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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] waren hinten am Haupt völlig geschoren/ vorne aber an der Stirne trugen sie lange Haarschöpfe/ die biß an das Kien herabhiengen. Der Lombarder habit und Kleidung. Ihre Kleidung/ waren weite Röcke von Leinwat/ nach Englisch- und Sächsischer Art/ darunter trugen sie vielfärbige Casacken. Die Schuhe waren biß zur mitten des Fusses offen/ und obenher mit subtilen Riemlein zugebunden. Mehrere solche Gebäude sind die Kirche zu Pavia. Kirche S. Johannis Baptistae zu Pavia, von Gundiperga, ermeldter Theodelindae, Königs Rodoaldi Gemahlin Tochter; die bey S. Salvator, von König Ariperto, ihrem Brudern; die Kirche S. Ambrosii daselbst/ von König Grimoaldo erbauet.

Pertarit, Ariperti Sohn/ welcher Grimoalden vom Königreich ausgedrenget/ und dasselbe wieder in vorigen Wolstand gesetzet/ stiftete das schöne Frauen-Closter/ genannt das Neue/ zu Ehren der Heil. Jungfrauen Mariae und S. Agathae; ferner seine Gemahlin/ die Königin/ eines auser der Stadt/ alla Maria Pertica, oder Unser Frauen Stangen; und der Königliche Prinz/ das Closter und Kirche S. Gregorii, zur Cron genannt (weil er an selbigem Ort/ einen herrlichen Sieg und Victori erhalten) so alle auf eine Manier gebauet sind. Mit diesen stimmet auch ein der Kirchen-Bau Königs Luitprandi, den er zur Zeit Königs Pipini, Caroli Magni Vatters/ in Pavia geführet/ und zu Peters güldenem Himmel genennet. Ein solcher ware auch der Bau Königs Desiderii, des Nachfolgers Astolfi, auf St. Peters Berg / wie auch das Closter bey S. Vincenzo im Mayländischen Gebiete. Alle diese Gebäude sind/ wie gemeldet/ mit grossem Unkosten/ aber ohn einige Kunst/ plump und unzierlich geführet worden.

Die Bau Kunst steiget in Florentz. Nach der Zeit aber hat sich einige Verbässerung in Florenz verspüren lassen/ allda Caroli Magni Apostolischer Bau etwas zierlicher gestiegen/ als welcher mit Seulen/ die zwar von mehr als einem Stuck/ aber doch guter proportion und Ebenmaße/ gezieret worden. Die Bögen/ Capitele und beyde Theile des Schiffes erwiesen/ daß in Florenz noch ein alter Künstler verborgen gewesen/ oder ein neuer sich gefunden habe. Einmal/ dieser Bau ware so weit bässer/ daß Pippo, in gemein Brunellesco genannt/ solchen für ein modell und Idea genommen/ den herrlichen Bau zum Die Kirche zu St. Marco in Venedig auf Griechische Manier gebaut. H. Geist und S. Laurentii daselbst aufzuführen. Es ist auch die Kirche zu S. Marco in Venedig/ mit grossen Kosten/ auf Griechische Art/ von Johann Morosini, unter den Herzogen Justiniano und Johanne Particiatio, um das Jahr Christi 828. bey der Kirche zu S. Theodosio, als aus Alexandria der Leichnam dieses H. Evangelisten dahin gelanget/ erbauet/ als aber solche durch unterschiedliche Feuers-Brünsten beschädiget/ zur Zeit des Herzogs Dominici Silvii (welcher Anno 1069. die Regierung angetretten) aus dem fundament[Spaltenumbruch] wieder erhoben/ mit colonnen oder Seulen/ die dieser Herzog von allen Orten zuführen lassen/gezieret/ doch erst Anno 1140. unter dem Herzogen M. Pietro Polani, von vielen Griechischen Werkmeistern/ wie sie heut vor Augen stehet/ ausgebauet worden. Eben dieser Griechischen Art/ waren die sieben Abteyen/ Andere Gebäude Griechischer Manier. welche Marggraf Hugo von Brandenburg in Italien erhoben/ wie noch an der Abtey in Florenz vor Augen stehet.

An diesen und viel andern Gebäuden ist zu ersehen/ daß zwar die Bau-Kunst sich damals bemühet über sich zu kommen/ aber noch sehr unvollkommen/ und weit von der alten guten Manier zurücke geblieben. Dergleichen sind auch unterschiedliche Florentinische alte Paläste/ so nach Zerstörung des Städtleins Fiesole, auf Welsche Art/ aber sehr wild und unformig/ mit langen ängen Fenstern/ Thüren und Porten/ auch ungeschickten viereckichten Spizen/ und gedrehten Bögen/ nach Art unsrer alten Teutschen Gebäude/ deren man noch viele siehet/ aufgeführet worden.

Fernere Aufname der Bau-Kunst Von Anno 1013. zur Zeit Marci Alibrandi, eines Florentiners und Bischofs daselbst/ gewonne es das Ansehen/ als ob diese Kunst sich wieder erholen wolte. Dann/ in der damals wieder-erbauten herrlichen Kirchen/ auf dem Berg S. Miniato, ist/ neben andern köstlichen inner- und äuserlichen Zieraten/ von stattlichem Marmor/ auch an der facciata oder Portal zu sehen/ daß sich die Italianische Baumeistere äuserst beflissen/ die Porten/ Fenster/ Seulen/ Gewölbe und Bögen/ nach alter löblicher Manier/ und guten Theils nach und Wieder-Aufkunft der Mahler-Kunst. dem modell der uralten Kirchen zu S. Johann daselbst/ zu verfärtigen. Eben dazumal thäte sich auch die Mahler-Kunst/ so bey nahe gar ausgelöschet worden/ wieder herfür: wie/ in der grossen Capelle ermeldter Miniatischer Kirche/ an dem Mosaischen Schrot-Werk abzumerken ist.

Also fiengen der Zeit beyde Künste in Italien Kirche zu Pisa. wieder an zu wachsen/ worzu auch Anno 1016. die zu Pisa geholfen/ indem eine Kirche/ (das dazumal viel gewesen/ in- und auswendig Buschet ein Bau-Künstler aus Griechenland. mit Marmor) vom Buschet, einem Griechen/ aus der Insul Dulichio bürtig/ und sehr berühmten Künstler/ daselbst aufgeführet/ auch mit unzahlbarem Raub/ welchen die Pisaner von weitentlegenen Orten über Meer gebracht/ als herrlichen Seulen/ Capitelen/ Bögen/ und sehr kostbaren Steinen gezieret worden/ welcher der Gipfel des Thrones ihrer Herrlichkeit seyn solte. Und weil alle diese Dinge/ theils sehr klein/ theils groß/ theils auch anderer mitlerer proportion gewesen/ als erhellet hieraus ermeldten Buschets hochsinniger Verstand/ der ihn alles und jedes so künstlich austheilen und vermengen/ auch innen und aussen zieren gelehret. Es wird hierbey fürnemlich gerühmet/ die verständige Stellung und Situation der schönen Seulen am vordern portal, die sich alle nach und nach

[Spaltenumbruch] waren hinten am Haupt völlig geschoren/ vorne aber an der Stirne trugen sie lange Haarschöpfe/ die biß an das Kien herabhiengen. Der Lombarder habit und Kleidung. Ihre Kleidung/ waren weite Röcke von Leinwat/ nach Englisch- und Sächsischer Art/ darunter trugen sie vielfärbige Casacken. Die Schuhe waren biß zur mitten des Fusses offen/ und obenher mit subtilen Riemlein zugebunden. Mehrere solche Gebäude sind die Kirche zu Pavia. Kirche S. Johannis Baptistae zu Pavia, von Gundiperga, ermeldter Theodelindae, Königs Rodoaldi Gemahlin Tochter; die bey S. Salvator, von König Ariperto, ihrem Brudern; die Kirche S. Ambrosii daselbst/ von König Grimoaldo erbauet.

Pertarit, Ariperti Sohn/ welcher Grimoalden vom Königreich ausgedrenget/ und dasselbe wieder in vorigen Wolstand gesetzet/ stiftete das schöne Frauen-Closter/ genannt das Neue/ zu Ehren der Heil. Jungfrauen Mariae und S. Agathae; ferner seine Gemahlin/ die Königin/ eines auser der Stadt/ alla Maria Pertica, oder Unser Frauen Stangen; und der Königliche Prinz/ das Closter und Kirche S. Gregorii, zur Cron genannt (weil er an selbigem Ort/ einen herrlichen Sieg und Victori erhalten) so alle auf eine Manier gebauet sind. Mit diesen stimmet auch ein der Kirchen-Bau Königs Luitprandi, den er zur Zeit Königs Pipini, Caroli Magni Vatters/ in Pavia geführet/ und zu Peters güldenem Himmel genennet. Ein solcher ware auch der Bau Königs Desiderii, des Nachfolgers Astolfi, auf St. Peters Berg / wie auch das Closter bey S. Vincenzo im Mayländischen Gebiete. Alle diese Gebäude sind/ wie gemeldet/ mit grossem Unkosten/ aber ohn einige Kunst/ plump und unzierlich geführet worden.

Die Bau Kunst steiget in Florentz. Nach der Zeit aber hat sich einige Verbässerung in Florenz verspüren lassen/ allda Caroli Magni Apostolischer Bau etwas zierlicher gestiegen/ als welcher mit Seulen/ die zwar von mehr als einem Stuck/ aber doch guter proportion und Ebenmaße/ gezieret worden. Die Bögen/ Capitele und beyde Theile des Schiffes erwiesen/ daß in Florenz noch ein alter Künstler verborgen gewesen/ oder ein neuer sich gefunden habe. Einmal/ dieser Bau ware so weit bässer/ daß Pippo, in gemein Brunellesco genannt/ solchen für ein modell und Idea genommen/ den herrlichen Bau zum Die Kirche zu St. Marco in Venedig auf Griechische Manier gebaut. H. Geist und S. Laurentii daselbst aufzuführen. Es ist auch die Kirche zu S. Marco in Venedig/ mit grossen Kosten/ auf Griechische Art/ von Johann Morosini, unter den Herzogen Justiniano und Johanne Particiatio, um das Jahr Christi 828. bey der Kirche zu S. Theodosio, als aus Alexandria der Leichnam dieses H. Evangelisten dahin gelanget/ erbauet/ als aber solche durch unterschiedliche Feuers-Brünsten beschädiget/ zur Zeit des Herzogs Dominici Silvii (welcher Anno 1069. die Regierung angetretten) aus dem fundament[Spaltenumbruch] wieder erhoben/ mit colonnen oder Seulen/ die dieser Herzog von allen Orten zuführen lassen/gezieret/ doch erst Anno 1140. unter dem Herzogen M. Pietro Polani, von vielen Griechischen Werkmeistern/ wie sie heut vor Augen stehet/ ausgebauet worden. Eben dieser Griechischen Art/ waren die sieben Abteyen/ Andere Gebäude Griechischer Manier. welche Marggraf Hugo von Brandenburg in Italien erhoben/ wie noch an der Abtey in Florenz vor Augen stehet.

An diesen und viel andern Gebäuden ist zu ersehen/ daß zwar die Bau-Kunst sich damals bemühet über sich zu kommen/ aber noch sehr unvollkommen/ und weit von der alten guten Manier zurücke geblieben. Dergleichen sind auch unterschiedliche Florentinische alte Paläste/ so nach Zerstörung des Städtleins Fiesole, auf Welsche Art/ aber sehr wild und unformig/ mit langen ängen Fenstern/ Thüren und Porten/ auch ungeschickten viereckichten Spizen/ und gedrehten Bögen/ nach Art unsrer alten Teutschen Gebäude/ deren man noch viele siehet/ aufgeführet worden.

Fernere Aufname der Bau-Kunst Von Anno 1013. zur Zeit Marci Alibrandi, eines Florentiners und Bischofs daselbst/ gewonne es das Ansehen/ als ob diese Kunst sich wieder erholen wolte. Dann/ in der damals wieder-erbauten herrlichen Kirchen/ auf dem Berg S. Miniato, ist/ neben andern köstlichen inner- und äuserlichen Zieraten/ von stattlichem Marmor/ auch an der facciata oder Portal zu sehen/ daß sich die Italianische Baumeistere äuserst beflissen/ die Porten/ Fenster/ Seulen/ Gewölbe und Bögen/ nach alter löblicher Manier/ und guten Theils nach und Wieder-Aufkunft der Mahler-Kunst. dem modell der uralten Kirchen zu S. Johann daselbst/ zu verfärtigen. Eben dazumal thäte sich auch die Mahler-Kunst/ so bey nahe gar ausgelöschet worden/ wieder herfür: wie/ in der grossen Capelle ermeldter Miniatischer Kirche/ an dem Mosaischen Schrot-Werk abzumerken ist.

Also fiengen der Zeit beyde Künste in Italien Kirche zu Pisa. wieder an zu wachsen/ worzu auch Anno 1016. die zu Pisa geholfen/ indem eine Kirche/ (das dazumal viel gewesen/ in- und auswendig Buschet ein Bau-Künstler aus Griechenland. mit Marmor) vom Buschet, einem Griechen/ aus der Insul Dulichio bürtig/ und sehr berühmten Künstler/ daselbst aufgeführet/ auch mit unzahlbarem Raub/ welchen die Pisaner von weitentlegenen Orten über Meer gebracht/ als herrlichen Seulen/ Capitelen/ Bögen/ und sehr kostbaren Steinen gezieret worden/ welcher der Gipfel des Thrones ihrer Herrlichkeit seyn solte. Und weil alle diese Dinge/ theils sehr klein/ theils groß/ theils auch anderer mitlerer proportion gewesen/ als erhellet hieraus ermeldten Buschets hochsinniger Verstand/ der ihn alles und jedes so künstlich austheilen und vermengen/ auch innen und aussen zieren gelehret. Es wird hierbey fürnemlich gerühmet/ die verständige Stellung und Situation der schönen Seulen am vordern portal, die sich alle nach und nach

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[[II, Vorrede, S. 8]/0012] waren hinten am Haupt völlig geschoren/ vorne aber an der Stirne trugen sie lange Haarschöpfe/ die biß an das Kien herabhiengen. Ihre Kleidung/ waren weite Röcke von Leinwat/ nach Englisch- und Sächsischer Art/ darunter trugen sie vielfärbige Casacken. Die Schuhe waren biß zur mitten des Fusses offen/ und obenher mit subtilen Riemlein zugebunden. Mehrere solche Gebäude sind die Kirche S. Johannis Baptistae zu Pavia, von Gundiperga, ermeldter Theodelindae, Königs Rodoaldi Gemahlin Tochter; die bey S. Salvator, von König Ariperto, ihrem Brudern; die Kirche S. Ambrosii daselbst/ von König Grimoaldo erbauet. Der Lombarder habit und Kleidung. Kirche zu Pavia. Pertarit, Ariperti Sohn/ welcher Grimoalden vom Königreich ausgedrenget/ und dasselbe wieder in vorigen Wolstand gesetzet/ stiftete das schöne Frauen-Closter/ genannt das Neue/ zu Ehren der Heil. Jungfrauen Mariae und S. Agathae; ferner seine Gemahlin/ die Königin/ eines auser der Stadt/ alla Maria Pertica, oder Unser Frauen Stangen; und der Königliche Prinz/ das Closter und Kirche S. Gregorii, zur Cron genannt (weil er an selbigem Ort/ einen herrlichen Sieg und Victori erhalten) so alle auf eine Manier gebauet sind. Mit diesen stimmet auch ein der Kirchen-Bau Königs Luitprandi, den er zur Zeit Königs Pipini, Caroli Magni Vatters/ in Pavia geführet/ und zu Peters güldenem Himmel genennet. Ein solcher ware auch der Bau Königs Desiderii, des Nachfolgers Astolfi, auf St. Peters Berg / wie auch das Closter bey S. Vincenzo im Mayländischen Gebiete. Alle diese Gebäude sind/ wie gemeldet/ mit grossem Unkosten/ aber ohn einige Kunst/ plump und unzierlich geführet worden. Nach der Zeit aber hat sich einige Verbässerung in Florenz verspüren lassen/ allda Caroli Magni Apostolischer Bau etwas zierlicher gestiegen/ als welcher mit Seulen/ die zwar von mehr als einem Stuck/ aber doch guter proportion und Ebenmaße/ gezieret worden. Die Bögen/ Capitele und beyde Theile des Schiffes erwiesen/ daß in Florenz noch ein alter Künstler verborgen gewesen/ oder ein neuer sich gefunden habe. Einmal/ dieser Bau ware so weit bässer/ daß Pippo, in gemein Brunellesco genannt/ solchen für ein modell und Idea genommen/ den herrlichen Bau zum H. Geist und S. Laurentii daselbst aufzuführen. Es ist auch die Kirche zu S. Marco in Venedig/ mit grossen Kosten/ auf Griechische Art/ von Johann Morosini, unter den Herzogen Justiniano und Johanne Particiatio, um das Jahr Christi 828. bey der Kirche zu S. Theodosio, als aus Alexandria der Leichnam dieses H. Evangelisten dahin gelanget/ erbauet/ als aber solche durch unterschiedliche Feuers-Brünsten beschädiget/ zur Zeit des Herzogs Dominici Silvii (welcher Anno 1069. die Regierung angetretten) aus dem fundament wieder erhoben/ mit colonnen oder Seulen/ die dieser Herzog von allen Orten zuführen lassen/gezieret/ doch erst Anno 1140. unter dem Herzogen M. Pietro Polani, von vielen Griechischen Werkmeistern/ wie sie heut vor Augen stehet/ ausgebauet worden. Eben dieser Griechischen Art/ waren die sieben Abteyen/ welche Marggraf Hugo von Brandenburg in Italien erhoben/ wie noch an der Abtey in Florenz vor Augen stehet. Die Bau Kunst steiget in Florentz. Die Kirche zu St. Marco in Venedig auf Griechische Manier gebaut. Andere Gebäude Griechischer Manier. An diesen und viel andern Gebäuden ist zu ersehen/ daß zwar die Bau-Kunst sich damals bemühet über sich zu kommen/ aber noch sehr unvollkommen/ und weit von der alten guten Manier zurücke geblieben. Dergleichen sind auch unterschiedliche Florentinische alte Paläste/ so nach Zerstörung des Städtleins Fiesole, auf Welsche Art/ aber sehr wild und unformig/ mit langen ängen Fenstern/ Thüren und Porten/ auch ungeschickten viereckichten Spizen/ und gedrehten Bögen/ nach Art unsrer alten Teutschen Gebäude/ deren man noch viele siehet/ aufgeführet worden. Von Anno 1013. zur Zeit Marci Alibrandi, eines Florentiners und Bischofs daselbst/ gewonne es das Ansehen/ als ob diese Kunst sich wieder erholen wolte. Dann/ in der damals wieder-erbauten herrlichen Kirchen/ auf dem Berg S. Miniato, ist/ neben andern köstlichen inner- und äuserlichen Zieraten/ von stattlichem Marmor/ auch an der facciata oder Portal zu sehen/ daß sich die Italianische Baumeistere äuserst beflissen/ die Porten/ Fenster/ Seulen/ Gewölbe und Bögen/ nach alter löblicher Manier/ und guten Theils nach dem modell der uralten Kirchen zu S. Johann daselbst/ zu verfärtigen. Eben dazumal thäte sich auch die Mahler-Kunst/ so bey nahe gar ausgelöschet worden/ wieder herfür: wie/ in der grossen Capelle ermeldter Miniatischer Kirche/ an dem Mosaischen Schrot-Werk abzumerken ist. Fernere Aufname der Bau-Kunst und Wieder-Aufkunft der Mahler-Kunst. Also fiengen der Zeit beyde Künste in Italien wieder an zu wachsen/ worzu auch Anno 1016. die zu Pisa geholfen/ indem eine Kirche/ (das dazumal viel gewesen/ in- und auswendig mit Marmor) vom Buschet, einem Griechen/ aus der Insul Dulichio bürtig/ und sehr berühmten Künstler/ daselbst aufgeführet/ auch mit unzahlbarem Raub/ welchen die Pisaner von weitentlegenen Orten über Meer gebracht/ als herrlichen Seulen/ Capitelen/ Bögen/ und sehr kostbaren Steinen gezieret worden/ welcher der Gipfel des Thrones ihrer Herrlichkeit seyn solte. Und weil alle diese Dinge/ theils sehr klein/ theils groß/ theils auch anderer mitlerer proportion gewesen/ als erhellet hieraus ermeldten Buschets hochsinniger Verstand/ der ihn alles und jedes so künstlich austheilen und vermengen/ auch innen und aussen zieren gelehret. Es wird hierbey fürnemlich gerühmet/ die verständige Stellung und Situation der schönen Seulen am vordern portal, die sich alle nach und nach Kirche zu Pisa. Buschet ein Bau-Künstler aus Griechenland.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Vorrede, S. 8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/12>, abgerufen am 24.11.2024.