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Sanders, Daniel: Deutscher Sprachschatz. Bd. 1. Hamburg, 1873.

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PROSPECT.

Was will dieses Buch?

Sollte der Leser noch nie in der Lage gewesen sein sich
zu sagen: Der richtige Ausdruck für das was ich denke,
fehlt mir, das Wort schwebt mir auf der Zunge, aber
ich finde nicht gleich die schlagende Bezeichnung.

Im gewöhnlichen Gespräch geht das nun so hin, man
hilft sich mit einer Umschreibung. Anders ist es aber, wo
es darauf ankommt, durch den präcisen Ausdruck mit
Schärfe auf den Hörer zu wirken, ihn für unsere Ansichten
zu gewinnen, sei es in einem Vortrag, einer Rede oder be-
sonders da, wo wir in bleibender Weise, schriftlich unsere
Gedanken der Beurtheilung Andrer anheim geben.

Da hängt oft an einem gut gewählten Worte, das den
Nagel auf den Kopf trifft, der ganze Erfolg unsrer Mühen
und mancher Scribent hat, vergebens einen seine Gedanken
präcis wiedergebenden Ausdruck suchend, schon stundenlang
seinen Federstiel umsonst zerbissen.

Das kann Jedem leicht begegnen und unsere bedeutend-
sten Männer, welche die Sprache im weitesten Umfange be-
herrschen, sind in solcher Lage gewesen.

Um noch deutlicher zu sein, wollen wir ein paar bekannte
Beispiele aufführen:

Von einem unserer musterhaftesten Prosaschriftsteller,
von J. J. Engel, berichtet sein Freund David Friedländer
eine hierher gehörende Anekdote:


PROSPECT.

Was will dieses Buch?

Sollte der Leser noch nie in der Lage gewesen sein sich
zu sagen: Der richtige Ausdruck für das was ich denke,
fehlt mir, das Wort schwebt mir auf der Zunge, aber
ich finde nicht gleich die schlagende Bezeichnung.

Im gewöhnlichen Gespräch geht das nun so hin, man
hilft sich mit einer Umschreibung. Anders ist es aber, wo
es darauf ankommt, durch den präcisen Ausdruck mit
Schärfe auf den Hörer zu wirken, ihn für unsere Ansichten
zu gewinnen, sei es in einem Vortrag, einer Rede oder be-
sonders da, wo wir in bleibender Weise, schriftlich unsere
Gedanken der Beurtheilung Andrer anheim geben.

Da hängt oft an einem gut gewählten Worte, das den
Nagel auf den Kopf trifft, der ganze Erfolg unsrer Mühen
und mancher Scribent hat, vergebens einen seine Gedanken
präcis wiedergebenden Ausdruck suchend, schon stundenlang
seinen Federstiel umsonst zerbissen.

Das kann Jedem leicht begegnen und unsere bedeutend-
sten Männer, welche die Sprache im weitesten Umfange be-
herrschen, sind in solcher Lage gewesen.

Um noch deutlicher zu sein, wollen wir ein paar bekannte
Beispiele aufführen:

Von einem unserer musterhaftesten Prosaschriftsteller,
von J. J. Engel, berichtet sein Freund David Friedländer
eine hierher gehörende Anekdote:


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[0002] PROSPECT. Was will dieses Buch? Sollte der Leser noch nie in der Lage gewesen sein sich zu sagen: Der richtige Ausdruck für das was ich denke, fehlt mir, das Wort schwebt mir auf der Zunge, aber ich finde nicht gleich die schlagende Bezeichnung. Im gewöhnlichen Gespräch geht das nun so hin, man hilft sich mit einer Umschreibung. Anders ist es aber, wo es darauf ankommt, durch den präcisen Ausdruck mit Schärfe auf den Hörer zu wirken, ihn für unsere Ansichten zu gewinnen, sei es in einem Vortrag, einer Rede oder be- sonders da, wo wir in bleibender Weise, schriftlich unsere Gedanken der Beurtheilung Andrer anheim geben. Da hängt oft an einem gut gewählten Worte, das den Nagel auf den Kopf trifft, der ganze Erfolg unsrer Mühen und mancher Scribent hat, vergebens einen seine Gedanken präcis wiedergebenden Ausdruck suchend, schon stundenlang seinen Federstiel umsonst zerbissen. Das kann Jedem leicht begegnen und unsere bedeutend- sten Männer, welche die Sprache im weitesten Umfange be- herrschen, sind in solcher Lage gewesen. Um noch deutlicher zu sein, wollen wir ein paar bekannte Beispiele aufführen: Von einem unserer musterhaftesten Prosaschriftsteller, von J. J. Engel, berichtet sein Freund David Friedländer eine hierher gehörende Anekdote:

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Deutscher Sprachschatz. Bd. 1. Hamburg, 1873, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_sprachschatz01_1873/2>, abgerufen am 26.04.2024.