Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

und man erzählt, daß er einsmahls als ein noch ganz
junger Herr, in Einer Nacht in Wien 40000. Gulden
verspielt habe, und als darauf den andern Tag sein Kam-
merdiener das verspielte Geld habe zusammen zählen müs-
sen, sei der junge Prinz dazu gekommen, sei über die
Menge erschrocken, und habe gestanden, daß er nicht ge-
wust, was 40000. Gulden für eine Summe sei; hätte
dann selbst die richtige Bemerkung gemacht, daß man
damit vielen Menschen hätte helfen können, und seit der
Zeit habe er den Entschlus gefaßt, nicht mehr zu spielen.
Seine Einkünfte sind 100,000. Gulden etc.

Das Städtchen ist klein, aber artig und nahrhaft.
Der Fürst hat den Piaristen ein schönes Kloster gebaut,
mit einem grossen Garten dran. In den Kirchen hängen
Gemälde von Mellingen in Carlsruhe. -- Man sie-
det hier Alaun aus inländischen Steinkohlen.

Den 9ten Sept.

Heute besah ich das

Kupferbergwerk in Fischbach *). Das Was-
ser, das von dem Orte herabkommt, verkündigt schon
durch seine dunkle weisgraue Farbe, daß es in der Ge-
gend zum Schlemmen und Waschen der Erze gebraucht
wird. Es behält diese Farbe über eine halbe Stunde
weit. Fischbach liegt am Fuß eines Bergs, der mehr
breit, als hoch ist. Am Fuß dieses Bergs bricht der
schönste Kalkspat, auch findet man unreifen Quarz. Um

das
*) Dieser Ort gehört zur Grafschaft Wartenberg.
Herausgeber.

und man erzaͤhlt, daß er einsmahls als ein noch ganz
junger Herr, in Einer Nacht in Wien 40000. Gulden
verſpielt habe, und als darauf den andern Tag ſein Kam-
merdiener das verſpielte Geld habe zuſammen zaͤhlen muͤſ-
ſen, ſei der junge Prinz dazu gekommen, ſei uͤber die
Menge erſchrocken, und habe geſtanden, daß er nicht ge-
wuſt, was 40000. Gulden fuͤr eine Summe ſei; haͤtte
dann ſelbſt die richtige Bemerkung gemacht, daß man
damit vielen Menſchen haͤtte helfen koͤnnen, und ſeit der
Zeit habe er den Entſchlus gefaßt, nicht mehr zu ſpielen.
Seine Einkuͤnfte ſind 100,000. Gulden ꝛc.

Das Staͤdtchen iſt klein, aber artig und nahrhaft.
Der Fuͤrſt hat den Piariſten ein ſchoͤnes Kloſter gebaut,
mit einem groſſen Garten dran. In den Kirchen haͤngen
Gemaͤlde von Mellingen in Carlsruhe. — Man ſie-
det hier Alaun aus inlaͤndiſchen Steinkohlen.

Den 9ten Sept.

Heute beſah ich das

Kupferbergwerk in Fiſchbach *). Das Waſ-
ſer, das von dem Orte herabkommt, verkuͤndigt ſchon
durch ſeine dunkle weisgraue Farbe, daß es in der Ge-
gend zum Schlemmen und Waſchen der Erze gebraucht
wird. Es behaͤlt dieſe Farbe uͤber eine halbe Stunde
weit. Fiſchbach liegt am Fuß eines Bergs, der mehr
breit, als hoch iſt. Am Fuß dieſes Bergs bricht der
ſchoͤnſte Kalkſpat, auch findet man unreifen Quarz. Um

das
*) Dieſer Ort gehoͤrt zur Grafſchaft Wartenberg.
Herausgeber.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0650" n="626"/>
und man erza&#x0364;hlt, daß er einsmahls als ein noch ganz<lb/>
junger Herr, in Einer Nacht in <hi rendition="#fr">Wien</hi> 40000. Gulden<lb/>
ver&#x017F;pielt habe, und als darauf den andern Tag &#x017F;ein Kam-<lb/>
merdiener das ver&#x017F;pielte Geld habe zu&#x017F;ammen za&#x0364;hlen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;ei der junge Prinz dazu gekommen, &#x017F;ei u&#x0364;ber die<lb/>
Menge er&#x017F;chrocken, und habe ge&#x017F;tanden, daß er nicht ge-<lb/>
wu&#x017F;t, was 40000. Gulden fu&#x0364;r eine Summe &#x017F;ei; ha&#x0364;tte<lb/>
dann &#x017F;elb&#x017F;t die richtige Bemerkung gemacht, daß man<lb/>
damit vielen Men&#x017F;chen ha&#x0364;tte helfen ko&#x0364;nnen, und &#x017F;eit der<lb/>
Zeit habe er den Ent&#x017F;chlus gefaßt, nicht mehr zu &#x017F;pielen.<lb/>
Seine Einku&#x0364;nfte &#x017F;ind 100,000. Gulden &#xA75B;c.</p><lb/>
            <p>Das Sta&#x0364;dtchen i&#x017F;t klein, aber artig und nahrhaft.<lb/>
Der Fu&#x0364;r&#x017F;t hat den Piari&#x017F;ten ein &#x017F;cho&#x0364;nes Klo&#x017F;ter gebaut,<lb/>
mit einem gro&#x017F;&#x017F;en Garten dran. In den Kirchen ha&#x0364;ngen<lb/>
Gema&#x0364;lde von <hi rendition="#fr">Mellingen</hi> in <hi rendition="#fr">Carlsruhe.</hi> &#x2014; Man &#x017F;ie-<lb/>
det hier <hi rendition="#fr">Alaun</hi> aus inla&#x0364;ndi&#x017F;chen Steinkohlen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Den 9ten Sept.</head><lb/>
            <p>Heute be&#x017F;ah ich das</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Kupferbergwerk</hi> in <hi rendition="#fr">Fi&#x017F;chbach</hi> <note place="foot" n="*)">Die&#x017F;er Ort geho&#x0364;rt zur Graf&#x017F;chaft <hi rendition="#fr">Wartenberg.</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note>. Das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, das von dem Orte herabkommt, verku&#x0364;ndigt &#x017F;chon<lb/>
durch &#x017F;eine dunkle weisgraue Farbe, daß es in der Ge-<lb/>
gend zum Schlemmen und <hi rendition="#fr">Wa&#x017F;chen</hi> der Erze gebraucht<lb/>
wird. Es beha&#x0364;lt die&#x017F;e Farbe u&#x0364;ber eine halbe Stunde<lb/>
weit. <hi rendition="#fr">Fi&#x017F;chbach</hi> liegt am Fuß eines Bergs, der mehr<lb/>
breit, als hoch i&#x017F;t. Am Fuß die&#x017F;es Bergs bricht der<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Kalk&#x017F;pat, auch findet man unreifen Quarz. Um<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[626/0650] und man erzaͤhlt, daß er einsmahls als ein noch ganz junger Herr, in Einer Nacht in Wien 40000. Gulden verſpielt habe, und als darauf den andern Tag ſein Kam- merdiener das verſpielte Geld habe zuſammen zaͤhlen muͤſ- ſen, ſei der junge Prinz dazu gekommen, ſei uͤber die Menge erſchrocken, und habe geſtanden, daß er nicht ge- wuſt, was 40000. Gulden fuͤr eine Summe ſei; haͤtte dann ſelbſt die richtige Bemerkung gemacht, daß man damit vielen Menſchen haͤtte helfen koͤnnen, und ſeit der Zeit habe er den Entſchlus gefaßt, nicht mehr zu ſpielen. Seine Einkuͤnfte ſind 100,000. Gulden ꝛc. Das Staͤdtchen iſt klein, aber artig und nahrhaft. Der Fuͤrſt hat den Piariſten ein ſchoͤnes Kloſter gebaut, mit einem groſſen Garten dran. In den Kirchen haͤngen Gemaͤlde von Mellingen in Carlsruhe. — Man ſie- det hier Alaun aus inlaͤndiſchen Steinkohlen. Den 9ten Sept. Heute beſah ich das Kupferbergwerk in Fiſchbach *). Das Waſ- ſer, das von dem Orte herabkommt, verkuͤndigt ſchon durch ſeine dunkle weisgraue Farbe, daß es in der Ge- gend zum Schlemmen und Waſchen der Erze gebraucht wird. Es behaͤlt dieſe Farbe uͤber eine halbe Stunde weit. Fiſchbach liegt am Fuß eines Bergs, der mehr breit, als hoch iſt. Am Fuß dieſes Bergs bricht der ſchoͤnſte Kalkſpat, auch findet man unreifen Quarz. Um das *) Dieſer Ort gehoͤrt zur Grafſchaft Wartenberg. Herausgeber.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/650
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/650>, abgerufen am 23.11.2024.