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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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als sonst ist; hie und da stehen auch Wasserpflanzen, und
Sand und Steine verrathen dem aufmerksamen Beob-
achter, daß hier vor kurzem Wasser gestanden haben
müsse. Die Gegend, in welcher Hasel liegt, ist kalt
und unfreundlich. Im Winter wird man hier so einge-
schneiet, daß es unmöglich wird, von einem Dorfe zum
andern zu kommen. Das Frühjahr spürt man hier vier-
zehn Tage später, als auf dem Lande. Aber die Hitze,
die alsdann zwischen Bergen und Thälern einfällt, ist
auch so gros, und gleich so eindringend, daß man doch
Heu sammeln, und erndten kan in einerlei Zeit mit den
Bewohnern des platten Landes. Im Sommer 1780.
war die Hitze in diesen Waldungen und Gebürgen so er-
staunlich gewesen, daß sich das Wild im Walde nicht nur
in das dickste Gebüsch versteckte, sondern daß es oft aus
Mattigkeit gar nicht aufstand, wenn auch die Bauern
bei den Treibjagden, mit dem Stock darauf schlugen.
Auch hier erfuhr ich, daß das Lob, das man sonst den
Berg- und Waldbewohnern gern gegönnt hat, sehr ein-
geschränkt werden muß. Es sind auch unter den Wäl-
dern,
wie überall, sehr böse Leute, die oft am Schaden
anderer grosse Freude haben. Trägheit und Eigensinn
scheint besonders ihr Fehler zu seyn. Sie thun nichts,
als was sie müssen, und wollen immer zu allem getrie-
ben seyn.

Es war grade Sonntag. Der Geistliche im Orte,
bei dem ich auch mein Quartier genommen hatte, war
nicht nur mein naher Blutsverwandter, er war auch mein
sehr guter Freund, und verdiente freilich aus vieler Rück-
sicht eine bessere, seinen nicht gemeinen Talenten gemäs-
sere, und für die Erziehung seiner Kinder schicklichere

Stelle.

als ſonſt iſt; hie und da ſtehen auch Waſſerpflanzen, und
Sand und Steine verrathen dem aufmerkſamen Beob-
achter, daß hier vor kurzem Waſſer geſtanden haben
muͤſſe. Die Gegend, in welcher Haſel liegt, iſt kalt
und unfreundlich. Im Winter wird man hier ſo einge-
ſchneiet, daß es unmoͤglich wird, von einem Dorfe zum
andern zu kommen. Das Fruͤhjahr ſpuͤrt man hier vier-
zehn Tage ſpaͤter, als auf dem Lande. Aber die Hitze,
die alsdann zwiſchen Bergen und Thaͤlern einfaͤllt, iſt
auch ſo gros, und gleich ſo eindringend, daß man doch
Heu ſammeln, und erndten kan in einerlei Zeit mit den
Bewohnern des platten Landes. Im Sommer 1780.
war die Hitze in dieſen Waldungen und Gebuͤrgen ſo er-
ſtaunlich geweſen, daß ſich das Wild im Walde nicht nur
in das dickſte Gebuͤſch verſteckte, ſondern daß es oft aus
Mattigkeit gar nicht aufſtand, wenn auch die Bauern
bei den Treibjagden, mit dem Stock darauf ſchlugen.
Auch hier erfuhr ich, daß das Lob, das man ſonſt den
Berg- und Waldbewohnern gern gegoͤnnt hat, ſehr ein-
geſchraͤnkt werden muß. Es ſind auch unter den Waͤl-
dern,
wie uͤberall, ſehr boͤſe Leute, die oft am Schaden
anderer groſſe Freude haben. Traͤgheit und Eigenſinn
ſcheint beſonders ihr Fehler zu ſeyn. Sie thun nichts,
als was ſie muͤſſen, und wollen immer zu allem getrie-
ben ſeyn.

Es war grade Sonntag. Der Geiſtliche im Orte,
bei dem ich auch mein Quartier genommen hatte, war
nicht nur mein naher Blutsverwandter, er war auch mein
ſehr guter Freund, und verdiente freilich aus vieler Ruͤck-
ſicht eine beſſere, ſeinen nicht gemeinen Talenten gemaͤſ-
ſere, und fuͤr die Erziehung ſeiner Kinder ſchicklichere

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[380/0418] als ſonſt iſt; hie und da ſtehen auch Waſſerpflanzen, und Sand und Steine verrathen dem aufmerkſamen Beob- achter, daß hier vor kurzem Waſſer geſtanden haben muͤſſe. Die Gegend, in welcher Haſel liegt, iſt kalt und unfreundlich. Im Winter wird man hier ſo einge- ſchneiet, daß es unmoͤglich wird, von einem Dorfe zum andern zu kommen. Das Fruͤhjahr ſpuͤrt man hier vier- zehn Tage ſpaͤter, als auf dem Lande. Aber die Hitze, die alsdann zwiſchen Bergen und Thaͤlern einfaͤllt, iſt auch ſo gros, und gleich ſo eindringend, daß man doch Heu ſammeln, und erndten kan in einerlei Zeit mit den Bewohnern des platten Landes. Im Sommer 1780. war die Hitze in dieſen Waldungen und Gebuͤrgen ſo er- ſtaunlich geweſen, daß ſich das Wild im Walde nicht nur in das dickſte Gebuͤſch verſteckte, ſondern daß es oft aus Mattigkeit gar nicht aufſtand, wenn auch die Bauern bei den Treibjagden, mit dem Stock darauf ſchlugen. Auch hier erfuhr ich, daß das Lob, das man ſonſt den Berg- und Waldbewohnern gern gegoͤnnt hat, ſehr ein- geſchraͤnkt werden muß. Es ſind auch unter den Waͤl- dern, wie uͤberall, ſehr boͤſe Leute, die oft am Schaden anderer groſſe Freude haben. Traͤgheit und Eigenſinn ſcheint beſonders ihr Fehler zu ſeyn. Sie thun nichts, als was ſie muͤſſen, und wollen immer zu allem getrie- ben ſeyn. Es war grade Sonntag. Der Geiſtliche im Orte, bei dem ich auch mein Quartier genommen hatte, war nicht nur mein naher Blutsverwandter, er war auch mein ſehr guter Freund, und verdiente freilich aus vieler Ruͤck- ſicht eine beſſere, ſeinen nicht gemeinen Talenten gemaͤſ- ſere, und fuͤr die Erziehung ſeiner Kinder ſchicklichere Stelle.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/418>, abgerufen am 22.11.2024.