noch klopfen wird? Das Leben der Menschen gleicht oft den Blumen, die sich nur wenige Stunden zeigen, und, wenn sie am schönsten sind, verwelken. Und o Grab! und Tod! wie fürchterlich seyd ihr für den Menschen, der die Zeit nicht für die Ewigkeit zu gebrauchen wußte! O schreckliche Stunde! die einen Menschen wegnimmt, der mit Unlust an die andre Welt denkt, bey jedem ab- sterbenden Glied den Richter näher kommen, und alle sonst geschätzte Freuden hinter ihm zurückweichen sieht!
Ach, du siehest auch jezt auf uns herab, göttlicher Erlöser! und wir beten dich an in deiner Majestät und Größe. Nimm dich eines jeden Menschen an, zeige dich in der ganzen Welt, als Alleinherr, und unum- schränkter Monarch, und baue dir überall einen Thron. Erhöre jeden, der zu dir seufzt, wir beten alle um deine Erbarmung, um Antheil an deinem Verdienst, um Bewahrung vor einem qualvollen Ende. Pflege die Armen, erquicke die, so im Leiden schmachten, gieb dem, der am Bettelstab kriecht, gieb dem Tagelöhner, der seine hungrige Kinder immer vor sich sieht, und sie bey der harten Arbeit dir, als ihrem großen und rei- chen Schöpfer empfiehlt, auch eine freudige Stunde, Erhalte durch deine Allmacht die Fruchtbarkeit der Na- tur, und segne den Erdboden mit deinen Schätzen.
Steure
T 5
Gebet zu unſerm Erlöſer.
noch klopfen wird? Das Leben der Menſchen gleicht oft den Blumen, die ſich nur wenige Stunden zeigen, und, wenn ſie am ſchönſten ſind, verwelken. Und o Grab! und Tod! wie fürchterlich ſeyd ihr für den Menſchen, der die Zeit nicht für die Ewigkeit zu gebrauchen wußte! O ſchreckliche Stunde! die einen Menſchen wegnimmt, der mit Unluſt an die andre Welt denkt, bey jedem ab- ſterbenden Glied den Richter näher kommen, und alle ſonſt geſchätzte Freuden hinter ihm zurückweichen ſieht!
Ach, du ſieheſt auch jezt auf uns herab, göttlicher Erlöſer! und wir beten dich an in deiner Majeſtät und Größe. Nimm dich eines jeden Menſchen an, zeige dich in der ganzen Welt, als Alleinherr, und unum- ſchränkter Monarch, und baue dir überall einen Thron. Erhöre jeden, der zu dir ſeufzt, wir beten alle um deine Erbarmung, um Antheil an deinem Verdienſt, um Bewahrung vor einem qualvollen Ende. Pflege die Armen, erquicke die, ſo im Leiden ſchmachten, gieb dem, der am Bettelſtab kriecht, gieb dem Tagelöhner, der ſeine hungrige Kinder immer vor ſich ſieht, und ſie bey der harten Arbeit dir, als ihrem großen und rei- chen Schöpfer empfiehlt, auch eine freudige Stunde, Erhalte durch deine Allmacht die Fruchtbarkeit der Na- tur, und ſegne den Erdboden mit deinen Schätzen.
Steure
T 5
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0303"n="297"/><fwplace="top"type="header">Gebet zu unſerm Erlöſer.</fw><lb/>
noch klopfen wird? Das Leben der Menſchen gleicht oft<lb/>
den Blumen, die ſich nur wenige Stunden zeigen, und,<lb/>
wenn ſie am ſchönſten ſind, verwelken. Und o Grab!<lb/>
und Tod! wie fürchterlich ſeyd ihr für den Menſchen,<lb/>
der die Zeit nicht für die Ewigkeit zu gebrauchen wußte!<lb/>
O ſchreckliche Stunde! die einen Menſchen wegnimmt,<lb/>
der mit Unluſt an die andre Welt denkt, bey jedem ab-<lb/>ſterbenden Glied den Richter näher kommen, und alle<lb/>ſonſt geſchätzte Freuden hinter ihm zurückweichen ſieht!</p><lb/><p>Ach, du ſieheſt auch jezt auf uns herab, göttlicher<lb/>
Erlöſer! und wir beten dich an in deiner Majeſtät und<lb/>
Größe. Nimm dich eines jeden Menſchen an, zeige<lb/>
dich in der ganzen Welt, als Alleinherr, und unum-<lb/>ſchränkter Monarch, und baue dir überall einen Thron.<lb/>
Erhöre jeden, der zu dir ſeufzt, wir beten alle um deine<lb/>
Erbarmung, um Antheil an deinem Verdienſt, um<lb/>
Bewahrung vor einem qualvollen Ende. Pflege die<lb/>
Armen, erquicke die, ſo im Leiden ſchmachten, gieb<lb/>
dem, der am Bettelſtab kriecht, gieb dem Tagelöhner,<lb/>
der ſeine hungrige Kinder immer vor ſich ſieht, und ſie<lb/>
bey der harten Arbeit dir, als ihrem großen und rei-<lb/>
chen Schöpfer empfiehlt, auch eine freudige Stunde,<lb/>
Erhalte durch deine Allmacht die Fruchtbarkeit der Na-<lb/>
tur, und ſegne den Erdboden mit deinen Schätzen.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Steure</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[297/0303]
Gebet zu unſerm Erlöſer.
noch klopfen wird? Das Leben der Menſchen gleicht oft
den Blumen, die ſich nur wenige Stunden zeigen, und,
wenn ſie am ſchönſten ſind, verwelken. Und o Grab!
und Tod! wie fürchterlich ſeyd ihr für den Menſchen,
der die Zeit nicht für die Ewigkeit zu gebrauchen wußte!
O ſchreckliche Stunde! die einen Menſchen wegnimmt,
der mit Unluſt an die andre Welt denkt, bey jedem ab-
ſterbenden Glied den Richter näher kommen, und alle
ſonſt geſchätzte Freuden hinter ihm zurückweichen ſieht!
Ach, du ſieheſt auch jezt auf uns herab, göttlicher
Erlöſer! und wir beten dich an in deiner Majeſtät und
Größe. Nimm dich eines jeden Menſchen an, zeige
dich in der ganzen Welt, als Alleinherr, und unum-
ſchränkter Monarch, und baue dir überall einen Thron.
Erhöre jeden, der zu dir ſeufzt, wir beten alle um deine
Erbarmung, um Antheil an deinem Verdienſt, um
Bewahrung vor einem qualvollen Ende. Pflege die
Armen, erquicke die, ſo im Leiden ſchmachten, gieb
dem, der am Bettelſtab kriecht, gieb dem Tagelöhner,
der ſeine hungrige Kinder immer vor ſich ſieht, und ſie
bey der harten Arbeit dir, als ihrem großen und rei-
chen Schöpfer empfiehlt, auch eine freudige Stunde,
Erhalte durch deine Allmacht die Fruchtbarkeit der Na-
tur, und ſegne den Erdboden mit deinen Schätzen.
Steure
T 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/303>, abgerufen am 23.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.