Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] mehrers aufmuntern/ und was zu dem völligen Verstand ferner erfordert würde/ ergreiffen möchte/ weil ich nun ein verträglichs Wesen und annehmliche Freundlichkeit bey ihme vermerket/ nahm ich ihn zu mir in meine Behausung/ damit ich seinem schönen Geist mit nöthiger Handleitung desto bäßer forthelfen möchte/ da er dann/ durch fleißige Besuchung der Academien/ bald ein guter Zeichner/ und ferner durch löblich-angewendte Unverdroßenheit ein schöner Copist allerhand grosser Historischen Tafeln ins Lebens-Größe worden.

Als er nun diese Studien/ in die 5. Jahre/ Seine Reisen in Italien. theils in Holland/ theils in Teutschland continuiret/ verreißte er/ den Schatz mehrerer Erfahrung zu gewinnen/ in Italien/ und stillte sein eifriges Verlangen mit höchst ergötzlicher Beschauung der fürtreflichen Werke in Venedig/ allwo er auch in etlichen Jahren/ als eine fleißige Ameis/ einen grossen Vorraht zusammen getragen/ mit welchem er sein Kunstbegieriges Gemüt abspeisen möchte. Von dannen begab er sich ferner nach Florenz und Rom/ betrachtete mit höchster Vergnügung die Antiche-Statuen/ und konte seine Begierde niemals sättigen mit copiren des Weltberühmten Raphaels d'Urbino, und anderer Antichen und Modernen fürtreflicher Werke: Absonderlich aber machte er sich die Preißwürdigste Italiänische Gebäude zu Nutzen/ weil seine inclination ihn zu der Architectura stark anreitzte/ als worinn die gütige Natur sich ihme jederzeit sehr günstig erzeiget. Darauf zoge er fürters nach Neapel/ und truge auch daselbst alles was merkwürdig zusammen: Als ihn aber sein Verlangen wieder zuruck nach Rom gezogen/ übersahe er von neuem die Zierde der Römischen Kunststücke/ und bildete dieselbe gleichsam in seine Gedanken/ damit er aus diesem Schatz-Haus auf erheischenden Fall etwas zierliches herfür langen möchte: Er besuchte auch zugleich die Academien mit unverdroßnem Fleiß/ und kame durch seine annehmliche conversation, bey dem Römischen Adel und andern hohen Personen/ in so gute Bekantschaft/ daß sie ihn sehr geliebet haben/ auch gerne bey sich behalten hätten/ wo er nicht dem inständigen Zuruckfordern seiner lieben Anverwandten in Augstburg hätte Gehör gegeben/ und des Italiänischen Kunst-Gartens Lieblichkeit/ die Liebe zu seinem wehrten Vatterland überwinden laßen.

Seine Werke. Da er nun wider in Augstburg ankommen/ und von seinen lieben Freunden und guten Bekandten empfangen worden/ verwechselte er den ledigen mit dem ehlichen Stande/ durch eine gute Heurat/ und schüttelte darauf aus dem Cornucopiae seiner zierlichen Wißenschaften allerhand annehmliche Früchten aus: Wie man dann bald von seiner Kunstreichen Hand unterschiedliche gute und wolgleichende [Spaltenumbruch] Contrafäte/ schöne und der Natur wol nachfolgende Landschaften/ als auch wol colorirte Historien/ gesehen/ welche alle zu erzehlen der geliebten Kürze dieses Werks widerstreben würden. Nur etlicher zu gedenken/ so geben die in der Evangelischen Kirche zu S. Ulrich befindliche vier Stuck sattsam zu erkennen die Artigkeit ihres Meisters in kleinen Bildern/ hingegen der in S. Jacobs Kirche über die beyde Thor aufgemachte S. Johannes Baptista/ und in Zusammenschreibung seiner Sendbriefe tief-occupirte S. Paulus die Fürtrefligkeit des Mahlers in Lebens-großen Stucken/ als worinn lauter Geist/ Fleisch und Leben zu finden/ auch der Unterscheid hohen und mittelmäßigen Alters/ neben vielen andern Zierlichkeiten natürlich zu sehen. Mit diesen schönen Werken streiten nicht unbillich um das Ehren-Kränzlein die mit gleichlauffender Kunst sehr natürlich in Lebens-Größe gebildete S. Benedictus, Maurus und Placidus, welche der Kunstliebende Herr Praelat zu Lampach von ihme hat.

Nicht weniger hat er auch seiner Wißenschaft in der Architectur ein schönes Denkmal aufgerichtet/ indem er der Erbarn alten Meistersinger Gesellschaft Anleitung gegeben/ ihre gewohnliche Schaubühne zu erweitern/ bequäm- und zierlicher auf zubauen/ wie dann daselbst nach seinem Modell und Anordnung ein solch lustiges und auf Italiänische Art eingerichtes Theatrum aufgeführet worden/ daß viel hundert Personen/ Stands-Gebühr nach/ bequämlich können accommodiret werden/ daß also diese Augstburgische wochentlichübliche Theatralische Spiellust durch diesen unsern Künstler treflich befördert worden/ und noch täglich durch verständige gute Vorschläge verbässert wird. Weil dann nun dieser unser Herr Müller sich in allem seinem Thun sehr expedit, vernünftig und manirlich erzeigt/ auch durch sothane Seine Ehrenämter. gute Qualitäten/ Wißenschaft unterschiedlicher Sprachen/ und sittliche conversation, nicht allein bey gemeiner Burgerschaft/ sondern auch bey einem Hoch-Wol-Löblichen Magistrat, einen schönen Ruhm erlangt/ als hat derselbe ihn aus seinem Mahl-Zimmer zu andern Ehren-Aemteren erhoben/ und zu einem Beysitzer des Löblichen Stadt und Eh-Gerichts bestättiget; er wird auch von sämtlichen Herrn Obern geliebet/ von den geringern geehret/ und von männiglich für einen wolqualificirten Mann gehalten: Der Höchste wolle ihn ferner von oben herab mit reichem Segen überschütten/ gesunde Tage/ und ein ruhiges Alter verleihen/ damit er in selbst-verlangtem Wolstand unsere Kunst mit seiner zierlichen Hand noch ferner bereichern/ und die wolbekante Müllerische familie mit unvergänglichem Lob bekrönen möge.

[Abbildung]

[Spaltenumbruch] mehrers aufmuntern/ und was zu dem völligen Verstand ferner erfordert würde/ ergreiffen möchte/ weil ich nun ein verträglichs Wesen und annehmliche Freundlichkeit bey ihme vermerket/ nahm ich ihn zu mir in meine Behausung/ damit ich seinem schönen Geist mit nöthiger Handleitung desto bäßer forthelfen möchte/ da er dann/ durch fleißige Besuchung der Academien/ bald ein guter Zeichner/ und ferner durch löblich-angewendte Unverdroßenheit ein schöner Copist allerhand grosser Historischen Tafeln ins Lebens-Größe worden.

Als er nun diese Studien/ in die 5. Jahre/ Seine Reisen in Italien. theils in Holland/ theils in Teutschland continuiret/ verreißte er/ den Schatz mehrerer Erfahrung zu gewinnen/ in Italien/ und stillte sein eifriges Verlangen mit höchst ergötzlicher Beschauung der fürtreflichen Werke in Venedig/ allwo er auch in etlichen Jahren/ als eine fleißige Ameis/ einen grossen Vorraht zusammen getragen/ mit welchem er sein Kunstbegieriges Gemüt abspeisen möchte. Von dannen begab er sich ferner nach Florenz und Rom/ betrachtete mit höchster Vergnügung die Antiche-Statuen/ und konte seine Begierde niemals sättigen mit copiren des Weltberühmten Raphaels d’Urbino, und anderer Antichen und Modernen fürtreflicher Werke: Absonderlich aber machte er sich die Preißwürdigste Italiänische Gebäude zu Nutzen/ weil seine inclination ihn zu der Architectura stark anreitzte/ als worinn die gütige Natur sich ihme jederzeit sehr günstig erzeiget. Darauf zoge er fürters nach Neapel/ und truge auch daselbst alles was merkwürdig zusammen: Als ihn aber sein Verlangen wieder zuruck nach Rom gezogen/ übersahe er von neuem die Zierde der Römischen Kunststücke/ und bildete dieselbe gleichsam in seine Gedanken/ damit er aus diesem Schatz-Haus auf erheischenden Fall etwas zierliches herfür langen möchte: Er besuchte auch zugleich die Academien mit unverdroßnem Fleiß/ und kame durch seine annehmliche conversation, bey dem Römischen Adel und andern hohen Personen/ in so gute Bekantschaft/ daß sie ihn sehr geliebet haben/ auch gerne bey sich behalten hätten/ wo er nicht dem inständigen Zuruckfordern seiner lieben Anverwandten in Augstburg hätte Gehör gegeben/ und des Italiänischen Kunst-Gartens Lieblichkeit/ die Liebe zu seinem wehrten Vatterland überwinden laßen.

Seine Werke. Da er nun wider in Augstburg ankommen/ und von seinen lieben Freunden und guten Bekandten empfangen worden/ verwechselte er den ledigen mit dem ehlichen Stande/ durch eine gute Heurat/ und schüttelte darauf aus dem Cornucopiae seiner zierlichen Wißenschaften allerhand annehmliche Früchten aus: Wie man dann bald von seiner Kunstreichen Hand unterschiedliche gute und wolgleichende [Spaltenumbruch] Contrafäte/ schöne und der Natur wol nachfolgende Landschaften/ als auch wol colorirte Historien/ gesehen/ welche alle zu erzehlen der geliebten Kürze dieses Werks widerstreben würden. Nur etlicher zu gedenken/ so geben die in der Evangelischen Kirche zu S. Ulrich befindliche vier Stuck sattsam zu erkennen die Artigkeit ihres Meisters in kleinen Bildern/ hingegen der in S. Jacobs Kirche über die beyde Thor aufgemachte S. Johannes Baptista/ und in Zusammenschreibung seiner Sendbriefe tief-occupirte S. Paulus die Fürtrefligkeit des Mahlers in Lebens-großen Stucken/ als worinn lauter Geist/ Fleisch und Leben zu finden/ auch der Unterscheid hohen und mittelmäßigen Alters/ neben vielen andern Zierlichkeiten natürlich zu sehen. Mit diesen schönen Werken streiten nicht unbillich um das Ehren-Kränzlein die mit gleichlauffender Kunst sehr natürlich in Lebens-Größe gebildete S. Benedictus, Maurus und Placidus, welche der Kunstliebende Herr Praelat zu Lampach von ihme hat.

Nicht weniger hat er auch seiner Wißenschaft in der Architectur ein schönes Denkmal aufgerichtet/ indem er der Erbarn alten Meistersinger Gesellschaft Anleitung gegeben/ ihre gewohnliche Schaubühne zu erweitern/ bequäm- und zierlicher auf zubauen/ wie dann daselbst nach seinem Modell und Anordnung ein solch lustiges und auf Italiänische Art eingerichtes Theatrum aufgeführet worden/ daß viel hundert Personen/ Stands-Gebühr nach/ bequämlich können accommodiret werden/ daß also diese Augstburgische wochentlichübliche Theatralische Spiellust durch diesen unsern Künstler treflich befördert worden/ und noch täglich durch verständige gute Vorschläge verbässert wird. Weil dann nun dieser unser Herr Müller sich in allem seinem Thun sehr expedit, vernünftig und manirlich erzeigt/ auch durch sothane Seine Ehrenämter. gute Qualitäten/ Wißenschaft unterschiedlicher Sprachen/ und sittliche conversation, nicht allein bey gemeiner Burgerschaft/ sondern auch bey einem Hoch-Wol-Löblichen Magistrat, einen schönen Ruhm erlangt/ als hat derselbe ihn aus seinem Mahl-Zimmer zu andern Ehren-Aemteren erhoben/ und zu einem Beysitzer des Löblichen Stadt und Eh-Gerichts bestättiget; er wird auch von sämtlichen Herrn Obern geliebet/ von den geringern geehret/ und von männiglich für einen wolqualificirten Mann gehalten: Der Höchste wolle ihn ferner von oben herab mit reichem Segen überschütten/ gesunde Tage/ und ein ruhiges Alter verleihen/ damit er in selbst-verlangtem Wolstand unsere Kunst mit seiner zierlichen Hand noch ferner bereichern/ und die wolbekante Müllerische familie mit unvergänglichem Lob bekrönen möge.

[Abbildung]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0144" xml:id="pb-557" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 330]"/><cb/>
mehrers aufmuntern/ und was zu dem völligen Verstand ferner erfordert würde/ ergreiffen möchte/ weil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> nun ein verträglichs Wesen und annehmliche Freundlichkeit bey ihme vermerket/ nahm <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> ihn zu <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> in meine Behausung/ damit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> seinem schönen Geist mit nöthiger Handleitung desto bäßer forthelfen möchte/ da er dann/ durch fleißige Besuchung der <hi rendition="#aq">Academi</hi>en/ bald ein guter Zeichner/ und ferner durch löblich-angewendte Unverdroßenheit ein schöner Copist allerhand grosser Historischen Tafeln ins Lebens-Größe worden.</p>
            <p>Als er nun diese <hi rendition="#aq">Studi</hi>en/ in die 5. Jahre/ <note place="right">Seine Reisen in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName>.</note> theils in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-126 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1003759">Holland</placeName>/ theils in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName> <hi rendition="#aq">continui</hi>ret/ verreißte er/ den Schatz mehrerer Erfahrung zu gewinnen/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName>/ und stillte sein eifriges Verlangen mit höchst ergötzlicher Beschauung der fürtreflichen Werke in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1 http://www.geonames.org/3164603/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7018159">Venedig</placeName>/ allwo er auch in etlichen Jahren/ als eine fleißige Ameis/ einen grossen Vorraht zusammen getragen/ mit welchem er sein Kunstbegieriges Gemüt abspeisen möchte. Von dannen begab er sich ferner nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ betrachtete mit höchster Vergnügung die <hi rendition="#aq">Antiche-Statu</hi>en/ und konte seine Begierde niemals sättigen mit copiren des Weltberühmten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977"><hi rendition="#aq">Raphaels d&#x2019;Urbino</hi></persName>, und anderer <hi rendition="#aq">Antichen</hi> und <hi rendition="#aq">Modernen</hi> fürtreflicher Werke: Absonderlich aber machte er sich die Preißwürdigste Italiänische Gebäude zu Nutzen/ weil seine <hi rendition="#aq">inclination</hi> ihn zu der <hi rendition="#aq">Architectura</hi> stark anreitzte/ als worinn die gütige Natur sich ihme jederzeit sehr günstig erzeiget. Darauf zoge er fürters nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-406 http://www.geonames.org/3172394/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004474">Neapel</placeName>/ und truge auch daselbst alles was merkwürdig zusammen: Als ihn aber sein Verlangen wieder zuruck nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> gezogen/ übersahe er von neuem die Zierde der Römischen Kunststücke/ und bildete dieselbe gleichsam in seine Gedanken/ damit er aus diesem Schatz-Haus auf erheischenden Fall etwas zierliches herfür langen möchte: Er besuchte auch zugleich die <hi rendition="#aq">Academi</hi>en mit unverdroßnem Fleiß/ und kame durch seine annehmliche <hi rendition="#aq">conversation,</hi> bey dem Römischen Adel und andern hohen Personen/ in so gute Bekantschaft/ daß sie ihn sehr geliebet haben/ auch gerne bey sich behalten hätten/ wo er nicht dem inständigen Zuruckfordern seiner lieben Anverwandten in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-145 http://www.geonames.org/2954172/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004324">Augstburg</placeName> hätte Gehör gegeben/ und des Italiänischen Kunst-Gartens Lieblichkeit/ die Liebe zu seinem wehrten Vatterland überwinden laßen.</p>
            <p><note place="right">Seine Werke.</note> Da er nun wider in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-145 http://www.geonames.org/2954172/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004324">Augstburg</placeName> ankommen/ und von seinen lieben Freunden und guten Bekandten empfangen worden/ verwechselte er den ledigen mit dem ehlichen Stande/ durch eine gute Heurat/ und schüttelte darauf aus dem <hi rendition="#aq">Cornucopiae</hi> seiner zierlichen Wißenschaften allerhand annehmliche Früchten aus: Wie man dann bald von seiner Kunstreichen Hand unterschiedliche gute und wolgleichende <cb/>
Contrafäte/ schöne und der Natur wol nachfolgende Landschaften/ als auch wol <hi rendition="#aq">colori</hi>rte Historien/ gesehen/ welche alle zu erzehlen der geliebten Kürze dieses Werks widerstreben würden. Nur etlicher zu gedenken/ so geben die in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1812">Evangelischen Kirche zu S. Ulrich</placeName> befindliche vier Stuck sattsam zu erkennen die Artigkeit ihres Meisters in kleinen Bildern/ hingegen der in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1162">S. Jacobs Kirche</placeName> über die beyde Thor aufgemachte <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3250"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-10 http://d-nb.info/gnd/118557858 http://viaf.org/viaf/98494815">S. Johannes Baptista</persName></name>/ und <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3251">in Zusammenschreibung seiner Sendbriefe tief-<hi rendition="#aq">occupi</hi>rte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-256 http://d-nb.info/gnd/118641549 http://viaf.org/viaf/100178828">S. Paulus</persName></name> die Fürtrefligkeit des Mahlers in Lebens-großen Stucken/ als worinn lauter Geist/ Fleisch und Leben zu finden/ auch der Unterscheid hohen und mittelmäßigen Alters/ neben vielen andern Zierlichkeiten natürlich zu sehen. Mit diesen schönen Werken streiten nicht unbillich um das Ehren-Kränzlein die mit gleichlauffender Kunst sehr natürlich in Lebens-Größe gebildete <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3218"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1166 http://d-nb.info/gnd/118508911 http://viaf.org/viaf/100179656"><hi rendition="#aq">S. Benedictus</hi></persName></name><hi rendition="#aq">, <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3219"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2981 http://d-nb.info/gnd/118911546 http://viaf.org/viaf/3269490">Maurus</persName></name></hi> und <hi rendition="#aq"><name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3220"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1778 http://d-nb.info/gnd/118594788 http://viaf.org/viaf/64799883">Placidus</persName></name>,</hi> welche der Kunstliebende <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-862 http://d-nb.info/gnd/121975401 http://viaf.org/viaf/42707931">Herr Praelat zu Lampach</persName> von ihme hat.</p>
            <p>Nicht weniger hat er auch seiner Wißenschaft in der <hi rendition="#aq">Architectur</hi> ein schönes Denkmal aufgerichtet/ indem er der Erbarn alten Meistersinger Gesellschaft Anleitung gegeben/ ihre gewohnliche Schaubühne zu erweitern/ bequäm- und zierlicher auf zubauen/ wie dann daselbst nach seinem Modell und Anordnung ein solch lustiges und auf Italiänische Art eingerichtes <hi rendition="#aq">Theatrum</hi> aufgeführet worden/ daß viel hundert Personen/ Stands-Gebühr nach/ bequämlich können <hi rendition="#aq">accommodi</hi>ret werden/ daß also diese Augstburgische wochentlichübliche <hi rendition="#aq">Theatrali</hi>sche Spiellust durch diesen unsern <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2907 http://d-nb.info/gnd/130456365 http://viaf.org/viaf/15878313">Künstler</persName> treflich befördert worden/ und noch täglich durch verständige gute Vorschläge verbässert wird. Weil dann nun dieser unser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2907 http://d-nb.info/gnd/130456365 http://viaf.org/viaf/15878313">Herr Müller</persName> sich in allem seinem Thun sehr <hi rendition="#aq">expedit,</hi> vernünftig und manirlich erzeigt/ auch durch sothane <note place="right">Seine Ehrenämter.</note> gute Qualitäten/ Wißenschaft unterschiedlicher Sprachen/ und sittliche <hi rendition="#aq">conversation,</hi> nicht allein bey gemeiner Burgerschaft/ sondern auch bey einem Hoch-Wol-Löblichen <hi rendition="#aq">Magistrat,</hi> einen schönen Ruhm erlangt/ als hat derselbe ihn aus seinem Mahl-Zimmer zu andern Ehren-Aemteren erhoben/ und zu einem Beysitzer des Löblichen Stadt und Eh-Gerichts bestättiget; er wird auch von sämtlichen Herrn Obern geliebet/ von den geringern geehret/ und von männiglich für einen wolqualificirten Mann gehalten: Der Höchste wolle ihn ferner von oben herab mit reichem Segen überschütten/ gesunde Tage/ und ein ruhiges Alter verleihen/ damit er in selbst-verlangtem Wolstand unsere Kunst mit seiner zierlichen Hand noch ferner bereichern/ und die wolbekante Müllerische <hi rendition="#aq">familie</hi> mit unvergänglichem Lob bekrönen möge.</p>
            <figure rendition="#c" xml:id="figure-0557.1">
              <figure facs="figure-0557-1.jpg"/>
            </figure>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 330]/0144] mehrers aufmuntern/ und was zu dem völligen Verstand ferner erfordert würde/ ergreiffen möchte/ weil ich nun ein verträglichs Wesen und annehmliche Freundlichkeit bey ihme vermerket/ nahm ich ihn zu mir in meine Behausung/ damit ich seinem schönen Geist mit nöthiger Handleitung desto bäßer forthelfen möchte/ da er dann/ durch fleißige Besuchung der Academien/ bald ein guter Zeichner/ und ferner durch löblich-angewendte Unverdroßenheit ein schöner Copist allerhand grosser Historischen Tafeln ins Lebens-Größe worden. Als er nun diese Studien/ in die 5. Jahre/ theils in Holland/ theils in Teutschland continuiret/ verreißte er/ den Schatz mehrerer Erfahrung zu gewinnen/ in Italien/ und stillte sein eifriges Verlangen mit höchst ergötzlicher Beschauung der fürtreflichen Werke in Venedig/ allwo er auch in etlichen Jahren/ als eine fleißige Ameis/ einen grossen Vorraht zusammen getragen/ mit welchem er sein Kunstbegieriges Gemüt abspeisen möchte. Von dannen begab er sich ferner nach Florenz und Rom/ betrachtete mit höchster Vergnügung die Antiche-Statuen/ und konte seine Begierde niemals sättigen mit copiren des Weltberühmten Raphaels d’Urbino, und anderer Antichen und Modernen fürtreflicher Werke: Absonderlich aber machte er sich die Preißwürdigste Italiänische Gebäude zu Nutzen/ weil seine inclination ihn zu der Architectura stark anreitzte/ als worinn die gütige Natur sich ihme jederzeit sehr günstig erzeiget. Darauf zoge er fürters nach Neapel/ und truge auch daselbst alles was merkwürdig zusammen: Als ihn aber sein Verlangen wieder zuruck nach Rom gezogen/ übersahe er von neuem die Zierde der Römischen Kunststücke/ und bildete dieselbe gleichsam in seine Gedanken/ damit er aus diesem Schatz-Haus auf erheischenden Fall etwas zierliches herfür langen möchte: Er besuchte auch zugleich die Academien mit unverdroßnem Fleiß/ und kame durch seine annehmliche conversation, bey dem Römischen Adel und andern hohen Personen/ in so gute Bekantschaft/ daß sie ihn sehr geliebet haben/ auch gerne bey sich behalten hätten/ wo er nicht dem inständigen Zuruckfordern seiner lieben Anverwandten in Augstburg hätte Gehör gegeben/ und des Italiänischen Kunst-Gartens Lieblichkeit/ die Liebe zu seinem wehrten Vatterland überwinden laßen. Seine Reisen in Italien. Da er nun wider in Augstburg ankommen/ und von seinen lieben Freunden und guten Bekandten empfangen worden/ verwechselte er den ledigen mit dem ehlichen Stande/ durch eine gute Heurat/ und schüttelte darauf aus dem Cornucopiae seiner zierlichen Wißenschaften allerhand annehmliche Früchten aus: Wie man dann bald von seiner Kunstreichen Hand unterschiedliche gute und wolgleichende Contrafäte/ schöne und der Natur wol nachfolgende Landschaften/ als auch wol colorirte Historien/ gesehen/ welche alle zu erzehlen der geliebten Kürze dieses Werks widerstreben würden. Nur etlicher zu gedenken/ so geben die in der Evangelischen Kirche zu S. Ulrich befindliche vier Stuck sattsam zu erkennen die Artigkeit ihres Meisters in kleinen Bildern/ hingegen der in S. Jacobs Kirche über die beyde Thor aufgemachte S. Johannes Baptista/ und in Zusammenschreibung seiner Sendbriefe tief-occupirte S. Paulus die Fürtrefligkeit des Mahlers in Lebens-großen Stucken/ als worinn lauter Geist/ Fleisch und Leben zu finden/ auch der Unterscheid hohen und mittelmäßigen Alters/ neben vielen andern Zierlichkeiten natürlich zu sehen. Mit diesen schönen Werken streiten nicht unbillich um das Ehren-Kränzlein die mit gleichlauffender Kunst sehr natürlich in Lebens-Größe gebildete S. Benedictus, Maurus und Placidus, welche der Kunstliebende Herr Praelat zu Lampach von ihme hat. Seine Werke. Nicht weniger hat er auch seiner Wißenschaft in der Architectur ein schönes Denkmal aufgerichtet/ indem er der Erbarn alten Meistersinger Gesellschaft Anleitung gegeben/ ihre gewohnliche Schaubühne zu erweitern/ bequäm- und zierlicher auf zubauen/ wie dann daselbst nach seinem Modell und Anordnung ein solch lustiges und auf Italiänische Art eingerichtes Theatrum aufgeführet worden/ daß viel hundert Personen/ Stands-Gebühr nach/ bequämlich können accommodiret werden/ daß also diese Augstburgische wochentlichübliche Theatralische Spiellust durch diesen unsern Künstler treflich befördert worden/ und noch täglich durch verständige gute Vorschläge verbässert wird. Weil dann nun dieser unser Herr Müller sich in allem seinem Thun sehr expedit, vernünftig und manirlich erzeigt/ auch durch sothane gute Qualitäten/ Wißenschaft unterschiedlicher Sprachen/ und sittliche conversation, nicht allein bey gemeiner Burgerschaft/ sondern auch bey einem Hoch-Wol-Löblichen Magistrat, einen schönen Ruhm erlangt/ als hat derselbe ihn aus seinem Mahl-Zimmer zu andern Ehren-Aemteren erhoben/ und zu einem Beysitzer des Löblichen Stadt und Eh-Gerichts bestättiget; er wird auch von sämtlichen Herrn Obern geliebet/ von den geringern geehret/ und von männiglich für einen wolqualificirten Mann gehalten: Der Höchste wolle ihn ferner von oben herab mit reichem Segen überschütten/ gesunde Tage/ und ein ruhiges Alter verleihen/ damit er in selbst-verlangtem Wolstand unsere Kunst mit seiner zierlichen Hand noch ferner bereichern/ und die wolbekante Müllerische familie mit unvergänglichem Lob bekrönen möge. Seine Ehrenämter. [Abbildung [Abbildung] ]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/144
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 330]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/144>, abgerufen am 27.11.2024.