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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Frömmigkeit des Erlösers.
lang, und leiden nichts dabey, ohne Hoffnung zu Gott
schaffen sie sich doch Wonne des Lebens, Wahrhaftig-
keit, Lauterkeit und Gemeinnützigkeit kommen ihnen als
beschwerliche abgenutzte Dinge vor, die ein Mann von
Vernunft und Stand entbehren kann, und entbehren
muß, ihre Tugend schwebt immer nur auf den Lippen,
und wird nie ausübende Rechtschaffenheit, oder helfende
Liebe, es fällt ihnen nicht ein, daß sie auch eines edle-
ren, bessern Lebens würdig werden, die gegen einander
streitenden Begierden beruhigen, und einen Schritt wei-
ter in ihrer Bestimmung machen sollten. Jmmer hängt
die Seele an üppigen Fröhlichkeiten, wodurch Laulichkeit,
Geringschätzung und Unbeständigkeit in der Religion
nothwendig gepflanzt werden muß; das Prunkwerk der
Welt umgiebt sie immer, wenn sie irgendwo leere Ehre
erschmeicheln können, dann bläht sich das Herz auf, als
wenn sie die edelsten und zuverläßigsten Güter, die auf
Erden sind, gefunden hätten. Jn dieser Ebbe und
Fluth von heftigen Bewegungen, und von Vergnügun-
gen, die entweder den Stolz befriedigen, oder der Wol-
lust freyen Lauf verstatten, oder alle Leichtsinnigkeiten er-
lauben, und alle Ordnung in der Seele, und im Be-
rufsgeschäft unterbrechen -- da ist es dann freylich
nicht möglich, daß sie wirklich mit der Religion bekannt
werden, daß sie sich einer genauen Selbstprüfung unter-
werfen, ihre Fehler vor Gott gestehen, sich zu den heili-
gen Uebungen des Gebets entschließen, dem Evangelium
Jesu Christi gehorsam werden, sich in der Verläugnung
der Welt üben, und den reinen und erhabenen Geist des
Sohnes Gottes nachahmen könnten! Ach, ist es nicht
traurig, wenn ich denke, wie alles in der Welt so gut,

so

Frömmigkeit des Erlöſers.
lang, und leiden nichts dabey, ohne Hoffnung zu Gott
ſchaffen ſie ſich doch Wonne des Lebens, Wahrhaftig-
keit, Lauterkeit und Gemeinnützigkeit kommen ihnen als
beſchwerliche abgenutzte Dinge vor, die ein Mann von
Vernunft und Stand entbehren kann, und entbehren
muß, ihre Tugend ſchwebt immer nur auf den Lippen,
und wird nie ausübende Rechtſchaffenheit, oder helfende
Liebe, es fällt ihnen nicht ein, daß ſie auch eines edle-
ren, beſſern Lebens würdig werden, die gegen einander
ſtreitenden Begierden beruhigen, und einen Schritt wei-
ter in ihrer Beſtimmung machen ſollten. Jmmer hängt
die Seele an üppigen Fröhlichkeiten, wodurch Laulichkeit,
Geringſchätzung und Unbeſtändigkeit in der Religion
nothwendig gepflanzt werden muß; das Prunkwerk der
Welt umgiebt ſie immer, wenn ſie irgendwo leere Ehre
erſchmeicheln können, dann bläht ſich das Herz auf, als
wenn ſie die edelſten und zuverläßigſten Güter, die auf
Erden ſind, gefunden hätten. Jn dieſer Ebbe und
Fluth von heftigen Bewegungen, und von Vergnügun-
gen, die entweder den Stolz befriedigen, oder der Wol-
luſt freyen Lauf verſtatten, oder alle Leichtſinnigkeiten er-
lauben, und alle Ordnung in der Seele, und im Be-
rufsgeſchäft unterbrechen — da iſt es dann freylich
nicht möglich, daß ſie wirklich mit der Religion bekannt
werden, daß ſie ſich einer genauen Selbſtprüfung unter-
werfen, ihre Fehler vor Gott geſtehen, ſich zu den heili-
gen Uebungen des Gebets entſchließen, dem Evangelium
Jeſu Chriſti gehorſam werden, ſich in der Verläugnung
der Welt üben, und den reinen und erhabenen Geiſt des
Sohnes Gottes nachahmen könnten! Ach, iſt es nicht
traurig, wenn ich denke, wie alles in der Welt ſo gut,

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[90/0096] Frömmigkeit des Erlöſers. lang, und leiden nichts dabey, ohne Hoffnung zu Gott ſchaffen ſie ſich doch Wonne des Lebens, Wahrhaftig- keit, Lauterkeit und Gemeinnützigkeit kommen ihnen als beſchwerliche abgenutzte Dinge vor, die ein Mann von Vernunft und Stand entbehren kann, und entbehren muß, ihre Tugend ſchwebt immer nur auf den Lippen, und wird nie ausübende Rechtſchaffenheit, oder helfende Liebe, es fällt ihnen nicht ein, daß ſie auch eines edle- ren, beſſern Lebens würdig werden, die gegen einander ſtreitenden Begierden beruhigen, und einen Schritt wei- ter in ihrer Beſtimmung machen ſollten. Jmmer hängt die Seele an üppigen Fröhlichkeiten, wodurch Laulichkeit, Geringſchätzung und Unbeſtändigkeit in der Religion nothwendig gepflanzt werden muß; das Prunkwerk der Welt umgiebt ſie immer, wenn ſie irgendwo leere Ehre erſchmeicheln können, dann bläht ſich das Herz auf, als wenn ſie die edelſten und zuverläßigſten Güter, die auf Erden ſind, gefunden hätten. Jn dieſer Ebbe und Fluth von heftigen Bewegungen, und von Vergnügun- gen, die entweder den Stolz befriedigen, oder der Wol- luſt freyen Lauf verſtatten, oder alle Leichtſinnigkeiten er- lauben, und alle Ordnung in der Seele, und im Be- rufsgeſchäft unterbrechen — da iſt es dann freylich nicht möglich, daß ſie wirklich mit der Religion bekannt werden, daß ſie ſich einer genauen Selbſtprüfung unter- werfen, ihre Fehler vor Gott geſtehen, ſich zu den heili- gen Uebungen des Gebets entſchließen, dem Evangelium Jeſu Chriſti gehorſam werden, ſich in der Verläugnung der Welt üben, und den reinen und erhabenen Geiſt des Sohnes Gottes nachahmen könnten! Ach, iſt es nicht traurig, wenn ich denke, wie alles in der Welt ſo gut, ſo

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/96>, abgerufen am 24.11.2024.