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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Der Kaiser kauft noch immer zu *). Erst neulich
sind Cachelons, Chalcedonier und Laven vom Hecla
für 1500. Gulden, von Hrn. Spengler in Kopenha-
gen
gekauft worden, die noch unterwegs seyn sollen.

Hr. Hofrath von Born thut nicht viel mehr. Er
ist alt, und seit 8. Jahren krank, geht elend, schief, nimmt
immer Arzeneien ein, muß auch jetzt wegen Aufhebung
der Hofquartiere ausziehen, und hatte doch kurz vor der
Kaiserin Tode erst eins bekommen, hofte darin lebenslang
in Ruhe zu sitzen, steckte mehr als 1000. Gulden hinein,
und dafür gibt ihm niemand nichts. Als Hofrath muß
er alle Tage viel erpediren, zuweilen in die Session gehen,
hat immer den Tisch voll Akten liegen.

Neben dem Kabinet ist noch ein Zimmer, wo die
Gemälde hängen, die Franz I. in Florenz aus Flo-
rentinischer Arbeit machen lies. Sie haben schrecklich viel
gekostet. Es ist eine Art Mosaischer Arbeit aus Stei-
nen zusammengesetzt; auch Tische von der Art hat man
hier. Die Zeichnungen sind Szenen aus Europa
und Asien. -- Auch ist ein Bouquet da, kostbar aus
Edelsteinen zusammengesetzt, Insekten ganz aus gleich-
farbigen Steinen geschnitten etc. Alles von unendlichem
Werth.

Man schenkte mir hier auf Hrn. von Borns Be-
fehl ein Stück von dem rohen Kärntner opalisirenden
Marmor, den er zu den Petrefakten rangirt, weil die

glän-
*) Die Erzherzogin Mariane besas ehemals auch ein
schönes Kabinet, sie hats aber, als sie nach Klagen-
furth
ging, der Universität in Ofen käuflich über-
lassen.
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Der Kaiſer kauft noch immer zu *). Erſt neulich
ſind Cachelons, Chalcedonier und Laven vom Hecla
fuͤr 1500. Gulden, von Hrn. Spengler in Kopenha-
gen
gekauft worden, die noch unterwegs ſeyn ſollen.

Hr. Hofrath von Born thut nicht viel mehr. Er
iſt alt, und ſeit 8. Jahren krank, geht elend, ſchief, nimmt
immer Arzeneien ein, muß auch jetzt wegen Aufhebung
der Hofquartiere ausziehen, und hatte doch kurz vor der
Kaiſerin Tode erſt eins bekommen, hofte darin lebenslang
in Ruhe zu ſitzen, ſteckte mehr als 1000. Gulden hinein,
und dafuͤr gibt ihm niemand nichts. Als Hofrath muß
er alle Tage viel erpediren, zuweilen in die Seſſion gehen,
hat immer den Tiſch voll Akten liegen.

Neben dem Kabinet iſt noch ein Zimmer, wo die
Gemaͤlde haͤngen, die Franz I. in Florenz aus Flo-
rentiniſcher Arbeit machen lies. Sie haben ſchrecklich viel
gekoſtet. Es iſt eine Art Moſaiſcher Arbeit aus Stei-
nen zuſammengeſetzt; auch Tiſche von der Art hat man
hier. Die Zeichnungen ſind Szenen aus Europa
und Aſien. — Auch iſt ein Bouquet da, koſtbar aus
Edelſteinen zuſammengeſetzt, Inſekten ganz aus gleich-
farbigen Steinen geſchnitten ꝛc. Alles von unendlichem
Werth.

Man ſchenkte mir hier auf Hrn. von Borns Be-
fehl ein Stuͤck von dem rohen Kaͤrntner opaliſirenden
Marmor, den er zu den Petrefakten rangirt, weil die

glaͤn-
*) Die Erzherzogin Mariane beſas ehemals auch ein
ſchoͤnes Kabinet, ſie hats aber, als ſie nach Klagen-
furth
ging, der Univerſitaͤt in Ofen kaͤuflich uͤber-
laſſen.
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[501/0539] Der Kaiſer kauft noch immer zu *). Erſt neulich ſind Cachelons, Chalcedonier und Laven vom Hecla fuͤr 1500. Gulden, von Hrn. Spengler in Kopenha- gen gekauft worden, die noch unterwegs ſeyn ſollen. Hr. Hofrath von Born thut nicht viel mehr. Er iſt alt, und ſeit 8. Jahren krank, geht elend, ſchief, nimmt immer Arzeneien ein, muß auch jetzt wegen Aufhebung der Hofquartiere ausziehen, und hatte doch kurz vor der Kaiſerin Tode erſt eins bekommen, hofte darin lebenslang in Ruhe zu ſitzen, ſteckte mehr als 1000. Gulden hinein, und dafuͤr gibt ihm niemand nichts. Als Hofrath muß er alle Tage viel erpediren, zuweilen in die Seſſion gehen, hat immer den Tiſch voll Akten liegen. Neben dem Kabinet iſt noch ein Zimmer, wo die Gemaͤlde haͤngen, die Franz I. in Florenz aus Flo- rentiniſcher Arbeit machen lies. Sie haben ſchrecklich viel gekoſtet. Es iſt eine Art Moſaiſcher Arbeit aus Stei- nen zuſammengeſetzt; auch Tiſche von der Art hat man hier. Die Zeichnungen ſind Szenen aus Europa und Aſien. — Auch iſt ein Bouquet da, koſtbar aus Edelſteinen zuſammengeſetzt, Inſekten ganz aus gleich- farbigen Steinen geſchnitten ꝛc. Alles von unendlichem Werth. Man ſchenkte mir hier auf Hrn. von Borns Be- fehl ein Stuͤck von dem rohen Kaͤrntner opaliſirenden Marmor, den er zu den Petrefakten rangirt, weil die glaͤn- *) Die Erzherzogin Mariane beſas ehemals auch ein ſchoͤnes Kabinet, ſie hats aber, als ſie nach Klagen- furth ging, der Univerſitaͤt in Ofen kaͤuflich uͤber- laſſen. J i 3

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/539>, abgerufen am 21.11.2024.