kehr bekommen, müssen sie leer zurückgehen. Und wenn auch die Waaren unterhalb Lauffen wieder auf dem Rhein fortgehen, so darf sie doch niemand unter den Rheinfall führen, als ein Schafhäuser Fuhrmann. Daher nennt man diese Stadt den Schlüssel zum ganzen Schweizerischen Handel.
Der Rhein treibt nahe an der Stadt, da wo man nach Lauffen geht, in der Seylerischen Zitzfabrike, die Mange, wo die Zitze und Kattune geglättet werden. Es sind dazu 4. Stangen. Unten werden grosse Brocken Achate eingesetzt. die sie aus Italien erhalten. Man sagte mir, sie könnten keine Mangegläser brauchen, weil sie leicht springen. Diese 4. Stangen können täglich 100. Stücke mangen, wovon jedes 30. Ellen hat. Man sieht hier die vielen schönen bunten, und immer abwechselnden Zitze entstehen, die hernach auf der Zurzacher, Base- ler, Frankfurter Messe in alle Welt gehen. Sie färb- ten mit dem Krapp, den wir hier in Carlsruhe bauen, und den Schweizern verkaufen. Den Glanz giebt man dem Stücke mit weissem Wachs, das aus Italien kommt. -- Es bedarf keiner Erinnerung, daß ich Fa- brikanten angetroffen habe, die in der Auswelt und auf Reisen gelernt haben, den Schweizerstolz mit guter Le- bensart zu vertauschen.
So wie sie ihr Wachs kaufen, so kommt auch alle Seide, die hier zu Tüchern und Strümpfen verarbeitet wird, aus Italien, und zwar bekommen sie dieselbe sehr wohlfeil. Einer sagt es dem andern nach, daß die Maulbeerbäume in der Schweiz nicht fortkämen. Sagt man ihnen nun, daß dies auf Versuche ankäme, daß Triewald diese Bäume in Schweden einheimisch ge-
macht
kehr bekommen, muͤſſen ſie leer zuruͤckgehen. Und wenn auch die Waaren unterhalb Lauffen wieder auf dem Rhein fortgehen, ſo darf ſie doch niemand unter den Rheinfall fuͤhren, als ein Schafhaͤuſer Fuhrmann. Daher nennt man dieſe Stadt den Schluͤſſel zum ganzen Schweizeriſchen Handel.
Der Rhein treibt nahe an der Stadt, da wo man nach Lauffen geht, in der Seyleriſchen Zitzfabrike, die Mange, wo die Zitze und Kattune geglaͤttet werden. Es ſind dazu 4. Stangen. Unten werden groſſe Brocken Achate eingeſetzt. die ſie aus Italien erhalten. Man ſagte mir, ſie koͤnnten keine Mangeglaͤſer brauchen, weil ſie leicht ſpringen. Dieſe 4. Stangen koͤnnen taͤglich 100. Stuͤcke mangen, wovon jedes 30. Ellen hat. Man ſieht hier die vielen ſchoͤnen bunten, und immer abwechſelnden Zitze entſtehen, die hernach auf der Zurzacher, Baſe- ler, Frankfurter Meſſe in alle Welt gehen. Sie faͤrb- ten mit dem Krapp, den wir hier in Carlsruhe bauen, und den Schweizern verkaufen. Den Glanz giebt man dem Stuͤcke mit weiſſem Wachs, das aus Italien kommt. — Es bedarf keiner Erinnerung, daß ich Fa- brikanten angetroffen habe, die in der Auswelt und auf Reiſen gelernt haben, den Schweizerſtolz mit guter Le- bensart zu vertauſchen.
So wie ſie ihr Wachs kaufen, ſo kommt auch alle Seide, die hier zu Tuͤchern und Struͤmpfen verarbeitet wird, aus Italien, und zwar bekommen ſie dieſelbe ſehr wohlfeil. Einer ſagt es dem andern nach, daß die Maulbeerbaͤume in der Schweiz nicht fortkaͤmen. Sagt man ihnen nun, daß dies auf Verſuche ankaͤme, daß Triewald dieſe Baͤume in Schweden einheimiſch ge-
macht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0326"n="288"/>
kehr bekommen, muͤſſen ſie leer zuruͤckgehen. Und wenn<lb/>
auch die Waaren unterhalb <hirendition="#fr">Lauffen</hi> wieder auf dem<lb/><hirendition="#fr">Rhein</hi> fortgehen, ſo darf ſie doch niemand unter den<lb/><hirendition="#fr">Rheinfall</hi> fuͤhren, als ein <hirendition="#fr">Schafhaͤuſer</hi> Fuhrmann.<lb/>
Daher nennt man dieſe Stadt den Schluͤſſel zum ganzen<lb/>
Schweizeriſchen Handel.</p><lb/><p>Der <hirendition="#fr">Rhein</hi> treibt nahe an der Stadt, da wo man<lb/>
nach <hirendition="#fr">Lauffen</hi> geht, in der <hirendition="#fr">Seyleri</hi>ſchen Zitzfabrike, die<lb/><hirendition="#fr">Mange,</hi> wo die Zitze und Kattune geglaͤttet werden.<lb/>
Es ſind dazu 4. Stangen. Unten werden groſſe Brocken<lb/>
Achate eingeſetzt. die ſie aus <hirendition="#fr">Italien</hi> erhalten. Man<lb/>ſagte mir, ſie koͤnnten keine Mangeglaͤſer brauchen, weil<lb/>ſie leicht ſpringen. Dieſe 4. Stangen koͤnnen taͤglich 100.<lb/>
Stuͤcke mangen, wovon jedes 30. Ellen hat. Man ſieht<lb/>
hier die vielen ſchoͤnen bunten, und immer abwechſelnden<lb/>
Zitze entſtehen, die hernach auf der <hirendition="#fr">Zurzacher, Baſe-<lb/>
ler, Frankfurter</hi> Meſſe in alle Welt gehen. Sie faͤrb-<lb/>
ten mit dem Krapp, den wir hier in <hirendition="#fr">Carlsruhe</hi> bauen,<lb/>
und den Schweizern verkaufen. Den Glanz giebt man<lb/>
dem Stuͤcke mit weiſſem <hirendition="#fr">Wachs,</hi> das aus <hirendition="#fr">Italien</hi><lb/>
kommt. — Es bedarf keiner Erinnerung, daß ich Fa-<lb/>
brikanten angetroffen habe, die in der Auswelt und auf<lb/>
Reiſen gelernt haben, den Schweizerſtolz mit guter Le-<lb/>
bensart zu vertauſchen.</p><lb/><p>So wie ſie ihr Wachs kaufen, ſo kommt auch alle<lb/><hirendition="#fr">Seide,</hi> die hier zu Tuͤchern und Struͤmpfen verarbeitet<lb/>
wird, aus <hirendition="#fr">Italien,</hi> und zwar bekommen ſie dieſelbe ſehr<lb/>
wohlfeil. Einer ſagt es dem andern nach, daß die<lb/>
Maulbeerbaͤume in der <hirendition="#fr">Schweiz</hi> nicht fortkaͤmen. Sagt<lb/>
man ihnen nun, daß dies auf Verſuche ankaͤme, daß<lb/><hirendition="#fr">Triewald</hi> dieſe Baͤume in <hirendition="#fr">Schweden</hi> einheimiſch ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">macht</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[288/0326]
kehr bekommen, muͤſſen ſie leer zuruͤckgehen. Und wenn
auch die Waaren unterhalb Lauffen wieder auf dem
Rhein fortgehen, ſo darf ſie doch niemand unter den
Rheinfall fuͤhren, als ein Schafhaͤuſer Fuhrmann.
Daher nennt man dieſe Stadt den Schluͤſſel zum ganzen
Schweizeriſchen Handel.
Der Rhein treibt nahe an der Stadt, da wo man
nach Lauffen geht, in der Seyleriſchen Zitzfabrike, die
Mange, wo die Zitze und Kattune geglaͤttet werden.
Es ſind dazu 4. Stangen. Unten werden groſſe Brocken
Achate eingeſetzt. die ſie aus Italien erhalten. Man
ſagte mir, ſie koͤnnten keine Mangeglaͤſer brauchen, weil
ſie leicht ſpringen. Dieſe 4. Stangen koͤnnen taͤglich 100.
Stuͤcke mangen, wovon jedes 30. Ellen hat. Man ſieht
hier die vielen ſchoͤnen bunten, und immer abwechſelnden
Zitze entſtehen, die hernach auf der Zurzacher, Baſe-
ler, Frankfurter Meſſe in alle Welt gehen. Sie faͤrb-
ten mit dem Krapp, den wir hier in Carlsruhe bauen,
und den Schweizern verkaufen. Den Glanz giebt man
dem Stuͤcke mit weiſſem Wachs, das aus Italien
kommt. — Es bedarf keiner Erinnerung, daß ich Fa-
brikanten angetroffen habe, die in der Auswelt und auf
Reiſen gelernt haben, den Schweizerſtolz mit guter Le-
bensart zu vertauſchen.
So wie ſie ihr Wachs kaufen, ſo kommt auch alle
Seide, die hier zu Tuͤchern und Struͤmpfen verarbeitet
wird, aus Italien, und zwar bekommen ſie dieſelbe ſehr
wohlfeil. Einer ſagt es dem andern nach, daß die
Maulbeerbaͤume in der Schweiz nicht fortkaͤmen. Sagt
man ihnen nun, daß dies auf Verſuche ankaͤme, daß
Triewald dieſe Baͤume in Schweden einheimiſch ge-
macht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/326>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.