Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Seine Vorschriften zur Liebe. ist ein reizender Anblick, das ist Gottes erhabenstesWerk unter den Menschen! Zu den Zeiten des Erlösers war es nöthig, dem nicht K 3
Seine Vorſchriften zur Liebe. iſt ein reizender Anblick, das iſt Gottes erhabenſtesWerk unter den Menſchen! Zu den Zeiten des Erlöſers war es nöthig, dem nicht K 3
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Seine Vorſchriften zur Liebe.
iſt ein reizender Anblick, das iſt Gottes erhabenſtes
Werk unter den Menſchen!
Zu den Zeiten des Erlöſers war es nöthig, dem
Menſchengeſchlecht Gerechtigkeit, Sanftmuth, Bil-
ligkeit und Freygebigkeit, als die Stützen des geſell-
ſchaftlichen Lebens zu predigen, und er that dies mehr als
einmal. Der Jude maßte ſich das höchſte Majeſtäts-
recht Gottes an, und ſprach den Heiden alle Seligkeit ab.
Unſer Heiland, der das menſchliche Herz in ſeinen Falten
kennen gelernet hatte, wußte, wie geſchwind die ſchäd-
liche Hitze des Zorns und andrer Affecten Menſchen
zum Verdammungsurtheil hinreißt. Er mißbilligt dieſe
unnatürliche Härte aufs äußerſte, und beruft ſich auf
das, was jedem ſein eigenes Herz ſagen muß. Richtet
nicht, verdammet andre nicht, ſo werdet ihr auch
nicht verurtheilt. (Lucä 6, 37.) So viele Mühe gab
er ſich, die Liebe, die das Band aller Tugenden iſt, recht
tief einzupflanzen unter den Menſchen. Jhr reizet ja,
ſagt er, durch jeden unbefugten, ſchielenden, liebloſen,
einſeitigen, unbilligen Richterſpruch den Unwillen des
Nächſten, und erfahrt in kurzer Zeit die nämlichen Krän-
kungen. Eine andre Urſache des öftern Misvergnü-
gens iſt das hartnäckige Andenken an empfangene Be-
leidigungen. Aber vergebet, ſagt unſer Heiland, ſo
wird euch vergeben. Erinnert euch eurer eigenen
Schwachheit und Gebrechlichkeit. Wer kann ſich rüh-
men, daß er ohne Anſtoß wandle, und keinen ſeiner
Brüder je beleidigt habe? Wer iſt ſicher, daß er nicht
heute noch fallen, und durch wenige unvorſichtige Worte
ein großes Feuer anzünden werde? Würden wir dann
nicht
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