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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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mahle von Menschen, und ist nicht immer der Mensch
das Vorzüglichste in der Schöpfung?

Für die Oekonomie ist in Costanz das Paradeis
oder der Brüel sehenswerth. So heist die Gegend zu-
nächst vor dem Thore, wodurch man auf der Schweizer
Seite nach Gottleben und Schafhausen reiset. Auf
der einen Seite hat man schon den See und den Rhein,
auf der andern die Schweiz, in der Mitte lauft die
Landstrasse. Das Feld ist nun meistens Gartenland;
einige kleine Wiesenplätze liegen darzwischen. Hie und
da stehen die Wohnungen der Gärtner und ihrer Fami-
lien. Zuweilen auch eine kleine Schenke für die Costan-
zer, wenn sie spatzieren gehen. Dann, wenn hier alles
grün ist, sieht es sehr schön und angenehm aus. Ei-
nige Gartenplätze gehen bis in den See hinein. Man
sieht immer Schiffe abgehen, und ankommen. Es ist da-
her der allgemeine Konversationsplatz, und im Sommer
die gewöhnliche Promenade. Die ganze Stadt, ein
grosser Theil der Schweiz, Turgau und Argau erhal-
ten aus diesem Paradies alle mögliche Arten von Garten-
gewächsen. Alle Freitage geht ein grosses wohlbeladenes
Schiff vom Paradiese nach Schafhausen, und alle
Wochen geht ein andres, eben so grosses, und ebenfalls
mit allen Gattungen von Gartenkräutern beladenes Schiff
nach Roschach bei St. Gallen. Nur nach Roschach
verkauft man jährlich von Martini-Tage bis Konradi-
Tag (vom 11 -- 26. Nov.) blos Kappiskraut, woraus
Sauerkraut gemacht wird, für mehr als 5000 Gulden
allein aus dieser Gegend. Und unter dieser Summe ist
noch das Kappiskraut nicht begriffen, was die Gärt-
ner selber, was die Stadt, was Schwaben, Turgan etc.

braucht.
Zweiter Theil. S

mahle von Menſchen, und iſt nicht immer der Menſch
das Vorzuͤglichſte in der Schoͤpfung?

Fuͤr die Oekonomie iſt in Coſtanz das Paradeis
oder der Bruͤel ſehenswerth. So heiſt die Gegend zu-
naͤchſt vor dem Thore, wodurch man auf der Schweizer
Seite nach Gottleben und Schafhauſen reiſet. Auf
der einen Seite hat man ſchon den See und den Rhein,
auf der andern die Schweiz, in der Mitte lauft die
Landſtraſſe. Das Feld iſt nun meiſtens Gartenland;
einige kleine Wieſenplaͤtze liegen darzwiſchen. Hie und
da ſtehen die Wohnungen der Gaͤrtner und ihrer Fami-
lien. Zuweilen auch eine kleine Schenke fuͤr die Coſtan-
zer, wenn ſie ſpatzieren gehen. Dann, wenn hier alles
gruͤn iſt, ſieht es ſehr ſchoͤn und angenehm aus. Ei-
nige Gartenplaͤtze gehen bis in den See hinein. Man
ſieht immer Schiffe abgehen, und ankommen. Es iſt da-
her der allgemeine Konverſationsplatz, und im Sommer
die gewoͤhnliche Promenade. Die ganze Stadt, ein
groſſer Theil der Schweiz, Turgau und Argau erhal-
ten aus dieſem Paradies alle moͤgliche Arten von Garten-
gewaͤchſen. Alle Freitage geht ein groſſes wohlbeladenes
Schiff vom Paradieſe nach Schafhauſen, und alle
Wochen geht ein andres, eben ſo groſſes, und ebenfalls
mit allen Gattungen von Gartenkraͤutern beladenes Schiff
nach Roſchach bei St. Gallen. Nur nach Roſchach
verkauft man jaͤhrlich von Martini-Tage bis Konradi-
Tag (vom 11 — 26. Nov.) blos Kappiskraut, woraus
Sauerkraut gemacht wird, fuͤr mehr als 5000 Gulden
allein aus dieſer Gegend. Und unter dieſer Summe iſt
noch das Kappiskraut nicht begriffen, was die Gaͤrt-
ner ſelber, was die Stadt, was Schwaben, Turgan ꝛc.

braucht.
Zweiter Theil. S
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[273/0311] mahle von Menſchen, und iſt nicht immer der Menſch das Vorzuͤglichſte in der Schoͤpfung? Fuͤr die Oekonomie iſt in Coſtanz das Paradeis oder der Bruͤel ſehenswerth. So heiſt die Gegend zu- naͤchſt vor dem Thore, wodurch man auf der Schweizer Seite nach Gottleben und Schafhauſen reiſet. Auf der einen Seite hat man ſchon den See und den Rhein, auf der andern die Schweiz, in der Mitte lauft die Landſtraſſe. Das Feld iſt nun meiſtens Gartenland; einige kleine Wieſenplaͤtze liegen darzwiſchen. Hie und da ſtehen die Wohnungen der Gaͤrtner und ihrer Fami- lien. Zuweilen auch eine kleine Schenke fuͤr die Coſtan- zer, wenn ſie ſpatzieren gehen. Dann, wenn hier alles gruͤn iſt, ſieht es ſehr ſchoͤn und angenehm aus. Ei- nige Gartenplaͤtze gehen bis in den See hinein. Man ſieht immer Schiffe abgehen, und ankommen. Es iſt da- her der allgemeine Konverſationsplatz, und im Sommer die gewoͤhnliche Promenade. Die ganze Stadt, ein groſſer Theil der Schweiz, Turgau und Argau erhal- ten aus dieſem Paradies alle moͤgliche Arten von Garten- gewaͤchſen. Alle Freitage geht ein groſſes wohlbeladenes Schiff vom Paradieſe nach Schafhauſen, und alle Wochen geht ein andres, eben ſo groſſes, und ebenfalls mit allen Gattungen von Gartenkraͤutern beladenes Schiff nach Roſchach bei St. Gallen. Nur nach Roſchach verkauft man jaͤhrlich von Martini-Tage bis Konradi- Tag (vom 11 — 26. Nov.) blos Kappiskraut, woraus Sauerkraut gemacht wird, fuͤr mehr als 5000 Gulden allein aus dieſer Gegend. Und unter dieſer Summe iſt noch das Kappiskraut nicht begriffen, was die Gaͤrt- ner ſelber, was die Stadt, was Schwaben, Turgan ꝛc. braucht. Zweiter Theil. S

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/311>, abgerufen am 25.11.2024.