chie, und die Aristokratie von Johann König*) 1624. gar schön gemahlt. Darneben sieht man die Gefängnis- se, die so wie das ganze Rathhaus, mit Kupfer gedeckt sind. So lange Session ist, wird der Platz vor dem Rathhause mit Ketten abgeschlossen, damit das Fahren der Wagen die weisen Männer nicht stören soll. Im Rathszimmer selbst ist kein Ofen. Die Wärme kommt von unten herauf, durch eine kupferne Platte im Fußbo- den in der Mitte des Zimmers. Die Archonten gehen alle schwarz, sitzen nicht auf Wollsäcken, wie die Parla- mentsherren in London, sondern auf grünen Küssen. An den Wänden hängen einige biblische Stücke von Ka- ger, z. B. Isabel, wie sie von Hunden gefressen wird, schöner aber ist Simson, dem Delila im Schlaf die Haare abschneidet, von Lucas Cranach 1529. auf Holz gemahlt. Ueber den Plätzen der Rathsherren hat Ka- ger die Gesetzgeber, Numa, Solon, Moses, Chri- stus, Likurgus und Minos abgemahlt. Muß es nicht grosse Aufmunterung für den jungen Künstler seyn, wenn er sieht, daß die Denkmale des Fleisses von geschick- ten Männern da aufgehangen, und bewahrt werden, wo man zusammen kommt, um das Beste des Vaterlands
zu
Seine Gemälde sind ziemlich vernachlässigt, beson- ders sind die Hälse seiner Figuren zu lang, indes hat- te er doch gute malerische Gedanken. Die Kirchen in Wien und Breßlau sind voll von seinen Werken. Er starb in Wien 1727. in hohem Alter. Herausgeber.
*) Lebte als Geschichtsmaler zu Augspurg ums Jahr 1600. und verfertigte daselbst viele gute Gemälde. Herausgeber.
chie, und die Ariſtokratie von Johann Koͤnig*) 1624. gar ſchoͤn gemahlt. Darneben ſieht man die Gefaͤngniſ- ſe, die ſo wie das ganze Rathhaus, mit Kupfer gedeckt ſind. So lange Seſſion iſt, wird der Platz vor dem Rathhauſe mit Ketten abgeſchloſſen, damit das Fahren der Wagen die weiſen Maͤnner nicht ſtoͤren ſoll. Im Rathszimmer ſelbſt iſt kein Ofen. Die Waͤrme kommt von unten herauf, durch eine kupferne Platte im Fußbo- den in der Mitte des Zimmers. Die Archonten gehen alle ſchwarz, ſitzen nicht auf Wollſaͤcken, wie die Parla- mentsherren in London, ſondern auf gruͤnen Kuͤſſen. An den Waͤnden haͤngen einige bibliſche Stuͤcke von Ka- ger, z. B. Iſabel, wie ſie von Hunden gefreſſen wird, ſchoͤner aber iſt Simſon, dem Delila im Schlaf die Haare abſchneidet, von Lucas Cranach 1529. auf Holz gemahlt. Ueber den Plaͤtzen der Rathsherren hat Ka- ger die Geſetzgeber, Numa, Solon, Moſes, Chri- ſtus, Likurgus und Minos abgemahlt. Muß es nicht groſſe Aufmunterung fuͤr den jungen Kuͤnſtler ſeyn, wenn er ſieht, daß die Denkmale des Fleiſſes von geſchick- ten Maͤnnern da aufgehangen, und bewahrt werden, wo man zuſammen kommt, um das Beſte des Vaterlands
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Seine Gemaͤlde ſind ziemlich vernachlaͤſſigt, beſon- ders ſind die Haͤlſe ſeiner Figuren zu lang, indes hat- te er doch gute maleriſche Gedanken. Die Kirchen in Wien und Breßlau ſind voll von ſeinen Werken. Er ſtarb in Wien 1727. in hohem Alter. Herausgeber.
*) Lebte als Geſchichtsmaler zu Augſpurg ums Jahr 1600. und verfertigte daſelbſt viele gute Gemaͤlde. Herausgeber.
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chie, und die Ariſtokratie von Johann Koͤnig *) 1624.
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ſe, die ſo wie das ganze Rathhaus, mit Kupfer gedeckt
ſind. So lange Seſſion iſt, wird der Platz vor dem
Rathhauſe mit Ketten abgeſchloſſen, damit das Fahren
der Wagen die weiſen Maͤnner nicht ſtoͤren ſoll. Im
Rathszimmer ſelbſt iſt kein Ofen. Die Waͤrme kommt
von unten herauf, durch eine kupferne Platte im Fußbo-
den in der Mitte des Zimmers. Die Archonten gehen
alle ſchwarz, ſitzen nicht auf Wollſaͤcken, wie die Parla-
mentsherren in London, ſondern auf gruͤnen Kuͤſſen.
An den Waͤnden haͤngen einige bibliſche Stuͤcke von Ka-
ger, z. B. Iſabel, wie ſie von Hunden gefreſſen wird,
ſchoͤner aber iſt Simſon, dem Delila im Schlaf die
Haare abſchneidet, von Lucas Cranach 1529. auf Holz
gemahlt. Ueber den Plaͤtzen der Rathsherren hat Ka-
ger die Geſetzgeber, Numa, Solon, Moſes, Chri-
ſtus, Likurgus und Minos abgemahlt. Muß es
nicht groſſe Aufmunterung fuͤr den jungen Kuͤnſtler ſeyn,
wenn er ſieht, daß die Denkmale des Fleiſſes von geſchick-
ten Maͤnnern da aufgehangen, und bewahrt werden, wo
man zuſammen kommt, um das Beſte des Vaterlands
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*) Lebte als Geſchichtsmaler zu Augſpurg ums Jahr 1600.
und verfertigte daſelbſt viele gute Gemaͤlde.
Herausgeber.
**) Seine Gemaͤlde ſind ziemlich vernachlaͤſſigt, beſon-
ders ſind die Haͤlſe ſeiner Figuren zu lang, indes hat-
te er doch gute maleriſche Gedanken. Die Kirchen in
Wien und Breßlau ſind voll von ſeinen Werken. Er
ſtarb in Wien 1727. in hohem Alter.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/68>, abgerufen am 22.11.2024.
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