Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] Zeuxis hab ihme die Mahler-Kunst gestohlen/ und mit sich hinweg getragen. Er wurde auch Sein Reichtum. durch seine Kunst so reich/ daß er/ seinen Reichtum zu zeigen/ in das Belege seines Mantels/ seinen Namen mit Gold sticken lassen/ und denselben in den grossen Olympischen Spielen getragen: Lezlich nahme er ihm vor / seine Werke gar umsonst hinzugeben/ weil er sich bedunken ließe/ man könte sie ihm nicht nach Genüge und ihrem Wehrt bezahlen/ wie er dann an die Stadt Agrigent in Sicilien/ Seine Werke. eine Alcmena, und einen Pan dem König Archelaus geschenket. Er mahlte eine Penelope, in welche er alle Erbarkeit und Majestät/ so einer Königin wol anstehet/ schiene versamlet zu haben. Es wird auch von ihme gesehen ein Ringe-Kampf/ worzu er grosse inclination gehabt/ und schriebe darunter den bekandten Lehre-Spruch: Sein Spruch Raon mimeisthai e momeiisthaiFacilius est culpare, quam imitari Welches zu Teutsch also lauten möchte: Oder: Es ist der Leute Brauch nur alles zu ver- achten: Viel rühmlicher es wär/ wann sie es bässer machten. Er machte auch einen Jupiter, sitzend in seiner Majestät/ da alle andere Götter seitwarts bey ihm stunden/ als sein Hofgesinde. Er hat gemahlet einen jungen Hercules, wie er/ noch in der Wiege ligend/ zwo Schlangen erwürget; Darbey sahe man die Alcmena, seine Mutter/ und ihren Gemahl/ den König Amphitryon, die/ ganz erschrocken/ diß wunderlich Schau-Spiel betrachteten. Er machte auch viel Contrefäte und andere Dinge/ mit weiß und schwarz/ oder grau in grau/ bey den Griechen Monochroma genannt. Wiewol nun dieser Zeuxis in seiner Kunst sehr erfahren war/ Seine Fehler im Mahlen. so wird doch von ihm gesagt/ daß er die Köpfe zu groß/ auch die Finger und deren Knöchel zu dick und groß gemacht. Sonst war er gar glücklich/ das Leben auszudrucken. Als er für die Agrigentiner eine Tafel machen solte/ die sie in den Tempel der Göttin Juno zu Lacinio, (jetzt Capo di Columni) in Calabria opfern wolten/ begehrte er/ alle Er siehet ein Bild von fünff lebenden Jungfrauen ab/ zu Agrigent. ihre Töchter nacket zu sehen/ welches ihm auch zugelassen worden. Unter diesen allen wehlte er nur fünf heraus/ die schönsten von Gliedmassen/ um in besagtem Bild der Juno und andern Bildern/ deren schönste Theile einzubringen; Diesen Töchtern wurden nachmals viel schöne Gedicht und Verse zu Ehren gemacht. Er war der fürnehmste unter denen/ die beruffen waren/ zu Auszierung der Stadt Athen, zur Zeit des Pericles, worvon droben im Leben des Agatharchus, ein Ruhm-rediger Mahler. Phidias erwehnt worden. Als Agatharchus, ein Mahler daselbst/ gegen ihm sich berühmte und sagte: Ich mahle meine Thiere viel färtiger/ und minder mühsam/ als ihr thut: bestättigte er solches/ und antwortete: Es ist wahr/ ich mache die [Spaltenumbruch] Seine kluge Antwort: Gut Ding erfordert Zeit und Weil. meine mit langer Zeit/ aber vollkommener und beständiger. Er wolte sagen: Die geschwinde Färtigkeit bringe keine wahrhafte vollkommene Schönheit vor den Tag; da hingegen die Zeit/ mit der Arbeit vermählt/ ihre Kraft und Tugend in den Werken erweiset/ die auch länger dauren. Ein Werk schlecht und unachtsam daher gesudelt/ ist in Was bald wird/ vergeht bald. keinem Wehrt: Was bald wird/ das vergehet auch bald. Wie dann die Gedichte vom Virgilio, die er mit langer Zeit und Arbeit verfärtigt/ annoch und in Ruhm bestehen/ da andere nur schlechte Knittel-Verse, so in der Schnelle geschrieben/ auch wieder vergangen und verschwunden sind. Plutarchus in Moral. ziehet diese des Zeuxis Antwort auf die Freunde/ da er saget/ daß die durch lange Zeit bewährte die bäste seyen. Es fanden sich zu seiner Zeit auch andere treffliche Mahlere/ als Timanthes, Androcides, Eupompus und Parrhasius, die sich für ja so Kunst-Wet-Streit des Zeuxis und Parrhasius gute Meister/ als er/ ausgaben. Plinius schreibet/ Parrhasius habe gegen Zeuxis das Halsband aufgehengt/ und mit ihme in Kunst-Wettstreit sich eingelassen. Zeuxis brachte nun eine Tafel herfür/ daran so natürliche Trauben gemahlt waren/ daß auf dem Schau-Platz die Vögel darnach flogen und pickten. Dargegen brachte Parrhasius, auf seiner Tafel/ eine so natürlich gemahlte Decke/ daß Zeuxis, der über dem Picken der Vögel an seinen Trauben sehr muhtig war/ ganz laut und als spottend sagte: Es wäre einmal Zeit/ daß man das Tuch von Parrhasii Gemähl abnehme/ damit man Da dieser jenen selbst/ jener nur die Vogel betrogen. auch seine Kunst sehen möchte. Als er aber im Hinzunahen befande/ daß es nur ein gemahltes Tuch wäre/ da er das Gemähl damit zugedeckt vermeinet/ ward er darüber schamroth/ gebrauchte sich aber doch seiner Höflichkeit/ gabe Parrhasio den Preiß/ und sagte: Er habe wol mit seiner Kunst die Vögel geäffet/ aber Parrhasius habe mehr gethan/ indem er ihn selber/ und zwar als einen Mahler/ betrogen. Man schreibt/ der Zeuxis habe hernach gemahlt einen Knaben/ der einen Korb mit Trauben getragen/ als er aber die Vögel wieder darnach fliegen gesehen/ habe er über sein Gemähl Sein Urtheil von seinem eigenen Gemähl. sich erzürnet/ und bekennet/ daß er die Trauben bässer als den Knaben gemacht hätte: Dann (sagte er) wann der Knab dem Leben so ähnlich wäre/ als die Trauben/ würden sich die Vögel vor selbigem gescheuet haben/ und nicht herzu geflogen seyn. Sonsten hat er auch unterschiedliche irdine Stucke gemacht/ von welchen man aber nicht weiß/ ob es nur irdine Platten/ übermahlt und also gebacken/ oder ob es erhebte Bilder gewesen. Ein Römer/ Fulvius Nobilior, dem sie zu Handen gekommen/ hinterließ einen Theil derselben zu Larta oder Ambracia, brachte aber nach Rom die neun Musen/ von seiner Hand gethan. Von ihm ist/ in der Galerie Philippi zu Rom/ eine Helena zu sehen/ von welcher/ wie ich vermeine/ Valerius Maximus redet/ wann er saget: Daß Sein Werk die schöne Helena. Zeuxis, indem er die schöne Helena gemahlet/ keines Menschen Urtheil hiervon geachtet/ sondern auf seinen Geist-reichen Verstand sich verlassen/ auch sein Gemähl nach den Versen Homeri eingerichtet/ [Spaltenumbruch] Zeuxis hab ihme die Mahler-Kunst gestohlen/ und mit sich hinweg getragen. Er wurde auch Sein Reichtum. durch seine Kunst so reich/ daß er/ seinen Reichtum zu zeigen/ in das Belege seines Mantels/ seinen Namen mit Gold sticken lassen/ und denselben in den grossen Olympischen Spielen getragen: Lezlich nahme er ihm vor / seine Werke gar umsonst hinzugeben/ weil er sich bedunken ließe/ man könte sie ihm nicht nach Genüge und ihrem Wehrt bezahlen/ wie er dann an die Stadt Agrigent in Sicilien/ Seine Werke. eine Alcmena, und einen Pan dem König Archelaus geschenket. Er mahlte eine Penelope, in welche er alle Erbarkeit und Majestät/ so einer Königin wol anstehet/ schiene versamlet zu haben. Es wird auch von ihme gesehen ein Ringe-Kampf/ worzu er grosse inclination gehabt/ und schriebe darunter den bekandten Lehre-Spruch: Sein Spruch ῥάον μιμεῖσϑαι ή μωμειῖσϑαιFacilius est culpare, quàm imitari Welches zu Teutsch also lauten möchte: Oder: Es ist der Leute Brauch nur alles zu ver- achten: Viel rühmlicher es wär/ wann sie es bässer machten. 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Plutarchus in Moral. ziehet diese des Zeuxis Antwort auf die Freunde/ da er saget/ daß die durch lange Zeit bewährte die bäste seyen. Es fanden sich zu seiner Zeit auch andere treffliche Mahlere/ als Timanthes, Androcides, Eupompus und Parrhasius, die sich für ja so Kunst-Wet-Streit des Zeuxis und Parrhasius gute Meister/ als er/ ausgaben. Plinius schreibet/ Parrhasius habe gegen Zeuxis das Halsband aufgehengt/ und mit ihme in Kunst-Wettstreit sich eingelassen. Zeuxis brachte nun eine Tafel herfür/ daran so natürliche Trauben gemahlt waren/ daß auf dem Schau-Platz die Vögel darnach flogen und pickten. Dargegen brachte Parrhasius, auf seiner Tafel/ eine so natürlich gemahlte Decke/ daß Zeuxis, der über dem Picken der Vögel an seinen Trauben sehr muhtig war/ ganz laut und als spottend sagte: Es wäre einmal Zeit/ daß man das Tuch von Parrhasii Gemähl abnehme/ damit man Da dieser jenen selbst/ jener nur die Vogel betrogen. auch seine Kunst sehen möchte. 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Sonsten hat er auch unterschiedliche irdine Stucke gemacht/ von welchen man aber nicht weiß/ ob es nur irdine Platten/ übermahlt und also gebacken/ oder ob es erhebte Bilder gewesen. Ein Römer/ Fulvius Nobilior, dem sie zu Handen gekommen/ hinterließ einen Theil derselben zu Larta oder Ambracia, brachte aber nach Rom die neun Musen/ von seiner Hand gethan. Von ihm ist/ in der Galerie Philippi zu Rom/ eine Helena zu sehen/ von welcher/ wie ich vermeine/ Valerius Maximus redet/ wann er saget: Daß Sein Werk die schöne Helena. 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Als er aber im Hinzunahen befande/ daß es nur ein gemahltes Tuch wäre/ da er das Gemähl damit zugedeckt vermeinet/ ward er darüber schamroth/ gebrauchte sich aber doch seiner Höflichkeit/ gabe <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-356 http://d-nb.info/gnd/118739352 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023455">Parrhasio</persName></hi> den Preiß/ und sagte: Er habe wol mit seiner Kunst die Vögel geäffet/ aber <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-356 http://d-nb.info/gnd/118739352 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023455">Parrhasius</persName></hi> habe mehr gethan/ indem er ihn selber/ und zwar als einen Mahler/ betrogen. Man schreibt/ der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-116 http://d-nb.info/gnd/118772651 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500021844">Zeuxis</persName></hi> habe hernach gemahlt einen Knaben/ der einen Korb mit Trauben getragen/ als er aber die Vögel wieder darnach fliegen gesehen/ habe er über sein Gemähl <note place="right">Sein Urtheil von seinem eigenen Gemähl.</note> sich erzürnet/ und bekennet/ daß er die Trauben bässer als den Knaben gemacht hätte: Dann (sagte er) wann der Knab dem Leben so ähnlich wäre/ als die Trauben/ würden sich die Vögel vor selbigem gescheuet haben/ und nicht herzu geflogen seyn.</p> <p>Sonsten hat er auch unterschiedliche irdine Stucke gemacht/ von welchen man aber nicht weiß/ ob es nur irdine Platten/ übermahlt und also gebacken/ oder ob es erhebte Bilder gewesen. Ein Römer/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-475">Fulvius Nobilior</persName>,</hi> dem sie zu Handen gekommen/ hinterließ einen Theil derselben zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-174 http://www.geonames.org/264559/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7010721">Larta</placeName></hi> oder <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-174 http://www.geonames.org/264559/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7010721">Ambracia</placeName>,</hi> brachte aber nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1666 http://d-nb.info/gnd/118820656 http://viaf.org/viaf/5727734">neun Musen</persName>/ von seiner Hand gethan. Von ihm ist/ in der <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1746">Galerie Philippi</placeName></hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName>/ eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-412 http://d-nb.info/gnd/118548778 http://viaf.org/viaf/45094221">Helena</persName></hi> zu sehen/ von welcher/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> vermeine/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-330 http://d-nb.info/gnd/118625969 http://viaf.org/viaf/25395604">Valerius Maximus</persName></hi> redet/ wann er saget: Daß <note place="right">Sein Werk die schöne <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-412 http://d-nb.info/gnd/118548778 http://viaf.org/viaf/45094221">Helena</persName></hi>.</note> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-116 http://d-nb.info/gnd/118772651 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500021844">Zeuxis</persName>,</hi> indem er die schöne <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-412 http://d-nb.info/gnd/118548778 http://viaf.org/viaf/45094221">Helena</persName></hi> gemahlet/ keines Menschen Urtheil hiervon geachtet/ sondern auf seinen Geist-reichen Verstand sich verlassen/ auch sein Gemähl nach den <hi rendition="#aq">Vers</hi>en <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homeri</persName></hi> eingerichtet/ </p> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 1 (antike Künstler), S. 19]/0025]
Zeuxis hab ihme die Mahler-Kunst gestohlen/ und mit sich hinweg getragen. Er wurde auch durch seine Kunst so reich/ daß er/ seinen Reichtum zu zeigen/ in das Belege seines Mantels/ seinen Namen mit Gold sticken lassen/ und denselben in den grossen Olympischen Spielen getragen: Lezlich nahme er ihm vor / seine Werke gar umsonst hinzugeben/ weil er sich bedunken ließe/ man könte sie ihm nicht nach Genüge und ihrem Wehrt bezahlen/ wie er dann an die Stadt Agrigent in Sicilien/ eine Alcmena, und einen Pan dem König Archelaus geschenket.
Sein Reichtum.
Seine Werke. Er mahlte eine Penelope, in welche er alle Erbarkeit und Majestät/ so einer Königin wol anstehet/ schiene versamlet zu haben. Es wird auch von ihme gesehen ein Ringe-Kampf/ worzu er grosse inclination gehabt/ und schriebe darunter den bekandten Lehre-Spruch:
Facilius est culpare, quàm imitari
Sein Spruch ῥάον μιμεῖσϑαι ή μωμειῖσϑαι Welches zu Teutsch also lauten möchte:
Der Momus jedes Ding zwar leichtlich kan
verlachen:
Es ist ihm aber schwer dasselbe nach zu ma-
chen.
Oder:
Es ist der Leute Brauch nur alles zu ver-
achten:
Viel rühmlicher es wär/ wann sie es bässer
machten.
Er machte auch einen Jupiter, sitzend in seiner Majestät/ da alle andere Götter seitwarts bey ihm stunden/ als sein Hofgesinde. Er hat gemahlet einen jungen Hercules, wie er/ noch in der Wiege ligend/ zwo Schlangen erwürget; Darbey sahe man die Alcmena, seine Mutter/ und ihren Gemahl/ den König Amphitryon, die/ ganz erschrocken/ diß wunderlich Schau-Spiel betrachteten. Er machte auch viel Contrefäte und andere Dinge/ mit weiß und schwarz/ oder grau in grau/ bey den Griechen Monochroma genannt. Wiewol nun dieser Zeuxis in seiner Kunst sehr erfahren war/ so wird doch von ihm gesagt/ daß er die Köpfe zu groß/ auch die Finger und deren Knöchel zu dick und groß gemacht. Sonst war er gar glücklich/ das Leben auszudrucken. Als er für die Agrigentiner eine Tafel machen solte/ die sie in den Tempel der Göttin Juno zu Lacinio, (jetzt Capo di Columni) in Calabria opfern wolten/ begehrte er/ alle ihre Töchter nacket zu sehen/ welches ihm auch zugelassen worden. Unter diesen allen wehlte er nur fünf heraus/ die schönsten von Gliedmassen/ um in besagtem Bild der Juno und andern Bildern/ deren schönste Theile einzubringen; Diesen Töchtern wurden nachmals viel schöne Gedicht und Verse zu Ehren gemacht.
Seine Fehler im Mahlen.
Er siehet ein Bild von fünff lebenden Jungfrauen ab/ zu Agrigent. Er war der fürnehmste unter denen/ die beruffen waren/ zu Auszierung der Stadt Athen, zur Zeit des Pericles, worvon droben im Leben des Phidias erwehnt worden. Als Agatharchus, ein Mahler daselbst/ gegen ihm sich berühmte und sagte: Ich mahle meine Thiere viel färtiger/ und minder mühsam/ als ihr thut: bestättigte er solches/ und antwortete: Es ist wahr/ ich mache die
meine mit langer Zeit/ aber vollkommener und beständiger. Er wolte sagen: Die geschwinde Färtigkeit bringe keine wahrhafte vollkommene Schönheit vor den Tag; da hingegen die Zeit/ mit der Arbeit vermählt/ ihre Kraft und Tugend in den Werken erweiset/ die auch länger dauren. Ein Werk schlecht und unachtsam daher gesudelt/ ist in keinem Wehrt: Was bald wird/ das vergehet auch bald. Wie dann die Gedichte vom Virgilio, die er mit langer Zeit und Arbeit verfärtigt/ annoch und in Ruhm bestehen/ da andere nur schlechte Knittel-Verse, so in der Schnelle geschrieben/ auch wieder vergangen und verschwunden sind. Plutarchus in Moral. ziehet diese des Zeuxis Antwort auf die Freunde/ da er saget/ daß die durch lange Zeit bewährte die bäste seyen.
Agatharchus, ein Ruhm-rediger Mahler.
Seine kluge Antwort: Gut Ding erfordert Zeit und Weil.
Was bald wird/ vergeht bald. Es fanden sich zu seiner Zeit auch andere treffliche Mahlere/ als Timanthes, Androcides, Eupompus und Parrhasius, die sich für ja so gute Meister/ als er/ ausgaben. Plinius schreibet/ Parrhasius habe gegen Zeuxis das Halsband aufgehengt/ und mit ihme in Kunst-Wettstreit sich eingelassen. Zeuxis brachte nun eine Tafel herfür/ daran so natürliche Trauben gemahlt waren/ daß auf dem Schau-Platz die Vögel darnach flogen und pickten. Dargegen brachte Parrhasius, auf seiner Tafel/ eine so natürlich gemahlte Decke/ daß Zeuxis, der über dem Picken der Vögel an seinen Trauben sehr muhtig war/ ganz laut und als spottend sagte: Es wäre einmal Zeit/ daß man das Tuch von Parrhasii Gemähl abnehme/ damit man auch seine Kunst sehen möchte. Als er aber im Hinzunahen befande/ daß es nur ein gemahltes Tuch wäre/ da er das Gemähl damit zugedeckt vermeinet/ ward er darüber schamroth/ gebrauchte sich aber doch seiner Höflichkeit/ gabe Parrhasio den Preiß/ und sagte: Er habe wol mit seiner Kunst die Vögel geäffet/ aber Parrhasius habe mehr gethan/ indem er ihn selber/ und zwar als einen Mahler/ betrogen. Man schreibt/ der Zeuxis habe hernach gemahlt einen Knaben/ der einen Korb mit Trauben getragen/ als er aber die Vögel wieder darnach fliegen gesehen/ habe er über sein Gemähl sich erzürnet/ und bekennet/ daß er die Trauben bässer als den Knaben gemacht hätte: Dann (sagte er) wann der Knab dem Leben so ähnlich wäre/ als die Trauben/ würden sich die Vögel vor selbigem gescheuet haben/ und nicht herzu geflogen seyn.
Kunst-Wet-Streit des Zeuxis und Parrhasius
Da dieser jenen selbst/ jener nur die Vogel betrogen.
Sein Urtheil von seinem eigenen Gemähl. Sonsten hat er auch unterschiedliche irdine Stucke gemacht/ von welchen man aber nicht weiß/ ob es nur irdine Platten/ übermahlt und also gebacken/ oder ob es erhebte Bilder gewesen. Ein Römer/ Fulvius Nobilior, dem sie zu Handen gekommen/ hinterließ einen Theil derselben zu Larta oder Ambracia, brachte aber nach Rom die neun Musen/ von seiner Hand gethan. Von ihm ist/ in der Galerie Philippi zu Rom/ eine Helena zu sehen/ von welcher/ wie ich vermeine/ Valerius Maximus redet/ wann er saget: Daß Zeuxis, indem er die schöne Helena gemahlet/ keines Menschen Urtheil hiervon geachtet/ sondern auf seinen Geist-reichen Verstand sich verlassen/ auch sein Gemähl nach den Versen Homeri eingerichtet/
Sein Werk die schöne Helena.
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