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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] an einem einsamen rauhen Ort kam/ welcher ihm wegen süßer Stille sehr wol gefiele/ da machte er in die Kirche ein Marien-Bild/ mit S. Johann Baptist und Jeronymo als zweyen Eremiten/ und noch andere Werke: Worauf er wieder nach Florenz zoge/ allwo er sich mit vielen Entschuldigungen ausreden muste/ daß er nicht wieder bey Hof Dienst anzunehmen gezwungen wurde. Endlich/ nachdem er was für den Herrn Octaviano de Medicis gemacht hatte/ bestellte selbiger ihme zu Rom 500. Cronen zu empfangen/ um mit guter Gelegenheit daselbst seiner Studien warzunehmen; Zeichnet und mist zu Rom alles nach. So kame er nun Anno 1538. nach Rom/ contrafätete daselbst alles/ was unter der Erden in Groten war/ und maße alles/ was von Rund oder Architectur zu Rom war/ mit emsigen Fleiß ab/ dannenhero er dieser Zeichnungen mehr als dreyhundert zusammen gebracht/ und sich dieselbe zu Monte san Sovino in Vorstellung einer Marien-Himmelfahrt wol zu Nutz/ und selbige bäßer als einiger andere vor ihm gemacht.

Von dannen kehrte er wieder zu den Eremiten Mahlet eine Christ-Nacht. nach Camaldoli, daselbst mahlte er die Christnacht/ welche von der Klarheit Christi erleuchtet ward/ und darein viele Hirten und andere Personen nach dem Leben beym Liecht/ damit es desto bäßer der Nacht gleichen solte: Weil aber dieses Liecht das Tach nicht gnug von unten auf erleuchten mögen/ hat er einen andern Glanz oder Liecht/ welches die in der Luft das Gloria in Excelsis singende Engel von sich gaben/ gemahlt/ so waren auch Hirten/ die ihnen aus Strohbüschen Liechter gemacht/ andere aber hat der Mon- und Stern-Glanz erleuchtet. Dieses Werk hat allen Kunst-Verständigen beliebt/ und ist mit schönen Lateinischen Versen herfür gestrichen worden.

Seine Werke zu Bolognen. Hernach machte er zu Bolognen in die Abtey S. Michael von Bosco unterschiedliche Historien in das Refent, die sehr künstlich und wol gemahlt seyn. Bald kehrte er wieder nach Camaldoli in seine alte Behausung/ und mahlte daselbst die hohe Altar-Tafel/ so eine Abnehmung vom Creutz ware/ mit großem Fleiß und Emsigkeit/ ferner für M. Octaviano eine Tafel von einem jungen nackenden S. Johann Baptist/ wohin er etliche Felsen nach dem Leben hinder die Berg gemacht. In dieser Zeit ist dahin gekommen M. Bindo Altoviti um Bäume zu dem Gebäu S. Peters zu Rom zu holen/ und auf der Tiber hinab zu schicken/ dieser als er des Vassari daselbst gemachte Werk gesehen/ muste er ihm nach Florenz in die Kirche der Apostlen eine Tafel machen/ damit er nun solche mit mehrerer Ruh färtigte/ zoge er nach Aretso/ und holte seine dritte Schwester/ kaufte daselbst eine Behausung und Platz in Borgo S. Vito zu arbeiten.

Zu Florenz eine Marien-Empfängnis sehr inventiv. Als er nach Florenz kame/ fienge er die Tafel der Empfängnis Maria an/ in die Mitte machte er den Baum der Erb-Sünde/ an welchen gebunden waren Adam und Eva/ als erste Ubertrettere des Gebots GOttes/ folgends an die Aeste des Baums machte er die Altvätter Abraham/ Isaac/ Jacob/ Moyses/ Aaron/ Josue/ David und andere Könige/ jeglichen in seiner gewissen Ordnung [Spaltenumbruch] und Zeit; Alle waren gebunden an beyden Armen/ ausgenommen Samuel und Johann Baptista, welche nur mit einem Arm gebunden gewesen/ weiln sie von Mutterleib geheiliget waren; An dem Stamm des Baums machte er die alte Schlang gewunden/ welche um die Mitten/ weilen sie den Menschen verführet/ auch gebunden ware/ auf dero Haupt tritt das Marien-Bild mit ihrem Fuß/ und den andern Fuß setzet sie auf den Mann/ mit der Sonnen bekleidet/ und gekrönt mit zwölf Sternen; Die Jungf. Maria wird in der Luft von vielen nackenden Englen unterhalten/ die das Liecht von der Sonnen Schein empfangen/ welche Stralen durch die Stralen des Baums scheinend/ die Gebundne erleuchten/ und als Gnaden-Strahlen zu dero Loßmachung herabfallen/ obenher sind auch in der Luft zwey Kinder mit dieser Sinnschrift.

Quos Evae culpa damnavit,
Mariae gratia solvit.

Diß Werk ware sehr herrlich mit großen Fleiß und Vollkommenheit der Gesichter/ ja auch der geringsten Dinge gemacht. M. Bindo gab ihm darvor 300. Gold-Cronen/ und als Vassari nach Rom kam/ erzeigte ihme Bindo große Höflichkeit/ ließe ihn auch dieses Gemähl in klein/ als ob es miniatur wäre/ bringen.

Indessen/ daß er denen Florentinern vorgedachtes Stuck färtigte/ machte er auch für M. Octaviano Artige Invention eines S. Hieronymus. eine Venus und eine Leda, nach dem Carton des Michael Angelo, wie auch einen heiligen Hieronymum, Lebens-Grösse in der Buß/ welcher betrachtend den Tod Christi/ der vor ihm an dem Creutz hangt/ auf seine Brust schläget/ um die Venus und des Fleisches Wollüste zu verjagen/ diese Venus war gemacht als fliehend mit Cupido auf dem Arm/ an der einen Hand den Jocus habend/ und unterwegen ligen die Pfeilköcher und Pfeile/ auch die Pfeile von Cupido geschossen/ kehren zerbrochen wieder auf ihn zu. Alles war sehr artig und mit großer Andacht gemacht.

Es fiele allzulang/ alles zu beschreiben/ wo und was Vassari gemahlet/ weil er sehr behend/ emsig und ohne sonderbare Mühwaltung gearbeitet/ aber kurz darvon zu kommen/ so wollen wir allein anziehen/ was er für Stuck gemacht/ in welchen etwas absonderliches zu beobachten ist/ so zu Unterricht und Folge der Jugend dienen mag. Demnach so Zu Rom mahlt er eine Abnehmung vom Creutz/ mahlte er zu Rom für Messer Bindo von Oel eine Abnehmung vom Creutz/ da Christus in Lebens-Grösse auf der Erden ligt/ und Maria zu Füssen/ in der Luft ist Phoebus so die Sonne/ und Diana, welche den Mon bedeckt. In der Landschaft/ die von dieser Finsternus verdunkelt ist/ sihet man von dem Erdbeben einen Berg einfallen und einen Leichnam aus dem Grab kommen/ welcher verschieden war: Dieses Stuck hat allen bästen Mahlern wegen seiner absonderlichen Lieblichkeit sehr wolgefallen.

Hernach machte er für den Cardinal Farnese und eine sehr wol inventirte Justitia. auf ein Tafel acht Ellen hoch und vier breit eine Justitia, die in dem Arm hat einen Strauß/ in der Hand aber die zwölff Römische Gesetz-Taflen/ und einen Scepter/ worüber ist ein Storch mit einem

[Spaltenumbruch] an einem einsamen rauhen Ort kam/ welcher ihm wegen süßer Stille sehr wol gefiele/ da machte er in die Kirche ein Marien-Bild/ mit S. Johann Baptist und Jeronymo als zweyen Eremiten/ und noch andere Werke: Worauf er wieder nach Florenz zoge/ allwo er sich mit vielen Entschuldigungen ausreden muste/ daß er nicht wieder bey Hof Dienst anzunehmen gezwungen wurde. Endlich/ nachdem er was für den Herrn Octaviano de Medicis gemacht hatte/ bestellte selbiger ihme zu Rom 500. Cronen zu empfangen/ um mit guter Gelegenheit daselbst seiner Studien warzunehmen; Zeichnet und mist zu Rom alles nach. So kame er nun Anno 1538. nach Rom/ contrafätete daselbst alles/ was unter der Erden in Groten war/ und maße alles/ was von Rund oder Architectur zu Rom war/ mit emsigen Fleiß ab/ dannenhero er dieser Zeichnungen mehr als dreyhundert zusammen gebracht/ und sich dieselbe zu Monte san Sovino in Vorstellung einer Marien-Himmelfahrt wol zu Nutz/ und selbige bäßer als einiger andere vor ihm gemacht.

Von dannen kehrte er wieder zu den Eremiten Mahlet eine Christ-Nacht. nach Camaldoli, daselbst mahlte er die Christnacht/ welche von der Klarheit Christi erleuchtet ward/ und darein viele Hirten und andere Personen nach dem Leben beym Liecht/ damit es desto bäßer der Nacht gleichen solte: Weil aber dieses Liecht das Tach nicht gnug von unten auf erleuchten mögen/ hat er einen andern Glanz oder Liecht/ welches die in der Luft das Gloria in Excelsis singende Engel von sich gaben/ gemahlt/ so waren auch Hirten/ die ihnen aus Strohbüschen Liechter gemacht/ andere aber hat der Mon- und Stern-Glanz erleuchtet. Dieses Werk hat allen Kunst-Verständigen beliebt/ und ist mit schönen Lateinischen Versen herfür gestrichen worden.

Seine Werke zu Bolognen. Hernach machte er zu Bolognen in die Abtey S. Michaël von Bosco unterschiedliche Historien in das Refent, die sehr künstlich und wol gemahlt seyn. Bald kehrte er wieder nach Camaldoli in seine alte Behausung/ und mahlte daselbst die hohe Altar-Tafel/ so eine Abnehmung vom Creutz ware/ mit großem Fleiß und Emsigkeit/ ferner für M. Octaviano eine Tafel von einem jungen nackenden S. Johann Baptist/ wohin er etliche Felsen nach dem Leben hinder die Berg gemacht. In dieser Zeit ist dahin gekommen M. Bindo Altoviti um Bäume zu dem Gebäu S. Peters zu Rom zu holen/ und auf der Tiber hinab zu schicken/ dieser als er des Vassari daselbst gemachte Werk gesehen/ muste er ihm nach Florenz in die Kirche der Apostlen eine Tafel machen/ damit er nun solche mit mehrerer Ruh färtigte/ zoge er nach Aretso/ und holte seine dritte Schwester/ kaufte daselbst eine Behausung und Platz in Borgo S. Vito zu arbeiten.

Zu Florenz eine Marien-Empfängnis sehr inventiv. Als er nach Florenz kame/ fienge er die Tafel der Empfängnis Maria an/ in die Mitte machte er den Baum der Erb-Sünde/ an welchen gebunden waren Adam und Eva/ als erste Ubertrettere des Gebots GOttes/ folgends an die Aeste des Baums machte er die Altvätter Abraham/ Isaac/ Jacob/ Moyses/ Aaron/ Josue/ David und andere Könige/ jeglichen in seiner gewissen Ordnung [Spaltenumbruch] und Zeit; Alle waren gebunden an beyden Armen/ ausgenommen Samuel und Johann Baptista, welche nur mit einem Arm gebunden gewesen/ weiln sie von Mutterleib geheiliget waren; An dem Stamm des Baums machte er die alte Schlang gewunden/ welche um die Mitten/ weilen sie den Menschen verführet/ auch gebunden ware/ auf dero Haupt tritt das Marien-Bild mit ihrem Fuß/ und den andern Fuß setzet sie auf den Mann/ mit der Sonnen bekleidet/ und gekrönt mit zwölf Sternen; Die Jungf. Maria wird in der Luft von vielen nackenden Englen unterhalten/ die das Liecht von der Sonnen Schein empfangen/ welche Stralen durch die Stralen des Baums scheinend/ die Gebundne erleuchten/ und als Gnaden-Strahlen zu dero Loßmachung herabfallen/ obenher sind auch in der Luft zwey Kinder mit dieser Sinnschrift.

Quos Evae culpa damnavit,
Mariae gratia solvit.

Diß Werk ware sehr herrlich mit großen Fleiß und Vollkommenheit der Gesichter/ ja auch der geringsten Dinge gemacht. M. Bindo gab ihm darvor 300. Gold-Cronen/ und als Vassari nach Rom kam/ erzeigte ihme Bindo große Höflichkeit/ ließe ihn auch dieses Gemähl in klein/ als ob es miniatur wäre/ bringen.

Indessen/ daß er denen Florentinern vorgedachtes Stuck färtigte/ machte er auch für M. Octaviano Artige Invention eines S. Hieronymus. eine Venus und eine Leda, nach dem Carton des Michaël Angelo, wie auch einen heiligen Hieronymum, Lebens-Grösse in der Buß/ welcher betrachtend den Tod Christi/ der vor ihm an dem Creutz hangt/ auf seine Brust schläget/ um die Venus und des Fleisches Wollüste zu verjagen/ diese Venus war gemacht als fliehend mit Cupido auf dem Arm/ an der einen Hand den Jocus habend/ und unterwegen ligen die Pfeilköcher und Pfeile/ auch die Pfeile von Cupido geschossen/ kehren zerbrochen wieder auf ihn zu. Alles war sehr artig und mit großer Andacht gemacht.

Es fiele allzulang/ alles zu beschreiben/ wo und was Vassari gemahlet/ weil er sehr behend/ emsig und ohne sonderbare Mühwaltung gearbeitet/ aber kurz darvon zu kommen/ so wollen wir allein anziehen/ was er für Stuck gemacht/ in welchen etwas absonderliches zu beobachten ist/ so zu Unterricht und Folge der Jugend dienen mag. Demnach so Zu Rom mahlt er eine Abnehmung vom Creutz/ mahlte er zu Rom für Messer Bindo von Oel eine Abnehmung vom Creutz/ da Christus in Lebens-Grösse auf der Erden ligt/ und Maria zu Füssen/ in der Luft ist Phoebus so die Sonne/ und Diana, welche den Mon bedeckt. In der Landschaft/ die von dieser Finsternus verdunkelt ist/ sihet man von dem Erdbeben einen Berg einfallen und einen Leichnam aus dem Grab kommen/ welcher verschieden war: Dieses Stuck hat allen bästen Mahlern wegen seiner absonderlichen Lieblichkeit sehr wolgefallen.

Hernach machte er für den Cardinal Farnese und eine sehr wol inventirte Justitia. auf ein Tafel acht Ellen hoch und vier breit eine Justitia, die in dem Arm hat einen Strauß/ in der Hand aber die zwölff Römische Gesetz-Taflen/ und einen Scepter/ worüber ist ein Storch mit einem

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          <p>Indessen/ daß er denen Florentinern vorgedachtes Stuck färtigte/ machte er auch für <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2696 http://d-nb.info/gnd/123143268 http://viaf.org/viaf/30437252">M. Octaviano</persName></hi> <note place="right">Artige <hi rendition="#aq">Invention</hi> eines <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-208 http://d-nb.info/gnd/118550853 http://viaf.org/viaf/95147024">S. Hieronymus</persName></hi>.</note> eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName></hi> und eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-476 http://d-nb.info/gnd/118832611 http://viaf.org/viaf/25399567">Leda</persName>,</hi> nach dem Carton des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Angelo</persName>,</hi> wie auch einen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-208 http://d-nb.info/gnd/118550853 http://viaf.org/viaf/95147024">heiligen <hi rendition="#aq">Hieronymum</hi></persName>, Lebens-Grösse in der Buß/ welcher betrachtend den Tod <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christi</persName>/ der vor ihm an dem Creutz hangt/ auf seine Brust schläget/ um die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> und des Fleisches Wollüste zu verjagen/ diese <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> war gemacht als fliehend mit <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName></hi> auf dem Arm/ an der einen Hand den <hi rendition="#aq">Jocus</hi> habend/ und unterwegen ligen die Pfeilköcher und Pfeile/ auch die Pfeile von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName></hi> geschossen/ kehren zerbrochen wieder auf ihn zu. Alles war sehr artig und mit großer Andacht gemacht.</p>
          <p>Es fiele allzulang/ alles zu beschreiben/ wo und was <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-78 http://d-nb.info/gnd/118626213 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500017608 http://viaf.org/viaf/46768219">Vassari</persName></hi> gemahlet/ weil er sehr behend/ emsig und ohne sonderbare Mühwaltung gearbeitet/ aber kurz darvon zu kommen/ so wollen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> allein anziehen/ was er für Stuck gemacht/ in welchen etwas absonderliches zu beobachten ist/ so zu Unterricht und Folge der Jugend dienen mag. Demnach so <note place="right">Zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> mahlt er eine Abnehmung vom Creutz/</note> mahlte er zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> für <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2295 http://d-nb.info/gnd/124713491 http://viaf.org/viaf/121582284">Messer Bindo</persName></hi> von Oel eine Abnehmung vom Creutz/ da <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> in Lebens-Grösse auf der Erden ligt/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Maria</persName> zu Füssen/ in der Luft ist <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebus</persName></hi> so die Sonne/ und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296">Diana</persName>,</hi> welche den Mon bedeckt. In der Landschaft/ die von dieser Finsternus verdunkelt ist/ sihet man von dem Erdbeben einen Berg einfallen und einen Leichnam aus dem Grab kommen/ welcher verschieden war: Dieses Stuck hat allen bästen Mahlern wegen seiner absonderlichen Lieblichkeit sehr wolgefallen.</p>
          <p>Hernach machte er für den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-494 http://d-nb.info/gnd/118686151 http://viaf.org/viaf/57408901">Cardinal <hi rendition="#aq">Farnese</hi></persName> <note place="right">und eine sehr wol <hi rendition="#aq">inventi</hi>rte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-360 http://d-nb.info/gnd/118714368 http://viaf.org/viaf/91602557">Justitia</persName></hi>.</note> auf ein Tafel acht Ellen hoch und vier breit eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-360 http://d-nb.info/gnd/118714368 http://viaf.org/viaf/91602557">Justitia</persName>,</hi> die in dem Arm hat einen Strauß/ in der Hand aber die zwölff Römische Gesetz-Taflen/ und einen Scepter/ worüber ist ein Storch mit einem
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 179]/0213] an einem einsamen rauhen Ort kam/ welcher ihm wegen süßer Stille sehr wol gefiele/ da machte er in die Kirche ein Marien-Bild/ mit S. Johann Baptist und Jeronymo als zweyen Eremiten/ und noch andere Werke: Worauf er wieder nach Florenz zoge/ allwo er sich mit vielen Entschuldigungen ausreden muste/ daß er nicht wieder bey Hof Dienst anzunehmen gezwungen wurde. Endlich/ nachdem er was für den Herrn Octaviano de Medicis gemacht hatte/ bestellte selbiger ihme zu Rom 500. Cronen zu empfangen/ um mit guter Gelegenheit daselbst seiner Studien warzunehmen; So kame er nun Anno 1538. nach Rom/ contrafätete daselbst alles/ was unter der Erden in Groten war/ und maße alles/ was von Rund oder Architectur zu Rom war/ mit emsigen Fleiß ab/ dannenhero er dieser Zeichnungen mehr als dreyhundert zusammen gebracht/ und sich dieselbe zu Monte san Sovino in Vorstellung einer Marien-Himmelfahrt wol zu Nutz/ und selbige bäßer als einiger andere vor ihm gemacht. Zeichnet und mist zu Rom alles nach. Von dannen kehrte er wieder zu den Eremiten nach Camaldoli, daselbst mahlte er die Christnacht/ welche von der Klarheit Christi erleuchtet ward/ und darein viele Hirten und andere Personen nach dem Leben beym Liecht/ damit es desto bäßer der Nacht gleichen solte: Weil aber dieses Liecht das Tach nicht gnug von unten auf erleuchten mögen/ hat er einen andern Glanz oder Liecht/ welches die in der Luft das Gloria in Excelsis singende Engel von sich gaben/ gemahlt/ so waren auch Hirten/ die ihnen aus Strohbüschen Liechter gemacht/ andere aber hat der Mon- und Stern-Glanz erleuchtet. Dieses Werk hat allen Kunst-Verständigen beliebt/ und ist mit schönen Lateinischen Versen herfür gestrichen worden. Mahlet eine Christ-Nacht. Hernach machte er zu Bolognen in die Abtey S. Michaël von Bosco unterschiedliche Historien in das Refent, die sehr künstlich und wol gemahlt seyn. Bald kehrte er wieder nach Camaldoli in seine alte Behausung/ und mahlte daselbst die hohe Altar-Tafel/ so eine Abnehmung vom Creutz ware/ mit großem Fleiß und Emsigkeit/ ferner für M. Octaviano eine Tafel von einem jungen nackenden S. Johann Baptist/ wohin er etliche Felsen nach dem Leben hinder die Berg gemacht. In dieser Zeit ist dahin gekommen M. Bindo Altoviti um Bäume zu dem Gebäu S. Peters zu Rom zu holen/ und auf der Tiber hinab zu schicken/ dieser als er des Vassari daselbst gemachte Werk gesehen/ muste er ihm nach Florenz in die Kirche der Apostlen eine Tafel machen/ damit er nun solche mit mehrerer Ruh färtigte/ zoge er nach Aretso/ und holte seine dritte Schwester/ kaufte daselbst eine Behausung und Platz in Borgo S. Vito zu arbeiten. Seine Werke zu Bolognen. Als er nach Florenz kame/ fienge er die Tafel der Empfängnis Maria an/ in die Mitte machte er den Baum der Erb-Sünde/ an welchen gebunden waren Adam und Eva/ als erste Ubertrettere des Gebots GOttes/ folgends an die Aeste des Baums machte er die Altvätter Abraham/ Isaac/ Jacob/ Moyses/ Aaron/ Josue/ David und andere Könige/ jeglichen in seiner gewissen Ordnung und Zeit; Alle waren gebunden an beyden Armen/ ausgenommen Samuel und Johann Baptista, welche nur mit einem Arm gebunden gewesen/ weiln sie von Mutterleib geheiliget waren; An dem Stamm des Baums machte er die alte Schlang gewunden/ welche um die Mitten/ weilen sie den Menschen verführet/ auch gebunden ware/ auf dero Haupt tritt das Marien-Bild mit ihrem Fuß/ und den andern Fuß setzet sie auf den Mann/ mit der Sonnen bekleidet/ und gekrönt mit zwölf Sternen; Die Jungf. Maria wird in der Luft von vielen nackenden Englen unterhalten/ die das Liecht von der Sonnen Schein empfangen/ welche Stralen durch die Stralen des Baums scheinend/ die Gebundne erleuchten/ und als Gnaden-Strahlen zu dero Loßmachung herabfallen/ obenher sind auch in der Luft zwey Kinder mit dieser Sinnschrift. Zu Florenz eine Marien-Empfängnis sehr inventiv. Quos Evae culpa damnavit, Mariae gratia solvit. Diß Werk ware sehr herrlich mit großen Fleiß und Vollkommenheit der Gesichter/ ja auch der geringsten Dinge gemacht. M. Bindo gab ihm darvor 300. Gold-Cronen/ und als Vassari nach Rom kam/ erzeigte ihme Bindo große Höflichkeit/ ließe ihn auch dieses Gemähl in klein/ als ob es miniatur wäre/ bringen. Indessen/ daß er denen Florentinern vorgedachtes Stuck färtigte/ machte er auch für M. Octaviano eine Venus und eine Leda, nach dem Carton des Michaël Angelo, wie auch einen heiligen Hieronymum, Lebens-Grösse in der Buß/ welcher betrachtend den Tod Christi/ der vor ihm an dem Creutz hangt/ auf seine Brust schläget/ um die Venus und des Fleisches Wollüste zu verjagen/ diese Venus war gemacht als fliehend mit Cupido auf dem Arm/ an der einen Hand den Jocus habend/ und unterwegen ligen die Pfeilköcher und Pfeile/ auch die Pfeile von Cupido geschossen/ kehren zerbrochen wieder auf ihn zu. Alles war sehr artig und mit großer Andacht gemacht. Artige Invention eines S. Hieronymus. Es fiele allzulang/ alles zu beschreiben/ wo und was Vassari gemahlet/ weil er sehr behend/ emsig und ohne sonderbare Mühwaltung gearbeitet/ aber kurz darvon zu kommen/ so wollen wir allein anziehen/ was er für Stuck gemacht/ in welchen etwas absonderliches zu beobachten ist/ so zu Unterricht und Folge der Jugend dienen mag. Demnach so mahlte er zu Rom für Messer Bindo von Oel eine Abnehmung vom Creutz/ da Christus in Lebens-Grösse auf der Erden ligt/ und Maria zu Füssen/ in der Luft ist Phoebus so die Sonne/ und Diana, welche den Mon bedeckt. In der Landschaft/ die von dieser Finsternus verdunkelt ist/ sihet man von dem Erdbeben einen Berg einfallen und einen Leichnam aus dem Grab kommen/ welcher verschieden war: Dieses Stuck hat allen bästen Mahlern wegen seiner absonderlichen Lieblichkeit sehr wolgefallen. Zu Rom mahlt er eine Abnehmung vom Creutz/ Hernach machte er für den Cardinal Farnese auf ein Tafel acht Ellen hoch und vier breit eine Justitia, die in dem Arm hat einen Strauß/ in der Hand aber die zwölff Römische Gesetz-Taflen/ und einen Scepter/ worüber ist ein Storch mit einem und eine sehr wol inventirte Justitia.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 179]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/213>, abgerufen am 05.05.2024.