Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] gewesen/ erscheinet daraus/ daß/ da der Künstler Calis Roß und Wagen jederzeit unvergleichlich gemacht/ anfangs aber mit den Menschen-Bildern nicht wol fortkommen können/ er einen Fuhrmann auf des Calis Wagen gesetzet/ jederman glaubend zu machen/ daß Calis nicht allein künstliche Pferde; sondern auch Menschen bilden könte. Er hat auch zween Cupido gemacht/ einen für die Thespier/ welchen Cicero dem Verri aufrucket/ und einen nackenden/ der von dem/ wider die Natur/ liebenden Jüngling umfangen wird. Es sind auch/ in dem Schwibbogen Octaviae , zu Rom/ unterschiedliche Bilder von seiner Hand gestanden. XXVII. CYDIAS, der Mahler.UM diese Zeit hat auch gelebet CYDIAS, ein berühmter Mahler/ dessen Geburt-Stadt unbekandt ist. Unter seine Stucke wird gezehlet/ ein sehr kunstreiches Gemähl/ von den Argonauten: sind Griechische junge Helden gewesen/ so mit dem Prinzen Jason, auf dem Schiff Argo, nach Colchos gefahren/ das guldine Vellus oder Wider-Fell von dar abzuholen/ wovon unterschiedliche Poeten/ als Orpheus, Apollonius und Valerius Flaccus geschrieben. Für dieses Gemälde/ hat ihme Hortensius, ein Römischer Orator, 144. Sesterzen bezahlet. Er mahlte auch/ diesem Hortensio, eine Capelle in sein Spiel-Hauß zu Tusculo: welches Hauß nachmals dem berühmten Cicero eigen worden/ da er viel Sachen geschrieben/ und ist es der Zeit ein Closter/ Grotta ferrata genannt/ ein sehr lustiger Ort/ allwo die Griechische Münche sich pflegen aufzuhalten. XXVIII. ANTIDOTUS, Mahler.ANTIDOTUS, dessen Herkommen uns auch nicht bewust ist/ ist ein guter Mahler und Euphranors Lehrling gewesen. Er mahlte zu Athen, ein Gefechte zweyer/ die Schilde auf Barcellonische Art führten/ mit einem Trompeter: wovon sehr viel gehalten wurde. Er war sehr fleissig/ alle zu der Kunst gehörige Dinge zu untersuchen. Doch war er nicht gar wol gegründet/ in der Maß und Proportion. Er mahlte auch gar rauh von Farben. Ein großes Stuck seines Ruhms ist gewesen/ daß er den berühmten Nicias von Athen zum Lehr-Schuler gehabt. XXIX. NICIAS, Mahler von Athen.DIeser NICIAS, dessen Vatter Nicomedes geheissen/ und dessen Contrefät in der Kupferblatten/ mit Lit. T. bezeichnet/ zu finden/ war sehr kunstfärtig/ Frauen-Bilder zu mahlen/ auch in Der erste gute Perspectiv-Mahler. Verkürzen und Perspectiv-machen. Er wendete allen seinen Fleiß an die Erlernung der Kunst/ die Gemähle zu verhöhen und zu schattiren/ daß sie ganz erhebt und rund aussahen. Er machte eine Seine Werke. Nemaea, die für eine Göttin der Büsche und Wälder gehalten worden/ und mahlte sie auf einen Löwen sitzend/ mit einem Palm-Zweig in der Hand. Dieses Stuck ließe Silanus aus Asien nach Rom bringen/ und wurde es daselbst in das Capitolium gestellet. Er machte auch einen Bacchus, der zur Zeit Plinii im Tempel des Friedens/ oder der Eintracht/ gestanden. Dann ein ander Stuck/ der Hyacinthus, so ein Jüngling gewesen/ welchen Apollo sehr geliebet/ hat Käyser Augusto so wol[Spaltenumbruch] gefallen/ daß er es nach Rom gebracht/ und in seine Galerie gestellet: ist geschehen nach Eroberung der Stadt Alexandria in Egypten. Käyser Tiberius ließ es nachmals in den Tempel stellen/ welchen er Augusto zu Ehren geweihet hatte. Von seiner Hand sahe man auch/ zur Zeit Plinii, eine Diana, und zu Epheso, die Begräbnis des Megabyzi, eines Opfer-Meisters dieser Göttin. Dieses Grabmahl bestunde in kleinen Tempeln oder Capellen/ dergleichen man noch außer Rom/ sonderlich in Via Appia siehet. Zu Athen machte er ein Stuck/ worinn er allerley höllische Gespenste ausgebildet/ auch die Beschwörungen und Anruffungen der Verstorbenen Seelen vorgestellet/ wie solche in des Homeri Odyssea von Ulysses vorgenommen worden: Plutarchus in Moralibus erwehnet dessen/ mit Vermelden/ daß man/ wann man/ nach Epicuri Lehre/ thun wolte/ kein frölich Leben führen könne. Er erzehlte hiebey/ daß/ als Nicias an diesem Stucke gearbeitet/ er sich so sehr darinn vertiefft/ daß er oftmals seine Leute gefragt; Ob er auch das Mittag-Mahl eingenommen hätte? Als er dieses Stuck vollendet/ Für deren eines wird ihm groß Geld gebotten. ließ ihme der König Ptolomaeus 60. Talente, sind 36000. Gold-Cronen/ dafür anbieten: das er aber nicht annehmen/ und sein Werk nicht verkaufen wollen. Diß schreibet Plutarchus. Aber Plinius redet anderst hievon/ und meldet/ daß Nicias dem König Attalus dieses Stuck für 60. Talent nicht überlassen/ sondern es der Stadt Athen, als seiner Geburt-Stadt/ geschenkt: dann er schon reich genug gewesen. Es kan wol seyn/ daß beyde Könige ihm so viel Gelds darfür angebotten. Die heutige Kunst-Mahlere möchten wünschen/ daß dieser Zeit noch Ptolomaei und Attali lebten/ die ihre Kunst mit Talenten also freygebig belohnten/ und daß ihre Reichtüme sich so hoch erschwingen möchten/ daß sie auch ihre Gemälde denen Städten/ zur Gedächtnis/ in die Raht-Häuser verehren könten. Seine grosse Werke. Sonsten hat Nicias auch sehr große Stucke gemacht/ als da waren/ wie Callisto und Io in einen Bären und in eine Kuh verwandelt worden. Die nackende Andromeda, so von Perseo erlöst wird/ ein Majestätischer Alexander, so/ zur Zeit Plinii, in Pompeji Galeria zu sehen gewesen/ und eine sitzende Calypso. Er ware auch sonders fürtrefflich/ in Abbildung der vierfüssigen Thieren/ sonderlich der Hunde. Er hat auch den grausamen Marathonischen Streit ausgebildet. Man sagt/ daß Praxiteles, als er einst gefragt worden/ welches unter den Marmor-Bildern das bäste wäre? zur Antwort gegeben: Das jenige sey es/ wobey Nicias die lezte Hand angeleget habe. So sehr wurde das Ausmachen und poliren dieses Künstlers geschätzet. Plinius will noch von einem Nicias sagen/ der in der 112. Olympiade gelebet. Es ist aber eben dieser/ und das bezeuget ob-erwehntes Er hat auch zu Alexandri M. Zeiten gelebet. sein Stuck/ der Große Alexander, welcher um selbige Zeit gelebet: Es wäre dann/ daß Plinius unter Alexandern/ den Paris, Prinzen von Troja verstanden/ der auch Alexander genennet worden. Dann/ als er noch ein Hirt auf dem Berg Ida gewesen/ und etliche Rauber sein oder [Spaltenumbruch] gewesen/ erscheinet daraus/ daß/ da der Künstler Calis Roß und Wagen jederzeit unvergleichlich gemacht/ anfangs aber mit den Menschen-Bildern nicht wol fortkommen können/ er einen Fuhrmann auf des Calis Wagen gesetzet/ jederman glaubend zu machen/ daß Calis nicht allein künstliche Pferde; sondern auch Menschen bilden könte. Er hat auch zween Cupido gemacht/ einen für die Thespier/ welchen Cicero dem Verri aufrucket/ und einen nackenden/ der von dem/ wider die Natur/ liebenden Jüngling umfangen wird. Es sind auch/ in dem Schwibbogen Octaviae , zu Rom/ unterschiedliche Bilder von seiner Hand gestanden. XXVII. CYDIAS, der Mahler.UM diese Zeit hat auch gelebet CYDIAS, ein berühmter Mahler/ dessen Geburt-Stadt unbekandt ist. Unter seine Stucke wird gezehlet/ ein sehr kunstreiches Gemähl/ von den Argonauten: sind Griechische junge Helden gewesen/ so mit dem Prinzen Jason, auf dem Schiff Argo, nach Colchos gefahren/ das guldine Vellus oder Wider-Fell von dar abzuholen/ wovon unterschiedliche Poëten/ als Orpheus, Apollonius und Valerius Flaccus geschrieben. Für dieses Gemälde/ hat ihme Hortensius, ein Römischer Orator, 144. Sesterzen bezahlet. Er mahlte auch/ diesem Hortensio, eine Capelle in sein Spiel-Hauß zu Tusculo: welches Hauß nachmals dem berühmten Cicero eigen worden/ da er viel Sachen geschrieben/ und ist es der Zeit ein Closter/ Grotta ferrata genannt/ ein sehr lustiger Ort/ allwo die Griechische Münche sich pflegen aufzuhalten. XXVIII. ANTIDOTUS, Mahler.ANTIDOTUS, dessen Herkommen uns auch nicht bewust ist/ ist ein guter Mahler und Euphranors Lehrling gewesen. Er mahlte zu Athen, ein Gefechte zweyer/ die Schilde auf Barcellonische Art führten/ mit einem Trompeter: wovon sehr viel gehalten wurde. 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Er erzehlte hiebey/ daß/ als <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-513 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500060025 http://viaf.org/viaf/96085233">Nicias</persName></hi> an diesem Stucke gearbeitet/ er sich so sehr darinn vertiefft/ daß er oftmals seine Leute gefragt; Ob er auch das Mittag-Mahl eingenommen hätte? Als er dieses Stuck vollendet/ <note place="right">Für deren eines wird ihm groß Geld gebotten.</note> ließ ihme der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-544 http://d-nb.info/gnd/118596926 http://viaf.org/viaf/84636391">König <hi rendition="#aq">Ptolomaeus</hi></persName> <hi rendition="#aq">60. Talente,</hi> sind 36000. Gold-Cronen/ dafür anbieten: das er aber nicht annehmen/ und sein Werk nicht verkaufen wollen. Diß schreibet <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName></hi>. Aber <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName></hi> redet anderst hievon/ und meldet/ daß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-513 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500060025 http://viaf.org/viaf/96085233">Nicias</persName></hi> dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-489 http://d-nb.info/gnd/12089260X http://viaf.org/viaf/18064950">König <hi rendition="#aq">Attalus</hi></persName> dieses Stuck für 60. <hi rendition="#aq">Talent</hi> nicht überlassen/ sondern es der Stadt <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-25 http://www.geonames.org/264371/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7001393">Athen</placeName>,</hi> als seiner Geburt-Stadt/ geschenkt: dann er schon reich genug gewesen. Es kan wol seyn/ daß beyde Könige ihm so viel Gelds darfür angebotten. Die heutige Kunst-Mahlere möchten wünschen/ daß dieser Zeit noch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-544 http://d-nb.info/gnd/118596926 http://viaf.org/viaf/84636391">Ptolomaei</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-489 http://d-nb.info/gnd/12089260X http://viaf.org/viaf/18064950">Attali</persName></hi> lebten/ die ihre Kunst mit <hi rendition="#aq">Talent</hi>en also freygebig belohnten/ und daß ihre Reichtüme sich so hoch erschwingen möchten/ daß sie auch ihre Gemälde denen Städten/ zur Gedächtnis/ in die Raht-Häuser verehren könten.</p> <p xml:id="p227.5"><note place="right">Seine grosse Werke.</note> Sonsten hat <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-513 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500060025 http://viaf.org/viaf/96085233">Nicias</persName></hi> auch sehr große Stucke gemacht/ als da waren/ wie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-538 http://d-nb.info/gnd/118864319 http://viaf.org/viaf/809841">Callisto</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-539 http://d-nb.info/gnd/124359906 http://viaf.org/viaf/35387480">Io</persName></hi> in einen Bären und in eine Kuh verwandelt worden. Die nackende <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-540 http://d-nb.info/gnd/118649302 http://viaf.org/viaf/57408288">Andromeda</persName>,</hi> so von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-481 http://d-nb.info/gnd/118790455 http://viaf.org/viaf/22937584">Perseo</persName></hi> erlöst wird/ ein Majestätischer <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-118 http://d-nb.info/gnd/118501828 http://viaf.org/viaf/101353608">Alexander</persName>,</hi> so/ zur Zeit <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinii</persName>,</hi> in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1929 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=155766">Pompeji Galeria</placeName></hi> zu sehen gewesen/ und eine sitzende <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-541 http://d-nb.info/gnd/119137151 http://viaf.org/viaf/30340088">Calypso</persName></hi>. Er ware auch sonders fürtrefflich/ in Abbildung der vierfüssigen Thieren/ sonderlich der Hunde. Er hat auch den grausamen <hi rendition="#aq">Marathoni</hi>schen Streit ausgebildet. Man sagt/ daß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-57 http://d-nb.info/gnd/118793241 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500010499">Praxiteles</persName>,</hi> als er einst gefragt worden/ welches unter den Marmor-Bildern das bäste wäre? zur Antwort gegeben: Das jenige sey es/ wobey <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-513 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500060025 http://viaf.org/viaf/96085233">Nicias</persName></hi> die lezte Hand angeleget habe. So sehr wurde das Ausmachen und <hi rendition="#aq">poli</hi>ren dieses Künstlers geschätzet. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName></hi> will noch von einem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5327"><hi rendition="#aq">Nicias</hi></persName> sagen/ der in der 112. <hi rendition="#aq">Olympiade</hi> gelebet. Es ist aber eben dieser/ und das bezeuget ob-erwehntes <note place="right">Er hat auch zu <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-118 http://d-nb.info/gnd/118501828 http://viaf.org/viaf/101353608"><hi rendition="#aq">Alexandri M</hi>.</persName> Zeiten gelebet.</note> sein Stuck/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-118 http://d-nb.info/gnd/118501828 http://viaf.org/viaf/101353608">Große <hi rendition="#aq">Alexander</hi></persName>, welcher um selbige Zeit gelebet: Es wäre dann/ daß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName></hi> unter <hi rendition="#aq">Alexander</hi>n/ den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-514 http://d-nb.info/gnd/118739301 http://viaf.org/viaf/807597">Paris</persName>,</hi> Prinzen von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-138 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7002329">Troja</placeName></hi> verstanden/ der auch <hi rendition="#aq">Alexander</hi> genennet worden. Dann/ als er noch ein Hirt auf dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-922 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1105183">Berg <hi rendition="#aq">Ida</hi></placeName> gewesen/ und etliche Rauber sein oder </p> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 1 (antike Künstler), S. 27]/0035]
gewesen/ erscheinet daraus/ daß/ da der Künstler Calis Roß und Wagen jederzeit unvergleichlich gemacht/ anfangs aber mit den Menschen-Bildern nicht wol fortkommen können/ er einen Fuhrmann auf des Calis Wagen gesetzet/ jederman glaubend zu machen/ daß Calis nicht allein künstliche Pferde; sondern auch Menschen bilden könte. Er hat auch zween Cupido gemacht/ einen für die Thespier/ welchen Cicero dem Verri aufrucket/ und einen nackenden/ der von dem/ wider die Natur/ liebenden Jüngling umfangen wird. Es sind auch/ in dem Schwibbogen Octaviae , zu Rom/ unterschiedliche Bilder von seiner Hand gestanden.
UM diese Zeit hat auch gelebet CYDIAS, ein berühmter Mahler/ dessen Geburt-Stadt unbekandt ist. Unter seine Stucke wird gezehlet/ ein sehr kunstreiches Gemähl/ von den Argonauten: sind Griechische junge Helden gewesen/ so mit dem Prinzen Jason, auf dem Schiff Argo, nach Colchos gefahren/ das guldine Vellus oder Wider-Fell von dar abzuholen/ wovon unterschiedliche Poëten/ als Orpheus, Apollonius und Valerius Flaccus geschrieben. Für dieses Gemälde/ hat ihme Hortensius, ein Römischer Orator, 144. Sesterzen bezahlet. Er mahlte auch/ diesem Hortensio, eine Capelle in sein Spiel-Hauß zu Tusculo: welches Hauß nachmals dem berühmten Cicero eigen worden/ da er viel Sachen geschrieben/ und ist es der Zeit ein Closter/ Grotta ferrata genannt/ ein sehr lustiger Ort/ allwo die Griechische Münche sich pflegen aufzuhalten.
XXVII. CYDIAS, der Mahler. ANTIDOTUS, dessen Herkommen uns auch nicht bewust ist/ ist ein guter Mahler und Euphranors Lehrling gewesen. Er mahlte zu Athen, ein Gefechte zweyer/ die Schilde auf Barcellonische Art führten/ mit einem Trompeter: wovon sehr viel gehalten wurde. Er war sehr fleissig/ alle zu der Kunst gehörige Dinge zu untersuchen. Doch war er nicht gar wol gegründet/ in der Maß und Proportion. Er mahlte auch gar rauh von Farben. Ein großes Stuck seines Ruhms ist gewesen/ daß er den berühmten Nicias von Athen zum Lehr-Schuler gehabt.
XXVIII. ANTIDOTUS, Mahler. DIeser NICIAS, dessen Vatter Nicomedes geheissen/ und dessen Contrefät in der Kupferblatten/ mit Lit. T. bezeichnet/ zu finden/ war sehr kunstfärtig/ Frauen-Bilder zu mahlen/ auch in Verkürzen und Perspectiv-machen. Er wendete allen seinen Fleiß an die Erlernung der Kunst/ die Gemähle zu verhöhen und zu schattiren/ daß sie ganz erhebt und rund aussahen. Er machte eine Nemaea, die für eine Göttin der Büsche und Wälder gehalten worden/ und mahlte sie auf einen Löwen sitzend/ mit einem Palm-Zweig in der Hand. Dieses Stuck ließe Silanus aus Asien nach Rom bringen/ und wurde es daselbst in das Capitolium gestellet. Er machte auch einen Bacchus, der zur Zeit Plinii im Tempel des Friedens/ oder der Eintracht/ gestanden. Dann ein ander Stuck/ der Hyacinthus, so ein Jüngling gewesen/ welchen Apollo sehr geliebet/ hat Käyser Augusto so wol
gefallen/ daß er es nach Rom gebracht/ und in seine Galerie gestellet: ist geschehen nach Eroberung der Stadt Alexandria in Egypten. Käyser Tiberius ließ es nachmals in den Tempel stellen/ welchen er Augusto zu Ehren geweihet hatte.
XXIX. NICIAS, Mahler von Athen.
Der erste gute Perspectiv-Mahler.
Seine Werke. Von seiner Hand sahe man auch/ zur Zeit Plinii, eine Diana, und zu Epheso, die Begräbnis des Megabyzi, eines Opfer-Meisters dieser Göttin. Dieses Grabmahl bestunde in kleinen Tempeln oder Capellen/ dergleichen man noch außer Rom/ sonderlich in Via Appia siehet. Zu Athen machte er ein Stuck/ worinn er allerley höllische Gespenste ausgebildet/ auch die Beschwörungen und Anruffungen der Verstorbenen Seelen vorgestellet/ wie solche in des Homeri Odyssea von Ulysses vorgenommen worden: Plutarchus in Moralibus erwehnet dessen/ mit Vermelden/ daß man/ wann man/ nach Epicuri Lehre/ thun wolte/ kein frölich Leben führen könne. Er erzehlte hiebey/ daß/ als Nicias an diesem Stucke gearbeitet/ er sich so sehr darinn vertiefft/ daß er oftmals seine Leute gefragt; Ob er auch das Mittag-Mahl eingenommen hätte? Als er dieses Stuck vollendet/ ließ ihme der König Ptolomaeus 60. Talente, sind 36000. Gold-Cronen/ dafür anbieten: das er aber nicht annehmen/ und sein Werk nicht verkaufen wollen. Diß schreibet Plutarchus. Aber Plinius redet anderst hievon/ und meldet/ daß Nicias dem König Attalus dieses Stuck für 60. Talent nicht überlassen/ sondern es der Stadt Athen, als seiner Geburt-Stadt/ geschenkt: dann er schon reich genug gewesen. Es kan wol seyn/ daß beyde Könige ihm so viel Gelds darfür angebotten. Die heutige Kunst-Mahlere möchten wünschen/ daß dieser Zeit noch Ptolomaei und Attali lebten/ die ihre Kunst mit Talenten also freygebig belohnten/ und daß ihre Reichtüme sich so hoch erschwingen möchten/ daß sie auch ihre Gemälde denen Städten/ zur Gedächtnis/ in die Raht-Häuser verehren könten.
Für deren eines wird ihm groß Geld gebotten. Sonsten hat Nicias auch sehr große Stucke gemacht/ als da waren/ wie Callisto und Io in einen Bären und in eine Kuh verwandelt worden. Die nackende Andromeda, so von Perseo erlöst wird/ ein Majestätischer Alexander, so/ zur Zeit Plinii, in Pompeji Galeria zu sehen gewesen/ und eine sitzende Calypso. Er ware auch sonders fürtrefflich/ in Abbildung der vierfüssigen Thieren/ sonderlich der Hunde. Er hat auch den grausamen Marathonischen Streit ausgebildet. Man sagt/ daß Praxiteles, als er einst gefragt worden/ welches unter den Marmor-Bildern das bäste wäre? zur Antwort gegeben: Das jenige sey es/ wobey Nicias die lezte Hand angeleget habe. So sehr wurde das Ausmachen und poliren dieses Künstlers geschätzet. Plinius will noch von einem Nicias sagen/ der in der 112. Olympiade gelebet. Es ist aber eben dieser/ und das bezeuget ob-erwehntes sein Stuck/ der Große Alexander, welcher um selbige Zeit gelebet: Es wäre dann/ daß Plinius unter Alexandern/ den Paris, Prinzen von Troja verstanden/ der auch Alexander genennet worden. Dann/ als er noch ein Hirt auf dem Berg Ida gewesen/ und etliche Rauber sein oder
Seine grosse Werke.
Er hat auch zu Alexandri M. Zeiten gelebet.
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