Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Gefälle im Baadischen Land. Die Arbeiter auf dem
Felde werden mit blechernen Sprachrohren kommandirt.
Das Wasser für die Probstei muß vom Berge Blauen,
der eine halbe Stunde davon entfernt ist, hergeleitet wer-
den. Jetzt geschieht die Leitung in eichenen Kanälen,
die man hie und da im Boden laufen sieht. Das Was-
ser hat Fall genug, und ist sehr frisch und gesund. Weil
die Probstei einsam steht, so ist eine eigene Schreinerei,
eine Schmiede, und sonst noch einiges Handwerksgeschir-
re da.

Nach Tische trennte ich mich, gleich ausserhalb dem
Thore der Probstei Bürglen, von meinen lieben Freun-
den aus Müllheim, und ritt über Sizenkirch, um im
Flecken Candern andre gute Freunde aufzusuchen. Er
liegt an einem Wasser, das die Cander heißt, ob aber
das Wasser dem Orte, oder der Ort dem Wasser den Na-
men gegeben, ist ungewiß. Da sah ich insbesondre bei
Hrn. Oberforstmeister von Adelsheim den schönen Gar-
ten, den er an einem Orte, wo vorher nichts als Wild-
nis war, angelegt hat. Ferner seine Voliere von allerlei
Land-Wasser- und Bergvögeln, die aus dieser Gegend
zusammengebracht, und wobei er schon manche schöne
Bemerkung gemacht hat, die jetzt nicht hieher gehören.
Man muß die Geschicklichkeit, den Fleiß, und die patri-
otischen Bemühungen des Mannes bewundern, der in
dieser wirklich rauhen Gegend alle Arten von Pensylvani-
schen Weizen, Tulpenbäume, Nux Juglans Ameri-
cana,
mehrere Platanoides-Arten, Rhus Sumack
Americ.,
die blühende Aesche, Robinia Pseudaca-
cia, Cytisus alpinus Bignonia Catalpa etc.
glück-
lich angebaut und fortgepflanzt hat. Man könnte diesen
Garten beinahe als einen Auszug aus dem Carlsruher

Schloß-
A a 4

Gefaͤlle im Baadiſchen Land. Die Arbeiter auf dem
Felde werden mit blechernen Sprachrohren kommandirt.
Das Waſſer fuͤr die Probſtei muß vom Berge Blauen,
der eine halbe Stunde davon entfernt iſt, hergeleitet wer-
den. Jetzt geſchieht die Leitung in eichenen Kanaͤlen,
die man hie und da im Boden laufen ſieht. Das Waſ-
ſer hat Fall genug, und iſt ſehr friſch und geſund. Weil
die Probſtei einſam ſteht, ſo iſt eine eigene Schreinerei,
eine Schmiede, und ſonſt noch einiges Handwerksgeſchir-
re da.

Nach Tiſche trennte ich mich, gleich auſſerhalb dem
Thore der Probſtei Buͤrglen, von meinen lieben Freun-
den aus Muͤllheim, und ritt uͤber Sizenkirch, um im
Flecken Candern andre gute Freunde aufzuſuchen. Er
liegt an einem Waſſer, das die Cander heißt, ob aber
das Waſſer dem Orte, oder der Ort dem Waſſer den Na-
men gegeben, iſt ungewiß. Da ſah ich insbeſondre bei
Hrn. Oberforſtmeiſter von Adelsheim den ſchoͤnen Gar-
ten, den er an einem Orte, wo vorher nichts als Wild-
nis war, angelegt hat. Ferner ſeine Voliere von allerlei
Land-Waſſer- und Bergvoͤgeln, die aus dieſer Gegend
zuſammengebracht, und wobei er ſchon manche ſchoͤne
Bemerkung gemacht hat, die jetzt nicht hieher gehoͤren.
Man muß die Geſchicklichkeit, den Fleiß, und die patri-
otiſchen Bemuͤhungen des Mannes bewundern, der in
dieſer wirklich rauhen Gegend alle Arten von Penſylvani-
ſchen Weizen, Tulpenbaͤume, Nux Juglans Ameri-
cana,
mehrere Platanoides-Arten, Rhus Sumack
Americ.,
die bluͤhende Aeſche, Robinia Pſeudaca-
cia, Cytiſus alpinus Bignonia Catalpa etc.
gluͤck-
lich angebaut und fortgepflanzt hat. Man koͤnnte dieſen
Garten beinahe als einen Auszug aus dem Carlsruher

Schloß-
A a 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0413" n="375"/>
Gefa&#x0364;lle im <hi rendition="#fr">Baad</hi>i&#x017F;chen Land. Die Arbeiter auf dem<lb/>
Felde werden mit blechernen Sprachrohren kommandirt.<lb/>
Das Wa&#x017F;&#x017F;er fu&#x0364;r die Prob&#x017F;tei muß vom Berge <hi rendition="#fr">Blauen,</hi><lb/>
der eine halbe Stunde davon entfernt i&#x017F;t, hergeleitet wer-<lb/>
den. Jetzt ge&#x017F;chieht die Leitung in eichenen Kana&#x0364;len,<lb/>
die man hie und da im Boden laufen &#x017F;ieht. Das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er hat Fall genug, und i&#x017F;t &#x017F;ehr fri&#x017F;ch und ge&#x017F;und. Weil<lb/>
die Prob&#x017F;tei ein&#x017F;am &#x017F;teht, &#x017F;o i&#x017F;t eine eigene Schreinerei,<lb/>
eine Schmiede, und &#x017F;on&#x017F;t noch einiges Handwerksge&#x017F;chir-<lb/>
re da.</p><lb/>
          <p>Nach Ti&#x017F;che trennte ich mich, gleich au&#x017F;&#x017F;erhalb dem<lb/>
Thore der Prob&#x017F;tei <hi rendition="#fr">Bu&#x0364;rglen,</hi> von meinen lieben Freun-<lb/>
den aus <hi rendition="#fr">Mu&#x0364;llheim,</hi> und ritt u&#x0364;ber <hi rendition="#fr">Sizenkirch,</hi> um im<lb/>
Flecken <hi rendition="#fr">Candern</hi> andre gute Freunde aufzu&#x017F;uchen. Er<lb/>
liegt an einem Wa&#x017F;&#x017F;er, das die <hi rendition="#fr">Cander</hi> heißt, ob aber<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er dem Orte, oder der Ort dem Wa&#x017F;&#x017F;er den Na-<lb/>
men gegeben, i&#x017F;t ungewiß. Da &#x017F;ah ich insbe&#x017F;ondre bei<lb/>
Hrn. Oberfor&#x017F;tmei&#x017F;ter <hi rendition="#fr">von Adelsheim</hi> den &#x017F;cho&#x0364;nen Gar-<lb/>
ten, den er an einem Orte, wo vorher nichts als Wild-<lb/>
nis war, angelegt hat. Ferner &#x017F;eine Voliere von allerlei<lb/>
Land-Wa&#x017F;&#x017F;er- und Bergvo&#x0364;geln, die aus die&#x017F;er Gegend<lb/>
zu&#x017F;ammengebracht, und wobei er &#x017F;chon manche &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Bemerkung gemacht hat, die jetzt nicht hieher geho&#x0364;ren.<lb/>
Man muß die Ge&#x017F;chicklichkeit, den Fleiß, und die patri-<lb/>
oti&#x017F;chen Bemu&#x0364;hungen des Mannes bewundern, der in<lb/>
die&#x017F;er wirklich rauhen Gegend alle Arten von Pen&#x017F;ylvani-<lb/>
&#x017F;chen Weizen, Tulpenba&#x0364;ume, <hi rendition="#aq">Nux Juglans Ameri-<lb/>
cana,</hi> mehrere <hi rendition="#aq">Platanoides-</hi>Arten, <hi rendition="#aq">Rhus Sumack<lb/>
Americ.,</hi> die blu&#x0364;hende Ae&#x017F;che, <hi rendition="#aq">Robinia P&#x017F;eudaca-<lb/>
cia, Cyti&#x017F;us alpinus Bignonia Catalpa etc.</hi> glu&#x0364;ck-<lb/>
lich angebaut und fortgepflanzt hat. Man ko&#x0364;nnte die&#x017F;en<lb/>
Garten beinahe als einen Auszug aus dem <hi rendition="#fr">Carlsruher</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Schloß-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375/0413] Gefaͤlle im Baadiſchen Land. Die Arbeiter auf dem Felde werden mit blechernen Sprachrohren kommandirt. Das Waſſer fuͤr die Probſtei muß vom Berge Blauen, der eine halbe Stunde davon entfernt iſt, hergeleitet wer- den. Jetzt geſchieht die Leitung in eichenen Kanaͤlen, die man hie und da im Boden laufen ſieht. Das Waſ- ſer hat Fall genug, und iſt ſehr friſch und geſund. Weil die Probſtei einſam ſteht, ſo iſt eine eigene Schreinerei, eine Schmiede, und ſonſt noch einiges Handwerksgeſchir- re da. Nach Tiſche trennte ich mich, gleich auſſerhalb dem Thore der Probſtei Buͤrglen, von meinen lieben Freun- den aus Muͤllheim, und ritt uͤber Sizenkirch, um im Flecken Candern andre gute Freunde aufzuſuchen. Er liegt an einem Waſſer, das die Cander heißt, ob aber das Waſſer dem Orte, oder der Ort dem Waſſer den Na- men gegeben, iſt ungewiß. Da ſah ich insbeſondre bei Hrn. Oberforſtmeiſter von Adelsheim den ſchoͤnen Gar- ten, den er an einem Orte, wo vorher nichts als Wild- nis war, angelegt hat. Ferner ſeine Voliere von allerlei Land-Waſſer- und Bergvoͤgeln, die aus dieſer Gegend zuſammengebracht, und wobei er ſchon manche ſchoͤne Bemerkung gemacht hat, die jetzt nicht hieher gehoͤren. Man muß die Geſchicklichkeit, den Fleiß, und die patri- otiſchen Bemuͤhungen des Mannes bewundern, der in dieſer wirklich rauhen Gegend alle Arten von Penſylvani- ſchen Weizen, Tulpenbaͤume, Nux Juglans Ameri- cana, mehrere Platanoides-Arten, Rhus Sumack Americ., die bluͤhende Aeſche, Robinia Pſeudaca- cia, Cytiſus alpinus Bignonia Catalpa etc. gluͤck- lich angebaut und fortgepflanzt hat. Man koͤnnte dieſen Garten beinahe als einen Auszug aus dem Carlsruher Schloß- A a 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/413
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/413>, abgerufen am 22.11.2024.