angreifen. Die Zieheisen werden mit stählernen Stiften ausgeschlagen. Auch kömmt bei den Zieheisen immer viel darauf an, daß die Löcher immer rund erhalten wer- den. Es sind drei Schaufelräder da, die vom Wasser getrieben werden, und die hernach die Zangen in Bewe- gung setzen. Nach dem Ziehen wird der Drat abge- schlagen, das heißt, er wird auf einem Haspel schnell herum getrieben, damit die Ungleichheiten abgeschl[i]ssen werden. Die Fabrike verarbeitet alle Jahre sechs bis siebentehalbhundert Zentner Eisen. Aber vom ewigen Gehämmer, das dabei unvermeidlich ist, wird man im Hause fast taub, und das Gebäude selber leidet an seiner Festigkeit, wegen der unaufhörlichen Erschütterung.
Sonst zeigte man mir hier oben manche Traube, die mehr als ein Pfund wog, und manche Grundbirne oder Kartoffel, die ein halbes Pfund schwer war.
Am folgenden Morgen setzte ich meine Reise immer über höhere Berge fort, und näherte mich der Gränze meines Vaterlandes. Fünf Viertelstunden nach Scho- psen (nach dem Maas der gemeinen Leute) liegt in rau- hen, waldichten Gegenden das Dorf Hasel, über dessen Landwirthschaft und natürliche Beschaffenheit ich an ei- nem andern Orte mehr sagen werde. Der Weg dahin geht über den Eichener See, den ich schon beschrieben habe *). Ich fand den See jetzt ganz ausgetrocknet. Die Bauern hatten Heu und Oehmd auf dem Platze ge- sammelt, und es wuchs noch immer wieder Gras darauf. Doch sahe man wohl, daß das Land hier tiefer, flacher,
als
*) S. Beschäftigungen der Berlinisch. Gesellsch. Natur- forsch. Freunde, Th. IV. S. 619--623.
angreifen. Die Zieheiſen werden mit ſtaͤhlernen Stiften ausgeſchlagen. Auch koͤmmt bei den Zieheiſen immer viel darauf an, daß die Loͤcher immer rund erhalten wer- den. Es ſind drei Schaufelraͤder da, die vom Waſſer getrieben werden, und die hernach die Zangen in Bewe- gung ſetzen. Nach dem Ziehen wird der Drat abge- ſchlagen, das heißt, er wird auf einem Haſpel ſchnell herum getrieben, damit die Ungleichheiten abgeſchl[i]ſſen werden. Die Fabrike verarbeitet alle Jahre ſechs bis ſiebentehalbhundert Zentner Eiſen. Aber vom ewigen Gehaͤmmer, das dabei unvermeidlich iſt, wird man im Hauſe faſt taub, und das Gebaͤude ſelber leidet an ſeiner Feſtigkeit, wegen der unaufhoͤrlichen Erſchuͤtterung.
Sonſt zeigte man mir hier oben manche Traube, die mehr als ein Pfund wog, und manche Grundbirne oder Kartoffel, die ein halbes Pfund ſchwer war.
Am folgenden Morgen ſetzte ich meine Reiſe immer uͤber hoͤhere Berge fort, und naͤherte mich der Graͤnze meines Vaterlandes. Fuͤnf Viertelſtunden nach Scho- pſen (nach dem Maas der gemeinen Leute) liegt in rau- hen, waldichten Gegenden das Dorf Haſel, uͤber deſſen Landwirthſchaft und natuͤrliche Beſchaffenheit ich an ei- nem andern Orte mehr ſagen werde. Der Weg dahin geht uͤber den Eichener See, den ich ſchon beſchrieben habe *). Ich fand den See jetzt ganz ausgetrocknet. Die Bauern hatten Heu und Oehmd auf dem Platze ge- ſammelt, und es wuchs noch immer wieder Gras darauf. Doch ſahe man wohl, daß das Land hier tiefer, flacher,
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*) S. Beſchaͤftigungen der Berliniſch. Geſellſch. Natur- forſch. Freunde, Th. IV. S. 619—623.
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angreifen. Die Zieheiſen werden mit ſtaͤhlernen Stiften
ausgeſchlagen. Auch koͤmmt bei den Zieheiſen immer
viel darauf an, daß die Loͤcher immer rund erhalten wer-
den. Es ſind drei Schaufelraͤder da, die vom Waſſer
getrieben werden, und die hernach die Zangen in Bewe-
gung ſetzen. Nach dem Ziehen wird der Drat abge-
ſchlagen, das heißt, er wird auf einem Haſpel ſchnell
herum getrieben, damit die Ungleichheiten abgeſchliſſen
werden. Die Fabrike verarbeitet alle Jahre ſechs bis
ſiebentehalbhundert Zentner Eiſen. Aber vom ewigen
Gehaͤmmer, das dabei unvermeidlich iſt, wird man im
Hauſe faſt taub, und das Gebaͤude ſelber leidet an ſeiner
Feſtigkeit, wegen der unaufhoͤrlichen Erſchuͤtterung.
Sonſt zeigte man mir hier oben manche Traube,
die mehr als ein Pfund wog, und manche Grundbirne
oder Kartoffel, die ein halbes Pfund ſchwer war.
Am folgenden Morgen ſetzte ich meine Reiſe immer
uͤber hoͤhere Berge fort, und naͤherte mich der Graͤnze
meines Vaterlandes. Fuͤnf Viertelſtunden nach Scho-
pſen (nach dem Maas der gemeinen Leute) liegt in rau-
hen, waldichten Gegenden das Dorf Haſel, uͤber deſſen
Landwirthſchaft und natuͤrliche Beſchaffenheit ich an ei-
nem andern Orte mehr ſagen werde. Der Weg dahin
geht uͤber den Eichener See, den ich ſchon beſchrieben
habe *). Ich fand den See jetzt ganz ausgetrocknet.
Die Bauern hatten Heu und Oehmd auf dem Platze ge-
ſammelt, und es wuchs noch immer wieder Gras darauf.
Doch ſahe man wohl, daß das Land hier tiefer, flacher,
als
*) S. Beſchaͤftigungen der Berliniſch. Geſellſch. Natur-
forſch. Freunde, Th. IV. S. 619—623.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/417>, abgerufen am 22.11.2024.
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