Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] in alten Teppichen/findet/ sich vergleichen/ und/ weil die differenz allein in den Farben bestehet/ nicht zu Kupfer haben können gebracht werden. Beschreibung etlicher ihrer Gemähl-Stucke. Unter denselben befindet sich eine erbare Chineserin/ die/ nach Landes-Gebrauch/ die Milch aus ihrer Brust drücket/ und von ihrem Finger alsofort in des Kindes Mund lauffen lässet. Dann also pflegen sie ihre Kinder zu nehren/ um nicht von ihnen gebissen zu werden/ und damit die Kinder keinen großen Mund/ welches bey ihnen ein sehr schändliches Zeichen ist/ überkommen mögen. Eine andere Figur praesentiret einen von den vornehmsten/ reichsten und ansehnlichsten Herren des Königreichs/ der in seinem Palast/ auf einem schönen Teppich/ kostbar gekleidet/ seine recreation hat/ mit seinen Cucubinen vergesellschaftet/ die ihm aufwarten/ ihn beräuchern/ abkühlen und ihme Wind machen. Wiederum zeiget sich/ ein auf den Kniehen ligender gemeiner Schreiber/ mit einer Schüssel ihres Tee-Getranks/ zum trinken geneigt. In einer andern Figur erscheinet eine Adeliche Dame/ die einen wilden Vogel abrichtet/ welches bey ihnen auf dem Lande sehr gebräuchlich ist. Dann die Chineserinnen haben große Freude und Belieben/ die fliegende Vögelein/ die sie in großer Menge und überaus schöne haben/ zahm und leutliebend zu machen. Noch eine Figur machet vorstellig eine Dänzerin/ deren bey ihnen sehr viele zu finden: welche in den Wirtshäusern/ oder auch sonst bey Gastereyen/ wo sie verlanget werden/ mit ihren Instrumenten auf vielfältige weise aufspielen/ selbst danzen/ als Comödianten singen und springen/ und auf solche weise den Gesellschaften/ um das Geld/ sich dienstfärtig erweisen.

Bevor wir unsern Discurs beschließen/ ist noch Vom Form- und in Holz-Schneiden. etwas weniges zu sagen/ von dem Form- und in Holz-Schneiden: welche schöne Wissenschaft/ besonderlich in den Druck-Büchern/ mit den Anfangs-Buchstaben große Zier gibet. Diese Kunst-Arbeit beschihet auf Birnbäumen-hölzernen Stöcken/ erstlich mit der Feder/ durch einen guten Zeichner/ und alsdann vom Formschneider: welcher mit subtilen Instrumenten/ aus dem Stock alles Nebenholz herausschneidet/ also daß/ bloß der Handriß und was gezeichnet worden/ erhoben und übrig bleibet. Hierauf wird/ dieser geschnittene Stock/ in die Druck-Form an die Buchstaben gesetzet/ und also/ in die Rame eingeschraubt/ durch die Preße auf das Papier mit aufgedrucket. Die Ehre der Erfindung dieser schönen Kunst/ haben unsere Teutschen: aus welcher folgends das Buchdrucken entstanden/ und Diese Kunst hat zur Erfindung der Buchdruckerey-kunst anlaß gegeben. A. 1440 zu Straßburg und Mainz seinen anfang genommen. Maßen/ wie bekant/ ehe man die Buchstaben gießen gelernet/ eine ganze Schrifft-Form auf Holz geschrieben/ hernach ausgegraben/ und folgends abgedruckt worden: wie noch inden allerersten Büchern/ als dem Belials-Process A. 1487, der Nürnbergischen Reformation A. 1488 und mehr andern/ zu ersehen ist.

Künstlere/ in dieser Arbeit/ in den Niderlanden Lucas von Leyden/ Solche Holzschnitte waren bey den alten Teutschen/ als ersten Erfindern/ in großen Würden: denen nachmals in den Niderlanden/ der Schwarze Jan aus Frießland/ Lucas von Leyden in Holland/ und endlich auch in Italien Marco Antonio und [Spaltenumbruch] in Italien/ in Teutschland/ Albrecht Dürer/ Hugo da Carpi, nachgefolget. Unter den Teutschen/ hat der arbeitsame Dürer selbst etliche Stöcke geschnitten. Ihm folgte Tobias Stimmer/ und demselben sein Bruder Christoph Stimmer/ ein vortrefflicher Formschneider. Also waren/ nicht allein zu Nürnberg/ sondern auch zu Augsburg/ Basel und Straßburg/ viel gute Meister dieser Grünwald und Holbein. schönen Wissenschaft: wie in Dürers/ Grünwalds und Pirkheimers auch Holbeins Schriften und Werken ruhmwürdig zu ersehen. Ich hätte gern derer Meistere allhier mit Lob erwehnen wollen/ welche die ausbündige und fürtreffliche Holzschnitte und Figuren in den Schriften Petrarchae Anno 1551, auch Ciceronis A. 1540 gedruckt/ des zu Nürnberg edirten Kirchen-Calenders/ auch in nähern Zeiten vieler Teutsch- und Lateinischen Bibeln/ Operum Homeri, Virgilii und Ovidii, verfärtigt: habe aber ihre Namen nirgends finden noch erfragen können.

Von der sogenannten Schwarzen Kunst in Kupfer. Die also genannte Schwarze Kunst in Kupfer zu arbeiten/ deren hierbey auch billig zu erwehnen/ ist eine Kunst/ vermittels scharffer spitziger Instrumente von Stahl und Eisen/ auf den gepallirten Kupfern zu fahren/ reiben/ drucken und rollen: da dann/ durch die Härte des Zeugs/ ein Bild oder Figur in das linde Kupfer hinein geritzet wird. Diese Arbeit/ gibt etwan 50 oder 60 saubere Abdrücke/ hernach aber schleift es sich bald ab/ weil es nicht tieff ins Kupfer gehet. Sie wird für keine große Kunst gehalten/ und ist nur eine zierliche Ubung. Die ganze Arbeit bestehet allein in der Zeichnung: wer diese in Hand und Verstand hat/ deme sind diese und andere dergleichen Wissenschaften/ nur ein Spiel.

Deren erster Erfinder/ ein Obrist-Leutenant/ N. von Siegen. Der erste Erfinder dieser Kunst ware Anno 1648, nach beschlossenem Teutschen Krieg/ ein Hessischer Obrist-Leutenant/ Namens von Siegen: welcher auf solche weise Ihro Durchl. der regirenden Frau Wittib von Hessen-Cassel Contrafät in halb Lebens-Größe/ wie auch den Prinzen von Oranien/ gebildet. Nach solchem haben Ihr. Durchl. Prinz Robert, Pfalzgraf bey Rhein/ als die in der Zeichen- und Mahlerey Kunst perfect erfahren/ diese Wissenschaft herrlich und zu solcher Vollkommenheit erhoben/ daß darinn ein mehrers nicht zu erfinden ist: wie unterschiedliche Werke von deren fürtrefflicher Hand/ als eine Magdalena/ etliche Contrafäte/ ein sich umsehender Soldat mit seinem glänzenden Harnisch/ Schild und Spieß/ alles unverbesserlich/ vorzelgen. Hiernächst hat W. Vaillant, thut hierinn wunder. W. Vaillant, als ein guter erfahrner Mahler/ in der Zeichnung meisterhaft beschlagen/ diese Manier fortgesetzt/ und eine Menge herrlicher Werke davon in Kupfer zu bringen angefangen/ diezu erzehlen gar zulang fallen würde: welcher durch continuirliche Ubung und Fleiß hierinn fast wunder thut. Es ist aber diese Art den zierlichen Schraffirungen und andern Mühsamkeiten/ die zum Kupferstechen erfordert werden/ nicht untergeben/ sondern wann der Umriß/ neben dem Schatten und Liecht/ accurat ist/ die Schraffirung/ Striche oder Tüpfel mögen gehen wie sie wollen/ so ist der qualitet dadurch nichts benommen. Sonsten gibet diese Arbeit an die Hand/ eine überaus große lieblich

[Spaltenumbruch] in alten Teppichen/findet/ sich vergleichen/ und/ weil die differenz allein in den Farben bestehet/ nicht zu Kupfer haben können gebracht werden. Beschreibung etlicher ihrer Gemähl-Stucke. Unter denselben befindet sich eine erbare Chineserin/ die/ nach Landes-Gebrauch/ die Milch aus ihrer Brust drücket/ und von ihrem Finger alsofort in des Kindes Mund lauffen lässet. Dann also pflegen sie ihre Kinder zu nehren/ um nicht von ihnen gebissen zu werden/ und damit die Kinder keinen großen Mund/ welches bey ihnen ein sehr schändliches Zeichen ist/ überkommen mögen. Eine andere Figur praesentiret einen von den vornehmsten/ reichsten und ansehnlichsten Herren des Königreichs/ der in seinem Palast/ auf einem schönen Teppich/ kostbar gekleidet/ seine recreation hat/ mit seinen Cucubinen vergesellschaftet/ die ihm aufwarten/ ihn beräuchern/ abkühlen und ihme Wind machen. Wiederum zeiget sich/ ein auf den Kniehen ligender gemeiner Schreiber/ mit einer Schüssel ihres Tee-Getranks/ zum trinken geneigt. In einer andern Figur erscheinet eine Adeliche Dame/ die einen wilden Vogel abrichtet/ welches bey ihnen auf dem Lande sehr gebräuchlich ist. Dann die Chineserinnen haben große Freude und Belieben/ die fliegende Vögelein/ die sie in großer Menge und überaus schöne haben/ zahm und leutliebend zu machen. Noch eine Figur machet vorstellig eine Dänzerin/ deren bey ihnen sehr viele zu finden: welche in den Wirtshäusern/ oder auch sonst bey Gastereyen/ wo sie verlanget werden/ mit ihren Instrumenten auf vielfältige weise aufspielen/ selbst danzen/ als Comödianten singen und springen/ und auf solche weise den Gesellschaften/ um das Geld/ sich dienstfärtig erweisen.

Bevor wir unsern Discurs beschließen/ ist noch Vom Form- und in Holz-Schneiden. etwas weniges zu sagen/ von dem Form- und in Holz-Schneiden: welche schöne Wissenschaft/ besonderlich in den Druck-Büchern/ mit den Anfangs-Buchstaben große Zier gibet. Diese Kunst-Arbeit beschihet auf Birnbäumen-hölzernen Stöcken/ erstlich mit der Feder/ durch einen guten Zeichner/ und alsdann vom Formschneider: welcher mit subtilen Instrumenten/ aus dem Stock alles Nebenholz herausschneidet/ also daß/ bloß der Handriß und was gezeichnet worden/ erhoben und übrig bleibet. Hierauf wird/ dieser geschnittene Stock/ in die Druck-Form an die Buchstaben gesetzet/ und also/ in die Rame eingeschraubt/ durch die Preße auf das Papier mit aufgedrucket. Die Ehre der Erfindung dieser schönen Kunst/ haben unsere Teutschen: aus welcher folgends das Buchdrucken entstanden/ und Diese Kunst hat zur Erfindung der Buchdruckerey-kunst anlaß gegeben. A. 1440 zu Straßburg und Mainz seinen anfang genommen. Maßen/ wie bekant/ ehe man die Buchstaben gießen gelernet/ eine ganze Schrifft-Form auf Holz geschrieben/ hernach ausgegraben/ und folgends abgedruckt worden: wie noch inden allerersten Büchern/ als dem Belials-Process A. 1487, der Nürnbergischen Reformation A. 1488 und mehr andern/ zu ersehen ist.

Künstlere/ in dieser Arbeit/ in den Niderlanden Lucas von Leyden/ Solche Holzschnitte waren bey den alten Teutschen/ als ersten Erfindern/ in großen Würden: denen nachmals in den Niderlanden/ der Schwarze Jan aus Frießland/ Lucas von Leyden in Holland/ und endlich auch in Italien Marco Antonio und [Spaltenumbruch] in Italien/ in Teutschland/ Albrecht Dürer/ Hugo da Carpi, nachgefolget. Unter den Teutschen/ hat der arbeitsame Dürer selbst etliche Stöcke geschnitten. Ihm folgte Tobias Stimmer/ und demselben sein Bruder Christoph Stimmer/ ein vortrefflicher Formschneider. Also waren/ nicht allein zu Nürnberg/ sondern auch zu Augsburg/ Basel und Straßburg/ viel gute Meister dieser Grünwald und Holbein. schönen Wissenschaft: wie in Dürers/ Grünwalds und Pirkheimers auch Holbeins Schriften und Werken ruhmwürdig zu ersehen. Ich hätte gern derer Meistere allhier mit Lob erwehnen wollen/ welche die ausbündige und fürtreffliche Holzschnitte und Figuren in den Schriften Petrarchae Anno 1551, auch Ciceronis A. 1540 gedruckt/ des zu Nürnberg edirten Kirchen-Calenders/ auch in nähern Zeiten vieler Teutsch- und Lateinischen Bibeln/ Operum Homeri, Virgilii und Ovidii, verfärtigt: habe aber ihre Namen nirgends finden noch erfragen können.

Von der sogenannten Schwarzen Kunst in Kupfer. Die also genannte Schwarze Kunst in Kupfer zu arbeiten/ deren hierbey auch billig zu erwehnen/ ist eine Kunst/ vermittels scharffer spitziger Instrumente von Stahl und Eisen/ auf den gepallirten Kupfern zu fahren/ reiben/ drucken und rollen: da dann/ durch die Härte des Zeugs/ ein Bild oder Figur in das linde Kupfer hinein geritzet wird. Diese Arbeit/ gibt etwan 50 oder 60 saubere Abdrücke/ hernach aber schleift es sich bald ab/ weil es nicht tieff ins Kupfer gehet. Sie wird für keine große Kunst gehalten/ und ist nur eine zierliche Ubung. Die ganze Arbeit bestehet allein in der Zeichnung: wer diese in Hand und Verstand hat/ deme sind diese und andere dergleichen Wissenschaften/ nur ein Spiel.

Deren erster Erfinder/ ein Obrist-Leutenant/ N. von Siegen. Der erste Erfinder dieser Kunst ware Anno 1648, nach beschlossenem Teutschen Krieg/ ein Hessischer Obrist-Leutenant/ Namens von Siegen: welcher auf solche weise Ihro Durchl. der regirenden Frau Wittib von Hessen-Cassel Contrafät in halb Lebens-Größe/ wie auch den Prinzen von Oranien/ gebildet. Nach solchem haben Ihr. Durchl. Prinz Robert, Pfalzgraf bey Rhein/ als die in der Zeichen- und Mahlerey Kunst perfect erfahren/ diese Wissenschaft herrlich und zu solcher Vollkommenheit erhoben/ daß darinn ein mehrers nicht zu erfinden ist: wie unterschiedliche Werke von deren fürtrefflicher Hand/ als eine Magdalena/ etliche Contrafäte/ ein sich umsehender Soldat mit seinem glänzenden Harnisch/ Schild und Spieß/ alles unverbesserlich/ vorzelgen. Hiernächst hat W. Vaillant, thut hierinn wunder. W. Vaillant, als ein guter erfahrner Mahler/ in der Zeichnung meisterhaft beschlagen/ diese Manier fortgesetzt/ und eine Menge herrlicher Werke davon in Kupfer zu bringen angefangen/ diezu erzehlen gar zulang fallen würde: welcher durch continuirliche Ubung und Fleiß hierinn fast wunder thut. Es ist aber diese Art den zierlichen Schraffirungen und andern Mühsamkeiten/ die zum Kupferstechen erfordert werden/ nicht untergeben/ sondern wann der Umriß/ neben dem Schatten und Liecht/ accurat ist/ die Schraffirung/ Striche oder Tüpfel mögen gehen wie sie wollen/ so ist der qualitet dadurch nichts benommen. Sonsten gibet diese Arbeit an die Hand/ eine überaus große lieblich

<TEI>
  <text xml:id="ta1675">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div>
            <p xml:id="p191.6"><pb facs="#f0288" xml:id="pb-192" n="[I, Buch 3 (Malerei), S. 101]"/><cb/>
in alten Teppichen/findet/ sich vergleichen/ und/ weil die <hi rendition="#aq">differenz</hi> allein in den Farben bestehet/ nicht zu Kupfer haben können gebracht werden. <note place="right">Beschreibung etlicher ihrer Gemähl-Stucke.</note> Unter denselben befindet sich eine erbare <hi rendition="#aq">Chinese</hi>rin/ die/ nach Landes-Gebrauch/ die Milch aus ihrer Brust drücket/ und von ihrem Finger alsofort in des Kindes Mund lauffen lässet. Dann also pflegen sie ihre Kinder zu nehren/ um nicht von ihnen gebissen zu werden/ und damit die Kinder keinen großen Mund/ welches bey ihnen ein sehr schändliches Zeichen ist/ überkommen mögen. Eine andere Figur <hi rendition="#aq">praesentiret</hi> einen von den vornehmsten/ reichsten und ansehnlichsten Herren des Königreichs/ der in seinem Palast/ auf einem schönen Teppich/ kostbar gekleidet/ seine <hi rendition="#aq">recreation</hi> hat/ mit seinen <hi rendition="#aq">Cucubin</hi>en vergesellschaftet/ die ihm aufwarten/ ihn beräuchern/ abkühlen und ihme Wind machen. Wiederum zeiget sich/ ein auf den Kniehen ligender gemeiner Schreiber/ mit einer Schüssel ihres <hi rendition="#aq">Tee</hi>-Getranks/ zum trinken geneigt. In einer andern Figur erscheinet eine Adeliche Dame/ die einen wilden Vogel abrichtet/ welches bey ihnen auf dem Lande sehr gebräuchlich ist. Dann die <hi rendition="#aq">Chineserinnen</hi> haben große Freude und Belieben/ die fliegende Vögelein/ die sie in großer Menge und überaus schöne haben/ zahm und leutliebend zu machen. Noch eine Figur machet vorstellig eine Dänzerin/ deren bey ihnen sehr viele zu finden: welche in den Wirtshäusern/ oder auch sonst bey Gastereyen/ wo sie verlanget werden/ mit ihren Instrumenten auf vielfältige weise aufspielen/ selbst danzen/ als Comödianten singen und springen/ und auf solche weise den Gesellschaften/ um das Geld/ sich dienstfärtig erweisen.</p>
            <p xml:id="p192.1">Bevor <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> unsern <hi rendition="#aq">Discurs</hi> beschließen/ ist noch <note place="right">Vom Form- und in Holz-Schneiden.</note> etwas weniges zu sagen/ von dem Form- und in Holz-Schneiden: welche schöne Wissenschaft/ besonderlich in den Druck-Büchern/ mit den Anfangs-Buchstaben große Zier gibet. Diese Kunst-Arbeit beschihet auf Birnbäumen-hölzernen Stöcken/ erstlich mit der Feder/ durch einen guten Zeichner/ und alsdann vom Formschneider: welcher mit subtilen Instrumenten/ aus dem Stock alles Nebenholz herausschneidet/ also daß/ bloß der Handriß und was gezeichnet worden/ erhoben und übrig bleibet. Hierauf wird/ dieser geschnittene Stock/ in die Druck-Form an die Buchstaben gesetzet/ und also/ in die Rame eingeschraubt/ durch die Preße auf das Papier mit aufgedrucket. Die Ehre der Erfindung dieser schönen Kunst/ haben unsere Teutschen: aus welcher folgends das Buchdrucken entstanden/ und <note place="right">Diese Kunst hat zur Erfindung der Buchdruckerey-kunst anlaß gegeben.</note> <date rendition="#aq" when="1440">A. 1440</date> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-146 http://www.geonames.org/2973783/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012346">Straßburg</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-294 http://www.geonames.org/2874225/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004449">Mainz</placeName> seinen anfang genommen. Maßen/ wie bekant/ ehe man die Buchstaben gießen gelernet/ eine ganze Schrifft-Form auf Holz geschrieben/ hernach ausgegraben/ und folgends abgedruckt worden: wie noch inden allerersten Büchern/ als dem <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1030">Belials-<hi rendition="#aq">Process</hi> <date rendition="#aq" when="1487">A. 1487</date></ref></bibl>, der <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1083">Nürnbergischen <hi rendition="#aq">Reformation</hi> <date rendition="#aq" when="1488">A. 1488</date></ref></bibl> und mehr andern/ zu ersehen ist.</p>
            <p xml:id="p192.2"><note place="right">Künstlere/ in dieser Arbeit/ in den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-127 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016845">Niderlanden</placeName> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-657 http://d-nb.info/gnd/118729314 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500020789 http://viaf.org/viaf/88878180">Lucas von Leyden</persName>/</note> Solche Holzschnitte waren bey den alten Teutschen/ als ersten Erfindern/ in großen Würden: denen nachmals in den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-127 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016845">Niderlanden</placeName>/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1393 http://d-nb.info/gnd/122748379 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500026142">Schwarze Jan</persName> aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-585 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003617">Frießland</placeName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-657 http://d-nb.info/gnd/118729314 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500020789 http://viaf.org/viaf/88878180">Lucas von Leyden</persName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-126 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1003759">Holland</placeName>/ und endlich auch in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-443 http://d-nb.info/gnd/118787748 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500030773">Marco Antonio</persName></hi> und
<cb/>
<note place="right">in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName>/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Albrecht Dürer</persName>/</note> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-444 http://d-nb.info/gnd/121526860 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500013568">Hugo da Carpi</persName>,</hi> nachgefolget. Unter den Teutschen/ hat der arbeitsame <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Dürer</persName> selbst etliche Stöcke geschnitten. Ihm folgte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-53 http://d-nb.info/gnd/118755366 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012932 http://viaf.org/viaf/71658491">Tobias Stimmer</persName>/ und demselben sein Bruder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1418 http://d-nb.info/gnd/124851843 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500121610 http://viaf.org/viaf/96578469">Christoph Stimmer</persName>/ ein vortrefflicher Formschneider. Also waren/ nicht allein zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004334">Nürnberg</placeName>/ sondern auch zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-145 http://www.geonames.org/2954172/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004324">Augsburg</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-423 http://www.geonames.org/2661604/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007269">Basel</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-146 http://www.geonames.org/2973783/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012346">Straßburg</placeName>/ viel gute Meister dieser <note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-52 http://d-nb.info/gnd/118542907 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500021832">Grünwald</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4054">Holbein</persName>.</note> schönen Wissenschaft: wie in <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Dürers</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-409 http://d-nb.info/gnd/118506188 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500024290 http://viaf.org/viaf/22150893">Grünwalds</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-559 http://d-nb.info/gnd/118594605 http://viaf.org/viaf/27173507">Pirkheimers</persName> auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4054">Holbeins</persName> Schriften und Werken ruhmwürdig zu ersehen. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">Ich</persName> hätte gern derer Meistere allhier mit Lob erwehnen wollen/ welche die ausbündige und fürtreffliche Holzschnitte und Figuren in den <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2128">Schriften <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1077 http://d-nb.info/gnd/118593234 http://viaf.org/viaf/39382430">Petrarchae</persName></hi> <date rendition="#aq" when="1551">Anno 1551</date></ref></bibl>, auch <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2130 http://www.gateway-bayern.de/VD16+C+3246"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-344 http://d-nb.info/gnd/118520814 http://viaf.org/viaf/100196617">Ciceronis</persName></hi><date rendition="#aq" when="1540">A. 1540</date></ref></bibl> gedruckt/ des zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-108 http://www.geonames.org/2861650/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004334">Nürnberg</placeName> <hi rendition="#aq">edirten</hi> Kirchen-Calenders/ auch in nähern Zeiten vieler Teutsch- und Lateinischen Bibeln/ <hi rendition="#aq">Operum <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homeri</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilii</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidii</persName>,</hi> verfärtigt: habe aber ihre Namen nirgends finden noch erfragen können.</p>
            <p xml:id="p192.3"><note place="right">Von der sogenannten Schwarzen Kunst in Kupfer.</note> Die also genannte Schwarze Kunst in Kupfer zu arbeiten/ deren hierbey auch billig zu erwehnen/ ist eine Kunst/ vermittels scharffer spitziger Instrumente von Stahl und Eisen/ auf den gepallirten Kupfern zu fahren/ reiben/ drucken und rollen: da dann/ durch die Härte des Zeugs/ ein Bild oder Figur in das linde Kupfer hinein geritzet wird. Diese Arbeit/ gibt etwan 50 oder 60 saubere Abdrücke/ hernach aber schleift es sich bald ab/ weil es nicht tieff ins Kupfer gehet. Sie wird für keine große Kunst gehalten/ und ist nur eine zierliche Ubung. Die ganze Arbeit bestehet allein in der Zeichnung: wer diese in Hand und Verstand hat/ deme sind diese und andere dergleichen Wissenschaften/ nur ein Spiel.</p>
            <p xml:id="p192.4"><note place="right">Deren erster Erfinder/ ein Obrist-Leutenant/ <hi rendition="#aq">N.</hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4244 http://d-nb.info/gnd/129042978 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002981 http://viaf.org/viaf/23208215">von <hi rendition="#aq">Siegen</hi></persName>.</note> Der erste Erfinder dieser Kunst ware <hi rendition="#aq"><date when="1648">Anno 1648</date>,</hi> nach beschlossenem Teutschen Krieg/ ein Hessischer Obrist-Leutenant/ Namens <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4244 http://d-nb.info/gnd/129042978 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002981 http://viaf.org/viaf/23208215">von Siegen</persName></hi>: welcher auf solche weise <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-237" type="artificialWork">Ihro Durchl. der regirenden <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4230 http://d-nb.info/gnd/119207826 http://viaf.org/viaf/78022308">Frau Wittib von Hessen-Cassel</persName> Contrafät in halb Lebens-Größe</name>/ wie auch den <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-238 http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_results_ids.aspx?IdNum=1848%2C1209.27" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4245 http://d-nb.info/gnd/119357577 http://viaf.org/viaf/20488918">Prinzen von Oranien</persName></name>/ gebildet. Nach solchem haben Ihr. Durchl. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4246 http://d-nb.info/gnd/118791621 http://viaf.org/viaf/27852482">Prinz <hi rendition="#aq">Robert,</hi> Pfalzgraf bey Rhein</persName>/ als die in der Zeichen- und Mahlerey Kunst <hi rendition="#aq">perfect</hi> erfahren/ diese Wissenschaft herrlich und zu solcher Vollkommenheit erhoben/ daß darinn ein mehrers nicht zu erfinden ist: wie unterschiedliche Werke von deren fürtrefflicher Hand/ als eine <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2975" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-386 http://d-nb.info/gnd/118577840 http://viaf.org/viaf/25394709">Magdalena</persName></name>/ etliche Contrafäte/ <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3971" type="artificialWork">ein sich umsehender Soldat mit seinem glänzenden Harnisch/ Schild und Spieß</name>/ alles unverbesserlich/ vorzelgen. Hiernächst hat <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2085 http://d-nb.info/gnd/123190142 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025331 http://viaf.org/viaf/18124811">W. Vaillant</persName>,</hi> thut hierinn wunder.</note> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2085 http://d-nb.info/gnd/123190142 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025331 http://viaf.org/viaf/18124811">W. Vaillant</persName>,</hi> als ein guter erfahrner Mahler/ in der Zeichnung meisterhaft beschlagen/ diese Manier fortgesetzt/ und eine Menge herrlicher Werke davon in Kupfer zu bringen angefangen/ diezu erzehlen gar zulang fallen würde: welcher durch <hi rendition="#aq">continuirliche</hi> Ubung und Fleiß hierinn fast wunder thut. Es ist aber diese Art den zierlichen Schraffirungen und andern Mühsamkeiten/ die zum Kupferstechen erfordert werden/ nicht untergeben/ sondern wann der Umriß/ neben dem Schatten und Liecht/ <hi rendition="#aq">accurat</hi> ist/ die Schraffirung/ Striche oder Tüpfel mögen gehen wie sie wollen/ so ist der <hi rendition="#aq">qualitet</hi> dadurch nichts benommen. Sonsten gibet diese Arbeit an die Hand/ eine überaus große lieblich
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[I, Buch 3 (Malerei), S. 101]/0288] in alten Teppichen/findet/ sich vergleichen/ und/ weil die differenz allein in den Farben bestehet/ nicht zu Kupfer haben können gebracht werden. Unter denselben befindet sich eine erbare Chineserin/ die/ nach Landes-Gebrauch/ die Milch aus ihrer Brust drücket/ und von ihrem Finger alsofort in des Kindes Mund lauffen lässet. Dann also pflegen sie ihre Kinder zu nehren/ um nicht von ihnen gebissen zu werden/ und damit die Kinder keinen großen Mund/ welches bey ihnen ein sehr schändliches Zeichen ist/ überkommen mögen. Eine andere Figur praesentiret einen von den vornehmsten/ reichsten und ansehnlichsten Herren des Königreichs/ der in seinem Palast/ auf einem schönen Teppich/ kostbar gekleidet/ seine recreation hat/ mit seinen Cucubinen vergesellschaftet/ die ihm aufwarten/ ihn beräuchern/ abkühlen und ihme Wind machen. Wiederum zeiget sich/ ein auf den Kniehen ligender gemeiner Schreiber/ mit einer Schüssel ihres Tee-Getranks/ zum trinken geneigt. In einer andern Figur erscheinet eine Adeliche Dame/ die einen wilden Vogel abrichtet/ welches bey ihnen auf dem Lande sehr gebräuchlich ist. Dann die Chineserinnen haben große Freude und Belieben/ die fliegende Vögelein/ die sie in großer Menge und überaus schöne haben/ zahm und leutliebend zu machen. Noch eine Figur machet vorstellig eine Dänzerin/ deren bey ihnen sehr viele zu finden: welche in den Wirtshäusern/ oder auch sonst bey Gastereyen/ wo sie verlanget werden/ mit ihren Instrumenten auf vielfältige weise aufspielen/ selbst danzen/ als Comödianten singen und springen/ und auf solche weise den Gesellschaften/ um das Geld/ sich dienstfärtig erweisen. Beschreibung etlicher ihrer Gemähl-Stucke.Bevor wir unsern Discurs beschließen/ ist noch etwas weniges zu sagen/ von dem Form- und in Holz-Schneiden: welche schöne Wissenschaft/ besonderlich in den Druck-Büchern/ mit den Anfangs-Buchstaben große Zier gibet. Diese Kunst-Arbeit beschihet auf Birnbäumen-hölzernen Stöcken/ erstlich mit der Feder/ durch einen guten Zeichner/ und alsdann vom Formschneider: welcher mit subtilen Instrumenten/ aus dem Stock alles Nebenholz herausschneidet/ also daß/ bloß der Handriß und was gezeichnet worden/ erhoben und übrig bleibet. Hierauf wird/ dieser geschnittene Stock/ in die Druck-Form an die Buchstaben gesetzet/ und also/ in die Rame eingeschraubt/ durch die Preße auf das Papier mit aufgedrucket. Die Ehre der Erfindung dieser schönen Kunst/ haben unsere Teutschen: aus welcher folgends das Buchdrucken entstanden/ und A. 1440 zu Straßburg und Mainz seinen anfang genommen. Maßen/ wie bekant/ ehe man die Buchstaben gießen gelernet/ eine ganze Schrifft-Form auf Holz geschrieben/ hernach ausgegraben/ und folgends abgedruckt worden: wie noch inden allerersten Büchern/ als dem Belials-Process A. 1487, der Nürnbergischen Reformation A. 1488 und mehr andern/ zu ersehen ist. Vom Form- und in Holz-Schneiden. Diese Kunst hat zur Erfindung der Buchdruckerey-kunst anlaß gegeben. Solche Holzschnitte waren bey den alten Teutschen/ als ersten Erfindern/ in großen Würden: denen nachmals in den Niderlanden/ der Schwarze Jan aus Frießland/ Lucas von Leyden in Holland/ und endlich auch in Italien Marco Antonio und Hugo da Carpi, nachgefolget. Unter den Teutschen/ hat der arbeitsame Dürer selbst etliche Stöcke geschnitten. Ihm folgte Tobias Stimmer/ und demselben sein Bruder Christoph Stimmer/ ein vortrefflicher Formschneider. Also waren/ nicht allein zu Nürnberg/ sondern auch zu Augsburg/ Basel und Straßburg/ viel gute Meister dieser schönen Wissenschaft: wie in Dürers/ Grünwalds und Pirkheimers auch Holbeins Schriften und Werken ruhmwürdig zu ersehen. Ich hätte gern derer Meistere allhier mit Lob erwehnen wollen/ welche die ausbündige und fürtreffliche Holzschnitte und Figuren in den Schriften Petrarchae Anno 1551, auch Ciceronis A. 1540 gedruckt/ des zu Nürnberg edirten Kirchen-Calenders/ auch in nähern Zeiten vieler Teutsch- und Lateinischen Bibeln/ Operum Homeri, Virgilii und Ovidii, verfärtigt: habe aber ihre Namen nirgends finden noch erfragen können. Künstlere/ in dieser Arbeit/ in den Niderlanden Lucas von Leyden/ in Italien/ in Teutschland/ Albrecht Dürer/ Grünwald und Holbein. Die also genannte Schwarze Kunst in Kupfer zu arbeiten/ deren hierbey auch billig zu erwehnen/ ist eine Kunst/ vermittels scharffer spitziger Instrumente von Stahl und Eisen/ auf den gepallirten Kupfern zu fahren/ reiben/ drucken und rollen: da dann/ durch die Härte des Zeugs/ ein Bild oder Figur in das linde Kupfer hinein geritzet wird. Diese Arbeit/ gibt etwan 50 oder 60 saubere Abdrücke/ hernach aber schleift es sich bald ab/ weil es nicht tieff ins Kupfer gehet. Sie wird für keine große Kunst gehalten/ und ist nur eine zierliche Ubung. Die ganze Arbeit bestehet allein in der Zeichnung: wer diese in Hand und Verstand hat/ deme sind diese und andere dergleichen Wissenschaften/ nur ein Spiel. Von der sogenannten Schwarzen Kunst in Kupfer. Der erste Erfinder dieser Kunst ware Anno 1648, nach beschlossenem Teutschen Krieg/ ein Hessischer Obrist-Leutenant/ Namens von Siegen: welcher auf solche weise Ihro Durchl. der regirenden Frau Wittib von Hessen-Cassel Contrafät in halb Lebens-Größe/ wie auch den Prinzen von Oranien/ gebildet. Nach solchem haben Ihr. Durchl. Prinz Robert, Pfalzgraf bey Rhein/ als die in der Zeichen- und Mahlerey Kunst perfect erfahren/ diese Wissenschaft herrlich und zu solcher Vollkommenheit erhoben/ daß darinn ein mehrers nicht zu erfinden ist: wie unterschiedliche Werke von deren fürtrefflicher Hand/ als eine Magdalena/ etliche Contrafäte/ ein sich umsehender Soldat mit seinem glänzenden Harnisch/ Schild und Spieß/ alles unverbesserlich/ vorzelgen. Hiernächst hat W. Vaillant, als ein guter erfahrner Mahler/ in der Zeichnung meisterhaft beschlagen/ diese Manier fortgesetzt/ und eine Menge herrlicher Werke davon in Kupfer zu bringen angefangen/ diezu erzehlen gar zulang fallen würde: welcher durch continuirliche Ubung und Fleiß hierinn fast wunder thut. Es ist aber diese Art den zierlichen Schraffirungen und andern Mühsamkeiten/ die zum Kupferstechen erfordert werden/ nicht untergeben/ sondern wann der Umriß/ neben dem Schatten und Liecht/ accurat ist/ die Schraffirung/ Striche oder Tüpfel mögen gehen wie sie wollen/ so ist der qualitet dadurch nichts benommen. Sonsten gibet diese Arbeit an die Hand/ eine überaus große lieblich Deren erster Erfinder/ ein Obrist-Leutenant/ N. von Siegen. W. Vaillant, thut hierinn wunder.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/288
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 3 (Malerei), S. 101]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/288>, abgerufen am 24.11.2024.