eine Kleinigkeit ist, -- und auf einen Arm von der Iser.
Schöner ist der Kaisersaal, wo Kaiser JosephI. bei seiner Krönung in Augspurg etlichemahl speisete, oder der Akademiesaal, weil da Musik gemacht wird. Darin steht eine Virtus aus Porphyr. Bei einem Ball, welcher der Königin von Frankreich, als Dau- phine, zu Ehren gegeben wurde, brannten hier 2500. Lichter, man öfnete die Thüren, wodurch man auf eine marmorne Treppe sehen kan, die 50. Stuffen hat, wovon jede aus Einem Stück und 17. Schuh lang ist. Auch steht auf dieser Treppe eine Bildsäule von Kaiser Lud- wig dem Bayern. Wenn das alles erleuchtet ist, soll es gar prächtig aussehen. Aber leider! ist vor 27. Jah- ren ein grosser Theil dieses reichen Schlosses abgebrannt.
Unten sieht man auch eine Grotte im holländischen Geschmack, aus vielen tausend Muscheln zusammen ge- setzt. Man sagt, sie habe 80000. Speziesthaler geko- stet, 31. Wasser springen in die Schale, und man sieht nicht, wo so viel Wasser herkommt.
Die Stammgallerie ist ein herrlicher mit Familien- gemälden überfüllter Saal. Kaiser KarlVII. ist der Stifter davon. Die majestätische Kleidung der Alten prägt Chrfurcht ein. Karl der Grosse von Desma- rets, KarlXII.Gustav Adolph etc. sind auch da. Besonders ist Kaiser Ludwig der Bayer gros abge- mahlt.
Das Antiquarium ist ein grosser Saal voll aufge- stellter antiker Köpfe. Die Isis und noch etliche andre Gottheiten sind da. In der Mitte steht eine Tafel en
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eine Kleinigkeit iſt, — und auf einen Arm von der Iſer.
Schoͤner iſt der Kaiſerſaal, wo Kaiſer JoſephI. bei ſeiner Kroͤnung in Augſpurg etlichemahl ſpeiſete, oder der Akademieſaal, weil da Muſik gemacht wird. Darin ſteht eine Virtus aus Porphyr. Bei einem Ball, welcher der Koͤnigin von Frankreich, als Dau- phine, zu Ehren gegeben wurde, brannten hier 2500. Lichter, man oͤfnete die Thuͤren, wodurch man auf eine marmorne Treppe ſehen kan, die 50. Stuffen hat, wovon jede aus Einem Stuͤck und 17. Schuh lang iſt. Auch ſteht auf dieſer Treppe eine Bildſaͤule von Kaiſer Lud- wig dem Bayern. Wenn das alles erleuchtet iſt, ſoll es gar praͤchtig ausſehen. Aber leider! iſt vor 27. Jah- ren ein groſſer Theil dieſes reichen Schloſſes abgebrannt.
Unten ſieht man auch eine Grotte im hollaͤndiſchen Geſchmack, aus vielen tauſend Muſcheln zuſammen ge- ſetzt. Man ſagt, ſie habe 80000. Speziesthaler geko- ſtet, 31. Waſſer ſpringen in die Schale, und man ſieht nicht, wo ſo viel Waſſer herkommt.
Die Stammgallerie iſt ein herrlicher mit Familien- gemaͤlden uͤberfuͤllter Saal. Kaiſer KarlVII. iſt der Stifter davon. Die majeſtaͤtiſche Kleidung der Alten praͤgt Chrfurcht ein. Karl der Groſſe von Desma- rets, KarlXII.Guſtav Adolph ꝛc. ſind auch da. Beſonders iſt Kaiſer Ludwig der Bayer gros abge- mahlt.
Das Antiquarium iſt ein groſſer Saal voll aufge- ſtellter antiker Koͤpfe. Die Iſis und noch etliche andre Gottheiten ſind da. In der Mitte ſteht eine Tafel en
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eine Kleinigkeit iſt, — und auf einen Arm von der
Iſer.
Schoͤner iſt der Kaiſerſaal, wo Kaiſer Joſeph I.
bei ſeiner Kroͤnung in Augſpurg etlichemahl ſpeiſete,
oder der Akademieſaal, weil da Muſik gemacht wird.
Darin ſteht eine Virtus aus Porphyr. Bei einem
Ball, welcher der Koͤnigin von Frankreich, als Dau-
phine, zu Ehren gegeben wurde, brannten hier 2500.
Lichter, man oͤfnete die Thuͤren, wodurch man auf eine
marmorne Treppe ſehen kan, die 50. Stuffen hat, wovon
jede aus Einem Stuͤck und 17. Schuh lang iſt. Auch
ſteht auf dieſer Treppe eine Bildſaͤule von Kaiſer Lud-
wig dem Bayern. Wenn das alles erleuchtet iſt, ſoll
es gar praͤchtig ausſehen. Aber leider! iſt vor 27. Jah-
ren ein groſſer Theil dieſes reichen Schloſſes abgebrannt.
Unten ſieht man auch eine Grotte im hollaͤndiſchen
Geſchmack, aus vielen tauſend Muſcheln zuſammen ge-
ſetzt. Man ſagt, ſie habe 80000. Speziesthaler geko-
ſtet, 31. Waſſer ſpringen in die Schale, und man ſieht
nicht, wo ſo viel Waſſer herkommt.
Die Stammgallerie iſt ein herrlicher mit Familien-
gemaͤlden uͤberfuͤllter Saal. Kaiſer Karl VII. iſt der
Stifter davon. Die majeſtaͤtiſche Kleidung der Alten
praͤgt Chrfurcht ein. Karl der Groſſe von Desma-
rets, Karl XII. Guſtav Adolph ꝛc. ſind auch da.
Beſonders iſt Kaiſer Ludwig der Bayer gros abge-
mahlt.
Das Antiquarium iſt ein groſſer Saal voll aufge-
ſtellter antiker Koͤpfe. Die Iſis und noch etliche andre
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/79>, abgerufen am 22.11.2024.
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