Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch]
Ein jeder rede so/ daß man ihn könne loben/ doch/ daß er sich dardurch nicht bring in Leid und Noht. In der Kupferblatten/ mit Lit. I. bezeichnet/ sind nachfolgende zu sehen/ als der hochberühmte Plato, mit nachfolgendem: Plato. DEs Platons Weißheit rühmt ein jeder/ der ihn nennet/ doch hat Diogenes ihn mit dem Han ver- lacht. Wann ein Gelehrter sich in seiner Kunst nicht kennet/ so wird aus einem Han noch oft ein Mensch gemacht. Der tiefsinnige Aristoteles, mit diesem Sinn-Spruch: Aristoteles. WAs Aristoteles für schöne Werk geschrie- ben/ ist aller Welt bekandt: Er ist der Weisen Cron/ drum ihn auch alle/ so die Weißheit ehren/lie- ben: Wer gleichen Fleiß verricht/ erlanget glei- chen Lohn. Der kluge Theophrast, auf den dieses zielet: Theophrastus. WAs Aristoteles verständig aufgeführet/ arbeitet Theophrast mit großer Weiß- heit aus: Der weise Lehrling nach dem Tod den Mei- ster zieret/ und sagt: ein weiser Mann sey überall zu Hauß. Der unglükliche Hof-Praeceptor Seneca, de- me zu Ehren dieses gemacht: Seneca. DEs Seneca Verstand/ wie er verdient/ [Spaltenumbruch]
zu preisen/ ist meine Zung zu schwach. Wer er gewesen sey/ kan uns ein einig Blat aus seinen Schriften weisen: Schad ists/ daß Nero hat bezahlt mit Mord die Treu. Der lachende Democritus, auf welchen also könte gespielet werden: Democritus. DEmocritus verlacht/ was er auf Erden findet/ und hält es alles nur für närrisch Eitelkeit. Die wahre Klugheit sich auch an die Zeiten bindet/ drum lacht ein weiser Mann nur zu der rech- ten Zeit. Der bosierliche Diogenes, auf den sich dieses schicket: Diogenes. DIogenes im Faß verachtet/ was er sie- het/ ihm ist nichts gut genug/ und spottet aller Leut. So sucht die höchste Ehr/ der sie vermeintlich fliehet/ und steckt der gröste Stolz oft in dem Bau- ers-Kleid. Beschluß-Rede des ersten Buchs. Aus jezt angeführter Ursach/ nämlich/ daß der grosgünstige Liebhaber/ in diesem Buch finden möge/ was er in Italien/ oder andern Orten/ wol gerne sehen möchte/ aber doch vielleicht nicht zu sehen bekommt/ könten zwar hie füglich/ bey die/ aus alten Marmorsteinernen Statuen/ communicirte Bildnise/ unterschiedlicher Welt-berühmten Philosophen/ und Gelehrter/ auch andere herzhafte/ dapfere und höchstgepriesene Kriegs-Helden/ Gelehrte und dapfere Männer zu sehen gegeben werden: Weil aber dieselbe aus Medaglionen und Medaglien/ von Gold/ Silber/ Achaten/ Crystallen und andern Edelsteinen nachgezeichnet worden/also/ ihrem ersten Ursprung nach/ füglicher zu der Scultura können gebracht werden/ als will ich der Künstlere Lebens-Beschreibung nicht länger unterbrechen/ sondern den geneigten Liebhaber in dieses Werks ersten Theil hiemit verwiesen haben/ allwo derselbe/ in der Beschreibung von der Scultura, eine zimliche Anzahl von dergleichen Antichen-Bildnisen finden wird/ deme beliebe nun in dem andern Buch/ dieses andern Theils/ das Leben und die Werken der modernen Italiener zu hören/ und was ein jeder/ der Kunst zu gut/ für andern gethan habe/ zu vernehmen. [Abbildung]
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Ein jeder rede so/ daß man ihn könne loben/ doch/ daß er sich dardurch nicht bring in Leid und Noht. In der Kupferblatten/ mit Lit. I. bezeichnet/ sind nachfolgende zu sehen/ als der hochberühmte Plato, mit nachfolgendem: Plato. DEs Platons Weißheit rühmt ein jeder/ der ihn nennet/ doch hat Diogenes ihn mit dem Han ver- lacht. Wann ein Gelehrter sich in seiner Kunst nicht kennet/ so wird aus einem Han noch oft ein Mensch gemacht. Der tiefsinnige Aristoteles, mit diesem Sinn-Spruch: Aristoteles. WAs Aristoteles für schöne Werk geschrie- ben/ ist aller Welt bekandt: Er ist der Weisen Cron/ drum ihn auch alle/ so die Weißheit ehren/lie- ben: Wer gleichen Fleiß verricht/ erlanget glei- chen Lohn. Der kluge Theophrast, auf den dieses zielet: Theophrastus. WAs Aristoteles verständig aufgeführet/ arbeitet Theophrast mit großer Weiß- heit aus: Der weise Lehrling nach dem Tod den Mei- ster zieret/ und sagt: ein weiser Mann sey überall zu Hauß. Der unglükliche Hof-Praeceptor Seneca, de- me zu Ehren dieses gemacht: Seneca. DEs Seneca Verstand/ wie er verdient/ [Spaltenumbruch]
zu preisen/ ist meine Zung zu schwach. Wer er gewesen sey/ kan uns ein einig Blat aus seinen Schriften weisen: Schad ists/ daß Nero hat bezahlt mit Mord die Treu. Der lachende Democritus, auf welchen also könte gespielet werden: Democritus. DEmocritus verlacht/ was er auf Erden findet/ und hält es alles nur für närrisch Eitelkeit. Die wahre Klugheit sich auch an die Zeiten bindet/ drum lacht ein weiser Mann nur zu der rech- ten Zeit. Der bosierliche Diogenes, auf den sich dieses schicket: Diogenes. DIogenes im Faß verachtet/ was er sie- het/ ihm ist nichts gut genug/ und spottet aller Leut. So sucht die höchste Ehr/ der sie vermeintlich fliehet/ und steckt der gröste Stolz oft in dem Bau- ers-Kleid. Beschluß-Rede des ersten Buchs. Aus jezt angeführter Ursach/ nämlich/ daß der grosgünstige Liebhaber/ in diesem Buch finden möge/ was er in Italien/ oder andern Orten/ wol gerne sehen möchte/ aber doch vielleicht nicht zu sehen bekommt/ könten zwar hie füglich/ bey die/ aus alten Marmorsteinernen Statuen/ communicirte Bildnise/ unterschiedlicher Welt-berühmten Philosophen/ und Gelehrter/ auch andere herzhafte/ dapfere und höchstgepriesene Kriegs-Helden/ Gelehrte und dapfere Männer zu sehen gegeben werden: Weil aber dieselbe aus Medaglionen und Medaglien/ von Gold/ Silber/ Achaten/ Crystallen und andern Edelsteinen nachgezeichnet worden/also/ ihrem ersten Ursprung nach/ füglicher zu der Scultura können gebracht werden/ als will ich der Künstlere Lebens-Beschreibung nicht länger unterbrechen/ sondern den geneigten Liebhaber in dieses Werks ersten Theil hiemit verwiesen haben/ allwo derselbe/ in der Beschreibung von der Scultura, eine zimliche Anzahl von dergleichen Antichen-Bildnisen finden wird/ deme beliebe nun in dem andern Buch/ dieses andern Theils/ das Leben und die Werken der modernen Italiener zu hören/ und was ein jeder/ der Kunst zu gut/ für andern gethan habe/ zu vernehmen. [Abbildung]
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Ein jeder rede so/ daß man ihn könne loben/
doch/ daß er sich dardurch nicht bring in
Leid und Noht.
In der Kupferblatten/ mit Lit. I. bezeichnet/ sind nachfolgende zu sehen/ als der hochberühmte Plato, mit nachfolgendem:
DEs Platons Weißheit rühmt ein jeder/
der ihn nennet/
doch hat Diogenes ihn mit dem Han ver-
lacht.
Wann ein Gelehrter sich in seiner Kunst nicht
kennet/
so wird aus einem Han noch oft ein Mensch
gemacht.
Der tiefsinnige Aristoteles, mit diesem Sinn-Spruch:
WAs Aristoteles für schöne Werk geschrie-
ben/
ist aller Welt bekandt: Er ist der Weisen
Cron/
drum ihn auch alle/ so die Weißheit ehren/lie-
ben:
Wer gleichen Fleiß verricht/ erlanget glei-
chen Lohn.
Der kluge Theophrast, auf den dieses zielet:
WAs Aristoteles verständig aufgeführet/
arbeitet Theophrast mit großer Weiß-
heit aus:
Der weise Lehrling nach dem Tod den Mei-
ster zieret/
und sagt: ein weiser Mann sey überall zu
Hauß.
Der unglükliche Hof-Praeceptor Seneca, de- me zu Ehren dieses gemacht:
DEs Seneca Verstand/ wie er verdient/
zu preisen/
ist meine Zung zu schwach. Wer er gewesen
sey/
kan uns ein einig Blat aus seinen Schriften
weisen:
Schad ists/ daß Nero hat bezahlt mit Mord
die Treu.
Der lachende Democritus, auf welchen also könte gespielet werden:
DEmocritus verlacht/ was er auf Erden
findet/
und hält es alles nur für närrisch Eitelkeit.
Die wahre Klugheit sich auch an die Zeiten
bindet/
drum lacht ein weiser Mann nur zu der rech-
ten Zeit.
Der bosierliche Diogenes, auf den sich dieses schicket:
DIogenes im Faß verachtet/ was er sie-
het/
ihm ist nichts gut genug/ und spottet aller
Leut.
So sucht die höchste Ehr/ der sie vermeintlich
fliehet/
und steckt der gröste Stolz oft in dem Bau-
ers-Kleid.
Aus jezt angeführter Ursach/ nämlich/ daß der grosgünstige Liebhaber/ in diesem Buch finden möge/ was er in Italien/ oder andern Orten/ wol gerne sehen möchte/ aber doch vielleicht nicht zu sehen bekommt/ könten zwar hie füglich/ bey die/ aus alten Marmorsteinernen Statuen/ communicirte Bildnise/ unterschiedlicher Welt-berühmten Philosophen/ und Gelehrter/ auch andere herzhafte/ dapfere und höchstgepriesene Kriegs-Helden/ Gelehrte und dapfere Männer zu sehen gegeben werden: Weil aber dieselbe aus Medaglionen und Medaglien/ von Gold/ Silber/ Achaten/ Crystallen und andern Edelsteinen nachgezeichnet worden/also/ ihrem ersten Ursprung nach/ füglicher zu der Scultura können gebracht werden/ als will ich der Künstlere Lebens-Beschreibung nicht länger unterbrechen/ sondern den geneigten Liebhaber in dieses Werks ersten Theil hiemit verwiesen haben/ allwo derselbe/ in der Beschreibung von der Scultura, eine zimliche Anzahl von dergleichen Antichen-Bildnisen finden wird/ deme beliebe nun in dem andern Buch/ dieses andern Theils/ das Leben und die Werken der modernen Italiener zu hören/ und was ein jeder/ der Kunst zu gut/ für andern gethan habe/ zu vernehmen.
Beschluß-Rede des ersten Buchs.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 1 (antike Künstler), S. 52]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/68>, abgerufen am 18.07.2024. |