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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Seine Vorschriften zur Liebe.
seiner schäumenden Liebe los, und stößt, wie ein Unge-
heuer aus Satans Hölle, die geschändete Unglückliche in
einen bodenlosen Abgrund, wo sie in ihrem Jammer ver-
sinken muß. Gott ist gütig gegen die Undankda-
ren und Boshaften,
(Luc. 6, 35.) und so hilft der
Christ auch dem Lasterhaften zu seiner Besserung, er hilft
dem Aermsten und dem Verachtetsten, weil diese mit dem
Reichen nach der Ordnung Gottes neben einander seyn
müssen, er schmückt ihnen die Seele, empfiehlt ihnen
seine Religion, bringt sie zum Genuß der allgemeinen
unpartheyischen Liebe Gottes in seinem Sohn, und lehrt
sie dann wegen dem Erdenleben Vertrauen auf Gott und
christliche Genügsamkeit. Die Liebe der Christen ist,
wie der Zeuge des Erlösers sagt, von reinem Herzen,
von gutem Gewissen, und von ungefärbter Red-
lichkeit.
(1 Timoth. 1, 5.) Jn jedem Menschen liebt
er den Gott, der auch ihn geliebt hat, und der sein ewi-
ger Wohlthäter seyn wird.

Der Befehl Jesu Christi ist klar, sein vollkommnes
Muster ist die Erläuterung der Regel, und die Stellen
der Schrift sind unzählig, in welchen uns diese immer
rege und geschäftige Liebe eingeschärft und empfohlen
wird. Als der Erlöser dem Tode nahe war, war im-
mer Liebe das letzte Wort, das auf seine Jünger floß.
Habt unter einander eine brünstige Liebe aus rei-
nem Herzen, wenn ihr anders wiedergebohren
seyn wollt,
so sagt ein Apostel des Herrn. (1 Petr. 1, 22.)
Paulus will, daß die brüderliche Liebe unter ein-
ander herzlich sey,
(Röm. 12, 10.) den Galatern
schreibt er, daß in der Gemeine des Sohnes Got-

tes

Seine Vorſchriften zur Liebe.
ſeiner ſchäumenden Liebe los, und ſtößt, wie ein Unge-
heuer aus Satans Hölle, die geſchändete Unglückliche in
einen bodenloſen Abgrund, wo ſie in ihrem Jammer ver-
ſinken muß. Gott iſt gütig gegen die Undankda-
ren und Boshaften,
(Luc. 6, 35.) und ſo hilft der
Chriſt auch dem Laſterhaften zu ſeiner Beſſerung, er hilft
dem Aermſten und dem Verachtetſten, weil dieſe mit dem
Reichen nach der Ordnung Gottes neben einander ſeyn
müſſen, er ſchmückt ihnen die Seele, empfiehlt ihnen
ſeine Religion, bringt ſie zum Genuß der allgemeinen
unpartheyiſchen Liebe Gottes in ſeinem Sohn, und lehrt
ſie dann wegen dem Erdenleben Vertrauen auf Gott und
chriſtliche Genügſamkeit. Die Liebe der Chriſten iſt,
wie der Zeuge des Erlöſers ſagt, von reinem Herzen,
von gutem Gewiſſen, und von ungefärbter Red-
lichkeit.
(1 Timoth. 1, 5.) Jn jedem Menſchen liebt
er den Gott, der auch ihn geliebt hat, und der ſein ewi-
ger Wohlthäter ſeyn wird.

Der Befehl Jeſu Chriſti iſt klar, ſein vollkommnes
Muſter iſt die Erläuterung der Regel, und die Stellen
der Schrift ſind unzählig, in welchen uns dieſe immer
rege und geſchäftige Liebe eingeſchärft und empfohlen
wird. Als der Erlöſer dem Tode nahe war, war im-
mer Liebe das letzte Wort, das auf ſeine Jünger floß.
Habt unter einander eine brünſtige Liebe aus rei-
nem Herzen, wenn ihr anders wiedergebohren
ſeyn wollt,
ſo ſagt ein Apoſtel des Herrn. (1 Petr. 1, 22.)
Paulus will, daß die brüderliche Liebe unter ein-
ander herzlich ſey,
(Röm. 12, 10.) den Galatern
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[143/0149] Seine Vorſchriften zur Liebe. ſeiner ſchäumenden Liebe los, und ſtößt, wie ein Unge- heuer aus Satans Hölle, die geſchändete Unglückliche in einen bodenloſen Abgrund, wo ſie in ihrem Jammer ver- ſinken muß. Gott iſt gütig gegen die Undankda- ren und Boshaften, (Luc. 6, 35.) und ſo hilft der Chriſt auch dem Laſterhaften zu ſeiner Beſſerung, er hilft dem Aermſten und dem Verachtetſten, weil dieſe mit dem Reichen nach der Ordnung Gottes neben einander ſeyn müſſen, er ſchmückt ihnen die Seele, empfiehlt ihnen ſeine Religion, bringt ſie zum Genuß der allgemeinen unpartheyiſchen Liebe Gottes in ſeinem Sohn, und lehrt ſie dann wegen dem Erdenleben Vertrauen auf Gott und chriſtliche Genügſamkeit. Die Liebe der Chriſten iſt, wie der Zeuge des Erlöſers ſagt, von reinem Herzen, von gutem Gewiſſen, und von ungefärbter Red- lichkeit. (1 Timoth. 1, 5.) Jn jedem Menſchen liebt er den Gott, der auch ihn geliebt hat, und der ſein ewi- ger Wohlthäter ſeyn wird. Der Befehl Jeſu Chriſti iſt klar, ſein vollkommnes Muſter iſt die Erläuterung der Regel, und die Stellen der Schrift ſind unzählig, in welchen uns dieſe immer rege und geſchäftige Liebe eingeſchärft und empfohlen wird. Als der Erlöſer dem Tode nahe war, war im- mer Liebe das letzte Wort, das auf ſeine Jünger floß. Habt unter einander eine brünſtige Liebe aus rei- nem Herzen, wenn ihr anders wiedergebohren ſeyn wollt, ſo ſagt ein Apoſtel des Herrn. (1 Petr. 1, 22.) Paulus will, daß die brüderliche Liebe unter ein- ander herzlich ſey, (Röm. 12, 10.) den Galatern ſchreibt er, daß in der Gemeine des Sohnes Got- tes

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/149>, abgerufen am 24.06.2024.