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Sanders, Daniel: Deutscher Sprachschatz. Bd. 1. Hamburg, 1873.

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saurus f English words und pkrases von P. M Roget").

Wie von unserm Verfasser nicht anders zu erwarten,
ist von dem fremden Buche nichts als die formelle Anregung
in das seinige übergegangen, im Uebrigen etwas Neues und
Besseres, aus den Eigenthümlichkeiten der Deutschen Sprache
selbstständig Emporgewachsenes entstanden, das sein Vorbild
an Sorgfalt der Ausführung und practischer Brauchbarkeit
übertrifft.

Die practische Brauchbarkeit des Buches aber beruht
hauptsächlich auf Zweierlei: 1) auf der Anordnung, wonach
in dem (soweit es nöthig) in 2 Columnen gespaltenen Buche
jedesmal die entgegengesetzten Begrifisfächer unmittelbar
einander auch räumlich gegenüber und die Mittelglieder und
0004_03 überhaupt die angrenzenden Begriffsfamilien immer in der
unmittelbarsten Nähe stehen, 2) auf einem alphabetischen
Verzeichniss der im Buch aufgeführten Wörter, wodurch das
sofortige Auffinden jeder Kategorie ermöglicht ist, indem man
nur einen einigermassen verwandten Ausdruck nachzuschlagen
und sich dann unter der betreffenden Nummer oder in der
unmittelbaren Nähe ein wenig umzusehen hat.


0004_03 *) Paul Lindau sagt in der Gegenwart No. 11 v. 1872:
Auch die französische Literatur besitzt ein derartiges lexikogra-
phisches Werk, wie es Daniel Sanders endlich für die deutsche zu ver-
öffentlichen gedenkt. Es hat mir oft, selbst bei deutschen Arbeiten vor-
treffliche Dienste geleistet. Ich habe mir, wenn ich wegen der richtigen
Bezeichnung irgend einer Einzelheit in Verlegenheit war, wenn ich das
Wort finden wollte, "das mir auf der Zunge schwebte", damit geholfen,
dass ich ein begrifflich oder sonst verwandtes Wort in diesem franzö-
sischen "Thesaurus" nachschlug; dort fand ichfast immer denfranzösischen
Ausdruck, den ich suchte, ich brauchte ihn nur dann zu übersetzen, um
die betreffende deutsche Bezeichnung, an der mir gelegen war, zu er-
langen. Ich habe auf die angeführten Beispiele mit dem "Dz'ctz'onnaire
cmalogz'que" die Probe gemacht und unter drap nachgeschlagen, um für
"Schau-Ende", unter "bourse" um für "cotiren" die französischen Aus-
drücke zu finden. Unter ,,drap'führt das ,,Dictionnairc''14 verschiedene
Wörter auf, darunter "chef ou cap commencement dune piece de drap"
-- was dem "Schau-Ende" wohl entsprechen dürfte; bei "bourse" verweist
der französische Lexikograph u. A. auf "finance", unter welchem Begrif
wiederum über 100 verwandte Wörter aufgeführt sind; worunter auch
"cote" mit der Erklärung; "cette waler est cotäe d la bourse". Also
auch in diesen Fällen würde mir Boissiere aus der Verlegenheit geholfen
haben. Ein solches Buch in deutscher Sprache wird das Nachschlagen
ungemein erleichtern, da das umständliche Uebersetzen und Rücküber-
setzen fortfallt. Ich bin daher auch überzeugt, dass Sanders "Deutscher
Sprachschatz" den gewünschten und verdienten Erfolg haben wird.

tisch bewährt anzunehmen ist, nämlich den bekannten The-
saurus f English words und pkrases von P. M Roget“).

Wie von unserm Verfasser nicht anders zu erwarten,
ist von dem fremden Buche nichts als die formelle Anregung
in das seinige übergegangen, im Uebrigen etwas Neues und
Besseres, aus den Eigenthümlichkeiten der Deutschen Sprache
selbstständig Emporgewachsenes entstanden, das sein Vorbild
an Sorgfalt der Ausführung und practischer Brauchbarkeit
übertrifft.

Die practische Brauchbarkeit des Buches aber beruht
hauptsächlich auf Zweierlei: 1) auf der Anordnung, wonach
in dem (soweit es nöthig) in 2 Columnen gespaltenen Buche
jedesmal die entgegengesetzten Begrifisfächer unmittelbar
einander auch räumlich gegenüber und die Mittelglieder und
0004_03 überhaupt die angrenzenden Begriffsfamilien immer in der
unmittelbarsten Nähe stehen, 2) auf einem alphabetischen
Verzeichniss der im Buch aufgeführten Wörter, wodurch das
sofortige Auffinden jeder Kategorie ermöglicht ist, indem man
nur einen einigermassen verwandten Ausdruck nachzuschlagen
und sich dann unter der betreffenden Nummer oder in der
unmittelbaren Nähe ein wenig umzusehen hat.


0004_03 *) Paul Lindau sagt in der Gegenwart No. 11 v. 1872:
Auch die französische Literatur besitzt ein derartiges lexikogra-
phisches Werk, wie es Daniel Sanders endlich für die deutsche zu ver-
öffentlichen gedenkt. Es hat mir oft, selbst bei deutschen Arbeiten vor-
treffliche Dienste geleistet. Ich habe mir, wenn ich wegen der richtigen
Bezeichnung irgend einer Einzelheit in Verlegenheit war, wenn ich das
Wort finden wollte, „das mir auf der Zunge schwebte“, damit geholfen,
dass ich ein begrifflich oder sonst verwandtes Wort in diesem franzö-
sischen „Thesaurus“ nachschlug; dort fand ichfast immer denfranzösischen
Ausdruck, den ich suchte, ich brauchte ihn nur dann zu übersetzen, um
die betreffende deutsche Bezeichnung, an der mir gelegen war, zu er-
langen. Ich habe auf die angeführten Beispiele mit dem „Dz'ctz'onnaire
cmalogz’que“ die Probe gemacht und unter drap nachgeschlagen, um für
„Schau-Ende“, unter „bourse“ um für „cotiren“ die französischen Aus-
drücke zu finden. Unter ,,drap'führt das ,,Dictionnairc''14 verschiedene
Wörter auf, darunter „chef ou cap commencement dune piece de drap“
— was dem „Schau-Ende“ wohl entsprechen dürfte; bei „bourse“ verweist
der französische Lexikograph u. A. auf „finance“, unter welchem Begrif
wiederum über 100 verwandte Wörter aufgeführt sind; worunter auch
„cote“ mit der Erklärung; „cette waler est cotäe d la bourse“. Also
auch in diesen Fällen würde mir Boissiere aus der Verlegenheit geholfen
haben. Ein solches Buch in deutscher Sprache wird das Nachschlagen
ungemein erleichtern, da das umständliche Uebersetzen und Rücküber-
setzen fortfallt. Ich bin daher auch überzeugt, dass Sanders „Deutscher
Sprachschatz“ den gewünschten und verdienten Erfolg haben wird.
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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Deutscher Sprachschatz. Bd. 1. Hamburg, 1873, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_sprachschatz01_1873/4>, abgerufen am 26.04.2024.