Hauptthüre und sonst an vielen Orten sind Gemälde von Matthäus Kager, Sinnbilder von der Stadt, von den Flüssen bei Augspurg, von den Wissenschaften und Künsten, von der Gerechtigkeit, vom Fleisse etc. An ei- nem sieht man den Kopf des Baumeisters. Das Rath- haus steht jetzt 169. Jahr. Im goldenen Saale ist der Fußboden von Salzburger Marmor. Darneben sind 4. Fürstenzimmer, die sich alle in den goldnen Saal öfnen. In jedem sind viele Holzschnitzereien. Das Holz ist gelb, und lauter kleine nur viertelzolldicke Stücke von einem pohlnischen Maser. In jedem Zimmer steht ein schöner Ofen, von einem gewissen Landsberg. Man sollte, wenn man die vielen Figuren und Verzie- rungen davon sieht, alles verwetten, daß sie gegossenes Eisen wären, aber an abgeschlagenen Stücken sieht man, daß sie nur von Erde, und Töpferarbeit sind. Einer hat 500, der andre 800. Gulden gekostet, und jeder ist nach einem andern Risse verfertigt. Auch in jedem Zim- mer ist ein andres Dessein. Man sieht hier viele bibli- sche Malereien von Joh. Freiberger*). Im dritten ist die Belehnung Moritzens von Sachsen mit der Churwürde, abgemahlt, die von K. KarlV. in Aug- spurg geschah, und diese Stücke sind von Rothmay- er**). Im vierten sind die Demokratie, die Monar-
chie,
*) War von Augspurg gebürtig; und lebte zu Anfang des 17ten Jahrh. Soviel sich aus den ziemlich un- kenntbargewordenen Ueberresten seiner Gemälde am Barfüsserthurme und aufm Rathhause gedachter Stadt schliessen läst, war sein Pinsel ziemlich hart. Herausgeber.
**)Joh. Franz. Rothmayer, Freiherr von Rosenbrunn, geb. in Salzburg, lernte bei C. Loth in Venedig.
Seine
Hauptthuͤre und ſonſt an vielen Orten ſind Gemaͤlde von Matthaͤus Kager, Sinnbilder von der Stadt, von den Fluͤſſen bei Augſpurg, von den Wiſſenſchaften und Kuͤnſten, von der Gerechtigkeit, vom Fleiſſe ꝛc. An ei- nem ſieht man den Kopf des Baumeiſters. Das Rath- haus ſteht jetzt 169. Jahr. Im goldenen Saale iſt der Fußboden von Salzburger Marmor. Darneben ſind 4. Fuͤrſtenzimmer, die ſich alle in den goldnen Saal oͤfnen. In jedem ſind viele Holzſchnitzereien. Das Holz iſt gelb, und lauter kleine nur viertelzolldicke Stuͤcke von einem pohlniſchen Maſer. In jedem Zimmer ſteht ein ſchoͤner Ofen, von einem gewiſſen Landsberg. Man ſollte, wenn man die vielen Figuren und Verzie- rungen davon ſieht, alles verwetten, daß ſie gegoſſenes Eiſen waͤren, aber an abgeſchlagenen Stuͤcken ſieht man, daß ſie nur von Erde, und Toͤpferarbeit ſind. Einer hat 500, der andre 800. Gulden gekoſtet, und jeder iſt nach einem andern Riſſe verfertigt. Auch in jedem Zim- mer iſt ein andres Deſſein. Man ſieht hier viele bibli- ſche Malereien von Joh. Freiberger*). Im dritten iſt die Belehnung Moritzens von Sachſen mit der Churwuͤrde, abgemahlt, die von K. KarlV. in Aug- ſpurg geſchah, und dieſe Stuͤcke ſind von Rothmay- er**). Im vierten ſind die Demokratie, die Monar-
chie,
*) War von Augſpurg gebuͤrtig; und lebte zu Anfang des 17ten Jahrh. Soviel ſich aus den ziemlich un- kenntbargewordenen Ueberreſten ſeiner Gemaͤlde am Barfuͤſſerthurme und aufm Rathhauſe gedachter Stadt ſchlieſſen laͤſt, war ſein Pinſel ziemlich hart. Herausgeber.
**)Joh. Franz. Rothmayer, Freiherr von Roſenbrunn, geb. in Salzburg, lernte bei C. Loth in Venedig.
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Hauptthuͤre und ſonſt an vielen Orten ſind Gemaͤlde von
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Kuͤnſten, von der Gerechtigkeit, vom Fleiſſe ꝛc. An ei-
nem ſieht man den Kopf des Baumeiſters. Das Rath-
haus ſteht jetzt 169. Jahr. Im goldenen Saale iſt der
Fußboden von Salzburger Marmor. Darneben ſind
4. Fuͤrſtenzimmer, die ſich alle in den goldnen Saal
oͤfnen. In jedem ſind viele Holzſchnitzereien. Das
Holz iſt gelb, und lauter kleine nur viertelzolldicke Stuͤcke
von einem pohlniſchen Maſer. In jedem Zimmer
ſteht ein ſchoͤner Ofen, von einem gewiſſen Landsberg.
Man ſollte, wenn man die vielen Figuren und Verzie-
rungen davon ſieht, alles verwetten, daß ſie gegoſſenes
Eiſen waͤren, aber an abgeſchlagenen Stuͤcken ſieht man,
daß ſie nur von Erde, und Toͤpferarbeit ſind. Einer
hat 500, der andre 800. Gulden gekoſtet, und jeder iſt
nach einem andern Riſſe verfertigt. Auch in jedem Zim-
mer iſt ein andres Deſſein. Man ſieht hier viele bibli-
ſche Malereien von Joh. Freiberger *). Im dritten
iſt die Belehnung Moritzens von Sachſen mit der
Churwuͤrde, abgemahlt, die von K. Karl V. in Aug-
ſpurg geſchah, und dieſe Stuͤcke ſind von Rothmay-
er **). Im vierten ſind die Demokratie, die Monar-
chie,
*) War von Augſpurg gebuͤrtig; und lebte zu Anfang
des 17ten Jahrh. Soviel ſich aus den ziemlich un-
kenntbargewordenen Ueberreſten ſeiner Gemaͤlde am
Barfuͤſſerthurme und aufm Rathhauſe gedachter Stadt
ſchlieſſen laͤſt, war ſein Pinſel ziemlich hart.
Herausgeber.
**) Joh. Franz. Rothmayer, Freiherr von Roſenbrunn,
geb. in Salzburg, lernte bei C. Loth in Venedig.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/67>, abgerufen am 25.11.2024.
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