Bataillon müssen Tag vor Tag exerziren. Das Regi- ment Prinz von Preussen, wozu der König gar nichts gibt, liegt auch hier.
Drauf war ich in der Garnisonkirche und hörte den Hrn. K. R. Bamberger über Matth. VII. "Es werden nicht alle etc." predigen. Man singt hier aus der kleinen Sammlung: Lieder und Gebete für Soldaten, die hier ohne den geringsten Widerspruch eingeführt wurden, dahingegen Spalding und Teller in Berlin davon an einem Sonntage predigten, und dadurch ein solches Feuer anfachten, daß Spaldings Name an den Galgen ge- schlagen gefunden ward.
Mittags speiste ich beim Hrn. K. R. Bamberger, und Nachmittags gingen wir in den
Garten bei Sansouci. Wir besahen noch das Japanische Haus; die reizende Venus mit dem Amor von Papenhoven, die Kleist*) besang, eine Medize- ische Venus mit dem griechischen Gesicht, eine Kopie von dem berühmten Cavaceppi in Rom, den Tem-
pel
*) In folgenden Versen:
Bezaubernd Vild, des Meissels Meisterstück, Ach! schlüge deine Brust! Ach! wär dein Auge helle! Ein jeder, der dich sieht, wünscht dir Elisens Glück Und sich an Amors Stelle.
Und:
Sieh Papenhovens Meisterstück, der schönen Venus, ins Gesicht! Sieh an den Mund des Marmorbildes! Man sieht die Stimm und hört sie nicht.
Herausgeber.
O 2
Bataillon muͤſſen Tag vor Tag exerziren. Das Regi- ment Prinz von Preuſſen, wozu der Koͤnig gar nichts gibt, liegt auch hier.
Drauf war ich in der Garniſonkirche und hoͤrte den Hrn. K. R. Bamberger uͤber Matth. VII. „Es werden nicht alle ꝛc.“ predigen. Man ſingt hier aus der kleinen Sammlung: Lieder und Gebete fuͤr Soldaten, die hier ohne den geringſten Widerſpruch eingefuͤhrt wurden, dahingegen Spalding und Teller in Berlin davon an einem Sonntage predigten, und dadurch ein ſolches Feuer anfachten, daß Spaldings Name an den Galgen ge- ſchlagen gefunden ward.
Mittags ſpeiſte ich beim Hrn. K. R. Bamberger, und Nachmittags gingen wir in den
Garten bei Sanſouci. Wir beſahen noch das Japaniſche Haus; die reizende Venus mit dem Amor von Papenhoven, die Kleiſt*) beſang, eine Medize- iſche Venus mit dem griechiſchen Geſicht, eine Kopie von dem beruͤhmten Cavaceppi in Rom, den Tem-
pel
*) In folgenden Verſen:
Bezaubernd Vild, des Meiſſels Meiſterſtuͤck, Ach! ſchluͤge deine Bruſt! Ach! waͤr dein Auge helle! Ein jeder, der dich ſieht, wuͤnſcht dir Eliſens Gluͤck Und ſich an Amors Stelle.
Und:
Sieh Papenhovens Meiſterſtuͤck, der ſchoͤnen Venus, ins Geſicht! Sieh an den Mund des Marmorbildes! Man ſieht die Stimm und hoͤrt ſie nicht.
Herausgeber.
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Bataillon muͤſſen Tag vor Tag exerziren. Das Regi-
ment Prinz von Preuſſen, wozu der Koͤnig gar nichts
gibt, liegt auch hier.
Drauf war ich in der Garniſonkirche und hoͤrte den
Hrn. K. R. Bamberger uͤber Matth. VII. „Es werden
nicht alle ꝛc.“ predigen. Man ſingt hier aus der kleinen
Sammlung: Lieder und Gebete fuͤr Soldaten, die
hier ohne den geringſten Widerſpruch eingefuͤhrt wurden,
dahingegen Spalding und Teller in Berlin davon an
einem Sonntage predigten, und dadurch ein ſolches Feuer
anfachten, daß Spaldings Name an den Galgen ge-
ſchlagen gefunden ward.
Mittags ſpeiſte ich beim Hrn. K. R. Bamberger,
und Nachmittags gingen wir in den
Garten bei Sanſouci. Wir beſahen noch das
Japaniſche Haus; die reizende Venus mit dem Amor
von Papenhoven, die Kleiſt *) beſang, eine Medize-
iſche Venus mit dem griechiſchen Geſicht, eine Kopie
von dem beruͤhmten Cavaceppi in Rom, den Tem-
pel
*) In folgenden Verſen:
Bezaubernd Vild, des Meiſſels Meiſterſtuͤck,
Ach! ſchluͤge deine Bruſt! Ach! waͤr dein Auge helle!
Ein jeder, der dich ſieht, wuͤnſcht dir Eliſens Gluͤck
Und ſich an Amors Stelle.
Und:
Sieh Papenhovens Meiſterſtuͤck, der ſchoͤnen Venus, ins
Geſicht!
Sieh an den Mund des Marmorbildes! Man ſieht die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/249>, abgerufen am 24.11.2024.
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