Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

manchen Jahren hat diese Mühle nach Abzug aller Un-
kosten, Bedientenlohn, und Reparaturen 2000 Gulden
abgeworfen. In diesem Jahre, sagt man mir, habe
man schon, nur seit dem Neujahr, 600 Gulden über
den Gewinn hineinbauen müssen. Man kauft dazu Ei-
chen, Tannen, Buchen aus der Schweiz und aus
Schwaben. Die andern Werke, die freilich nicht alle
beständig arbeiten, aber, sobald es nöthig ist, mit leich-
ter Mühe können in Bewegung gesetzt werden, und wo-
von ich die meisten beschäftigt sah, sind: Schleifmühle,
Bleicherwalke, Weisgerberwalke, Rothgerberei, Ge-
würzstampfe, Waschmaschinen etc. Man schleift hier
Eisenwaaren, Aexte, Messer, Beile, Scheermesser,
Degenklingen, Federmesser etc. kurz, alles von der Art
wird aus der Schweiz hieher geschickt. Man hat viele
Scheiben, damit man nach Belieben gleich eine andre
einsetzen kan. Auch die Sandsteine, die man dabei
braucht, kommen aus der Schweiz. In der Bleicher-
walke
wird das Tuch blos gewaschen, es ist keine eigent-
liche Walke, es kommt weder Seife noch Urin dazu.
Sechzehn Stämpfe schlagen in die Löcher. Man kan in
ein Loch vier Stück grobes Tuch, oder Leinwand legen,
wovon jedes hundert Ellen hat. Acht bis zehn Stunden
bleibt das gröbere Zeug darin liegen. Am Rade dieser
Maschine sind hölzerne Kübel angebracht. diese schöpfen
Wasser, dies Wasser fließt in eine messingene Röhre mit
Hahnen, und aus diesen Hahnen fließt immer, so viel
als nöthig ist, Wasser in die Löcher zu. Aber freilich
steht im Winter dieses Werk still. In der Weisger-
berwalke
wäscht man Hosen, Handschuhleder etc. In
der Lohgerberei liefern die Gerber selber die Rinden von
Eichen und Tannen, und lassen sie hier stampfen. Sie

werden

manchen Jahren hat dieſe Muͤhle nach Abzug aller Un-
koſten, Bedientenlohn, und Reparaturen 2000 Gulden
abgeworfen. In dieſem Jahre, ſagt man mir, habe
man ſchon, nur ſeit dem Neujahr, 600 Gulden uͤber
den Gewinn hineinbauen muͤſſen. Man kauft dazu Ei-
chen, Tannen, Buchen aus der Schweiz und aus
Schwaben. Die andern Werke, die freilich nicht alle
beſtaͤndig arbeiten, aber, ſobald es noͤthig iſt, mit leich-
ter Muͤhe koͤnnen in Bewegung geſetzt werden, und wo-
von ich die meiſten beſchaͤftigt ſah, ſind: Schleifmuͤhle,
Bleicherwalke, Weisgerberwalke, Rothgerberei, Ge-
wuͤrzſtampfe, Waſchmaſchinen ꝛc. Man ſchleift hier
Eiſenwaaren, Aexte, Meſſer, Beile, Scheermeſſer,
Degenklingen, Federmeſſer ꝛc. kurz, alles von der Art
wird aus der Schweiz hieher geſchickt. Man hat viele
Scheiben, damit man nach Belieben gleich eine andre
einſetzen kan. Auch die Sandſteine, die man dabei
braucht, kommen aus der Schweiz. In der Bleicher-
walke
wird das Tuch blos gewaſchen, es iſt keine eigent-
liche Walke, es kommt weder Seife noch Urin dazu.
Sechzehn Staͤmpfe ſchlagen in die Loͤcher. Man kan in
ein Loch vier Stuͤck grobes Tuch, oder Leinwand legen,
wovon jedes hundert Ellen hat. Acht bis zehn Stunden
bleibt das groͤbere Zeug darin liegen. Am Rade dieſer
Maſchine ſind hoͤlzerne Kuͤbel angebracht. dieſe ſchoͤpfen
Waſſer, dies Waſſer fließt in eine meſſingene Roͤhre mit
Hahnen, und aus dieſen Hahnen fließt immer, ſo viel
als noͤthig iſt, Waſſer in die Loͤcher zu. Aber freilich
ſteht im Winter dieſes Werk ſtill. In der Weisger-
berwalke
waͤſcht man Hoſen, Handſchuhleder ꝛc. In
der Lohgerberei liefern die Gerber ſelber die Rinden von
Eichen und Tannen, und laſſen ſie hier ſtampfen. Sie

werden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0316" n="278"/>
manchen Jahren hat die&#x017F;e Mu&#x0364;hle nach Abzug aller Un-<lb/>
ko&#x017F;ten, Bedientenlohn, und Reparaturen 2000 Gulden<lb/>
abgeworfen. In die&#x017F;em Jahre, &#x017F;agt man mir, habe<lb/>
man &#x017F;chon, nur &#x017F;eit dem Neujahr, 600 Gulden u&#x0364;ber<lb/>
den Gewinn hineinbauen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Man kauft dazu Ei-<lb/>
chen, Tannen, Buchen aus der <hi rendition="#fr">Schweiz</hi> und aus<lb/><hi rendition="#fr">Schwaben.</hi> Die andern Werke, die freilich nicht alle<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndig arbeiten, aber, &#x017F;obald es no&#x0364;thig i&#x017F;t, mit leich-<lb/>
ter Mu&#x0364;he ko&#x0364;nnen in Bewegung ge&#x017F;etzt werden, und wo-<lb/>
von ich die mei&#x017F;ten be&#x017F;cha&#x0364;ftigt &#x017F;ah, &#x017F;ind: Schleifmu&#x0364;hle,<lb/>
Bleicherwalke, Weisgerberwalke, Rothgerberei, Ge-<lb/>
wu&#x0364;rz&#x017F;tampfe, Wa&#x017F;chma&#x017F;chinen &#xA75B;c. Man <hi rendition="#fr">&#x017F;chleift</hi> hier<lb/>
Ei&#x017F;enwaaren, <hi rendition="#fr">Aexte,</hi> Me&#x017F;&#x017F;er, <hi rendition="#fr">Beile,</hi> Scheerme&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
Degenklingen, Federme&#x017F;&#x017F;er &#xA75B;c. kurz, alles von der Art<lb/>
wird aus der <hi rendition="#fr">Schweiz</hi> hieher ge&#x017F;chickt. Man hat viele<lb/>
Scheiben, damit man nach Belieben gleich eine andre<lb/>
ein&#x017F;etzen kan. Auch die Sand&#x017F;teine, die man dabei<lb/>
braucht, kommen aus der <hi rendition="#fr">Schweiz.</hi> In der <hi rendition="#fr">Bleicher-<lb/>
walke</hi> wird das Tuch blos gewa&#x017F;chen, es i&#x017F;t keine eigent-<lb/>
liche Walke, es kommt weder Seife noch Urin dazu.<lb/>
Sechzehn Sta&#x0364;mpfe &#x017F;chlagen in die Lo&#x0364;cher. Man kan in<lb/>
ein Loch vier Stu&#x0364;ck grobes Tuch, oder Leinwand legen,<lb/>
wovon jedes hundert Ellen hat. Acht bis zehn Stunden<lb/>
bleibt das gro&#x0364;bere Zeug darin liegen. Am Rade die&#x017F;er<lb/>
Ma&#x017F;chine &#x017F;ind ho&#x0364;lzerne Ku&#x0364;bel angebracht. die&#x017F;e &#x017F;cho&#x0364;pfen<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, dies Wa&#x017F;&#x017F;er fließt in eine me&#x017F;&#x017F;ingene Ro&#x0364;hre mit<lb/>
Hahnen, und aus die&#x017F;en Hahnen fließt immer, &#x017F;o viel<lb/>
als no&#x0364;thig i&#x017F;t, Wa&#x017F;&#x017F;er in die Lo&#x0364;cher zu. Aber freilich<lb/>
&#x017F;teht im Winter die&#x017F;es Werk &#x017F;till. In der <hi rendition="#fr">Weisger-<lb/>
berwalke</hi> wa&#x0364;&#x017F;cht man Ho&#x017F;en, Hand&#x017F;chuhleder &#xA75B;c. In<lb/>
der <hi rendition="#fr">Lohgerberei</hi> liefern die Gerber &#x017F;elber die Rinden von<lb/>
Eichen und Tannen, und la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie hier &#x017F;tampfen. Sie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">werden</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0316] manchen Jahren hat dieſe Muͤhle nach Abzug aller Un- koſten, Bedientenlohn, und Reparaturen 2000 Gulden abgeworfen. In dieſem Jahre, ſagt man mir, habe man ſchon, nur ſeit dem Neujahr, 600 Gulden uͤber den Gewinn hineinbauen muͤſſen. Man kauft dazu Ei- chen, Tannen, Buchen aus der Schweiz und aus Schwaben. Die andern Werke, die freilich nicht alle beſtaͤndig arbeiten, aber, ſobald es noͤthig iſt, mit leich- ter Muͤhe koͤnnen in Bewegung geſetzt werden, und wo- von ich die meiſten beſchaͤftigt ſah, ſind: Schleifmuͤhle, Bleicherwalke, Weisgerberwalke, Rothgerberei, Ge- wuͤrzſtampfe, Waſchmaſchinen ꝛc. Man ſchleift hier Eiſenwaaren, Aexte, Meſſer, Beile, Scheermeſſer, Degenklingen, Federmeſſer ꝛc. kurz, alles von der Art wird aus der Schweiz hieher geſchickt. Man hat viele Scheiben, damit man nach Belieben gleich eine andre einſetzen kan. Auch die Sandſteine, die man dabei braucht, kommen aus der Schweiz. In der Bleicher- walke wird das Tuch blos gewaſchen, es iſt keine eigent- liche Walke, es kommt weder Seife noch Urin dazu. Sechzehn Staͤmpfe ſchlagen in die Loͤcher. Man kan in ein Loch vier Stuͤck grobes Tuch, oder Leinwand legen, wovon jedes hundert Ellen hat. Acht bis zehn Stunden bleibt das groͤbere Zeug darin liegen. Am Rade dieſer Maſchine ſind hoͤlzerne Kuͤbel angebracht. dieſe ſchoͤpfen Waſſer, dies Waſſer fließt in eine meſſingene Roͤhre mit Hahnen, und aus dieſen Hahnen fließt immer, ſo viel als noͤthig iſt, Waſſer in die Loͤcher zu. Aber freilich ſteht im Winter dieſes Werk ſtill. In der Weisger- berwalke waͤſcht man Hoſen, Handſchuhleder ꝛc. In der Lohgerberei liefern die Gerber ſelber die Rinden von Eichen und Tannen, und laſſen ſie hier ſtampfen. Sie werden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/316
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/316>, abgerufen am 08.05.2024.