Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

ste. Auf dem Walle ist ein bedecktes Haus, wie ein
Schoppen mit einer Thüre, die durch eiserne Züge, die
zu beiden Seiten längst des Dachs hinlaufen, sobald eine
aussen angebrachte Glocke dem Wächter auf dem Ein-
lasse
das Zeichen gibt, daß er eine gewisse in seinem Zim-
mer angebrachte Stange loslassen soll, sich von selbst öf-
net. Dann trat der Kaiser durch dies Haus, und hin-
ter ihm schlos sich die Thüre. So wie er vom Walle
näher zum Hause kam, öfnete sich ein eisernes Gitter,
und zugleich sank eine grosse Ziehbrücke langsam herab,
und brachte den Kaiser über den Graben in das erste
Theil des Hauses. So wie er da war, stieg die Ziehbrü-
cke wieder in die Höhe, dadurch wurde es in dem ersten
Viereck des Hauses dunkel. Aber so wie es finster ward,
öfnete sich im Hause, ohne daß man die Triebwerke sah,
die erste Thüre, der Kaiser ging durch, hinter ihm schlos
sie sich, die zweite hingegen öfnete sich, und indem sich
diese zuschlos, öfnete sich die dritte, und durch diese kam
Maximilian in die Stadt. Lange verweilen darf man
sich nicht zwischen zwei Thüren, sonst ist man in einem
dunkeln Gemach gefangen, und das ganze Spiel muß
wieder von vorne angefangen werden, um den Eingeschlos-
senen zu befreien. Um das zu verhüten, brachte der
Hufschmidt an jeder Thüre noch einige Haken an, so daß
die Thüre für einen, für 2. für 3. Menschen geöfnet, und
eine Zeit lang so erhalten werden kan. Dies ist beson-
ders im letzten Zimmer, wo man die Leute eben so, wie
unter dem Thore ausfragen konnte. Auch sind oben Gal-
lerien angebracht, damit die, welche das Werk trieben,
sehen konnten, wie viel Personen eingelassen werden woll-
ten. Auch ist da ein kupfernes Körbchen, das in der Ab-
sicht, daß die Fremden die Bezahlung hineinlegen konn-

ten,

ſte. Auf dem Walle iſt ein bedecktes Haus, wie ein
Schoppen mit einer Thuͤre, die durch eiſerne Zuͤge, die
zu beiden Seiten laͤngſt des Dachs hinlaufen, ſobald eine
auſſen angebrachte Glocke dem Waͤchter auf dem Ein-
laſſe
das Zeichen gibt, daß er eine gewiſſe in ſeinem Zim-
mer angebrachte Stange loslaſſen ſoll, ſich von ſelbſt oͤf-
net. Dann trat der Kaiſer durch dies Haus, und hin-
ter ihm ſchlos ſich die Thuͤre. So wie er vom Walle
naͤher zum Hauſe kam, oͤfnete ſich ein eiſernes Gitter,
und zugleich ſank eine groſſe Ziehbruͤcke langſam herab,
und brachte den Kaiſer uͤber den Graben in das erſte
Theil des Hauſes. So wie er da war, ſtieg die Ziehbruͤ-
cke wieder in die Hoͤhe, dadurch wurde es in dem erſten
Viereck des Hauſes dunkel. Aber ſo wie es finſter ward,
oͤfnete ſich im Hauſe, ohne daß man die Triebwerke ſah,
die erſte Thuͤre, der Kaiſer ging durch, hinter ihm ſchlos
ſie ſich, die zweite hingegen oͤfnete ſich, und indem ſich
dieſe zuſchlos, oͤfnete ſich die dritte, und durch dieſe kam
Maximilian in die Stadt. Lange verweilen darf man
ſich nicht zwiſchen zwei Thuͤren, ſonſt iſt man in einem
dunkeln Gemach gefangen, und das ganze Spiel muß
wieder von vorne angefangen werden, um den Eingeſchloſ-
ſenen zu befreien. Um das zu verhuͤten, brachte der
Hufſchmidt an jeder Thuͤre noch einige Haken an, ſo daß
die Thuͤre fuͤr einen, fuͤr 2. fuͤr 3. Menſchen geoͤfnet, und
eine Zeit lang ſo erhalten werden kan. Dies iſt beſon-
ders im letzten Zimmer, wo man die Leute eben ſo, wie
unter dem Thore ausfragen konnte. Auch ſind oben Gal-
lerien angebracht, damit die, welche das Werk trieben,
ſehen konnten, wie viel Perſonen eingelaſſen werden woll-
ten. Auch iſt da ein kupfernes Koͤrbchen, das in der Ab-
ſicht, daß die Fremden die Bezahlung hineinlegen konn-

ten,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0062" n="24"/>
&#x017F;te. Auf dem Walle i&#x017F;t ein bedecktes Haus, wie ein<lb/>
Schoppen mit einer Thu&#x0364;re, die durch ei&#x017F;erne Zu&#x0364;ge, die<lb/>
zu beiden Seiten la&#x0364;ng&#x017F;t des Dachs hinlaufen, &#x017F;obald eine<lb/>
au&#x017F;&#x017F;en angebrachte Glocke dem Wa&#x0364;chter auf dem <hi rendition="#fr">Ein-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e</hi> das Zeichen gibt, daß er eine gewi&#x017F;&#x017F;e in &#x017F;einem Zim-<lb/>
mer angebrachte Stange losla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll, &#x017F;ich von &#x017F;elb&#x017F;t o&#x0364;f-<lb/>
net. Dann trat der Kai&#x017F;er durch dies Haus, und hin-<lb/>
ter ihm &#x017F;chlos &#x017F;ich die Thu&#x0364;re. So wie er vom Walle<lb/>
na&#x0364;her zum Hau&#x017F;e kam, o&#x0364;fnete &#x017F;ich ein ei&#x017F;ernes Gitter,<lb/>
und zugleich &#x017F;ank eine gro&#x017F;&#x017F;e Ziehbru&#x0364;cke lang&#x017F;am herab,<lb/>
und brachte den Kai&#x017F;er u&#x0364;ber den Graben in das er&#x017F;te<lb/>
Theil des Hau&#x017F;es. So wie er da war, &#x017F;tieg die Ziehbru&#x0364;-<lb/>
cke wieder in die Ho&#x0364;he, dadurch wurde es in dem er&#x017F;ten<lb/>
Viereck des Hau&#x017F;es dunkel. Aber &#x017F;o wie es fin&#x017F;ter ward,<lb/>
o&#x0364;fnete &#x017F;ich im Hau&#x017F;e, ohne daß man die Triebwerke &#x017F;ah,<lb/>
die er&#x017F;te Thu&#x0364;re, der Kai&#x017F;er ging durch, hinter ihm &#x017F;chlos<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich, die zweite hingegen o&#x0364;fnete &#x017F;ich, und indem &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;e zu&#x017F;chlos, o&#x0364;fnete &#x017F;ich die dritte, und durch die&#x017F;e kam<lb/><hi rendition="#fr">Maximilian</hi> in die Stadt. Lange verweilen darf man<lb/>
&#x017F;ich nicht zwi&#x017F;chen zwei Thu&#x0364;ren, &#x017F;on&#x017F;t i&#x017F;t man in einem<lb/>
dunkeln Gemach gefangen, und das ganze Spiel muß<lb/>
wieder von vorne angefangen werden, um den Einge&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enen zu befreien. Um das zu verhu&#x0364;ten, brachte der<lb/>
Huf&#x017F;chmidt an jeder Thu&#x0364;re noch einige Haken an, &#x017F;o daß<lb/>
die Thu&#x0364;re fu&#x0364;r einen, fu&#x0364;r 2. fu&#x0364;r 3. Men&#x017F;chen geo&#x0364;fnet, und<lb/>
eine Zeit lang &#x017F;o erhalten werden kan. Dies i&#x017F;t be&#x017F;on-<lb/>
ders im letzten Zimmer, wo man die Leute eben &#x017F;o, wie<lb/>
unter dem Thore ausfragen konnte. Auch &#x017F;ind oben Gal-<lb/>
lerien angebracht, damit die, welche das Werk trieben,<lb/>
&#x017F;ehen konnten, wie viel Per&#x017F;onen eingela&#x017F;&#x017F;en werden woll-<lb/>
ten. Auch i&#x017F;t da ein kupfernes Ko&#x0364;rbchen, das in der Ab-<lb/>
&#x017F;icht, daß die Fremden die Bezahlung hineinlegen konn-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0062] ſte. Auf dem Walle iſt ein bedecktes Haus, wie ein Schoppen mit einer Thuͤre, die durch eiſerne Zuͤge, die zu beiden Seiten laͤngſt des Dachs hinlaufen, ſobald eine auſſen angebrachte Glocke dem Waͤchter auf dem Ein- laſſe das Zeichen gibt, daß er eine gewiſſe in ſeinem Zim- mer angebrachte Stange loslaſſen ſoll, ſich von ſelbſt oͤf- net. Dann trat der Kaiſer durch dies Haus, und hin- ter ihm ſchlos ſich die Thuͤre. So wie er vom Walle naͤher zum Hauſe kam, oͤfnete ſich ein eiſernes Gitter, und zugleich ſank eine groſſe Ziehbruͤcke langſam herab, und brachte den Kaiſer uͤber den Graben in das erſte Theil des Hauſes. So wie er da war, ſtieg die Ziehbruͤ- cke wieder in die Hoͤhe, dadurch wurde es in dem erſten Viereck des Hauſes dunkel. Aber ſo wie es finſter ward, oͤfnete ſich im Hauſe, ohne daß man die Triebwerke ſah, die erſte Thuͤre, der Kaiſer ging durch, hinter ihm ſchlos ſie ſich, die zweite hingegen oͤfnete ſich, und indem ſich dieſe zuſchlos, oͤfnete ſich die dritte, und durch dieſe kam Maximilian in die Stadt. Lange verweilen darf man ſich nicht zwiſchen zwei Thuͤren, ſonſt iſt man in einem dunkeln Gemach gefangen, und das ganze Spiel muß wieder von vorne angefangen werden, um den Eingeſchloſ- ſenen zu befreien. Um das zu verhuͤten, brachte der Hufſchmidt an jeder Thuͤre noch einige Haken an, ſo daß die Thuͤre fuͤr einen, fuͤr 2. fuͤr 3. Menſchen geoͤfnet, und eine Zeit lang ſo erhalten werden kan. Dies iſt beſon- ders im letzten Zimmer, wo man die Leute eben ſo, wie unter dem Thore ausfragen konnte. Auch ſind oben Gal- lerien angebracht, damit die, welche das Werk trieben, ſehen konnten, wie viel Perſonen eingelaſſen werden woll- ten. Auch iſt da ein kupfernes Koͤrbchen, das in der Ab- ſicht, daß die Fremden die Bezahlung hineinlegen konn- ten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/62
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/62>, abgerufen am 28.04.2024.