Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] vielen sehr hoch geschätzet und gepriesen worden; In seinen Werken ließe unser Künstler wenig Seine Art zu mahlen. Liecht sehen/ außer an dem fürnehmsten Ort seines Intents, um welches er Liecht und Schatten künstlich beysammen hielte/ samt einer wolgemeßenen reflexion, also daß das Liecht in den Schatten mit großem Urtheil wieche/ die Colorit ware ganz glüend/ und in allem eine hohe Vernunft. In Ausbildung alter Leute/ und derselben Haut und Haar/ zeigte er einen großen Fleiß/ Gedult und Erfahrenheit/ so daß sie dem einfältigen Leben ganz nahe kamen. Er hat aber wenig antiche Poetische Gedichte/ alludien oder seltsame Historien/ sondern meistens einfältige und nicht in sonderbares Nachsinnen lauffende/ ihme wolgefällige und schilderachtige (wie sie die Niederländer nennen) Sachen gemahlet/ die doch voller aus der Natur herausgesuchter Artlichkeiten waren: Ist gestorben in Amsterdam/ und hat einen Sohn/ der gleichfals die Kunst wol verstehen solle/ hinterlaßen. CCLX. Carolo Screta/ Mahler von Prag.CArolo Screta/ von Prag/ wurde in seiner Kindheit bey Zeiten in einem zierlichen Sitten- und Tugend-Wandel angeführet/ und daraufhin zu der edlen Mahler-Kunst gezogen/ dern gründliche Regeln er/ vermög einer ihme angebornen Arbeitsamkeit/ wol ergriffen/ und sich noch in früher Jugend ein schönes Lob darmit erworben: weil nun damals der Blut-begierige Mars aus seinem Vatterland die friedfartige Musen und Künste verjaget/ auch er eine größere Wißenschaft zu erlangen Komt nach Venedig/ suchte/ begab er sich in Italien/ und hielte sich in Venedig etliche Jahre rühmlich und also auf/ daß er alles denkwürdige sich bästmöglichst zu Nutzen machte/ und nicht allein einen schönen Kunst-Schatz samlete; sondern auch von diesem Reichtum den Kunstliebenden wieder allerhand schöne Bilder und beliebige Historien mittheilte/ und dieselbe mit Ausbildung natürlicher Affecten/ wolgezeichneten Inventionen/ guter Manier/ künstlichen Erhebungen und herlichem Colorit/ zierte/ dannenhero diese seine Stuck stark gesucht und reichlich bezahlet worden/ zu immer mehr und mehr wachsendem Ruhm unsers arbeitsamen Künstlers. Von dannen begab er sich durch noch immeranreitzende Bolognen/ Florenz/ Rom/ und wieder auf Prag. Kunst-Begierde getrieben nach Bolognen und Florenz/ und mehrte auch auf diesen Kunst-Schulen merklich seine Wißenschaft/ Anno 1634. kam er nach Rom/ und perfectionirte sich daselbst durch Aemsigkeit und Fleiß dergestalt/ daß er sich reich genug schätzte/ wieder in sein Vatterland Prag zuruck zu kehren/ und daselbst die Früchte seines Füll-Horns aus zuschütten. Als er daselbst von denen Anverwandten und Kunstliebenden bewillkommet worden/ fand er die edle Mahl-Kunst in einem tieffen Schlamm äußerster Verachtung stecken/ und gleichsam gar aus der Stadt verbannisiret/ dannenhero bemühte er sich möglichst/ dieselbe durch fürtrefliche Kunstwerke wieder zu erheben/ und den Schmutz von ihrem Gesichte abzuwaschen/ wie er dann sie wieder auf ihre vorige Stelle gesetzet/ und in Flor gebracht/ sich selbsten aber durch seine schöne Qualitäten/ Freundlichkeit und löblichen[Spaltenumbruch] Tugendwandel/ bey hohen und niedern Stands-Personen beliebt und geehrt gemacht. Seine Werke. Seine schöne Werke alle zu erzehlen/ würde die beliebte Kürze dieses Werks allzuviel erweitern/ dernthalben melden wir nur/ daß seine Werke meistens in großen Historien und Contrafäten bestanden/ so bey den höchsten Potentaten selbiger Landen in großen Ehren gehalten worden/ wie derselben sehr viele in Prag bey S. Nicolai/ auf der kleinen Seiten bey S. Thomas und S. Wenceslai: In der Neustadt bey S. Stephan/ in der Layenkirchen/ zu S. Martini/ Salvatoris, in der Jesuiten-Closter/ desgleichen zu Königssaler Closter/ in Plaßer Closter/ zu Leiteriz in der Bischofskirchen/ zu S.Laurentii in Melnich und an andern mehr Orten zu sehen/ die alle gnugsame Zeugnus geben/ daß unser Künstler nicht allein ein universaler Theoreticus, sondern auch ein wolerfahrner Practicus gewesen seye/ und der Natur in allem rühmlichst nachgefolget habe: Wordurch er dann auch ein solches Lob erhalten/ daß alles/ was von hoher Hand verlangt und wichtig schiene/ ihme angedinget worden: So daß man wol sagen mag/ es seye dieser discrete Screta der andere Apelles auf diesem Käyserlichen Musen-Parnass gewesen/ aus deßen klugen Hirn die fürnehmste Conclusiones und Emblemata, (dern auf dieser uralten Universität mehr/ als an andern Orten her für kommen) entsproßen/ weil seine kluge inventiones denen Kupferstechern zu allerhand löblichen Ausbildungen jederzeit richtige Anleitung gegeben. Nach vieler Arbeit und löblich-verrichteten Lebens- und Tugendlauf ist er endlich im 60ten Jahr seines Alters in Prag/ unter dem Lob- und Leid-Klang aller Kunstliebenden verschieden/ und deßelben Contrafät zu seiner unsterblichen Gedächtnus in die Kupferblatte OO. gesetzet worden. CCLXI. Joh Heinrich Schönefeld/ von Augstburg.JOhann Heinrich Schönefeld/ wurde in des Heil. Röm. Reichs Stadt Biberach den 23. Martii, Anno 1609. gebohren/ woselbst sein Vatter Burgermeister gewesen/ seine Vor-Eltern aber den Adelichen Stand geführet/ und erlernete die Kunst erstlich zu Memmingen/ bey Johann Sichelbein/ von dannen er sich nach Stutgard/ Basel und andere mehr Ort in Teutschland begeben/ auch nach Zurucklegung weniger Jahr spühren laßen/ daß ihn sein guter Geist zu einem erfahrnen Meister dieser Kunst erheben wolte/ indem/ was andere mit grosser Müh und Zeit erlernet/ ihme gleichsam zugefallen. Von dannen reiste er nach Italien/ und vermehrte in etlichen Jahren/ durch Nachzeichnung der bästen Romanischen Antichen und Modernen Statuen und Gemälden/ seine Wißenschaft dergestalt/ daß ihn aller Künsten Vatter/ der berühmte Fürst de Ursino, (als welcher jederzeit von den bästen Bildhauern und Mahlern unterhalten) angenommen/ wordurch er noch mehr Gelegenheit bekommen/ die allerrareste Sachen nachzuzeichnen/ das er dann auch mit unverdroßenem Fleiß verrichtet/ und sich darinnen eine solche Erfahrenheit gezeuget/ daß solche Copien nicht anderst/ als ob sie aus seiner eigenen Invention geflossen wären/ schienen. [Spaltenumbruch] vielen sehr hoch geschätzet und gepriesen worden; In seinen Werken ließe unser Künstler wenig Seine Art zu mahlen. Liecht sehen/ außer an dem fürnehmsten Ort seines Intents, um welches er Liecht und Schatten künstlich beysammen hielte/ samt einer wolgemeßenen reflexion, also daß das Liecht in den Schatten mit großem Urtheil wieche/ die Colorit ware ganz glüend/ und in allem eine hohe Vernunft. In Ausbildung alter Leute/ und derselben Haut und Haar/ zeigte er einen großen Fleiß/ Gedult und Erfahrenheit/ so daß sie dem einfältigen Leben ganz nahe kamen. Er hat aber wenig antiche Poetische Gedichte/ alludien oder seltsame Historien/ sondern meistens einfältige und nicht in sonderbares Nachsinnen lauffende/ ihme wolgefällige und schilderachtige (wie sie die Niederländer nennen) Sachen gemahlet/ die doch voller aus der Natur herausgesuchter Artlichkeiten waren: Ist gestorben in Amsterdam/ und hat einen Sohn/ der gleichfals die Kunst wol verstehen solle/ hinterlaßen. CCLX. Carolo Screta/ Mahler von Prag.CArolo Screta/ von Prag/ wurde in seiner Kindheit bey Zeiten in einem zierlichen Sitten- und Tugend-Wandel angeführet/ und daraufhin zu der edlen Mahler-Kunst gezogen/ dern gründliche Regeln er/ vermög einer ihme angebornen Arbeitsamkeit/ wol ergriffen/ und sich noch in früher Jugend ein schönes Lob darmit erworben: weil nun damals der Blut-begierige Mars aus seinem Vatterland die friedfartige Musen und Künste verjaget/ auch er eine größere Wißenschaft zu erlangen Komt nach Venedig/ suchte/ begab er sich in Italien/ und hielte sich in Venedig etliche Jahre rühmlich und also auf/ daß er alles denkwürdige sich bästmöglichst zu Nutzen machte/ und nicht allein einen schönen Kunst-Schatz samlete; sondern auch von diesem Reichtum den Kunstliebenden wieder allerhand schöne Bilder und beliebige Historien mittheilte/ und dieselbe mit Ausbildung natürlicher Affecten/ wolgezeichneten Inventionen/ guter Manier/ künstlichen Erhebungen und herlichem Colorit/ zierte/ dannenhero diese seine Stuck stark gesucht und reichlich bezahlet worden/ zu immer mehr und mehr wachsendem Ruhm unsers arbeitsamen Künstlers. Von dannen begab er sich durch noch immeranreitzende Bolognen/ Florenz/ Rom/ und wieder auf Prag. Kunst-Begierde getrieben nach Bolognen und Florenz/ und mehrte auch auf diesen Kunst-Schulen merklich seine Wißenschaft/ Anno 1634. kam er nach Rom/ und perfectionirte sich daselbst durch Aemsigkeit und Fleiß dergestalt/ daß er sich reich genug schätzte/ wieder in sein Vatterland Prag zuruck zu kehren/ und daselbst die Früchte seines Füll-Horns aus zuschütten. Als er daselbst von denen Anverwandten und Kunstliebenden bewillkommet worden/ fand er die edle Mahl-Kunst in einem tieffen Schlamm äußerster Verachtung stecken/ und gleichsam gar aus der Stadt verbannisiret/ dannenhero bemühte er sich möglichst/ dieselbe durch fürtrefliche Kunstwerke wieder zu erheben/ und den Schmutz von ihrem Gesichte abzuwaschen/ wie er dann sie wieder auf ihre vorige Stelle gesetzet/ und in Flor gebracht/ sich selbsten aber durch seine schöne Qualitäten/ Freundlichkeit und löblichen[Spaltenumbruch] Tugendwandel/ bey hohen und niedern Stands-Personen beliebt und geehrt gemacht. Seine Werke. Seine schöne Werke alle zu erzehlen/ würde die beliebte Kürze dieses Werks allzuviel erweitern/ dernthalben melden wir nur/ daß seine Werke meistens in großen Historien und Contrafäten bestanden/ so bey den höchsten Potentaten selbiger Landen in großen Ehren gehalten worden/ wie derselben sehr viele in Prag bey S. Nicolai/ auf der kleinen Seiten bey S. Thomas und S. Wenceslai: In der Neustadt bey S. Stephan/ in der Layenkirchen/ zu S. Martini/ Salvatoris, in der Jesuiten-Closter/ desgleichen zu Königssaler Closter/ in Plaßer Closter/ zu Leiteriz in der Bischofskirchen/ zu S.Laurentii in Melnich und an andern mehr Orten zu sehen/ die alle gnugsame Zeugnus geben/ daß unser Künstler nicht allein ein universaler Theoreticus, sondern auch ein wolerfahrner Practicus gewesen seye/ und der Natur in allem rühmlichst nachgefolget habe: Wordurch er dann auch ein solches Lob erhalten/ daß alles/ was von hoher Hand verlangt und wichtig schiene/ ihme angedinget worden: So daß man wol sagen mag/ es seye dieser discrete Screta der andere Apelles auf diesem Käyserlichen Musen-Parnass gewesen/ aus deßen klugen Hirn die fürnehmste Conclusiones und Emblemata, (dern auf dieser uralten Universität mehr/ als an andern Orten her für kommen) entsproßen/ weil seine kluge inventiones denen Kupferstechern zu allerhand löblichen Ausbildungen jederzeit richtige Anleitung gegeben. Nach vieler Arbeit und löblich-verrichteten Lebens- und Tugendlauf ist er endlich im 60ten Jahr seines Alters in Prag/ unter dem Lob- und Leid-Klang aller Kunstliebenden verschieden/ und deßelben Contrafät zu seiner unsterblichen Gedächtnus in die Kupferblatte OO. gesetzet worden. CCLXI. Joh Heinrich Schönefeld/ von Augstburg.JOhann Heinrich Schönefeld/ wurde in des Heil. Röm. Reichs Stadt Biberach den 23. Martii, Anno 1609. gebohren/ woselbst sein Vatter Burgermeister gewesen/ seine Vor-Eltern aber den Adelichen Stand geführet/ und erlernete die Kunst erstlich zu Memmingen/ bey Johann Sichelbein/ von dannen er sich nach Stutgard/ Basel und andere mehr Ort in Teutschland begeben/ auch nach Zurucklegung weniger Jahr spühren laßen/ daß ihn sein guter Geist zu einem erfahrnen Meister dieser Kunst erheben wolte/ indem/ was andere mit grosser Müh und Zeit erlernet/ ihme gleichsam zugefallen. Von dannen reiste er nach Italien/ und vermehrte in etlichen Jahren/ durch Nachzeichnung der bästen Romanischen Antichen und Modernen Statuen und Gemälden/ seine Wißenschaft dergestalt/ daß ihn aller Künsten Vatter/ der berühmte Fürst de Ursino, (als welcher jederzeit von den bästen Bildhauern und Mahlern unterhalten) angenommen/ wordurch er noch mehr Gelegenheit bekommen/ die allerrareste Sachen nachzuzeichnen/ das er dann auch mit unverdroßenem Fleiß verrichtet/ und sich darinnen eine solche Erfahrenheit gezeuget/ daß solche Copien nicht anderst/ als ob sie aus seiner eigenen Invention geflossen wären/ schienen. <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p xml:id="p552.4"><pb facs="#f0139" xml:id="pb-553" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. 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Künstler), S. 327]/0139]
vielen sehr hoch geschätzet und gepriesen worden;
In seinen Werken ließe unser Künstler wenig Liecht sehen/ außer an dem fürnehmsten Ort seines Intents, um welches er Liecht und Schatten künstlich beysammen hielte/ samt einer wolgemeßenen reflexion, also daß das Liecht in den Schatten mit großem Urtheil wieche/ die Colorit ware ganz glüend/ und in allem eine hohe Vernunft. In Ausbildung alter Leute/ und derselben Haut und Haar/ zeigte er einen großen Fleiß/ Gedult und Erfahrenheit/ so daß sie dem einfältigen Leben ganz nahe kamen. Er hat aber wenig antiche Poetische Gedichte/ alludien oder seltsame Historien/ sondern meistens einfältige und nicht in sonderbares Nachsinnen lauffende/ ihme wolgefällige und schilderachtige (wie sie die Niederländer nennen) Sachen gemahlet/ die doch voller aus der Natur herausgesuchter Artlichkeiten waren: Ist gestorben in Amsterdam/ und hat einen Sohn/ der gleichfals die Kunst wol verstehen solle/ hinterlaßen.
Seine Art zu mahlen. CArolo Screta/ von Prag/ wurde in seiner Kindheit bey Zeiten in einem zierlichen Sitten- und Tugend-Wandel angeführet/ und daraufhin zu der edlen Mahler-Kunst gezogen/ dern gründliche Regeln er/ vermög einer ihme angebornen Arbeitsamkeit/ wol ergriffen/ und sich noch in früher Jugend ein schönes Lob darmit erworben: weil nun damals der Blut-begierige Mars aus seinem Vatterland die friedfartige Musen und Künste verjaget/ auch er eine größere Wißenschaft zu erlangen suchte/ begab er sich in Italien/ und hielte sich in Venedig etliche Jahre rühmlich und also auf/ daß er alles denkwürdige sich bästmöglichst zu Nutzen machte/ und nicht allein einen schönen Kunst-Schatz samlete; sondern auch von diesem Reichtum den Kunstliebenden wieder allerhand schöne Bilder und beliebige Historien mittheilte/ und dieselbe mit Ausbildung natürlicher Affecten/ wolgezeichneten Inventionen/ guter Manier/ künstlichen Erhebungen und herlichem Colorit/ zierte/ dannenhero diese seine Stuck stark gesucht und reichlich bezahlet worden/ zu immer mehr und mehr wachsendem Ruhm unsers arbeitsamen Künstlers.
CCLX. Carolo Screta/ Mahler von Prag.
Komt nach Venedig/ Von dannen begab er sich durch noch immeranreitzende Kunst-Begierde getrieben nach Bolognen und Florenz/ und mehrte auch auf diesen Kunst-Schulen merklich seine Wißenschaft/ Anno 1634. kam er nach Rom/ und perfectionirte sich daselbst durch Aemsigkeit und Fleiß dergestalt/ daß er sich reich genug schätzte/ wieder in sein Vatterland Prag zuruck zu kehren/ und daselbst die Früchte seines Füll-Horns aus zuschütten. Als er daselbst von denen Anverwandten und Kunstliebenden bewillkommet worden/ fand er die edle Mahl-Kunst in einem tieffen Schlamm äußerster Verachtung stecken/ und gleichsam gar aus der Stadt verbannisiret/ dannenhero bemühte er sich möglichst/ dieselbe durch fürtrefliche Kunstwerke wieder zu erheben/ und den Schmutz von ihrem Gesichte abzuwaschen/ wie er dann sie wieder auf ihre vorige Stelle gesetzet/ und in Flor gebracht/ sich selbsten aber durch seine schöne Qualitäten/ Freundlichkeit und löblichen
Tugendwandel/ bey hohen und niedern Stands-Personen beliebt und geehrt gemacht.
Bolognen/ Florenz/ Rom/ und wieder auf Prag. Seine schöne Werke alle zu erzehlen/ würde die beliebte Kürze dieses Werks allzuviel erweitern/ dernthalben melden wir nur/ daß seine Werke meistens in großen Historien und Contrafäten bestanden/ so bey den höchsten Potentaten selbiger Landen in großen Ehren gehalten worden/ wie derselben sehr viele in Prag bey S. Nicolai/ auf der kleinen Seiten bey S. Thomas und S. Wenceslai: In der Neustadt bey S. Stephan/ in der Layenkirchen/ zu S. Martini/ Salvatoris, in der Jesuiten-Closter/ desgleichen zu Königssaler Closter/ in Plaßer Closter/ zu Leiteriz in der Bischofskirchen/ zu S.Laurentii in Melnich und an andern mehr Orten zu sehen/ die alle gnugsame Zeugnus geben/ daß unser Künstler nicht allein ein universaler Theoreticus, sondern auch ein wolerfahrner Practicus gewesen seye/ und der Natur in allem rühmlichst nachgefolget habe: Wordurch er dann auch ein solches Lob erhalten/ daß alles/ was von hoher Hand verlangt und wichtig schiene/ ihme angedinget worden: So daß man wol sagen mag/ es seye dieser discrete Screta der andere Apelles auf diesem Käyserlichen Musen-Parnass gewesen/ aus deßen klugen Hirn die fürnehmste Conclusiones und Emblemata, (dern auf dieser uralten Universität mehr/ als an andern Orten her für kommen) entsproßen/ weil seine kluge inventiones denen Kupferstechern zu allerhand löblichen Ausbildungen jederzeit richtige Anleitung gegeben. Nach vieler Arbeit und löblich-verrichteten Lebens- und Tugendlauf ist er endlich im 60ten Jahr seines Alters in Prag/ unter dem Lob- und Leid-Klang aller Kunstliebenden verschieden/ und deßelben Contrafät zu seiner unsterblichen Gedächtnus in die Kupferblatte OO. gesetzet worden.
Seine Werke. JOhann Heinrich Schönefeld/ wurde in des Heil. Röm. Reichs Stadt Biberach den 23. Martii, Anno 1609. gebohren/ woselbst sein Vatter Burgermeister gewesen/ seine Vor-Eltern aber den Adelichen Stand geführet/ und erlernete die Kunst erstlich zu Memmingen/ bey Johann Sichelbein/ von dannen er sich nach Stutgard/ Basel und andere mehr Ort in Teutschland begeben/ auch nach Zurucklegung weniger Jahr spühren laßen/ daß ihn sein guter Geist zu einem erfahrnen Meister dieser Kunst erheben wolte/ indem/ was andere mit grosser Müh und Zeit erlernet/ ihme gleichsam zugefallen. Von dannen reiste er nach Italien/ und vermehrte in etlichen Jahren/ durch Nachzeichnung der bästen Romanischen Antichen und Modernen Statuen und Gemälden/ seine Wißenschaft dergestalt/ daß ihn aller Künsten Vatter/ der berühmte Fürst de Ursino, (als welcher jederzeit von den bästen Bildhauern und Mahlern unterhalten) angenommen/ wordurch er noch mehr Gelegenheit bekommen/ die allerrareste Sachen nachzuzeichnen/ das er dann auch mit unverdroßenem Fleiß verrichtet/ und sich darinnen eine solche Erfahrenheit gezeuget/ daß solche Copien nicht anderst/ als ob sie aus seiner eigenen Invention geflossen wären/ schienen.
CCLXI. Joh Heinrich Schönefeld/ von Augstburg.
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