Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] Seine Kunst/ durch Farben zu erheben und zu rundiren. Verhöhung gabe. Kurz/ er war so treflich in seinen Verkürzungen/ daß man sagen mögen/ seine plate Gemähle wären halbrund erhoben und gebossiert. Seine Geburt-Stadt Sicyon, wurde vor und nach für das VatterlandSeine Geburt-Stadt der Mahler Vatterland.aller guten Mahler geachtet. Zur Zeit/ da Scaurus Römischer Schultheiß gewesen/ wurden alle dieser Stadt köstliche Tafeln und Gemähle/ die in allgemeinen Orten/ und in Tempeln zu finden waren/ nach Rom gebracht/ und unter offentlichem Ausruff verkauft: und wurde das daraus erlöste Geld/ zu Bezahlung der großen Schulden/ womit diese Stadt sich damals bebürdet befunden/ verwendet. XXV. EUPHRANOR, Mahler/ Bildhauer/ Kunststecher und Giesser. Seine Arbeit in Colossen.EUPHRANOR, aus der Stadt Isthmo, des Landes Peloponesus, jezt Morea genannt/ bürtig/ war in der 104 Olympiade ein Lehrling von Aristippus , und ward ein großer Künstler. Er begabe sich/ die Colossen zu bilden: welches Bilder waren von ungemeiner Grösse. Er machte auch viel Bilder von Marmor/ und belustigte sich/ zu stechen auf Trink-Geschirre mit dem Grabeisen. Neben seiner Kunst/ hatte er die Gabe/ daß er nicht wunderlich noch wurmhaftig/ sondern annemlich und liebreich war/ und mit jederman wol umgehen konte. Seine Stucke waren bässer ausgearbeitet/ als andere der vorigen Meister. Er war auch der Conterfäten der Grossen. erste/ der die Majestät und Ernsthaftigkeit Großer Herrn wol auszubilden wuste. Die Natur lässet einmal etwas zu/ das sie hernach versaget: Dieses erfuhre Euphranor: Als er zu Athen die zwölf Götter abmahlen solte/ legte Hebet zu hoch an. er solche Kunst an des Neptunus Bildnis/ und machte in dessen Angesicht ein so Majestätisches Wesen vorstellig/ daß ihme hernach unmöglich fiele/ in der Bildung Jupiters eine mehrere Majestät zu finden/ gleichwie es nohtwenig ware/ und konte er also seinen Zweck nicht erreichen. Er pflegte wunder-wol warzunehmen die Maß und proportion, also/ daß er in diesem Stuck alle andere übertroffen. Dannoch hatte er diese Unvollkommenheit/ Seine Fehler im Mahlen. daß er/ gegen die proportion, seine Bilder zu schmal/ auch die Finger und Knöchel an den Händen zu groß machte. Er hat von der Mahler-Kunst Er schriebe von der Mahlerey. ein Buch geschrieben/ sonderlich von Maß und proportion des Menschen/ auch von Mischung der Farben. Seine Stucke. Was seine Stucke belanget/ so waren von ihme zu sehen/ ein Scharmützel zu Pferd/ wie auch gemeldte zwölf Götter. Einen Theseus machte er so natürlich/ daß er selber sagte: Des Parrhasii Theseus, den man hoch schäzte/ sey zwar mit Rosen/ der seinige aber mit Fleisch/ auferzogen worden. Zu Epheso waren viel künstliche Tafeln von seiner Hand zu sehen. Es ware unter andern ein Ulysses, der/ sich unsinnig stellend/ ein Pferd und eine Kuh zusammen an den Pflug spannte/ damit den Seestrand pflügte/ und Salz darein säete/ damit er nicht mit in den Krieg nach Troja ziehen/ und seine liebe Penelope verlassen dörfte. In einem andern Stuck erschienen etliche Personen/ auf Griechisch gekleidet und bemäntelt/ die voll Gedanken stunden/ und unter ihnen ein Capitän/ der sein Schwerd in die Scheide steckte. [Spaltenumbruch]MIt diesem Euphranor soll/ nach Plinii lib. 34. cap. 8. Aussage/ in der 104 Olympiade, XXVI. PRAXITELES, Bildhauer. der Bildhauer PRAXITELES gelebt haben: Wiewol er lib. 33. cap. 9. eines andern gedenket/ der zu Zeiten Pompeji Magni gelebet/ und Spiegel aus Erz verfärtiget. Es ist aber dieser/ von dem wir reden/ (und dessen Contrefät in der Kupferblatten/ mit Lit. E. gezeichnet/ zu finden/) ein vortrefflicher Bildhauer gewesen: welches bezeuget Sprüchwort: Praxitelea Capita. das von ihm entstandene Sprüchwort/Praxitelea Capita, und der oben im Leben Phidiae künstlichgemachte Bucephalus und Alexander Magnus, welchen viele fast für bässer/ als des Phidiae seinen/ Seine Werke. halten wollen. Sonsten hat er gebildet zwo Statuen/ deren eine ein zu Pferd sitzender Neptunus, der mit seinem Spieß auf den Riesen Polybos stösset/ die in der Ceraunischen oder Donner-Straßen zu Athen gestanden. Venus Gnidia, die nackende. Es wird aber von Plinio lib. 36. cap. 5. allen seinen andern Werken vorgezogen/ eine Venus, die er nach Gnido verfärtiget: welche zu besehen/ viel tausend Künstlere dorthin gereiset. Es hat aber Praxiteles zwey Venus-Bilder gemacht/ Venus Coa die bekleidete. eine nackende und eine bekleidte/ und denen von Co die Wahl/ eine davon zu kaufen/ überlassen. Sie erwehleten die bekleidte/ und überließen denen von Gnido die nackende/ auch mit derselben den Ruhm des Vorzugs: massen diese zum meisten gerühmet und bewundert worden/ obwol die zu Co glaubten/ daß ihre Wahl ein größeres Lob/ wegen ihrer Zucht und Erbarkeit/ erlangen würde. Denen von Gnido wolte König Nicomedes ihre Venus abkaufen/ und darfür alle der Stadt Schulden/ welche unsäglich hoch stiegen/ bezahlen: Sie wolten aber/ diese Zierde ihrer Stadt/ auch um so hohen Wehrt/ nicht missen. In diese Statue solle einmal einer/ Namens Amyntas, sich verliebet/ und die ganze Nacht mit ihr gebuhlet haben/ wovon auch ein Mackel an dem Bilde gefunden worden. Dieser Praxiteles soll auch/ die von Polygnotus erfundene Kunst/ in Wachs zu mahlen/ und einzubrennen/ zur perfection gebracht haben. Fernere seine Werke. In der Marmor-Arbeit hat er die meiste übertroffen/ aber auch aus Metall schöne Stücke gemacht: unter denen benennt werden Catagusa, die Göttin der Trunkenheit/ und Bacchus, auch ein Satyrus, Periboetos genannt; Ferner/ verschiedene Bilder/ so vor dem Templo Fortunae zu Rom gestanden/ und darinn/ mit einer Venus, von seiner Hand/ unter Käysers Claudii Regierung/ durch Feuers-Brunst verdorben. Mehrere seine Werke und Bilder waren/ Stephusa, Spilumenes und Oenophorus, auch Harmodius und Aristogiton, die Tyrannen-Mörder: welche der König Xerxes nach Persien mit sich genommen/ die aber von Alexandro Magno, als er Persien erobert/ wieder nach Athen geschickt worden. Er hat auch gebildet einen Knaben/ der mit seinem Pfeil auf eine Eyder gelauret/ und Saurocton genennet wird; Fürter zwey Bilder/ ein weinendes und lachendes: welches leztere für die Courtisanin Phryne gehalten worden/ in die er sich verliebet hatte. Wie leutselig und gutwillig er [Spaltenumbruch] Seine Kunst/ durch Farben zu erheben und zu rundiren. Verhöhung gabe. Kurz/ er war so treflich in seinen Verkürzungen/ daß man sagen mögen/ seine plate Gemähle wären halbrund erhoben und gebossiert. Seine Geburt-Stadt Sicyon, wurde vor und nach für das VatterlandSeine Geburt-Stadt der Mahler Vatterland.aller guten Mahler geachtet. Zur Zeit/ da Scaurus Römischer Schultheiß gewesen/ wurden alle dieser Stadt köstliche Tafeln und Gemähle/ die in allgemeinen Orten/ und in Tempeln zu finden waren/ nach Rom gebracht/ und unter offentlichem Ausruff verkauft: und wurde das daraus erlöste Geld/ zu Bezahlung der großen Schulden/ womit diese Stadt sich damals bebürdet befunden/ verwendet. XXV. EUPHRANOR, Mahler/ Bildhauer/ Kunststecher und Giesser. Seine Arbeit in Colossen.EUPHRANOR, aus der Stadt Isthmo, des Landes Peloponesus, jezt Morea genannt/ bürtig/ war in der 104 Olympiade ein Lehrling von Aristippus , und ward ein großer Künstler. Er begabe sich/ die Colossen zu bilden: welches Bilder waren von ungemeiner Grösse. Er machte auch viel Bilder von Marmor/ und belustigte sich/ zu stechen auf Trink-Geschirre mit dem Grabeisen. Neben seiner Kunst/ hatte er die Gabe/ daß er nicht wunderlich noch wurmhaftig/ sondern annemlich und liebreich war/ und mit jederman wol umgehen konte. Seine Stucke waren bässer ausgearbeitet/ als andere der vorigen Meister. Er war auch der Conterfäten der Grossen. erste/ der die Majestät und Ernsthaftigkeit Großer Herrn wol auszubilden wuste. Die Natur lässet einmal etwas zu/ das sie hernach versaget: Dieses erfuhre Euphranor: Als er zu Athen die zwölf Götter abmahlen solte/ legte Hebet zu hoch an. er solche Kunst an des Neptunus Bildnis/ und machte in dessen Angesicht ein so Majestätisches Wesen vorstellig/ daß ihme hernach unmöglich fiele/ in der Bildung Jupiters eine mehrere Majestät zu finden/ gleichwie es nohtwenig ware/ und konte er also seinen Zweck nicht erreichen. Er pflegte wunder-wol warzunehmen die Maß und proportion, also/ daß er in diesem Stuck alle andere übertroffen. Dannoch hatte er diese Unvollkommenheit/ Seine Fehler im Mahlen. daß er/ gegen die proportion, seine Bilder zu schmal/ auch die Finger und Knöchel an den Händen zu groß machte. Er hat von der Mahler-Kunst Er schriebe von der Mahlerey. ein Buch geschrieben/ sonderlich von Maß und proportion des Menschen/ auch von Mischung der Farben. Seine Stucke. 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PRAXITELES, Bildhauer. der Bildhauer PRAXITELES gelebt haben: Wiewol er lib. 33. cap. 9. eines andern gedenket/ der zu Zeiten Pompeji Magni gelebet/ und Spiegel aus Erz verfärtiget. Es ist aber dieser/ von dem wir reden/ (und dessen Contrefät in der Kupferblatten/ mit Lit. E. gezeichnet/ zu finden/) ein vortrefflicher Bildhauer gewesen: welches bezeuget Sprüchwort: Praxiteléa Capita. das von ihm entstandene Sprüchwort/Praxiteléa Capita, und der oben im Leben Phidiae künstlichgemachte Bucephalus und Alexander Magnus, welchen viele fast für bässer/ als des Phidiae seinen/ Seine Werke. halten wollen. Sonsten hat er gebildet zwo Statuen/ deren eine ein zu Pferd sitzender Neptunus, der mit seinem Spieß auf den Riesen Polybos stösset/ die in der Ceraunischen oder Donner-Straßen zu Athen gestanden. Venus Gnidia, die nackende. 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Sie erwehleten die bekleidte/ und überließen denen von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-215">Gnido</placeName></hi> die nackende/ auch mit derselben den Ruhm des Vorzugs: massen diese zum meisten gerühmet und bewundert worden/ obwol die zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-241 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7012054">Co</placeName></hi> glaubten/ daß ihre Wahl ein größeres Lob/ wegen ihrer Zucht und Erbarkeit/ erlangen würde. Denen von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-215">Gnido</placeName></hi> wolte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-245">König <hi rendition="#aq">Nicomedes</hi></persName> ihre <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName></hi> abkaufen/ und darfür alle der Stadt Schulden/ welche unsäglich hoch stiegen/ bezahlen: Sie wolten aber/ diese Zierde ihrer Stadt/ auch um so hohen Wehrt/ nicht missen. In diese <hi rendition="#aq">Statue</hi> solle einmal einer/ Namens <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Amyntas</persName>,</hi> sich verliebet/ und die ganze Nacht mit ihr gebuhlet haben/ wovon auch ein Mackel an dem Bilde gefunden worden.</p> <p xml:id="p226.6">Dieser <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-57 http://d-nb.info/gnd/118793241 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500010499">Praxiteles</persName></hi> soll auch/ die von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-237 http://d-nb.info/gnd/119385198 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115803">Polygnotus</persName></hi> erfundene Kunst/ in Wachs zu mahlen/ und einzubrennen/ zur <hi rendition="#aq">perfection</hi> gebracht haben. <note place="right">Fernere seine Werke.</note> In der Marmor-Arbeit hat er die meiste übertroffen/ aber auch aus Metall schöne Stücke gemacht: unter denen benennt werden <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5256">Catagusa</persName>,</hi> die Göttin der Trunkenheit/ und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName></hi>, auch ein <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4584">Satyrus</persName>, Periboetos</hi> genannt; Ferner/ verschiedene Bilder/ so vor dem <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1946">Templo Fortunae</placeName></hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> gestanden/ und darinn/ mit einer <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>,</hi> von seiner Hand/ unter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-543 http://d-nb.info/gnd/118521063 http://viaf.org/viaf/87172361">Käysers <hi rendition="#aq">Claudii</hi></persName> Regierung/ durch Feuers-Brunst verdorben. Mehrere seine Werke und Bilder waren/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5257">Stephusa</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5282">Spilumenes</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5283">Oenophorus</persName>,</hi> auch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-135 http://d-nb.info/gnd/118720430 http://viaf.org/viaf/13102129">Harmodius</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-328">Aristogiton</persName>,</hi> die Tyrannen-Mörder: welche der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-306 http://d-nb.info/gnd/118808109 http://viaf.org/viaf/19983268">König <hi rendition="#aq">Xerxes</hi></persName> nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-114 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7024079">Persien</placeName></hi> mit sich genommen/ die aber von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-118 http://d-nb.info/gnd/118501828 http://viaf.org/viaf/101353608">Alexandro Magno</persName>,</hi> als er <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-114 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7024079"><hi rendition="#aq">Persi</hi>en</placeName> erobert/ wieder nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-25 http://www.geonames.org/264371/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7001393">Athen</placeName></hi> geschickt worden. Er hat auch gebildet einen Knaben/ der mit seinem Pfeil auf eine Eyder gelauret/ und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Saurocton</persName></hi> genennet wird; Fürter zwey Bilder/ ein weinendes und lachendes: welches leztere für die <hi rendition="#aq">Courtisan</hi>in <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-529 http://d-nb.info/gnd/12397710X http://viaf.org/viaf/72314569">Phryne</persName></hi> gehalten worden/ in die er sich verliebet hatte. Wie leutselig und gutwillig er </p> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 1 (antike Künstler), S. 26]/0034]
Verhöhung gabe. Kurz/ er war so treflich in seinen Verkürzungen/ daß man sagen mögen/ seine plate Gemähle wären halbrund erhoben und gebossiert. Seine Geburt-Stadt Sicyon, wurde vor und nach für das Vatterlandaller guten Mahler geachtet. Zur Zeit/ da Scaurus Römischer Schultheiß gewesen/ wurden alle dieser Stadt köstliche Tafeln und Gemähle/ die in allgemeinen Orten/ und in Tempeln zu finden waren/ nach Rom gebracht/ und unter offentlichem Ausruff verkauft: und wurde das daraus erlöste Geld/ zu Bezahlung der großen Schulden/ womit diese Stadt sich damals bebürdet befunden/ verwendet.
Seine Kunst/ durch Farben zu erheben und zu rundiren.
Seine Geburt-Stadt der Mahler Vatterland. EUPHRANOR, aus der Stadt Isthmo, des Landes Peloponesus, jezt Morea genannt/ bürtig/ war in der 104 Olympiade ein Lehrling von Aristippus , und ward ein großer Künstler. Er begabe sich/ die Colossen zu bilden: welches Bilder waren von ungemeiner Grösse. Er machte auch viel Bilder von Marmor/ und belustigte sich/ zu stechen auf Trink-Geschirre mit dem Grabeisen. Neben seiner Kunst/ hatte er die Gabe/ daß er nicht wunderlich noch wurmhaftig/ sondern annemlich und liebreich war/ und mit jederman wol umgehen konte. Seine Stucke waren bässer ausgearbeitet/ als andere der vorigen Meister. Er war auch der erste/ der die Majestät und Ernsthaftigkeit Großer Herrn wol auszubilden wuste.
XXV. EUPHRANOR, Mahler/ Bildhauer/ Kunststecher und Giesser. Seine Arbeit in Colossen.
Conterfäten der Grossen. Die Natur lässet einmal etwas zu/ das sie hernach versaget: Dieses erfuhre Euphranor: Als er zu Athen die zwölf Götter abmahlen solte/ legte er solche Kunst an des Neptunus Bildnis/ und machte in dessen Angesicht ein so Majestätisches Wesen vorstellig/ daß ihme hernach unmöglich fiele/ in der Bildung Jupiters eine mehrere Majestät zu finden/ gleichwie es nohtwenig ware/ und konte er also seinen Zweck nicht erreichen. Er pflegte wunder-wol warzunehmen die Maß und proportion, also/ daß er in diesem Stuck alle andere übertroffen. Dannoch hatte er diese Unvollkommenheit/ daß er/ gegen die proportion, seine Bilder zu schmal/ auch die Finger und Knöchel an den Händen zu groß machte. Er hat von der Mahler-Kunst ein Buch geschrieben/ sonderlich von Maß und proportion des Menschen/ auch von Mischung der Farben.
Hebet zu hoch an.
Seine Fehler im Mahlen.
Er schriebe von der Mahlerey. Was seine Stucke belanget/ so waren von ihme zu sehen/ ein Scharmützel zu Pferd/ wie auch gemeldte zwölf Götter. Einen Theseus machte er so natürlich/ daß er selber sagte: Des Parrhasii Theseus, den man hoch schäzte/ sey zwar mit Rosen/ der seinige aber mit Fleisch/ auferzogen worden. Zu Epheso waren viel künstliche Tafeln von seiner Hand zu sehen. Es ware unter andern ein Ulysses, der/ sich unsinnig stellend/ ein Pferd und eine Kuh zusammen an den Pflug spannte/ damit den Seestrand pflügte/ und Salz darein säete/ damit er nicht mit in den Krieg nach Troja ziehen/ und seine liebe Penelope verlassen dörfte. In einem andern Stuck erschienen etliche Personen/ auf Griechisch gekleidet und bemäntelt/ die voll Gedanken stunden/ und unter ihnen ein Capitän/ der sein Schwerd in die Scheide steckte.
Seine Stucke.
MIt diesem Euphranor soll/ nach Plinii lib. 34. cap. 8. Aussage/ in der 104 Olympiade, der Bildhauer PRAXITELES gelebt haben: Wiewol er lib. 33. cap. 9. eines andern gedenket/ der zu Zeiten Pompeji Magni gelebet/ und Spiegel aus Erz verfärtiget. Es ist aber dieser/ von dem wir reden/ (und dessen Contrefät in der Kupferblatten/ mit Lit. E. gezeichnet/ zu finden/) ein vortrefflicher Bildhauer gewesen: welches bezeuget das von ihm entstandene Sprüchwort/Praxiteléa Capita, und der oben im Leben Phidiae künstlichgemachte Bucephalus und Alexander Magnus, welchen viele fast für bässer/ als des Phidiae seinen/ halten wollen. Sonsten hat er gebildet zwo Statuen/ deren eine ein zu Pferd sitzender Neptunus, der mit seinem Spieß auf den Riesen Polybos stösset/ die in der Ceraunischen oder Donner-Straßen zu Athen gestanden.
XXVI. PRAXITELES, Bildhauer.
Sprüchwort: Praxiteléa Capita.
Seine Werke. Es wird aber von Plinio lib. 36. cap. 5. allen seinen andern Werken vorgezogen/ eine Venus, die er nach Gnido verfärtiget: welche zu besehen/ viel tausend Künstlere dorthin gereiset. Es hat aber Praxiteles zwey Venus-Bilder gemacht/ eine nackende und eine bekleidte/ und denen von Co die Wahl/ eine davon zu kaufen/ überlassen. Sie erwehleten die bekleidte/ und überließen denen von Gnido die nackende/ auch mit derselben den Ruhm des Vorzugs: massen diese zum meisten gerühmet und bewundert worden/ obwol die zu Co glaubten/ daß ihre Wahl ein größeres Lob/ wegen ihrer Zucht und Erbarkeit/ erlangen würde. Denen von Gnido wolte König Nicomedes ihre Venus abkaufen/ und darfür alle der Stadt Schulden/ welche unsäglich hoch stiegen/ bezahlen: Sie wolten aber/ diese Zierde ihrer Stadt/ auch um so hohen Wehrt/ nicht missen. In diese Statue solle einmal einer/ Namens Amyntas, sich verliebet/ und die ganze Nacht mit ihr gebuhlet haben/ wovon auch ein Mackel an dem Bilde gefunden worden.
Venus Gnidia, die nackende.
Venus Coa die bekleidete. Dieser Praxiteles soll auch/ die von Polygnotus erfundene Kunst/ in Wachs zu mahlen/ und einzubrennen/ zur perfection gebracht haben. In der Marmor-Arbeit hat er die meiste übertroffen/ aber auch aus Metall schöne Stücke gemacht: unter denen benennt werden Catagusa, die Göttin der Trunkenheit/ und Bacchus, auch ein Satyrus, Periboetos genannt; Ferner/ verschiedene Bilder/ so vor dem Templo Fortunae zu Rom gestanden/ und darinn/ mit einer Venus, von seiner Hand/ unter Käysers Claudii Regierung/ durch Feuers-Brunst verdorben. Mehrere seine Werke und Bilder waren/ Stephusa, Spilumenes und Oenophorus, auch Harmodius und Aristogiton, die Tyrannen-Mörder: welche der König Xerxes nach Persien mit sich genommen/ die aber von Alexandro Magno, als er Persien erobert/ wieder nach Athen geschickt worden. Er hat auch gebildet einen Knaben/ der mit seinem Pfeil auf eine Eyder gelauret/ und Saurocton genennet wird; Fürter zwey Bilder/ ein weinendes und lachendes: welches leztere für die Courtisanin Phryne gehalten worden/ in die er sich verliebet hatte. Wie leutselig und gutwillig er
Fernere seine Werke.
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