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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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kehr bekommen, müssen sie leer zurückgehen. Und wenn
auch die Waaren unterhalb Lauffen wieder auf dem
Rhein fortgehen, so darf sie doch niemand unter den
Rheinfall führen, als ein Schafhäuser Fuhrmann.
Daher nennt man diese Stadt den Schlüssel zum ganzen
Schweizerischen Handel.

Der Rhein treibt nahe an der Stadt, da wo man
nach Lauffen geht, in der Seylerischen Zitzfabrike, die
Mange, wo die Zitze und Kattune geglättet werden.
Es sind dazu 4. Stangen. Unten werden grosse Brocken
Achate eingesetzt. die sie aus Italien erhalten. Man
sagte mir, sie könnten keine Mangegläser brauchen, weil
sie leicht springen. Diese 4. Stangen können täglich 100.
Stücke mangen, wovon jedes 30. Ellen hat. Man sieht
hier die vielen schönen bunten, und immer abwechselnden
Zitze entstehen, die hernach auf der Zurzacher, Base-
ler, Frankfurter
Messe in alle Welt gehen. Sie färb-
ten mit dem Krapp, den wir hier in Carlsruhe bauen,
und den Schweizern verkaufen. Den Glanz giebt man
dem Stücke mit weissem Wachs, das aus Italien
kommt. -- Es bedarf keiner Erinnerung, daß ich Fa-
brikanten angetroffen habe, die in der Auswelt und auf
Reisen gelernt haben, den Schweizerstolz mit guter Le-
bensart zu vertauschen.

So wie sie ihr Wachs kaufen, so kommt auch alle
Seide, die hier zu Tüchern und Strümpfen verarbeitet
wird, aus Italien, und zwar bekommen sie dieselbe sehr
wohlfeil. Einer sagt es dem andern nach, daß die
Maulbeerbäume in der Schweiz nicht fortkämen. Sagt
man ihnen nun, daß dies auf Versuche ankäme, daß
Triewald diese Bäume in Schweden einheimisch ge-

macht

kehr bekommen, muͤſſen ſie leer zuruͤckgehen. Und wenn
auch die Waaren unterhalb Lauffen wieder auf dem
Rhein fortgehen, ſo darf ſie doch niemand unter den
Rheinfall fuͤhren, als ein Schafhaͤuſer Fuhrmann.
Daher nennt man dieſe Stadt den Schluͤſſel zum ganzen
Schweizeriſchen Handel.

Der Rhein treibt nahe an der Stadt, da wo man
nach Lauffen geht, in der Seyleriſchen Zitzfabrike, die
Mange, wo die Zitze und Kattune geglaͤttet werden.
Es ſind dazu 4. Stangen. Unten werden groſſe Brocken
Achate eingeſetzt. die ſie aus Italien erhalten. Man
ſagte mir, ſie koͤnnten keine Mangeglaͤſer brauchen, weil
ſie leicht ſpringen. Dieſe 4. Stangen koͤnnen taͤglich 100.
Stuͤcke mangen, wovon jedes 30. Ellen hat. Man ſieht
hier die vielen ſchoͤnen bunten, und immer abwechſelnden
Zitze entſtehen, die hernach auf der Zurzacher, Baſe-
ler, Frankfurter
Meſſe in alle Welt gehen. Sie faͤrb-
ten mit dem Krapp, den wir hier in Carlsruhe bauen,
und den Schweizern verkaufen. Den Glanz giebt man
dem Stuͤcke mit weiſſem Wachs, das aus Italien
kommt. — Es bedarf keiner Erinnerung, daß ich Fa-
brikanten angetroffen habe, die in der Auswelt und auf
Reiſen gelernt haben, den Schweizerſtolz mit guter Le-
bensart zu vertauſchen.

So wie ſie ihr Wachs kaufen, ſo kommt auch alle
Seide, die hier zu Tuͤchern und Struͤmpfen verarbeitet
wird, aus Italien, und zwar bekommen ſie dieſelbe ſehr
wohlfeil. Einer ſagt es dem andern nach, daß die
Maulbeerbaͤume in der Schweiz nicht fortkaͤmen. Sagt
man ihnen nun, daß dies auf Verſuche ankaͤme, daß
Triewald dieſe Baͤume in Schweden einheimiſch ge-

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[288/0326] kehr bekommen, muͤſſen ſie leer zuruͤckgehen. Und wenn auch die Waaren unterhalb Lauffen wieder auf dem Rhein fortgehen, ſo darf ſie doch niemand unter den Rheinfall fuͤhren, als ein Schafhaͤuſer Fuhrmann. Daher nennt man dieſe Stadt den Schluͤſſel zum ganzen Schweizeriſchen Handel. Der Rhein treibt nahe an der Stadt, da wo man nach Lauffen geht, in der Seyleriſchen Zitzfabrike, die Mange, wo die Zitze und Kattune geglaͤttet werden. Es ſind dazu 4. Stangen. Unten werden groſſe Brocken Achate eingeſetzt. die ſie aus Italien erhalten. Man ſagte mir, ſie koͤnnten keine Mangeglaͤſer brauchen, weil ſie leicht ſpringen. Dieſe 4. Stangen koͤnnen taͤglich 100. Stuͤcke mangen, wovon jedes 30. Ellen hat. Man ſieht hier die vielen ſchoͤnen bunten, und immer abwechſelnden Zitze entſtehen, die hernach auf der Zurzacher, Baſe- ler, Frankfurter Meſſe in alle Welt gehen. Sie faͤrb- ten mit dem Krapp, den wir hier in Carlsruhe bauen, und den Schweizern verkaufen. Den Glanz giebt man dem Stuͤcke mit weiſſem Wachs, das aus Italien kommt. — Es bedarf keiner Erinnerung, daß ich Fa- brikanten angetroffen habe, die in der Auswelt und auf Reiſen gelernt haben, den Schweizerſtolz mit guter Le- bensart zu vertauſchen. So wie ſie ihr Wachs kaufen, ſo kommt auch alle Seide, die hier zu Tuͤchern und Struͤmpfen verarbeitet wird, aus Italien, und zwar bekommen ſie dieſelbe ſehr wohlfeil. Einer ſagt es dem andern nach, daß die Maulbeerbaͤume in der Schweiz nicht fortkaͤmen. Sagt man ihnen nun, daß dies auf Verſuche ankaͤme, daß Triewald dieſe Baͤume in Schweden einheimiſch ge- macht

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/326>, abgerufen am 08.05.2024.