Auf jener Ringmauer liegen drei kleine Stücke, die zwei Pfund Eisen schiessen, und immer geladen sind, damit sie den Ausbruch eines Brandes der umliegenden Gegend gleich verkündigen können. Es steht die Jahrzahl 1579. darauf. Im Zeughause sieht man ganze und halbe Panzer, Kappen, Hemden und Hosen aus kleinen Ket- ten von Drath geflochten, Schwerdter, Standarten, Hellebarden, etc. An den Panzern hängen noch die sammtne Bänder, wodurch der eherne Ueberzug an den Gliedern befestigt, und gelenksam gemacht wurde. Alle diese Panzer sind sehr dick, und man sieht an einem Stü- cke, wie wenig eine Kugel dadurch konnte. Man sieht noch deutlich, daß an den Kürassen der Vornehmern die Schnallen und Knöpfe vergoldet waren. An den Sei- ten liegen noch ganze Haufen von Granaten, grossen und kleinen Kugeln. In der hintern Ecke stehen zwei Lavet- ten zu den grösten Stücken, die aber verschwunden sind. Pulverdürren, Armbrüste, Pfeile, Doppelhacken etc. sind auch noch da. Zwei Marschallsstäbe mit dem gräflichen Wappen und der Jahrszahl 1598. sind noch jetzt sehr schön. Unter diesen Sachen liegen auch die Stücke zu einer Geldmünze, und es sind Stempel zu Dukaten und zu Thalern da. Ferner kan man hier ein Schlos sehen, das sechs massive Vorschläge hat, die alle Ein Schlüssel auf einmal schließt. Oben hängt ein ausgebälgtes Kalb, das vor mehr als zehn Jahren mit zwei Köpfen geboh- ren wurde. Von da kommt man zu Mühlen, die Ein Mann mit Einem Fuß treten kan. Als vor ohngefähr 15. Jahren das Wasser in dieser Gegend selten war, mahl- te man wirklich hier oben auf der Festung. Unter diesen sind auch zwei Roßmühlen, die durch ein gemeinschaftli- Werk in Bewegung gesetzt werden. Neben daran ist
ein
Auf jener Ringmauer liegen drei kleine Stuͤcke, die zwei Pfund Eiſen ſchieſſen, und immer geladen ſind, damit ſie den Ausbruch eines Brandes der umliegenden Gegend gleich verkuͤndigen koͤnnen. Es ſteht die Jahrzahl 1579. darauf. Im Zeughauſe ſieht man ganze und halbe Panzer, Kappen, Hemden und Hoſen aus kleinen Ket- ten von Drath geflochten, Schwerdter, Standarten, Hellebarden, ꝛc. An den Panzern haͤngen noch die ſammtne Baͤnder, wodurch der eherne Ueberzug an den Gliedern befeſtigt, und gelenkſam gemacht wurde. Alle dieſe Panzer ſind ſehr dick, und man ſieht an einem Stuͤ- cke, wie wenig eine Kugel dadurch konnte. Man ſieht noch deutlich, daß an den Kuͤraſſen der Vornehmern die Schnallen und Knoͤpfe vergoldet waren. An den Sei- ten liegen noch ganze Haufen von Granaten, groſſen und kleinen Kugeln. In der hintern Ecke ſtehen zwei Lavet- ten zu den groͤſten Stuͤcken, die aber verſchwunden ſind. Pulverduͤrren, Armbruͤſte, Pfeile, Doppelhacken ꝛc. ſind auch noch da. Zwei Marſchallsſtaͤbe mit dem graͤflichen Wappen und der Jahrszahl 1598. ſind noch jetzt ſehr ſchoͤn. Unter dieſen Sachen liegen auch die Stuͤcke zu einer Geldmuͤnze, und es ſind Stempel zu Dukaten und zu Thalern da. Ferner kan man hier ein Schlos ſehen, das ſechs maſſive Vorſchlaͤge hat, die alle Ein Schluͤſſel auf einmal ſchließt. Oben haͤngt ein ausgebaͤlgtes Kalb, das vor mehr als zehn Jahren mit zwei Koͤpfen geboh- ren wurde. Von da kommt man zu Muͤhlen, die Ein Mann mit Einem Fuß treten kan. Als vor ohngefaͤhr 15. Jahren das Waſſer in dieſer Gegend ſelten war, mahl- te man wirklich hier oben auf der Feſtung. Unter dieſen ſind auch zwei Roßmuͤhlen, die durch ein gemeinſchaftli- Werk in Bewegung geſetzt werden. Neben daran iſt
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Auf jener Ringmauer liegen drei kleine Stuͤcke, die zwei
Pfund Eiſen ſchieſſen, und immer geladen ſind, damit
ſie den Ausbruch eines Brandes der umliegenden Gegend
gleich verkuͤndigen koͤnnen. Es ſteht die Jahrzahl 1579.
darauf. Im Zeughauſe ſieht man ganze und halbe
Panzer, Kappen, Hemden und Hoſen aus kleinen Ket-
ten von Drath geflochten, Schwerdter, Standarten,
Hellebarden, ꝛc. An den Panzern haͤngen noch die
ſammtne Baͤnder, wodurch der eherne Ueberzug an den
Gliedern befeſtigt, und gelenkſam gemacht wurde. Alle
dieſe Panzer ſind ſehr dick, und man ſieht an einem Stuͤ-
cke, wie wenig eine Kugel dadurch konnte. Man ſieht
noch deutlich, daß an den Kuͤraſſen der Vornehmern die
Schnallen und Knoͤpfe vergoldet waren. An den Sei-
ten liegen noch ganze Haufen von Granaten, groſſen und
kleinen Kugeln. In der hintern Ecke ſtehen zwei Lavet-
ten zu den groͤſten Stuͤcken, die aber verſchwunden ſind.
Pulverduͤrren, Armbruͤſte, Pfeile, Doppelhacken ꝛc. ſind
auch noch da. Zwei Marſchallsſtaͤbe mit dem graͤflichen
Wappen und der Jahrszahl 1598. ſind noch jetzt ſehr
ſchoͤn. Unter dieſen Sachen liegen auch die Stuͤcke zu
einer Geldmuͤnze, und es ſind Stempel zu Dukaten und
zu Thalern da. Ferner kan man hier ein Schlos ſehen,
das ſechs maſſive Vorſchlaͤge hat, die alle Ein Schluͤſſel
auf einmal ſchließt. Oben haͤngt ein ausgebaͤlgtes Kalb,
das vor mehr als zehn Jahren mit zwei Koͤpfen geboh-
ren wurde. Von da kommt man zu Muͤhlen, die Ein
Mann mit Einem Fuß treten kan. Als vor ohngefaͤhr
15. Jahren das Waſſer in dieſer Gegend ſelten war, mahl-
te man wirklich hier oben auf der Feſtung. Unter dieſen
ſind auch zwei Roßmuͤhlen, die durch ein gemeinſchaftli-
Werk in Bewegung geſetzt werden. Neben daran iſt
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/293>, abgerufen am 30.11.2024.
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