possiren sich beflißen/ ist endlich wieder in Teutschland nacher Nürnberg/ bey wärendem Friedens-Executions-Convent, kommen/ allda hat er sich/ nach Verfärtigung vieler schöner Arbeit/ auch Absterben seines Weibs/ nacher Regenspurg zu den Reichstag/ und erfolgender Krönung begeben. Nach dessen Endung aber wieder nacher Nürnberg/ und folgends nacher Winsheim kommen/ alldar sein anders Weib (mit deren er etliche Töchter/ mit der ersten aber auch unterschiedliche Kinder/ wovon noch 2. Töchter/ dern eine Anna Maria/ so zu Paris gebohren/ und in der Possir-Kunst sonderlich berühmt ist/ im Leben/ erzeuget) bürtig gewesen/ hat sich folgends auf Erforderung/ nacher Saltzburg/ zu den Erz-Bischoff/ ferners nacher Stutgard zu Herzogen von Würtenberg/ von dar nach Chur-Pfalz/ und endlich zu. den Marggrafen von Baden Durlach begeben/ und allenthalben zu Fürstlichen medaglien/ darinnen er perfect war/ schöne Münzstöcke und Druckwerke/ auch andere schöne Sachen Stirbt zu Durlach. verfärtiget/ zu ermeldten Durlach aber an der Waßersucht/ so an einem Schenkel endlich aufgebrochen/ im Jahr 1663. verstorben. Ein Mann in dem Himmel und die Natur gleichsam alles Vermögen ausgeschüttet. Denn er in allen[Spaltenumbruch] Philosophischen/ Metaphysischen/ Chymischen/ Medicinischen und dergleichen Wißenschaften/ große Erfahrung gehabt. Eben wie er sich auch in Mechanischen und andern Künsten/ so die Hand erfordern/ als Zeichnen/ Mahlen/ Gradiren/ Bildhauen/ Stahlschneiden/ Possiren/ Formschneiden und andern/ sich absonderlich sehen laßen. Daher einer/ nach seinem Tod/ folgende Verse gesetzet:

Ehrenverse. Es verbleibt der theure Mann/ deßen geisti-
ger Verstand/

Unsrer Zeiten Wunder war/ deßen Kunst-
erfahrne Hand

Ihres gleichen fande nicht: mit stets grünen
Ruhm bekannt.

ES ist die Kunst Edelgesteine/ und unter denselben das Crystall/ welches wegen seiner hellen durchscheinenden Klarheit/ und der groß-befindlichen Stücke/ zu allerhand Gefäßen das tauglichste Corpus ist/ auszuarbeiten und zu schneiden/ von den ältesten Zeiten her bekannt und in Achtung gewesen/ Alte Edelgestein-schneider. und ist vor den ersten Erfinder/ Vermög heiliger Schrift unfehlbaren Zeugnus/ Erod. C. 35. Bezaleel, den GOtt hierzu mit weisen Geist erfüllet/ billich zu halten. Folgender Zeiten wird des berühmten Philosophi Pythagorae Vatter/ Mnesarchus, als ein künstlicher Edelgesteinschneider belobt/ wie auch seiner Landsleute Theodori und Teledei, Gebrüder aus der Insul Samos, dern der erste des Policratis bekandten Signet-Smaragd solle geschnitten haben/ mit Ruhm gedacht. Unter der Regierung Alexandri Magni, hat in dieser Kunst Pyrgoteles dermassen excellirt/ daß auch besagter Welt-Monarch/ durch ein öffentliches Edict, es solte kein anderer als selbiger sein Bildnis in Edelgestein schneiden/ gebieten laßen. Nach selbigen seynd Apollonides und Cromius insonderheit berühmt/ auch dern Kunstwerke noch zu finden. In des Römischen Reichs höchstem Flor wird unter andern vielen dergleichen Künstlern/ welche die Edelgesteine so wol erhoben/ als auch einwarts mit Figuren ausgebreitet und geschnitten/ Bioscorides absonderlich benahmet/ der des Käysers Augusti Bildnus in Edelgestein dergestalt künstlich ausgefärtiget/ daß auch die nachgefolgte Käyser sich deßen zu ihren Signiren gebraucht haben. So hat auch Valerius , deßen Kunst-Arbeit annoch zu sehen/ hierinn sonderlichen Ruhm erworben.

Crystalline Trinkgeschirr. Der Crystallinen Trinkgeschirre/ und was maßen selbige/ bey denen so Griechisch- als Römisch- und anderer Nationen Monarchen und hohen Stands-Personen/ in prächtigem Gebrauch und köstlichem Wehrt/ gehalten worden/ gedenken unterschiedliche alte Philosophi, Historici und Poeten/ deren vielfältige mentiones allhier anzuziehen zu lang fallen solte.

Gleiche Bewandnus hat es mit dem Glas/ welches/ wie es durch ungefähre Erfindung/ als ein nachahmendes Ebenbild/ des natürlich-gewachsenen Crystalles/ erstlich bey den Phoeniciern herfür kommen/ also hernacher/ durch die Künstlere/ gleich dem Crystall und Edelgesteinen/ mit dem Schneiden/

[Spaltenumbruch]

VIII. Georg Pfründt/ Bildhauer Ingenieur und Baumeister.GEorg Pfründt ist gebohren in Flachslanden/ einem Dorf nahend Winsheim in Franken gelegen/ im Jahr 1603. Sein Vatter war des Orts ein Zimmermeister/ als aber ein Edelmann daselbst/ so einer von Crailsheim gewesen/ einen sonderlichen ungemeinen Geist in dem Knaben vermerket/ hat er ihn nacher Nürnberg geschickt/ und alldar bey dem Kunstverständigen Haffner und Possirer N. Vesten/ das Possiren/ und nachmals auch das Bildhauen lernen lassen/ gestalten er auch/ meines Wißens/ ermeldtem Edelmann unterschiedliche Werke und Begräbnus-monumenten verfärtiget. Ferner ist er zu den Herrn Teutschen-Meister/ so einer von Stadien war/ nacher Mergentheim kommen/ sich in allerley Künsten und Wißenschaften/ sonderlich der Architectur- und Ingenier-Kunst/ (welche er nachmals bey dem berühmten Ingenieur Carl Friderich Reichen/ noch mehrers ausgeübet) zu exerciren. Bey folgender eingerißner Kriegs-Unruhe hat er sich unter Herzog Bernhard Wird Herzog Bernhards Feld-Ingenieur. von Weinmar u. Armee in Kriegs-Dienste begeben/ und auf 2. oder 3. Pferde Bestallung gehabt/ hernacher aber ist er in der Nördlinger-Schlacht und Niderlag der Schwedischen gefangen/ jedoch über einige Zeit/ nach vielen erlittnen Elend und Todes-Gefahr/ wieder ledig gelaßen worden/ und zu seinem vormaligen Herrn/ Herzog Bernharden kommen/ auch demselben in wärender Belägerung Breysach gedienet/ und sonderlich lieb und angenehm gewesen.

Auf solches ist er in Straßburg tödtlich erkrankt/ und alldar etliche Stunden vor todt gelegen und gehalten worden/ auch sonst eine lange Zeit ligerhaft geblieben/ hat aber hernach sich bey wieder erlangter Gesundheit/ verheuratet/ und nacher Reiset weit herum. Paris begeben/ alldar erstlich mit Roßarzneyen/ darauf mit künstlichen Possiren in Wachs sich bekannt gemacht/ woselbst er des berühmten Varini Lieblichkeit/ so wol in Stahlschneiden/ als Possiren sich beflißen/ ist endlich wieder in Teutschland nacher Nürnberg/ bey wärendem Friedens-Executions-Convent, kommen/ allda hat er sich/ nach Verfärtigung vieler schöner Arbeit/ auch Absterben seines Weibs/ nacher Regenspurg zu den Reichstag/ und erfolgender Krönung begeben. Nach dessen Endung aber wieder nacher Nürnberg/ und folgends nacher Winsheim kommen/ alldar sein anders Weib (mit deren er etliche Töchter/ mit der ersten aber auch unterschiedliche Kinder/ wovon noch 2. Töchter/ dern eine Anna Maria/ so zu Paris gebohren/ und in der Possir-Kunst sonderlich berühmt ist/ im Leben/ erzeuget) bürtig gewesen/ hat sich folgends auf Erforderung/ nacher Saltzburg/ zu den Erz-Bischoff/ ferners nacher Stutgard zu Herzogen von Würtenberg/ von dar nach Chur-Pfalz/ und endlich zu. den Marggrafen von Baden Durlach begeben/ und allenthalben zu Fürstlichen medaglien/ darinnen er perfect war/ schöne Münzstöcke und Druckwerke/ auch andere schöne Sachen Stirbt zu Durlach. verfärtiget/ zu ermeldten Durlach aber an der Waßersucht/ so an einem Schenkel endlich aufgebrochen/ im Jahr 1663. verstorben. Ein Mann in dem Himmel und die Natur gleichsam alles Vermögen ausgeschüttet. Denn er in allen[Spaltenumbruch] Philosophischen/ Metaphysischen/ Chymischen/ Medicinischen und dergleichen Wißenschaften/ große Erfahrung gehabt. Eben wie er sich auch in Mechanischen und andern Künsten/ so die Hand erfordern/ als Zeichnen/ Mahlen/ Gradiren/ Bildhauen/ Stahlschneiden/ Possiren/ Formschneiden und andern/ sich absonderlich sehen laßen. Daher einer/ nach seinem Tod/ folgende Verse gesetzet:

Ehrenverse. Es verbleibt der theure Mann/ deßen geisti-
ger Verstand/

Unsrer Zeiten Wunder war/ deßen Kunst-
erfahrne Hand

Ihres gleichen fande nicht: mit stets grünen
Ruhm bekannt.

ES ist die Kunst Edelgesteine/ und unter denselben das Crystall/ welches wegen seiner hellen durchscheinenden Klarheit/ und der groß-befindlichen Stücke/ zu allerhand Gefäßen das tauglichste Corpus ist/ auszuarbeiten und zu schneiden/ von den ältesten Zeiten her bekannt und in Achtung gewesen/ Alte Edelgestein-schneider. und ist vor den ersten Erfinder/ Vermög heiliger Schrift unfehlbaren Zeugnus/ Erod. C. 35. Bezaleel, den GOtt hierzu mit weisen Geist erfüllet/ billich zu halten. Folgender Zeiten wird des berühmten Philosophi Pythagorae Vatter/ Mnesarchus, als ein künstlicher Edelgesteinschneider belobt/ wie auch seiner Landsleute Theodori und Teledei, Gebrüder aus der Insul Samos, dern der erste des Policratis bekandten Signet-Smaragd solle geschnitten haben/ mit Ruhm gedacht. Unter der Regierung Alexandri Magni, hat in dieser Kunst Pyrgoteles dermassen excellirt/ daß auch besagter Welt-Monarch/ durch ein öffentliches Edict, es solte kein anderer als selbiger sein Bildnis in Edelgestein schneiden/ gebieten laßen. Nach selbigen seynd Apollonides und Cromius insonderheit berühmt/ auch dern Kunstwerke noch zu finden. In des Römischen Reichs höchstem Flor wird unter andern vielen dergleichen Künstlern/ welche die Edelgesteine so wol erhoben/ als auch einwarts mit Figuren ausgebreitet und geschnitten/ Bioscorides absonderlich benahmet/ der des Käysers Augusti Bildnus in Edelgestein dergestalt künstlich ausgefärtiget/ daß auch die nachgefolgte Käyser sich deßen zu ihren Signiren gebraucht haben. So hat auch Valerius , deßen Kunst-Arbeit annoch zu sehen/ hierinn sonderlichen Ruhm erworben.

Crystalline Trinkgeschirr. Der Crystallinen Trinkgeschirre/ und was maßen selbige/ bey denen so Griechisch- als Römisch- und anderer Nationen Monarchen und hohen Stands-Personen/ in prächtigem Gebrauch und köstlichem Wehrt/ gehalten worden/ gedenken unterschiedliche alte Philosophi, Historici und Poeten/ deren vielfältige mentiones allhier anzuziehen zu lang fallen solte.

Gleiche Bewandnus hat es mit dem Glas/ welches/ wie es durch ungefähre Erfindung/ als ein nachahmendes Ebenbild/ des natürlich-gewachsenen Crystalles/ erstlich bey den Phoeniciern herfür kommen/ also hernacher/ durch die Künstlere/ gleich dem Crystall und Edelgesteinen/ mit dem Schneiden/

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <pb facs="#f0160" xml:id="pb-572" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 344]"/>
            <cb/>
            <p xml:id="p572.1"><note place="right"><hi rendition="#aq">VIII</hi>. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-406 http://d-nb.info/gnd/122835654 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500076159 http://viaf.org/viaf/42730120">Georg Pfründt</persName>/ Bildhauer <hi rendition="#aq">Ingenieur</hi> und Baumeister.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-406 http://d-nb.info/gnd/122835654 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500076159 http://viaf.org/viaf/42730120">GEorg Pfründt</persName> ist gebohren in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1307">Flachslanden</placeName>/ einem Dorf nahend <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1308 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012382">Winsheim</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-22 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012456">Franken</placeName> gelegen/ im <date when="1603">Jahr 1603</date>. Sein Vatter war des Orts ein Zimmermeister/ als aber ein Edelmann daselbst/ so einer von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1306 http://www.geonames.org/2939797/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005996">Crailsheim</placeName> gewesen/ einen sonderlichen ungemeinen Geist in dem Knaben vermerket/ hat er ihn nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004334">Nürnberg</placeName> geschickt/ und alldar bey dem Kunstverständigen Haffner und Possirer <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3277">N. Vesten</persName>/ das Possiren/ und nachmals auch das Bildhauen lernen lassen/ gestalten er auch/ meines Wißens/ ermeldtem Edelmann unterschiedliche Werke und Begräbnus-<hi rendition="#aq">monument</hi>en verfärtiget. Ferner ist er zu den Herrn Teutschen-Meister/ so einer <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3278 http://d-nb.info/gnd/117195499 http://viaf.org/viaf/47533639">von Stadien</persName> war/ nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1309 http://www.geonames.org/2953402/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005181">Mergentheim</placeName> kommen/ sich in allerley Künsten und Wißenschaften/ sonderlich der <hi rendition="#aq">Architectur</hi>- und <hi rendition="#aq">Ingenier</hi>-Kunst/ (welche er nachmals bey dem berühmten <hi rendition="#aq">Ingenieur</hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5317">Carl Friderich Reichen</persName>/ noch mehrers ausgeübet) zu <hi rendition="#aq">exerci</hi>ren. Bey folgender eingerißner Kriegs-Unruhe hat er sich unter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-7 http://d-nb.info/gnd/118656368 http://viaf.org/viaf/8181113">Herzog Bernhard</persName> <note place="right">Wird <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-7 http://d-nb.info/gnd/118656368 http://viaf.org/viaf/8181113">Herzog Bernhards</persName> Feld-<hi rendition="#aq">Ingenieur</hi>.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-7 http://d-nb.info/gnd/118656368 http://viaf.org/viaf/8181113">von Weinmar</persName> u. Armee in Kriegs-Dienste begeben/ und auf 2. oder 3. Pferde Bestallung gehabt/ hernacher aber ist er in der Nördlinger-Schlacht und Niderlag der Schwedischen gefangen/ jedoch über einige Zeit/ nach vielen erlittnen Elend und Todes-Gefahr/ wieder ledig gelaßen worden/ und zu seinem vormaligen Herrn/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-7 http://d-nb.info/gnd/118656368 http://viaf.org/viaf/8181113">Herzog Bernharden</persName> kommen/ auch demselben in wärender Belägerung <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-20 http://www.geonames.org/2944800/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005968">Breysach</placeName> gedienet/ und sonderlich lieb und angenehm gewesen.</p>
            <p xml:id="p572.2">Auf solches ist er in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-146 http://www.geonames.org/2973783/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012346">Straßburg</placeName> tödtlich erkrankt/ und alldar etliche Stunden vor todt gelegen und gehalten worden/ auch sonst eine lange Zeit ligerhaft geblieben/ hat aber hernach sich bey wieder erlangter Gesundheit/ verheuratet/ und nacher <note place="right">Reiset weit herum.</note> <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-228 http://www.geonames.org/2988507/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7008038">Paris</placeName> begeben/ alldar erstlich mit Roßarzneyen/ darauf mit künstlichen Possiren in Wachs sich bekannt gemacht/ woselbst er des berühmten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3253 http://d-nb.info/gnd/10418440X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500019534 http://viaf.org/viaf/47033513"><hi rendition="#aq">Varini</hi></persName> Lieblichkeit/ so wol in Stahlschneiden/ als Possiren sich beflißen/ ist endlich wieder in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName> nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004334">Nürnberg</placeName>/ bey wärendem Friedens-<hi rendition="#aq">Executions-Convent,</hi> kommen/ allda hat er sich/ nach Verfärtigung vieler schöner Arbeit/ auch Absterben seines Weibs/ nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-604 http://www.geonames.org/2849483/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7013496">Regenspurg</placeName> zu den Reichstag/ und erfolgender Krönung begeben. Nach dessen Endung aber wieder nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004334">Nürnberg</placeName>/ und folgends nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1308 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012382">Winsheim</placeName> kommen/ alldar sein anders Weib (mit deren er etliche Töchter/ mit der ersten aber auch unterschiedliche Kinder/ wovon noch 2. Töchter/ dern eine <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-377 http://d-nb.info/gnd/133042448 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500123463 http://viaf.org/viaf/20862627">Anna Maria</persName>/ so zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-228 http://www.geonames.org/2988507/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7008038">Paris</placeName> gebohren/ und in der Possir-Kunst sonderlich berühmt ist/ im Leben/ erzeuget) bürtig gewesen/ hat sich folgends auf Erforderung/ nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-178 http://www.geonames.org/2766824/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003256">Saltzburg</placeName>/ zu den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1432 http://d-nb.info/gnd/117360708 http://viaf.org/viaf/69705823">Erz-Bischoff</persName>/ ferners nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1229 http://www.geonames.org/2825297/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004425">Stutgard</placeName> zu <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3279 http://d-nb.info/gnd/101053800 http://viaf.org/viaf/27401231">Herzogen von Würtenberg</persName>/ von dar nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1199 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7030391">Chur-Pfalz</placeName>/ und endlich zu. den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4895,baddur http://d-nb.info/gnd/115842004 http://viaf.org/viaf/10585392">Marggrafen von Baden Durlach</persName> begeben/ und allenthalben zu Fürstlichen <hi rendition="#aq">medagli</hi>en/ darinnen er <hi rendition="#aq">perfect</hi> war/ schöne Münzstöcke und Druckwerke/ auch andere schöne Sachen <note place="right">Stirbt zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1264 http://www.geonames.org/2934469/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7013206">Durlach</placeName>.</note> verfärtiget/ zu ermeldten <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1264 http://www.geonames.org/2934469/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7013206">Durlach</placeName> aber an der Waßersucht/ so an einem Schenkel endlich aufgebrochen/ im <date when="1663">Jahr 1663.</date> verstorben. Ein Mann in dem Himmel und die Natur gleichsam alles Vermögen ausgeschüttet. Denn er in allen<cb/>
Philosophischen/ Metaphysischen/ Chymischen/ Medicinischen und dergleichen Wißenschaften/ große Erfahrung gehabt. Eben wie er sich auch in Mechanischen und andern Künsten/ so die Hand erfordern/ als Zeichnen/ Mahlen/ Gradiren/ Bildhauen/ Stahlschneiden/ Possiren/ Formschneiden und andern/ sich absonderlich sehen laßen. Daher einer/ nach seinem Tod/ folgende Verse gesetzet:</p>
            <lg rendition="#c" type="poem">
              <note place="right">Ehrenverse.</note>
              <l>Es verbleibt der theure Mann/ deßen geisti-<lb/>
ger Verstand/</l><lb/>
              <l>Unsrer Zeiten Wunder war/ deßen Kunst-<lb/>
erfahrne Hand</l><lb/>
              <l>Ihres gleichen fande nicht: mit stets grünen<lb/>
Ruhm bekannt.</l><lb/>
            </lg>
            <p xml:id="p572.3">ES ist die Kunst Edelgesteine/ und unter denselben das Crystall/ welches wegen seiner hellen durchscheinenden Klarheit/ und der groß-befindlichen Stücke/ zu allerhand Gefäßen das tauglichste Corpus ist/ auszuarbeiten und zu schneiden/ von den ältesten Zeiten her bekannt und in Achtung gewesen/ <note place="right">Alte Edelgestein-schneider.</note> und ist vor den ersten Erfinder/ Vermög heiliger Schrift unfehlbaren Zeugnus/ Erod. C. 35. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632"><hi rendition="#aq">Bezaleel</hi></persName>, den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">GOtt</persName> hierzu mit weisen Geist erfüllet/ billich zu halten. Folgender Zeiten wird des berühmten <hi rendition="#aq">Philosophi</hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-305 http://d-nb.info/gnd/118597248 http://viaf.org/viaf/102862543"><hi rendition="#aq">Pythagorae</hi></persName> Vatter/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3280"><hi rendition="#aq">Mnesarchus</hi></persName>, als ein künstlicher Edelgesteinschneider belobt/ wie auch seiner Landsleute <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-969 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500047050 http://viaf.org/viaf/95992275"><hi rendition="#aq">Theodori</hi></persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5593"><hi rendition="#aq">Teledei</hi></persName>, Gebrüder aus der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-186 http://www.geonames.org/254114/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002673">Insul <hi rendition="#aq">Samos</hi></placeName>, dern der erste des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4432"><hi rendition="#aq">Policratis</hi></persName> bekandten Signet-Smaragd solle geschnitten haben/ mit Ruhm gedacht. Unter der Regierung <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-118 http://d-nb.info/gnd/118501828 http://viaf.org/viaf/101353608"><hi rendition="#aq">Alexandri Magni</hi></persName>, hat in dieser Kunst <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-132 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500022074 http://viaf.org/viaf/95817229"><hi rendition="#aq">Pyrgoteles</hi></persName> dermassen <hi rendition="#aq">excellirt</hi>/ daß auch besagter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-118 http://d-nb.info/gnd/118501828 http://viaf.org/viaf/101353608">Welt-Monarch</persName>/ durch ein öffentliches <hi rendition="#aq">Edict,</hi> es solte kein anderer als selbiger sein Bildnis in Edelgestein schneiden/ gebieten laßen. Nach selbigen seynd <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5476"><hi rendition="#aq">Apollonides</hi></persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5584"><hi rendition="#aq">Cromius</hi></persName> insonderheit berühmt/ auch dern Kunstwerke noch zu finden. In des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Römischen Reichs</placeName> höchstem Flor wird unter andern vielen dergleichen Künstlern/ welche die Edelgesteine so wol erhoben/ als auch einwarts mit Figuren ausgebreitet und geschnitten/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5383 http://d-nb.info/gnd/118822209 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500107200 http://viaf.org/viaf/30333707"><hi rendition="#aq">Bioscorides</hi></persName> absonderlich benahmet/ der des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086">Käysers <hi rendition="#aq">Augusti</hi></persName> Bildnus in Edelgestein dergestalt künstlich ausgefärtiget/ daß auch die nachgefolgte Käyser sich deßen zu ihren Signiren gebraucht haben. So hat auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632"><hi rendition="#aq">Valerius</hi></persName> , deßen Kunst-Arbeit annoch zu sehen/ hierinn sonderlichen Ruhm erworben.</p>
            <p xml:id="p572.4"><note place="right">Crystalline Trinkgeschirr.</note> Der Crystallinen Trinkgeschirre/ und was maßen selbige/ bey denen so Griechisch- als Römisch- und anderer Nationen Monarchen und hohen Stands-Personen/ in prächtigem Gebrauch und köstlichem Wehrt/ gehalten worden/ gedenken unterschiedliche alte <hi rendition="#aq">Philosophi, Historici</hi> und Poeten/ deren vielfältige <hi rendition="#aq">mentiones</hi> allhier anzuziehen zu lang fallen solte.</p>
            <p xml:id="p572.5">Gleiche Bewandnus hat es mit dem Glas/ welches/ wie es durch ungefähre Erfindung/ als ein nachahmendes Ebenbild/ des natürlich-gewachsenen Crystalles/ erstlich bey den <hi rendition="#aq">Phoeniciern</hi> herfür kommen/ also hernacher/ durch die Künstlere/ gleich dem Crystall und Edelgesteinen/ mit dem Schneiden/
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 344]/0160] GEorg Pfründt ist gebohren in Flachslanden/ einem Dorf nahend Winsheim in Franken gelegen/ im Jahr 1603. Sein Vatter war des Orts ein Zimmermeister/ als aber ein Edelmann daselbst/ so einer von Crailsheim gewesen/ einen sonderlichen ungemeinen Geist in dem Knaben vermerket/ hat er ihn nacher Nürnberg geschickt/ und alldar bey dem Kunstverständigen Haffner und Possirer N. Vesten/ das Possiren/ und nachmals auch das Bildhauen lernen lassen/ gestalten er auch/ meines Wißens/ ermeldtem Edelmann unterschiedliche Werke und Begräbnus-monumenten verfärtiget. Ferner ist er zu den Herrn Teutschen-Meister/ so einer von Stadien war/ nacher Mergentheim kommen/ sich in allerley Künsten und Wißenschaften/ sonderlich der Architectur- und Ingenier-Kunst/ (welche er nachmals bey dem berühmten Ingenieur Carl Friderich Reichen/ noch mehrers ausgeübet) zu exerciren. Bey folgender eingerißner Kriegs-Unruhe hat er sich unter Herzog Bernhard von Weinmar u. Armee in Kriegs-Dienste begeben/ und auf 2. oder 3. Pferde Bestallung gehabt/ hernacher aber ist er in der Nördlinger-Schlacht und Niderlag der Schwedischen gefangen/ jedoch über einige Zeit/ nach vielen erlittnen Elend und Todes-Gefahr/ wieder ledig gelaßen worden/ und zu seinem vormaligen Herrn/ Herzog Bernharden kommen/ auch demselben in wärender Belägerung Breysach gedienet/ und sonderlich lieb und angenehm gewesen. VIII. Georg Pfründt/ Bildhauer Ingenieur und Baumeister. Wird Herzog Bernhards Feld-Ingenieur. Auf solches ist er in Straßburg tödtlich erkrankt/ und alldar etliche Stunden vor todt gelegen und gehalten worden/ auch sonst eine lange Zeit ligerhaft geblieben/ hat aber hernach sich bey wieder erlangter Gesundheit/ verheuratet/ und nacher Paris begeben/ alldar erstlich mit Roßarzneyen/ darauf mit künstlichen Possiren in Wachs sich bekannt gemacht/ woselbst er des berühmten Varini Lieblichkeit/ so wol in Stahlschneiden/ als Possiren sich beflißen/ ist endlich wieder in Teutschland nacher Nürnberg/ bey wärendem Friedens-Executions-Convent, kommen/ allda hat er sich/ nach Verfärtigung vieler schöner Arbeit/ auch Absterben seines Weibs/ nacher Regenspurg zu den Reichstag/ und erfolgender Krönung begeben. Nach dessen Endung aber wieder nacher Nürnberg/ und folgends nacher Winsheim kommen/ alldar sein anders Weib (mit deren er etliche Töchter/ mit der ersten aber auch unterschiedliche Kinder/ wovon noch 2. Töchter/ dern eine Anna Maria/ so zu Paris gebohren/ und in der Possir-Kunst sonderlich berühmt ist/ im Leben/ erzeuget) bürtig gewesen/ hat sich folgends auf Erforderung/ nacher Saltzburg/ zu den Erz-Bischoff/ ferners nacher Stutgard zu Herzogen von Würtenberg/ von dar nach Chur-Pfalz/ und endlich zu. den Marggrafen von Baden Durlach begeben/ und allenthalben zu Fürstlichen medaglien/ darinnen er perfect war/ schöne Münzstöcke und Druckwerke/ auch andere schöne Sachen verfärtiget/ zu ermeldten Durlach aber an der Waßersucht/ so an einem Schenkel endlich aufgebrochen/ im Jahr 1663. verstorben. Ein Mann in dem Himmel und die Natur gleichsam alles Vermögen ausgeschüttet. Denn er in allen Philosophischen/ Metaphysischen/ Chymischen/ Medicinischen und dergleichen Wißenschaften/ große Erfahrung gehabt. Eben wie er sich auch in Mechanischen und andern Künsten/ so die Hand erfordern/ als Zeichnen/ Mahlen/ Gradiren/ Bildhauen/ Stahlschneiden/ Possiren/ Formschneiden und andern/ sich absonderlich sehen laßen. Daher einer/ nach seinem Tod/ folgende Verse gesetzet: Reiset weit herum. Stirbt zu Durlach. Es verbleibt der theure Mann/ deßen geisti- ger Verstand/ Unsrer Zeiten Wunder war/ deßen Kunst- erfahrne Hand Ihres gleichen fande nicht: mit stets grünen Ruhm bekannt. ES ist die Kunst Edelgesteine/ und unter denselben das Crystall/ welches wegen seiner hellen durchscheinenden Klarheit/ und der groß-befindlichen Stücke/ zu allerhand Gefäßen das tauglichste Corpus ist/ auszuarbeiten und zu schneiden/ von den ältesten Zeiten her bekannt und in Achtung gewesen/ und ist vor den ersten Erfinder/ Vermög heiliger Schrift unfehlbaren Zeugnus/ Erod. C. 35. Bezaleel, den GOtt hierzu mit weisen Geist erfüllet/ billich zu halten. Folgender Zeiten wird des berühmten Philosophi Pythagorae Vatter/ Mnesarchus, als ein künstlicher Edelgesteinschneider belobt/ wie auch seiner Landsleute Theodori und Teledei, Gebrüder aus der Insul Samos, dern der erste des Policratis bekandten Signet-Smaragd solle geschnitten haben/ mit Ruhm gedacht. Unter der Regierung Alexandri Magni, hat in dieser Kunst Pyrgoteles dermassen excellirt/ daß auch besagter Welt-Monarch/ durch ein öffentliches Edict, es solte kein anderer als selbiger sein Bildnis in Edelgestein schneiden/ gebieten laßen. Nach selbigen seynd Apollonides und Cromius insonderheit berühmt/ auch dern Kunstwerke noch zu finden. In des Römischen Reichs höchstem Flor wird unter andern vielen dergleichen Künstlern/ welche die Edelgesteine so wol erhoben/ als auch einwarts mit Figuren ausgebreitet und geschnitten/ Bioscorides absonderlich benahmet/ der des Käysers Augusti Bildnus in Edelgestein dergestalt künstlich ausgefärtiget/ daß auch die nachgefolgte Käyser sich deßen zu ihren Signiren gebraucht haben. So hat auch Valerius , deßen Kunst-Arbeit annoch zu sehen/ hierinn sonderlichen Ruhm erworben. Alte Edelgestein-schneider. Der Crystallinen Trinkgeschirre/ und was maßen selbige/ bey denen so Griechisch- als Römisch- und anderer Nationen Monarchen und hohen Stands-Personen/ in prächtigem Gebrauch und köstlichem Wehrt/ gehalten worden/ gedenken unterschiedliche alte Philosophi, Historici und Poeten/ deren vielfältige mentiones allhier anzuziehen zu lang fallen solte. Crystalline Trinkgeschirr. Gleiche Bewandnus hat es mit dem Glas/ welches/ wie es durch ungefähre Erfindung/ als ein nachahmendes Ebenbild/ des natürlich-gewachsenen Crystalles/ erstlich bey den Phoeniciern herfür kommen/ also hernacher/ durch die Künstlere/ gleich dem Crystall und Edelgesteinen/ mit dem Schneiden/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/160
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 344]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/160>, abgerufen am 03.10.2024.