berg von alten Zeiten her das Recht hat, Stuferz zu gra- ben. Doch gehört die Jurisdiktion auf dem Platze noch jetzt der Reichsstadt Aalen, und man weis sie zu be- haupten. Die ganze Gegend, und jeder Feldweg hier- um ist roth von Eisen. Man hat schon ganze Berge ausgehöhlt. Ausgemacht ist es, daß Würtemberg dem Bürger, unter dessen Aecker oder Wiese gegraben wird, etwas bezahlen muß, weil der Boden leicht abstürzt. Alle Jahre werden wenigstens 130,000 Zentner Stuferz da ausgegraben, und Würtemberg zahlt der Stadt nichts, als vom Zentner 2 Kreuzer Weggeld.
Um diese Gruben zu besehen, ging ich nach dem Brundel, einem kleinen Hügel vor der Stadt, oder nach dem sogenannten Burgstall, weil K. FriedrichI.der Rothbart hier seine Burg gehabt haben soll. Er steht auch auf dem Brunnen der Stadt ausgehauen. Man hat auf der Stadtschreiberei noch einen alten Sessel, der eine Reliquie von diesem Kaiser seyn soll. Als man ein- mal auf dem Berge grub, fand man nicht nur römische Silbermünzen, sondern auch allerlei Küchengeräthschaf- ten und ein grosses Kaiserliches Insiegel, das durch ei- nen Zufall verlohren gegangen seyn muß. Ich ging in einen Stollen, der mehr als 1000. Schritte lang war. Die Schachte sind 13.-15. Lachter tief. Die Leute ar- beiten 9. Stunden, und erhalten für die Stunde nicht mehr, als 2. Kreuzer. Ihre Werkzeuge sind, wie ge- wöhnlich, Schlägel, Fäustel, Keile. Selten wird in der Nacht gearbeitet. Der Stollen wird mit Tannen- holz ausgezimmert, der Gang ist etwa 5.-9. Schuh mächtig, und unter diesem liegen Steine die roth sind,
die
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berg von alten Zeiten her das Recht hat, Stuferz zu gra- ben. Doch gehoͤrt die Jurisdiktion auf dem Platze noch jetzt der Reichsſtadt Aalen, und man weis ſie zu be- haupten. Die ganze Gegend, und jeder Feldweg hier- um iſt roth von Eiſen. Man hat ſchon ganze Berge ausgehoͤhlt. Ausgemacht iſt es, daß Wuͤrtemberg dem Buͤrger, unter deſſen Aecker oder Wieſe gegraben wird, etwas bezahlen muß, weil der Boden leicht abſtuͤrzt. Alle Jahre werden wenigſtens 130,000 Zentner Stuferz da ausgegraben, und Wuͤrtemberg zahlt der Stadt nichts, als vom Zentner 2 Kreuzer Weggeld.
Um dieſe Gruben zu beſehen, ging ich nach dem Brundel, einem kleinen Huͤgel vor der Stadt, oder nach dem ſogenannten Burgſtall, weil K. FriedrichI.der Rothbart hier ſeine Burg gehabt haben ſoll. Er ſteht auch auf dem Brunnen der Stadt ausgehauen. Man hat auf der Stadtſchreiberei noch einen alten Seſſel, der eine Reliquie von dieſem Kaiſer ſeyn ſoll. Als man ein- mal auf dem Berge grub, fand man nicht nur roͤmiſche Silbermuͤnzen, ſondern auch allerlei Kuͤchengeraͤthſchaf- ten und ein groſſes Kaiſerliches Inſiegel, das durch ei- nen Zufall verlohren gegangen ſeyn muß. Ich ging in einen Stollen, der mehr als 1000. Schritte lang war. Die Schachte ſind 13.-15. Lachter tief. Die Leute ar- beiten 9. Stunden, und erhalten fuͤr die Stunde nicht mehr, als 2. Kreuzer. Ihre Werkzeuge ſind, wie ge- woͤhnlich, Schlaͤgel, Faͤuſtel, Keile. Selten wird in der Nacht gearbeitet. Der Stollen wird mit Tannen- holz ausgezimmert, der Gang iſt etwa 5.-9. Schuh maͤchtig, und unter dieſem liegen Steine die roth ſind,
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berg von alten Zeiten her das Recht hat, Stuferz zu gra-
ben. Doch gehoͤrt die Jurisdiktion auf dem Platze noch
jetzt der Reichsſtadt Aalen, und man weis ſie zu be-
haupten. Die ganze Gegend, und jeder Feldweg hier-
um iſt roth von Eiſen. Man hat ſchon ganze Berge
ausgehoͤhlt. Ausgemacht iſt es, daß Wuͤrtemberg
dem Buͤrger, unter deſſen Aecker oder Wieſe gegraben
wird, etwas bezahlen muß, weil der Boden leicht abſtuͤrzt.
Alle Jahre werden wenigſtens 130,000 Zentner Stuferz
da ausgegraben, und Wuͤrtemberg zahlt der Stadt
nichts, als vom Zentner 2 Kreuzer Weggeld.
Um dieſe Gruben zu beſehen, ging ich nach dem
Brundel, einem kleinen Huͤgel vor der Stadt, oder nach
dem ſogenannten Burgſtall, weil K. Friedrich I. der
Rothbart hier ſeine Burg gehabt haben ſoll. Er ſteht
auch auf dem Brunnen der Stadt ausgehauen. Man
hat auf der Stadtſchreiberei noch einen alten Seſſel, der
eine Reliquie von dieſem Kaiſer ſeyn ſoll. Als man ein-
mal auf dem Berge grub, fand man nicht nur roͤmiſche
Silbermuͤnzen, ſondern auch allerlei Kuͤchengeraͤthſchaf-
ten und ein groſſes Kaiſerliches Inſiegel, das durch ei-
nen Zufall verlohren gegangen ſeyn muß. Ich ging in
einen Stollen, der mehr als 1000. Schritte lang war.
Die Schachte ſind 13.-15. Lachter tief. Die Leute ar-
beiten 9. Stunden, und erhalten fuͤr die Stunde nicht
mehr, als 2. Kreuzer. Ihre Werkzeuge ſind, wie ge-
woͤhnlich, Schlaͤgel, Faͤuſtel, Keile. Selten wird in
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/93>, abgerufen am 22.11.2024.
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