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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Vorurtheile in der Religion.
weil er doch auch nicht lebendig der Natur absterben kann,
zuweilen irre an diesen Foderungen. Wie sehr wünschte
ich, daß ich allen, bey welchen ich diese zärtliche Unruhe
des Gewissens mit Schonung und Mitleiden bemerke,
die Hand bieten, und den wankenden Glauben stärken
könnte! Den Trost kann ihnen niemand rauben, daß sie
Gott wegen diesen bangen Regungen und Zweifeln we-
der strafen, noch zurückstoßen wird, so lang nur das Herz
redlich ist, und noch immer an seinem Wort fest haltet.
Aber so reden wir nicht mit denen, die dem Gesetzgeber
der Christen deswegen den Rücken zukehren, weil er ih-
ren ausschweifenden Begierden nicht alle Freyheit verstat-
tet hat. Was werdet ihr dann ausrichten, wenn ihr
laut oder still einen andern Erlöser, einen andern Reli-
gionsplan, eine andre Bibel, eine andre Sittenlehre
fordert? Erhöht ist einmal Jesus Christus zur Rechten
Gottes, alle Engel Gottes mußten ihn anbeten,
als er in die Welt eingeführt wurde,
(Ebr. 1, 6.)
keine andre Person ist unser Erretter, wir können und
sollen nicht anders selig werden, als durch ihn, (Apost.
Gesch. 4, 12.) durch sein Evangelium, und durch seinen
freywilligen Tod haben wir die Vergebung der Sünden,
(Ephes. 1, 7.) wer den Sohn nicht hat, der hat
auch den Vater nicht,
(1 Joh. 2, 23.) und wer den
Sohn Gottes nicht hat, der hat auch das Leben
nicht,
(1 Joh. 5, 12.) wer den Geist Christi nicht hat,
der ist sein Eigenthum nicht, (Röm. 8, 9.) zwischen der
Freundschaft mit der Welt, und zwischen der Liebe Got-
tes, wie sie Jesus forderte, (Matth. 22, 37.) ist in
Ewigkeit keine Vereinigung möglich, (1 Joh. 2, 15.) das
Wort vom Kreuz Christi, das uns jezt Alltagssache ist,

wird
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Vorurtheile in der Religion.
weil er doch auch nicht lebendig der Natur abſterben kann,
zuweilen irre an dieſen Foderungen. Wie ſehr wünſchte
ich, daß ich allen, bey welchen ich dieſe zärtliche Unruhe
des Gewiſſens mit Schonung und Mitleiden bemerke,
die Hand bieten, und den wankenden Glauben ſtärken
könnte! Den Troſt kann ihnen niemand rauben, daß ſie
Gott wegen dieſen bangen Regungen und Zweifeln we-
der ſtrafen, noch zurückſtoßen wird, ſo lang nur das Herz
redlich iſt, und noch immer an ſeinem Wort feſt haltet.
Aber ſo reden wir nicht mit denen, die dem Geſetzgeber
der Chriſten deswegen den Rücken zukehren, weil er ih-
ren ausſchweifenden Begierden nicht alle Freyheit verſtat-
tet hat. Was werdet ihr dann ausrichten, wenn ihr
laut oder ſtill einen andern Erlöſer, einen andern Reli-
gionsplan, eine andre Bibel, eine andre Sittenlehre
fordert? Erhöht iſt einmal Jeſus Chriſtus zur Rechten
Gottes, alle Engel Gottes mußten ihn anbeten,
als er in die Welt eingeführt wurde,
(Ebr. 1, 6.)
keine andre Perſon iſt unſer Erretter, wir können und
ſollen nicht anders ſelig werden, als durch ihn, (Apoſt.
Geſch. 4, 12.) durch ſein Evangelium, und durch ſeinen
freywilligen Tod haben wir die Vergebung der Sünden,
(Epheſ. 1, 7.) wer den Sohn nicht hat, der hat
auch den Vater nicht,
(1 Joh. 2, 23.) und wer den
Sohn Gottes nicht hat, der hat auch das Leben
nicht,
(1 Joh. 5, 12.) wer den Geiſt Chriſti nicht hat,
der iſt ſein Eigenthum nicht, (Röm. 8, 9.) zwiſchen der
Freundſchaft mit der Welt, und zwiſchen der Liebe Got-
tes, wie ſie Jeſus forderte, (Matth. 22, 37.) iſt in
Ewigkeit keine Vereinigung möglich, (1 Joh. 2, 15.) das
Wort vom Kreuz Chriſti, das uns jezt Alltagsſache iſt,

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[119/0125] Vorurtheile in der Religion. weil er doch auch nicht lebendig der Natur abſterben kann, zuweilen irre an dieſen Foderungen. Wie ſehr wünſchte ich, daß ich allen, bey welchen ich dieſe zärtliche Unruhe des Gewiſſens mit Schonung und Mitleiden bemerke, die Hand bieten, und den wankenden Glauben ſtärken könnte! Den Troſt kann ihnen niemand rauben, daß ſie Gott wegen dieſen bangen Regungen und Zweifeln we- der ſtrafen, noch zurückſtoßen wird, ſo lang nur das Herz redlich iſt, und noch immer an ſeinem Wort feſt haltet. Aber ſo reden wir nicht mit denen, die dem Geſetzgeber der Chriſten deswegen den Rücken zukehren, weil er ih- ren ausſchweifenden Begierden nicht alle Freyheit verſtat- tet hat. Was werdet ihr dann ausrichten, wenn ihr laut oder ſtill einen andern Erlöſer, einen andern Reli- gionsplan, eine andre Bibel, eine andre Sittenlehre fordert? Erhöht iſt einmal Jeſus Chriſtus zur Rechten Gottes, alle Engel Gottes mußten ihn anbeten, als er in die Welt eingeführt wurde, (Ebr. 1, 6.) keine andre Perſon iſt unſer Erretter, wir können und ſollen nicht anders ſelig werden, als durch ihn, (Apoſt. Geſch. 4, 12.) durch ſein Evangelium, und durch ſeinen freywilligen Tod haben wir die Vergebung der Sünden, (Epheſ. 1, 7.) wer den Sohn nicht hat, der hat auch den Vater nicht, (1 Joh. 2, 23.) und wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat auch das Leben nicht, (1 Joh. 5, 12.) wer den Geiſt Chriſti nicht hat, der iſt ſein Eigenthum nicht, (Röm. 8, 9.) zwiſchen der Freundſchaft mit der Welt, und zwiſchen der Liebe Got- tes, wie ſie Jeſus forderte, (Matth. 22, 37.) iſt in Ewigkeit keine Vereinigung möglich, (1 Joh. 2, 15.) das Wort vom Kreuz Chriſti, das uns jezt Alltagsſache iſt, wird H 4

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/125>, abgerufen am 22.11.2024.