vom Jus Canonicum, die ein Dominikanermönch aus dem sechszehnten Jahrhundert hinterlassen hat. 7) Eine lateinische Bibel, in Paris gedruckt, von Ulrich und Michael Martin. Diese zwei Brüder in Deutschland lies ein Karthäuser nach Paris kommen, dort ward die Bibel im Jahr 1476. gedruckt. 8) Ein Jus Canoni- cum vom Jahr 1474. gedruckt in Reutlingen bei Zeu- ner. 9) Eine alte Bibel, gedruckt ohne Namen, Ort und Jahrzahl. Nur einige Bruchstücke aus der Bibel sind es, und scheinen von den ersten Proben zu seyn, die man in Strasburg verfertigte. 10) Eine ebräische Grammatik von Reuchlin, die jetzt selten geworden ist.
Zu diesen litterarischen Merkwürdigkeiten setzen Sie noch eine natürliche Seltenheit, die ich auf der Bibliothek fand. Es steht hier ein hölzerner Stab, den man von Rom bekommen hat. Das soll das natürliche und wah- re Längenmaas des heil. Benediktus gewesen seyn. Ich maas es mit der Hand, und fand es eilf starke Spannen lang. Noch merkwürdiger aber ist es, daß dieser Mann eine Zwillingsschwester hatte, deren Längemaas ebenfalls hier aufbewahrt wird, und nur um eine halbe Spanne kürzer ist. Wenn die Sache wahr ist, so ist die Erschei- nung von zwei so grossen Kindern in einer Gebährmutter allemal ausserordentlich, wenn auch der Bruder nachher keinen Orden gestiftet hätte.
Im Garten der Abtei, der ungemein niedlich und angenehm ist, fand ich Mirabellenbäume, die in die- sem Jahre auch so viele Früchte getragen hatten, daß man endlich, nachdem man schon lange genug Mirabel- len gegessen hatte, noch zwölf volle Körbe davon dörrte.
Wenn
vom Jus Canonicum, die ein Dominikanermoͤnch aus dem ſechszehnten Jahrhundert hinterlaſſen hat. 7) Eine lateiniſche Bibel, in Paris gedruckt, von Ulrich und Michael Martin. Dieſe zwei Bruͤder in Deutſchland lies ein Karthaͤuſer nach Paris kommen, dort ward die Bibel im Jahr 1476. gedruckt. 8) Ein Jus Canoni- cum vom Jahr 1474. gedruckt in Reutlingen bei Zeu- ner. 9) Eine alte Bibel, gedruckt ohne Namen, Ort und Jahrzahl. Nur einige Bruchſtuͤcke aus der Bibel ſind es, und ſcheinen von den erſten Proben zu ſeyn, die man in Strasburg verfertigte. 10) Eine ebraͤiſche Grammatik von Reuchlin, die jetzt ſelten geworden iſt.
Zu dieſen litterariſchen Merkwuͤrdigkeiten ſetzen Sie noch eine natuͤrliche Seltenheit, die ich auf der Bibliothek fand. Es ſteht hier ein hoͤlzerner Stab, den man von Rom bekommen hat. Das ſoll das natuͤrliche und wah- re Laͤngenmaas des heil. Benediktus geweſen ſeyn. Ich maas es mit der Hand, und fand es eilf ſtarke Spannen lang. Noch merkwuͤrdiger aber iſt es, daß dieſer Mann eine Zwillingsſchweſter hatte, deren Laͤngemaas ebenfalls hier aufbewahrt wird, und nur um eine halbe Spanne kuͤrzer iſt. Wenn die Sache wahr iſt, ſo iſt die Erſchei- nung von zwei ſo groſſen Kindern in einer Gebaͤhrmutter allemal auſſerordentlich, wenn auch der Bruder nachher keinen Orden geſtiftet haͤtte.
Im Garten der Abtei, der ungemein niedlich und angenehm iſt, fand ich Mirabellenbaͤume, die in die- ſem Jahre auch ſo viele Fruͤchte getragen hatten, daß man endlich, nachdem man ſchon lange genug Mirabel- len gegeſſen hatte, noch zwoͤlf volle Koͤrbe davon doͤrrte.
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vom Jus Canonicum, die ein Dominikanermoͤnch aus
dem ſechszehnten Jahrhundert hinterlaſſen hat. 7) Eine
lateiniſche Bibel, in Paris gedruckt, von Ulrich und
Michael Martin. Dieſe zwei Bruͤder in Deutſchland
lies ein Karthaͤuſer nach Paris kommen, dort ward die
Bibel im Jahr 1476. gedruckt. 8) Ein Jus Canoni-
cum vom Jahr 1474. gedruckt in Reutlingen bei Zeu-
ner. 9) Eine alte Bibel, gedruckt ohne Namen,
Ort und Jahrzahl. Nur einige Bruchſtuͤcke aus der
Bibel ſind es, und ſcheinen von den erſten Proben zu
ſeyn, die man in Strasburg verfertigte. 10) Eine
ebraͤiſche Grammatik von Reuchlin, die jetzt ſelten
geworden iſt.
Zu dieſen litterariſchen Merkwuͤrdigkeiten ſetzen Sie
noch eine natuͤrliche Seltenheit, die ich auf der Bibliothek
fand. Es ſteht hier ein hoͤlzerner Stab, den man von
Rom bekommen hat. Das ſoll das natuͤrliche und wah-
re Laͤngenmaas des heil. Benediktus geweſen ſeyn. Ich
maas es mit der Hand, und fand es eilf ſtarke Spannen
lang. Noch merkwuͤrdiger aber iſt es, daß dieſer Mann
eine Zwillingsſchweſter hatte, deren Laͤngemaas ebenfalls
hier aufbewahrt wird, und nur um eine halbe Spanne
kuͤrzer iſt. Wenn die Sache wahr iſt, ſo iſt die Erſchei-
nung von zwei ſo groſſen Kindern in einer Gebaͤhrmutter
allemal auſſerordentlich, wenn auch der Bruder nachher
keinen Orden geſtiftet haͤtte.
Im Garten der Abtei, der ungemein niedlich und
angenehm iſt, fand ich Mirabellenbaͤume, die in die-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/380>, abgerufen am 25.11.2024.
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