Ein Franzose, Masson, sing die Uhr an, endigte sie aber nicht. Ein geschickter Baadischer Schlosser in Candern vollendete sie. Der letzte Künstler sitzt aber gegenwärtig im Pforzheimer Zuchthause, weil er seine Kunst misbrauchte, und falsches Geld münzte, das aber bald entdeckt wurde. Im Kreuzgange, und über allen Thüren im obern Stock sind artige Gemälde von Bischöf- fen, Aebten, Probsteien, Prioraten und Pfarreien, die zu St. Blasien gehören. Auch sieht man hier noch ein Gemälde von dem ehemaligen und verbrannten Stift Blasien. In den Zimmern sieht man herrliches Schreiner- werk, das ein Schreiner in Grozingen gemacht hat, be- sonders schön ist ein Büffet aus Masern, oder Holzwur- zeln mit Tannenleisten eingefaßt. Die alabasternen Ti- sche sind aus dem Blasier Gebiet. Schön ist auch die kleine Kirche für den Probst, und für die Leute auf den Meierhöfen, und für die Feldarbeiter. Ich sah hier Ka- chelöfen, die gerade wie Büssets aussehen; die Kacheln sind braun, die Leisten sind gelb, so werden sie in meinem Vaterlande, in Candern, gemacht. Noch schöner aber, als das alles, ist der Saal, der mit vielen kostba- ren Gemalden ganz behängt ist. Besonders merkwürdig ist über dem Eingang ein herrlicher todter Körper. Un- ter andern sieht man hier auch den letztverstorbenen Für- sten von St. Blasien, der gar ein schöner Mann gewe- sen seyn muß. Das Blumengärtchen hat einen magern Boden, doch hatte es schöne Asters, und ziemlich grosse Kürbisse. In der Küche ist ein verschlossener, und für den, der es nicht weiß, ganz unkenntlicher Eingang in den Keller. Hundert und achtzig Saum kan der Probst in einen Keller legen. Seine meisten Weine kommen von Rentweiler am Rhein. Die meiste Frucht ist
Gefälle
Ein Franzoſe, Maſſon, ſing die Uhr an, endigte ſie aber nicht. Ein geſchickter Baadiſcher Schloſſer in Candern vollendete ſie. Der letzte Kuͤnſtler ſitzt aber gegenwaͤrtig im Pforzheimer Zuchthauſe, weil er ſeine Kunſt misbrauchte, und falſches Geld muͤnzte, das aber bald entdeckt wurde. Im Kreuzgange, und uͤber allen Thuͤren im obern Stock ſind artige Gemaͤlde von Biſchoͤf- fen, Aebten, Probſteien, Prioraten und Pfarreien, die zu St. Blaſien gehoͤren. Auch ſieht man hier noch ein Gemaͤlde von dem ehemaligen und verbrannten Stift Blaſien. In den Zimmern ſieht man herrliches Schreiner- werk, das ein Schreiner in Grozingen gemacht hat, be- ſonders ſchoͤn iſt ein Buͤffet aus Maſern, oder Holzwur- zeln mit Tannenleiſten eingefaßt. Die alabaſternen Ti- ſche ſind aus dem Blaſier Gebiet. Schoͤn iſt auch die kleine Kirche fuͤr den Probſt, und fuͤr die Leute auf den Meierhoͤfen, und fuͤr die Feldarbeiter. Ich ſah hier Ka- cheloͤfen, die gerade wie Buͤſſets ausſehen; die Kacheln ſind braun, die Leiſten ſind gelb, ſo werden ſie in meinem Vaterlande, in Candern, gemacht. Noch ſchoͤner aber, als das alles, iſt der Saal, der mit vielen koſtba- ren Gemalden ganz behaͤngt iſt. Beſonders merkwuͤrdig iſt uͤber dem Eingang ein herrlicher todter Koͤrper. Un- ter andern ſieht man hier auch den letztverſtorbenen Fuͤr- ſten von St. Blaſien, der gar ein ſchoͤner Mann gewe- ſen ſeyn muß. Das Blumengaͤrtchen hat einen magern Boden, doch hatte es ſchoͤne Aſters, und ziemlich groſſe Kuͤrbiſſe. In der Kuͤche iſt ein verſchloſſener, und fuͤr den, der es nicht weiß, ganz unkenntlicher Eingang in den Keller. Hundert und achtzig Saum kan der Probſt in einen Keller legen. Seine meiſten Weine kommen von Rentweiler am Rhein. Die meiſte Frucht iſt
Gefaͤlle
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Ein Franzoſe, Maſſon, ſing die Uhr an, endigte ſie
aber nicht. Ein geſchickter Baadiſcher Schloſſer in
Candern vollendete ſie. Der letzte Kuͤnſtler ſitzt aber
gegenwaͤrtig im Pforzheimer Zuchthauſe, weil er ſeine
Kunſt misbrauchte, und falſches Geld muͤnzte, das aber
bald entdeckt wurde. Im Kreuzgange, und uͤber allen
Thuͤren im obern Stock ſind artige Gemaͤlde von Biſchoͤf-
fen, Aebten, Probſteien, Prioraten und Pfarreien, die
zu St. Blaſien gehoͤren. Auch ſieht man hier noch
ein Gemaͤlde von dem ehemaligen und verbrannten Stift
Blaſien. In den Zimmern ſieht man herrliches Schreiner-
werk, das ein Schreiner in Grozingen gemacht hat, be-
ſonders ſchoͤn iſt ein Buͤffet aus Maſern, oder Holzwur-
zeln mit Tannenleiſten eingefaßt. Die alabaſternen Ti-
ſche ſind aus dem Blaſier Gebiet. Schoͤn iſt auch die
kleine Kirche fuͤr den Probſt, und fuͤr die Leute auf den
Meierhoͤfen, und fuͤr die Feldarbeiter. Ich ſah hier Ka-
cheloͤfen, die gerade wie Buͤſſets ausſehen; die Kacheln
ſind braun, die Leiſten ſind gelb, ſo werden ſie in meinem
Vaterlande, in Candern, gemacht. Noch ſchoͤner
aber, als das alles, iſt der Saal, der mit vielen koſtba-
ren Gemalden ganz behaͤngt iſt. Beſonders merkwuͤrdig
iſt uͤber dem Eingang ein herrlicher todter Koͤrper. Un-
ter andern ſieht man hier auch den letztverſtorbenen Fuͤr-
ſten von St. Blaſien, der gar ein ſchoͤner Mann gewe-
ſen ſeyn muß. Das Blumengaͤrtchen hat einen magern
Boden, doch hatte es ſchoͤne Aſters, und ziemlich groſſe
Kuͤrbiſſe. In der Kuͤche iſt ein verſchloſſener, und fuͤr
den, der es nicht weiß, ganz unkenntlicher Eingang in
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von Rentweiler am Rhein. Die meiſte Frucht iſt
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/412>, abgerufen am 22.11.2024.
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