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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Das erste Mahlen ware ein bloßer Umriß/ deren Erfinder Philocles, Cleanthes und Telephanes. reißen. Dann die erste Mahlerey ware eine geraume Zeit nur ein bloser Umriß/ und hieße bey den Latinern Linearis Pictura, in gezogenen Linien bestehend. Wie man darfür gehalten/ so hat solche erfunden einer/ mit Namen Philocles aus Egypten/ oder Cleanthes ein Corinther/ oder ein anderer Corinther/ Namens Ardices, oder Telephanes von Sicyon: Diese alle sollen nichts/ als nur den bloßen Umriß/ ohn einigen Gebrauch der Farben oder Schattirung/ bloß mit Kohlen gemachet haben.

Monochroma, das Mahlen mit einer Farbe. Darnach soll eine unbekandte Hand erfunden haben/ den bloßen Umriß mit einerley Farbe zu füllen: welche Art vom Mahlen bey den Griechen genennet war Monochroma, das ist/ Mahlerey mit einer Farbe. Es vermeinet aber Plinius, dieses heise mahlen mit zweyerley Farben/ als grau in blau/ oder Liecht in Dunckel/ und schreibet/ solches habe lang/ ja biß auf seine Zeit/ gewehret. Er kan aber wol hierinn fehlen/ in ansehung/ daß die alte Meistere/ so in der Wissenschaft noch nicht so hoch gestiegen waren/ ihre Werke/ mit verhöhen und schattiren auszufärtigen/ den Umriß nur mit einerley Saft oder Farbe mögen ausgefüllet haben. Und obwol die Griechen/ als Ehrsüchtig/ sich unterstanden/ die Ehre der ersten Erfindung ihnen selber zuzueignen/ so haben sie doch damit nichts anders gethan/ als daß sie andern ihre Ehren-Kron rauben wollen.

Ich beharre demnach auf der Meinung/ daß der Lydische Gyges, in Egypten wohnend/ der erste gewesen seye/ der die Zeichen-Kunst herfürgebracht/ und gleichsam gebohren habe/ da er im profil seinen selbst-eigenen Schatten/ an der weisen Polygnotus bässert die Mahler-Kunst/ mit Erfüllung des Umrißes Wand/ mit einer Kohle/ die er vom Feuer genommen/ abgerissen/ und daß dieser Polygnotus der erste diese Kunst vermehret/ und den Umriß mit Farben gefüllet habe. Wie er dann mehr Dinge erfunden/ und/ als hohe Gemüter pflegen/ immer weiter gesuchet. Dann man findet/ daß er auch in Holz künstlich schneiden können. Er hat auch erfunden/ zu den Tafeln ein Holtz zu gebrauchen/ welches in Latein Larix, bey den Griechen Aegis, wegen seiner Honigfarbe/ heiset. Dieses Holz/ zu Teutsch Lerchenbaum genennt/ ist so gar glatt/ daß es nicht den geringsten Ritz oder Riß hat: daher es zu diesem Gebrauch sehr dienlich ware. ich berede Es lebten zween Mahlere dieses Namens. mich aber/ es müssen zween Polygnoti gewesey seyn/ die weit von einander gelebt/ gleichwie man auch von zweyen Myconen/ dem Alten und Jungen/ schreibet. Dann ich finde von einem Polygnoto, der von Thasus bürtig ware/ und nicht von Athen, wie dieser/ von dem ich schreibe. Dieser Athener/ (von dem andern wird hernach folgen) soll zu einer Zeit mit dem Mycon, seinem Mit-Burger/ gelebet haben/ und waren sie beyde fürtreffliche Mahler/ auch die erste/ so das Athenische Okergelb gebraucht. Ihr Schwarz/ machten sie aus gebrannten Kernen von Weinbeeren. Von diesem Polygnoto find ich ferner nichtes/ als daß er auch künstlich grattiren/ oder mit dem Grab-Eisen umgehen können. Im übrigen weiß man nicht eigentlich/ zu was Zeit er gelebet habe.

[Spaltenumbruch]

DIe/ so von Mahlern und Bildhauern geschrieben/ (schreibet Plinius lib. 34. cap. 8.) IV.TELEPHANES, ein Phoceer. haben sehr gepriesen/ den Phoceer TELEPHANES. Doch weiß man nicht/ wer er gewesen/ weil seine Werke in Thessalien/ da er gewohnet/ verborgen gelegen. Diese Scribenten aber achten ihn so hoch/als den Polycletum, Myron, und Pythagoram. Von diesem hätte ich zwar mehr zu erzehlen/ weil ich aber befinde/ daß er ein Bildhauer und Giesser in Metall gewesen/ zur Zeit der Persischen Könige Xerxis und Darii, als achte ich es unnötig/ und ist genug/ den Unterschied zwischen diesem und dem vorgemeldten Sicyonischen Telephanes, der lang zuvor/ als einer der ersten Mahler/ gelebet/ gewiesen zu haben.

WAs die Erfindung mit Farben zu mahlen betrifft/ so ist hierinn die glaubwürdigste Meinung/ wie Plinius lib. 35. cap. 3. meldet/ daß V. CLEOPHANTUS von Corintho. solches am ersten in Gebrauch gebracht/ CLEOPHANTUS von Corintho. Dieser fienge an zu künstlen auf Spälten von gebrochenen Erdscherben/ eh sie gebrennt waren: Diese Stücke sind hernach gebrennt worden/ und soll daraus entstanden seyn/ das Mahlen auf irdine Geschirre. Dieser Cleophantus (sagt Plinius, oder ein anderer/ der also geheisen/ wie Cornelius Nepos bezeuget) folgte nach Italien dem Fürsten Demarato, des Tarquinii Prisci Vattern/ als er/ die Stadt Corintho zu verlassen/ und dem Gewalt des Tyrannen Cipselli zu entfliehen/ gezwungen war. Dieser Demaratus kame zu wohnen in Toscana, allda er einen Sohn zeugte/ welcher nachmals der fünfte König zu Rom geworden. Ihme folgten auch Corintho, Euchir und Eugrammus, welche sehr künstliche irdine Bilder und Geschirre machen konten/ und vermeinet man/ daß mit ihnen diese Kunst in Italien gekommen seye.

VI. BULARCHUS, Mahler. Sein Stuck wird mit so schwer Gold erkauft.BULARCHUS, der Historie nach/ auch ein Lydier/ muß ohne Zweifel schon damals sehr kunstreich und erfahren gewesen seyn/ weil eines von seinen Stucken/ vor so viel Gold/ als schwer es war/ an den Candaules, König von Lydien/ welcher in eben dem Jahr/ da Romulus gestorben/ verkauft worden. Nun mag Candaules dieses Stuck viel Jahre vor seinem Tod/ und villeicht auch lange Zeit nach dem Ableben des Künstlers/ erkauft haben: Weßwegen dieser für einen der ältsten Mahlere zu halten/ und dabey zu erachten ist/ daß damals die Mahler-Kunst schon in grosser Vollkommenheit müsse gewesen seyn. So muß (nach Plinii Anmerkung) auch notwendig hieraus folgen/ daß lang für dieser Zeit/ die Kunst ihren Anfang Higiaenon, Dinias und Charmas, machten die erste Contrafete mit einer Farbe. müsse gehabt haben/ und daß Higiaenon, Dinias und Charmas, welche die erste Contrafete mit einer Farbe gemacht/ damals schon lang todt gewesen: ob man schon nicht weiß/ wann sie gelebt haben. Das vorgemeldte Stuck/ von diesem Bularcho gemahlet/ war ein Streit des Volks von Magnesia . Was dieser Kunst-reiche Meister mehr gethan hat/ ist von der Zeit und älte verdunkelt/ und in Schriften nicht auf uns geerbet.

[Spaltenumbruch] Das erste Mahlen ware ein bloßer Umriß/ deren Erfinder Philocles, Cleanthes und Telephanes. reißen. Dann die erste Mahlerey ware eine geraume Zeit nur ein bloser Umriß/ und hieße bey den Latinern Linearis Pictura, in gezogenen Linien bestehend. Wie man darfür gehalten/ so hat solche erfunden einer/ mit Namen Philocles aus Egypten/ oder Cleanthes ein Corinther/ oder ein anderer Corinther/ Namens Ardices, oder Telephanes von Sicyon: Diese alle sollen nichts/ als nur den bloßen Umriß/ ohn einigen Gebrauch der Farben oder Schattirung/ bloß mit Kohlen gemachet haben.

Monochroma, das Mahlen mit einer Farbe. Darnach soll eine unbekandte Hand erfunden haben/ den bloßen Umriß mit einerley Farbe zu füllen: welche Art vom Mahlen bey den Griechen genennet war Monochroma, das ist/ Mahlerey mit einer Farbe. Es vermeinet aber Plinius, dieses heise mahlen mit zweyerley Farben/ als grau in blau/ oder Liecht in Dunckel/ und schreibet/ solches habe lang/ ja biß auf seine Zeit/ gewehret. Er kan aber wol hierinn fehlen/ in ansehung/ daß die alte Meistere/ so in der Wissenschaft noch nicht so hoch gestiegen waren/ ihre Werke/ mit verhöhen und schattiren auszufärtigen/ den Umriß nur mit einerley Saft oder Farbe mögen ausgefüllet haben. Und obwol die Griechen/ als Ehrsüchtig/ sich unterstanden/ die Ehre der ersten Erfindung ihnen selber zuzueignen/ so haben sie doch damit nichts anders gethan/ als daß sie andern ihre Ehren-Kron rauben wollen.

Ich beharre demnach auf der Meinung/ daß der Lydische Gyges, in Egypten wohnend/ der erste gewesen seye/ der die Zeichen-Kunst herfürgebracht/ und gleichsam gebohren habe/ da er im profil seinen selbst-eigenen Schatten/ an der weisen Polygnotus bässert die Mahler-Kunst/ mit Erfüllung des Umrißes Wand/ mit einer Kohle/ die er vom Feuer genommen/ abgerissen/ und daß dieser Polygnotus der erste diese Kunst vermehret/ und den Umriß mit Farben gefüllet habe. Wie er dann mehr Dinge erfunden/ und/ als hohe Gemüter pflegen/ immer weiter gesuchet. Dann man findet/ daß er auch in Holz künstlich schneiden können. Er hat auch erfunden/ zu den Tafeln ein Holtz zu gebrauchen/ welches in Latein Larix, bey den Griechen Aegis, wegen seiner Honigfarbe/ heiset. Dieses Holz/ zu Teutsch Lerchenbaum genennt/ ist so gar glatt/ daß es nicht den geringsten Ritz oder Riß hat: daher es zu diesem Gebrauch sehr dienlich ware. ich berede Es lebten zween Mahlere dieses Namens. mich aber/ es müssen zween Polygnoti gewesey seyn/ die weit von einander gelebt/ gleichwie man auch von zweyen Myconen/ dem Alten und Jungen/ schreibet. Dann ich finde von einem Polygnoto, der von Thasus bürtig ware/ und nicht von Athen, wie dieser/ von dem ich schreibe. Dieser Athener/ (von dem andern wird hernach folgen) soll zu einer Zeit mit dem Mycon, seinem Mit-Burger/ gelebet haben/ und waren sie beyde fürtreffliche Mahler/ auch die erste/ so das Athenische Okergelb gebraucht. Ihr Schwarz/ machten sie aus gebrannten Kernen von Weinbeeren. Von diesem Polygnoto find ich ferner nichtes/ als daß er auch künstlich grattiren/ oder mit dem Grab-Eisen umgehen können. Im übrigen weiß man nicht eigentlich/ zu was Zeit er gelebet habe.

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DIe/ so von Mahlern und Bildhauern geschrieben/ (schreibet Plinius lib. 34. cap. 8.) IV.TELEPHANES, ein Phoceer. haben sehr gepriesen/ den Phoceer TELEPHANES. Doch weiß man nicht/ wer er gewesen/ weil seine Werke in Thessalien/ da er gewohnet/ verborgen gelegen. Diese Scribenten aber achten ihn so hoch/als den Polycletum, Myron, und Pythagoram. Von diesem hätte ich zwar mehr zu erzehlen/ weil ich aber befinde/ daß er ein Bildhauer und Giesser in Metall gewesen/ zur Zeit der Persischen Könige Xerxis und Darii, als achte ich es unnötig/ und ist genug/ den Unterschied zwischen diesem und dem vorgemeldten Sicyonischen Telephanes, der lang zuvor/ als einer der ersten Mahler/ gelebet/ gewiesen zu haben.

WAs die Erfindung mit Farben zu mahlen betrifft/ so ist hierinn die glaubwürdigste Meinung/ wie Plinius lib. 35. cap. 3. meldet/ daß V. CLEOPHANTUS von Corintho. solches am ersten in Gebrauch gebracht/ CLEOPHANTUS von Corintho. Dieser fienge an zu künstlen auf Spälten von gebrochenen Erdscherben/ eh sie gebrennt waren: Diese Stücke sind hernach gebrennt worden/ und soll daraus entstanden seyn/ das Mahlen auf irdine Geschirre. Dieser Cleophantus (sagt Plinius, oder ein anderer/ der also geheisen/ wie Cornelius Nepos bezeuget) folgte nach Italien dem Fürsten Demarato, des Tarquinii Prisci Vattern/ als er/ die Stadt Corintho zu verlassen/ und dem Gewalt des Tyrannen Cipselli zu entfliehen/ gezwungen war. Dieser Demaratus kame zu wohnen in Toscana, allda er einen Sohn zeugte/ welcher nachmals der fünfte König zu Rom geworden. Ihme folgten auch Corintho, Euchir und Eugrammus, welche sehr künstliche irdine Bilder und Geschirre machen konten/ und vermeinet man/ daß mit ihnen diese Kunst in Italien gekommen seye.

VI. BULARCHUS, Mahler. Sein Stuck wird mit so schwer Gold erkauft.BULARCHUS, der Historie nach/ auch ein Lydier/ muß ohne Zweifel schon damals sehr kunstreich und erfahren gewesen seyn/ weil eines von seinen Stucken/ vor so viel Gold/ als schwer es war/ an den Candaules, König von Lydien/ welcher in eben dem Jahr/ da Romulus gestorben/ verkauft worden. Nun mag Candaules dieses Stuck viel Jahre vor seinem Tod/ und villeicht auch lange Zeit nach dem Ableben des Künstlers/ erkauft haben: Weßwegen dieser für einen der ältsten Mahlere zu halten/ und dabey zu erachten ist/ daß damals die Mahler-Kunst schon in grosser Vollkommenheit müsse gewesen seyn. So muß (nach Plinii Anmerkung) auch notwendig hieraus folgen/ daß lang für dieser Zeit/ die Kunst ihren Anfang Higiaenon, Dinias und Charmas, machten die erste Contrafete mit einer Farbe. müsse gehabt haben/ und daß Higiaenon, Dinias und Charmas, welche die erste Contrafete mit einer Farbe gemacht/ damals schon lang todt gewesen: ob man schon nicht weiß/ wann sie gelebt haben. Das vorgemeldte Stuck/ von diesem Bularcho gemahlet/ war ein Streit des Volks von Magnesia . Was dieser Kunst-reiche Meister mehr gethan hat/ ist von der Zeit und älte verdunkelt/ und in Schriften nicht auf uns geerbet.

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[[II, Buch 1 (antike Künstler), S. 13]/0017] reißen. Dann die erste Mahlerey ware eine geraume Zeit nur ein bloser Umriß/ und hieße bey den Latinern Linearis Pictura, in gezogenen Linien bestehend. Wie man darfür gehalten/ so hat solche erfunden einer/ mit Namen Philocles aus Egypten/ oder Cleanthes ein Corinther/ oder ein anderer Corinther/ Namens Ardices, oder Telephanes von Sicyon: Diese alle sollen nichts/ als nur den bloßen Umriß/ ohn einigen Gebrauch der Farben oder Schattirung/ bloß mit Kohlen gemachet haben. Das erste Mahlen ware ein bloßer Umriß/ deren Erfinder Philocles, Cleanthes und Telephanes. Darnach soll eine unbekandte Hand erfunden haben/ den bloßen Umriß mit einerley Farbe zu füllen: welche Art vom Mahlen bey den Griechen genennet war Monochroma, das ist/ Mahlerey mit einer Farbe. Es vermeinet aber Plinius, dieses heise mahlen mit zweyerley Farben/ als grau in blau/ oder Liecht in Dunckel/ und schreibet/ solches habe lang/ ja biß auf seine Zeit/ gewehret. Er kan aber wol hierinn fehlen/ in ansehung/ daß die alte Meistere/ so in der Wissenschaft noch nicht so hoch gestiegen waren/ ihre Werke/ mit verhöhen und schattiren auszufärtigen/ den Umriß nur mit einerley Saft oder Farbe mögen ausgefüllet haben. Und obwol die Griechen/ als Ehrsüchtig/ sich unterstanden/ die Ehre der ersten Erfindung ihnen selber zuzueignen/ so haben sie doch damit nichts anders gethan/ als daß sie andern ihre Ehren-Kron rauben wollen. Monochroma, das Mahlen mit einer Farbe. Ich beharre demnach auf der Meinung/ daß der Lydische Gyges, in Egypten wohnend/ der erste gewesen seye/ der die Zeichen-Kunst herfürgebracht/ und gleichsam gebohren habe/ da er im profil seinen selbst-eigenen Schatten/ an der weisen Wand/ mit einer Kohle/ die er vom Feuer genommen/ abgerissen/ und daß dieser Polygnotus der erste diese Kunst vermehret/ und den Umriß mit Farben gefüllet habe. Wie er dann mehr Dinge erfunden/ und/ als hohe Gemüter pflegen/ immer weiter gesuchet. Dann man findet/ daß er auch in Holz künstlich schneiden können. Er hat auch erfunden/ zu den Tafeln ein Holtz zu gebrauchen/ welches in Latein Larix, bey den Griechen Aegis, wegen seiner Honigfarbe/ heiset. Dieses Holz/ zu Teutsch Lerchenbaum genennt/ ist so gar glatt/ daß es nicht den geringsten Ritz oder Riß hat: daher es zu diesem Gebrauch sehr dienlich ware. ich berede mich aber/ es müssen zween Polygnoti gewesey seyn/ die weit von einander gelebt/ gleichwie man auch von zweyen Myconen/ dem Alten und Jungen/ schreibet. Dann ich finde von einem Polygnoto, der von Thasus bürtig ware/ und nicht von Athen, wie dieser/ von dem ich schreibe. Dieser Athener/ (von dem andern wird hernach folgen) soll zu einer Zeit mit dem Mycon, seinem Mit-Burger/ gelebet haben/ und waren sie beyde fürtreffliche Mahler/ auch die erste/ so das Athenische Okergelb gebraucht. Ihr Schwarz/ machten sie aus gebrannten Kernen von Weinbeeren. Von diesem Polygnoto find ich ferner nichtes/ als daß er auch künstlich grattiren/ oder mit dem Grab-Eisen umgehen können. Im übrigen weiß man nicht eigentlich/ zu was Zeit er gelebet habe. Polygnotus bässert die Mahler-Kunst/ mit Erfüllung des Umrißes Es lebten zween Mahlere dieses Namens. DIe/ so von Mahlern und Bildhauern geschrieben/ (schreibet Plinius lib. 34. cap. 8.) haben sehr gepriesen/ den Phoceer TELEPHANES. Doch weiß man nicht/ wer er gewesen/ weil seine Werke in Thessalien/ da er gewohnet/ verborgen gelegen. Diese Scribenten aber achten ihn so hoch/als den Polycletum, Myron, und Pythagoram. Von diesem hätte ich zwar mehr zu erzehlen/ weil ich aber befinde/ daß er ein Bildhauer und Giesser in Metall gewesen/ zur Zeit der Persischen Könige Xerxis und Darii, als achte ich es unnötig/ und ist genug/ den Unterschied zwischen diesem und dem vorgemeldten Sicyonischen Telephanes, der lang zuvor/ als einer der ersten Mahler/ gelebet/ gewiesen zu haben. IV.TELEPHANES, ein Phoceer. WAs die Erfindung mit Farben zu mahlen betrifft/ so ist hierinn die glaubwürdigste Meinung/ wie Plinius lib. 35. cap. 3. meldet/ daß solches am ersten in Gebrauch gebracht/ CLEOPHANTUS von Corintho. Dieser fienge an zu künstlen auf Spälten von gebrochenen Erdscherben/ eh sie gebrennt waren: Diese Stücke sind hernach gebrennt worden/ und soll daraus entstanden seyn/ das Mahlen auf irdine Geschirre. Dieser Cleophantus (sagt Plinius, oder ein anderer/ der also geheisen/ wie Cornelius Nepos bezeuget) folgte nach Italien dem Fürsten Demarato, des Tarquinii Prisci Vattern/ als er/ die Stadt Corintho zu verlassen/ und dem Gewalt des Tyrannen Cipselli zu entfliehen/ gezwungen war. Dieser Demaratus kame zu wohnen in Toscana, allda er einen Sohn zeugte/ welcher nachmals der fünfte König zu Rom geworden. Ihme folgten auch Corintho, Euchir und Eugrammus, welche sehr künstliche irdine Bilder und Geschirre machen konten/ und vermeinet man/ daß mit ihnen diese Kunst in Italien gekommen seye. V. CLEOPHANTUS von Corintho. BULARCHUS, der Historie nach/ auch ein Lydier/ muß ohne Zweifel schon damals sehr kunstreich und erfahren gewesen seyn/ weil eines von seinen Stucken/ vor so viel Gold/ als schwer es war/ an den Candaules, König von Lydien/ welcher in eben dem Jahr/ da Romulus gestorben/ verkauft worden. Nun mag Candaules dieses Stuck viel Jahre vor seinem Tod/ und villeicht auch lange Zeit nach dem Ableben des Künstlers/ erkauft haben: Weßwegen dieser für einen der ältsten Mahlere zu halten/ und dabey zu erachten ist/ daß damals die Mahler-Kunst schon in grosser Vollkommenheit müsse gewesen seyn. So muß (nach Plinii Anmerkung) auch notwendig hieraus folgen/ daß lang für dieser Zeit/ die Kunst ihren Anfang müsse gehabt haben/ und daß Higiaenon, Dinias und Charmas, welche die erste Contrafete mit einer Farbe gemacht/ damals schon lang todt gewesen: ob man schon nicht weiß/ wann sie gelebt haben. Das vorgemeldte Stuck/ von diesem Bularcho gemahlet/ war ein Streit des Volks von Magnesia . Was dieser Kunst-reiche Meister mehr gethan hat/ ist von der Zeit und älte verdunkelt/ und in Schriften nicht auf uns geerbet. VI. BULARCHUS, Mahler. Sein Stuck wird mit so schwer Gold erkauft. Higiaenon, Dinias und Charmas, machten die erste Contrafete mit einer Farbe.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 1 (antike Künstler), S. 13]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/17>, abgerufen am 24.11.2024.