reich. Man sagt, daß sie's von Italiänern gelernt ha- ben. Der Zentner Stuferz hat 75, 80, ja schon 90. Pfund Eisen gegeben, und doch sind die Proben, die ich für meine Sammlung mitgenommen, und mir im Stol- len selber losschlagen lies, nicht besonders schwer. Die aus dem Ofen herausgeschafte Schlacken werden auf die Puchwerke gebracht, und gewaschen, weil darin noch viel Eisen steckt, aber von den letzten Schlacken wissen sie kei- nen Gebrauch zu machen. Die Brenz und die Pfefer treiben, wie gesagt, die Wasserwerke, welche die Häm- mer treiben. Unter den Hammer kommt oft ein Bro- cken von 125. Pfund. Seit wenigen Jahren hat ein Mann von Kopf, Hr. Faktor Blezinger einen Wasser- bau ganz von Eisen angegeben, und glücklich zu Stande gebracht. Nur die untersten Träger sind von Holz, aber auf Steinen aufgesetzt. Das übrige alles, Räder, Gän- ge, Schaufeln, ein Werk von mehr als 80. Schuh lang, ist alles von gegossenem Eisen. Wenn es nicht zusam- men rostet, und dadurch in kurzer Zeit unbrauchbar wird, so ist es einzig in seiner Art, und macht Deutsch- land und den Schwaben Ehre. Eben dieser Mann hat auch eine Statue vom jetztregierenden Herzog von Würtemberg gegossen. Sie ist aus purem Eisen, vergoldet, stellt Sr. Durchlaucht zu Fuß vor, und steht, wie man mir sagt, -- denn gesehen hab' ich sie nicht, -- zu Hohenheim.
Von Aalen, und aus den Umarmungen meines Freundes, reißte ich fort nach Schwäbisch Gemünd, wieder eine Reichsstadt, ziemlich gros, mit vielen schö- nen Häusern, breiten Strassen, und von den bekannten
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reich. Man ſagt, daß ſie’s von Italiaͤnern gelernt ha- ben. Der Zentner Stuferz hat 75, 80, ja ſchon 90. Pfund Eiſen gegeben, und doch ſind die Proben, die ich fuͤr meine Sammlung mitgenommen, und mir im Stol- len ſelber losſchlagen lies, nicht beſonders ſchwer. Die aus dem Ofen herausgeſchafte Schlacken werden auf die Puchwerke gebracht, und gewaſchen, weil darin noch viel Eiſen ſteckt, aber von den letzten Schlacken wiſſen ſie kei- nen Gebrauch zu machen. Die Brenz und die Pfefer treiben, wie geſagt, die Waſſerwerke, welche die Haͤm- mer treiben. Unter den Hammer kommt oft ein Bro- cken von 125. Pfund. Seit wenigen Jahren hat ein Mann von Kopf, Hr. Faktor Blezinger einen Waſſer- bau ganz von Eiſen angegeben, und gluͤcklich zu Stande gebracht. Nur die unterſten Traͤger ſind von Holz, aber auf Steinen aufgeſetzt. Das uͤbrige alles, Raͤder, Gaͤn- ge, Schaufeln, ein Werk von mehr als 80. Schuh lang, iſt alles von gegoſſenem Eiſen. Wenn es nicht zuſam- men roſtet, und dadurch in kurzer Zeit unbrauchbar wird, ſo iſt es einzig in ſeiner Art, und macht Deutſch- land und den Schwaben Ehre. Eben dieſer Mann hat auch eine Statue vom jetztregierenden Herzog von Wuͤrtemberg gegoſſen. Sie iſt aus purem Eiſen, vergoldet, ſtellt Sr. Durchlaucht zu Fuß vor, und ſteht, wie man mir ſagt, — denn geſehen hab’ ich ſie nicht, — zu Hohenheim.
Von Aalen, und aus den Umarmungen meines Freundes, reißte ich fort nach Schwaͤbiſch Gemuͤnd, wieder eine Reichsſtadt, ziemlich gros, mit vielen ſchoͤ- nen Haͤuſern, breiten Straſſen, und von den bekannten
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reich. Man ſagt, daß ſie’s von Italiaͤnern gelernt ha-
ben. Der Zentner Stuferz hat 75, 80, ja ſchon 90.
Pfund Eiſen gegeben, und doch ſind die Proben, die ich
fuͤr meine Sammlung mitgenommen, und mir im Stol-
len ſelber losſchlagen lies, nicht beſonders ſchwer. Die
aus dem Ofen herausgeſchafte Schlacken werden auf die
Puchwerke gebracht, und gewaſchen, weil darin noch viel
Eiſen ſteckt, aber von den letzten Schlacken wiſſen ſie kei-
nen Gebrauch zu machen. Die Brenz und die Pfefer
treiben, wie geſagt, die Waſſerwerke, welche die Haͤm-
mer treiben. Unter den Hammer kommt oft ein Bro-
cken von 125. Pfund. Seit wenigen Jahren hat ein
Mann von Kopf, Hr. Faktor Blezinger einen Waſſer-
bau ganz von Eiſen angegeben, und gluͤcklich zu Stande
gebracht. Nur die unterſten Traͤger ſind von Holz, aber
auf Steinen aufgeſetzt. Das uͤbrige alles, Raͤder, Gaͤn-
ge, Schaufeln, ein Werk von mehr als 80. Schuh lang,
iſt alles von gegoſſenem Eiſen. Wenn es nicht zuſam-
men roſtet, und dadurch in kurzer Zeit unbrauchbar
wird, ſo iſt es einzig in ſeiner Art, und macht Deutſch-
land und den Schwaben Ehre. Eben dieſer Mann
hat auch eine Statue vom jetztregierenden Herzog von
Wuͤrtemberg gegoſſen. Sie iſt aus purem Eiſen,
vergoldet, ſtellt Sr. Durchlaucht zu Fuß vor, und ſteht,
wie man mir ſagt, — denn geſehen hab’ ich ſie nicht,
— zu Hohenheim.
Von Aalen, und aus den Umarmungen meines
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/95>, abgerufen am 22.11.2024.
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