ab, und es fällt nicht schlecht aus. Jetzt läßt das Domkapitel für den Thurm auf dem neuen Dom eine Glocke giessen, die zwischen 120-130. Zentner schwer seyn soll. Einige alte Glocken sollen mit eingeschmolzen werden. Der Kern der Glocke ist aus gebrannten Stei- nen gemauert. Daraus entsteht die innre Hölung, oder die Weite, der Umfang der Glocke selber. Darüber kommt ein sogenannter Mantel, oder Ueberzug von Thon, der aber vollkommen austrocknen muß, ehe man die Glocke giessen kan. Die Krone, welche die Glocke be- kommen soll, ist von gelbem Wachs, ebenfalls mit ei- nem Mantel von Thon. In diesen Thon wirft und knetet man kleingestoßne Kohlen, daher sieht er schwarz aus. Im Wachs sind die Namen und die Jahrzahlen, welche die Glocke bekommen soll, eingeschnitten. Nun muß nothwendig beim Uebergiessen der glühenden Ma- terie das Wachs herausschmelzen, und dadurch wird der Aufsatz so wie er seyn soll, nämlich hohl. Aber ein Hauptumstand bei der ganzen Sache ist es, die Dicke der Glocke zu bestimmen. Zu diesem Guß hat man ein eigenes Haus und darin einen grossen Ofen in Speier gebaut. Die Vorbereitungen darzu währen schon seit Ostern, und man rechnet, daß man bereits 3000. Gul- den aufgewendet habe. Der Ofen wird mit Holzkohlen gefeuert. Der Artilleriehauptmann, Hr. Roth von Maynz, hat die Aufsicht und die Besorgung über- nommen.
Sehen Sie, Lieber, das ist das, was ich in Speier gesehen und gehört habe. Vielleicht hätte ich noch mehr erfahren, wenn mich nicht sehr wichtige Briefe, die ich
eben
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ab, und es faͤllt nicht ſchlecht aus. Jetzt laͤßt das Domkapitel fuͤr den Thurm auf dem neuen Dom eine Glocke gieſſen, die zwiſchen 120-130. Zentner ſchwer ſeyn ſoll. Einige alte Glocken ſollen mit eingeſchmolzen werden. Der Kern der Glocke iſt aus gebrannten Stei- nen gemauert. Daraus entſteht die innre Hoͤlung, oder die Weite, der Umfang der Glocke ſelber. Daruͤber kommt ein ſogenannter Mantel, oder Ueberzug von Thon, der aber vollkommen austrocknen muß, ehe man die Glocke gieſſen kan. Die Krone, welche die Glocke be- kommen ſoll, iſt von gelbem Wachs, ebenfalls mit ei- nem Mantel von Thon. In dieſen Thon wirft und knetet man kleingeſtoßne Kohlen, daher ſieht er ſchwarz aus. Im Wachs ſind die Namen und die Jahrzahlen, welche die Glocke bekommen ſoll, eingeſchnitten. Nun muß nothwendig beim Uebergieſſen der gluͤhenden Ma- terie das Wachs herausſchmelzen, und dadurch wird der Aufſatz ſo wie er ſeyn ſoll, naͤmlich hohl. Aber ein Hauptumſtand bei der ganzen Sache iſt es, die Dicke der Glocke zu beſtimmen. Zu dieſem Guß hat man ein eigenes Haus und darin einen groſſen Ofen in Speier gebaut. Die Vorbereitungen darzu waͤhren ſchon ſeit Oſtern, und man rechnet, daß man bereits 3000. Gul- den aufgewendet habe. Der Ofen wird mit Holzkohlen gefeuert. Der Artilleriehauptmann, Hr. Roth von Maynz, hat die Aufſicht und die Beſorgung uͤber- nommen.
Sehen Sie, Lieber, das iſt das, was ich in Speier geſehen und gehoͤrt habe. Vielleicht haͤtte ich noch mehr erfahren, wenn mich nicht ſehr wichtige Briefe, die ich
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ab, und es faͤllt nicht ſchlecht aus. Jetzt laͤßt das
Domkapitel fuͤr den Thurm auf dem neuen Dom eine
Glocke gieſſen, die zwiſchen 120-130. Zentner ſchwer
ſeyn ſoll. Einige alte Glocken ſollen mit eingeſchmolzen
werden. Der Kern der Glocke iſt aus gebrannten Stei-
nen gemauert. Daraus entſteht die innre Hoͤlung, oder
die Weite, der Umfang der Glocke ſelber. Daruͤber
kommt ein ſogenannter Mantel, oder Ueberzug von
Thon, der aber vollkommen austrocknen muß, ehe man
die Glocke gieſſen kan. Die Krone, welche die Glocke be-
kommen ſoll, iſt von gelbem Wachs, ebenfalls mit ei-
nem Mantel von Thon. In dieſen Thon wirft und
knetet man kleingeſtoßne Kohlen, daher ſieht er ſchwarz
aus. Im Wachs ſind die Namen und die Jahrzahlen,
welche die Glocke bekommen ſoll, eingeſchnitten. Nun
muß nothwendig beim Uebergieſſen der gluͤhenden Ma-
terie das Wachs herausſchmelzen, und dadurch wird der
Aufſatz ſo wie er ſeyn ſoll, naͤmlich hohl. Aber ein
Hauptumſtand bei der ganzen Sache iſt es, die Dicke
der Glocke zu beſtimmen. Zu dieſem Guß hat man
ein eigenes Haus und darin einen groſſen Ofen in Speier
gebaut. Die Vorbereitungen darzu waͤhren ſchon ſeit
Oſtern, und man rechnet, daß man bereits 3000. Gul-
den aufgewendet habe. Der Ofen wird mit Holzkohlen
gefeuert. Der Artilleriehauptmann, Hr. Roth von
Maynz, hat die Aufſicht und die Beſorgung uͤber-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/363>, abgerufen am 22.11.2024.
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