Die Kirche unsrer lieben Frauen ist von aussen alt, aber inwendig schön. Die Kanzel war eben neu aufgesetzt worden, und der Eingang dazu zeugt von vie- lem Geschmack. Im Chor ist das Grabmahl vom Kai- ser Ludwig dem Bayer von Bronze. Unten liegt aber nur das Herz des Kaisers. Die alte Kleidung ist sowohl am Kaiser, als an den vier Soldaten, die das Monu- ment bewachen, sehr majestätisch. Das Stück ist von eben dem Meister, der die Augspurger Brunnen gegos- sen hat.
Das Haus, worin sich die Akademie der Wis- senschaften versammelt, ist schön, und ward zuerst für eine Maitresse erbaut. Das Naturalienkabinet ist reich, aber es könnte in eine bessere Ordnung gebracht seyn. Manche Stücke liegen dem Staube und dem Ver- derben ausgesetzt. Schlangen, Monstra, Foetus, Rau- pen sind in Weingeist aufbehalten. Ein terrifizirter Ele- phantenzahn. Aus Konchylien hat der spielerische Geist des ehemaligen Besitzers Blumenbüschel zusammenge- setzt. An einigen Eiern sind ebenfalls solche Künsteleien angebracht. Schwämme von Hrn. D. Schäfer in Regenspurg in Wachs abgedruckt. Viele, aber weder mit Gyps, noch mit Baumwolle ausgefüllte, Fische. Ein Aster. Cap. Med. leider! in eine enge Schachtel zusammen gepreßt. Bayerische Marmor; viele Holz- arten; manches aus Tyrol, Italien etc. Ein Berg- krystall 250. Pfund schwer aus Unterwalden etc. Ei- nige Hörner auch vom Steinbock. Die schönste Zinn. G[r]aupe, die ich je gesehen habe. Physikalische und mathematische Instrumente, auch Modelle zu Kün- sten und Handwerkern. Auch ein Münzkabinet. Die
Päbst-
Die Kirche unſrer lieben Frauen iſt von auſſen alt, aber inwendig ſchoͤn. Die Kanzel war eben neu aufgeſetzt worden, und der Eingang dazu zeugt von vie- lem Geſchmack. Im Chor iſt das Grabmahl vom Kai- ſer Ludwig dem Bayer von Bronze. Unten liegt aber nur das Herz des Kaiſers. Die alte Kleidung iſt ſowohl am Kaiſer, als an den vier Soldaten, die das Monu- ment bewachen, ſehr majeſtaͤtiſch. Das Stuͤck iſt von eben dem Meiſter, der die Augſpurger Brunnen gegoſ- ſen hat.
Das Haus, worin ſich die Akademie der Wiſ- ſenſchaften verſammelt, iſt ſchoͤn, und ward zuerſt fuͤr eine Maitreſſe erbaut. Das Naturalienkabinet iſt reich, aber es koͤnnte in eine beſſere Ordnung gebracht ſeyn. Manche Stuͤcke liegen dem Staube und dem Ver- derben ausgeſetzt. Schlangen, Monſtra, Foetus, Rau- pen ſind in Weingeiſt aufbehalten. Ein terrifizirter Ele- phantenzahn. Aus Konchylien hat der ſpieleriſche Geiſt des ehemaligen Beſitzers Blumenbuͤſchel zuſammenge- ſetzt. An einigen Eiern ſind ebenfalls ſolche Kuͤnſteleien angebracht. Schwaͤmme von Hrn. D. Schaͤfer in Regenſpurg in Wachs abgedruckt. Viele, aber weder mit Gyps, noch mit Baumwolle ausgefuͤllte, Fiſche. Ein Aſter. Cap. Med. leider! in eine enge Schachtel zuſammen gepreßt. Bayeriſche Marmor; viele Holz- arten; manches aus Tyrol, Italien ꝛc. Ein Berg- kryſtall 250. Pfund ſchwer aus Unterwalden ꝛc. Ei- nige Hoͤrner auch vom Steinbock. Die ſchoͤnſte Zinn. G[r]aupe, die ich je geſehen habe. Phyſikaliſche und mathematiſche Inſtrumente, auch Modelle zu Kuͤn- ſten und Handwerkern. Auch ein Muͤnzkabinet. Die
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Die Kirche unſrer lieben Frauen iſt von auſſen
alt, aber inwendig ſchoͤn. Die Kanzel war eben neu
aufgeſetzt worden, und der Eingang dazu zeugt von vie-
lem Geſchmack. Im Chor iſt das Grabmahl vom Kai-
ſer Ludwig dem Bayer von Bronze. Unten liegt aber
nur das Herz des Kaiſers. Die alte Kleidung iſt ſowohl
am Kaiſer, als an den vier Soldaten, die das Monu-
ment bewachen, ſehr majeſtaͤtiſch. Das Stuͤck iſt von
eben dem Meiſter, der die Augſpurger Brunnen gegoſ-
ſen hat.
Das Haus, worin ſich die Akademie der Wiſ-
ſenſchaften verſammelt, iſt ſchoͤn, und ward zuerſt fuͤr
eine Maitreſſe erbaut. Das Naturalienkabinet iſt
reich, aber es koͤnnte in eine beſſere Ordnung gebracht
ſeyn. Manche Stuͤcke liegen dem Staube und dem Ver-
derben ausgeſetzt. Schlangen, Monſtra, Foetus, Rau-
pen ſind in Weingeiſt aufbehalten. Ein terrifizirter Ele-
phantenzahn. Aus Konchylien hat der ſpieleriſche Geiſt
des ehemaligen Beſitzers Blumenbuͤſchel zuſammenge-
ſetzt. An einigen Eiern ſind ebenfalls ſolche Kuͤnſteleien
angebracht. Schwaͤmme von Hrn. D. Schaͤfer in
Regenſpurg in Wachs abgedruckt. Viele, aber weder
mit Gyps, noch mit Baumwolle ausgefuͤllte, Fiſche.
Ein Aſter. Cap. Med. leider! in eine enge Schachtel
zuſammen gepreßt. Bayeriſche Marmor; viele Holz-
arten; manches aus Tyrol, Italien ꝛc. Ein Berg-
kryſtall 250. Pfund ſchwer aus Unterwalden ꝛc. Ei-
nige Hoͤrner auch vom Steinbock. Die ſchoͤnſte Zinn.
Graupe, die ich je geſehen habe. Phyſikaliſche und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/81>, abgerufen am 22.11.2024.
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