tausend Millionen Millionen Sachen, die in Amsterdam beständig verkehrt werden, den Schluß machen.
Seehaven von Amsterdam. Hat man weder diesen noch einen ähnlichen gesehen, so hat man wirklich in dem Fache nichts gesehen. Die ganze obre Hälfte der Buitenkant op de Schipperstraat heist so. Insbe- sondre aber ist oben bei der Brücke der Ort, wo die gros- sen bis auf Mast, Segel und Tauwerke stets fertiglie- gende Kriegsschiffe Reihenweis nebeneinander aufgelegt sind. Einige sind 130, 150, -- 170. Fuß lang. Der Bord ist so hoch, von so schönem braunem Holze, und so fleißig gearbeitet, daß man sie lange vorher sehen kan, wenn man in den Strassen gegen die See gehet. Der Zugang dazu ist mit Balken, die mit spitzigen Nägeln beschlagen sind, mit vielem Holz und mit queerliegenden Schiffen vermacht. Darneben steht ein grosses prächti- ges Magazin voll Tauwerk, Anker, Kanonen etc. Auf der
neuen Stadtherbergsbrücke hat man die schön- ste Uebersicht dieser unzählichen Schiffe. Mitten in der See stehen Häuser auf Pfählen, zu denen man mit dem Schiffe fahren muß. Zwischen den Schiffen durch gehen wiederum lange Gänge auf Pfählen, weit ins Meer hin- ein, und auf jedem sah ich wieder weiter hinauf, oder herunter. Reiche Partikuliers haben auf diesen Gängen kleine Häuschen, andre wieder öffentliche Aubergen hin- gebaut, und man kan wohl schwerlich einen schönern Platz zu einer Pfeife Toback finden, als hier. Am Ufer lie- gen Anker, Schiffsseile, so dick, wie ich am Leibe bin, Kanonen und hunderttausend andre Sachen in unendli- cher Menge. Alle Nationen laufen hier beständig un-
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tauſend Millionen Millionen Sachen, die in Amſterdam beſtaͤndig verkehrt werden, den Schluß machen.
Seehaven von Amſterdam. Hat man weder dieſen noch einen aͤhnlichen geſehen, ſo hat man wirklich in dem Fache nichts geſehen. Die ganze obre Haͤlfte der Buitenkant op de Schipperſtraat heiſt ſo. Insbe- ſondre aber iſt oben bei der Bruͤcke der Ort, wo die groſ- ſen bis auf Maſt, Segel und Tauwerke ſtets fertiglie- gende Kriegsſchiffe Reihenweis nebeneinander aufgelegt ſind. Einige ſind 130, 150, — 170. Fuß lang. Der Bord iſt ſo hoch, von ſo ſchoͤnem braunem Holze, und ſo fleißig gearbeitet, daß man ſie lange vorher ſehen kan, wenn man in den Straſſen gegen die See gehet. Der Zugang dazu iſt mit Balken, die mit ſpitzigen Naͤgeln beſchlagen ſind, mit vielem Holz und mit queerliegenden Schiffen vermacht. Darneben ſteht ein groſſes praͤchti- ges Magazin voll Tauwerk, Anker, Kanonen ꝛc. Auf der
neuen Stadtherbergsbruͤcke hat man die ſchoͤn- ſte Ueberſicht dieſer unzaͤhlichen Schiffe. Mitten in der See ſtehen Haͤuſer auf Pfaͤhlen, zu denen man mit dem Schiffe fahren muß. Zwiſchen den Schiffen durch gehen wiederum lange Gaͤnge auf Pfaͤhlen, weit ins Meer hin- ein, und auf jedem ſah ich wieder weiter hinauf, oder herunter. Reiche Partikuliers haben auf dieſen Gaͤngen kleine Haͤuschen, andre wieder oͤffentliche Aubergen hin- gebaut, und man kan wohl ſchwerlich einen ſchoͤnern Platz zu einer Pfeife Toback finden, als hier. Am Ufer lie- gen Anker, Schiffsſeile, ſo dick, wie ich am Leibe bin, Kanonen und hunderttauſend andre Sachen in unendli- cher Menge. Alle Nationen laufen hier beſtaͤndig un-
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tauſend Millionen Millionen Sachen, die in Amſterdam
beſtaͤndig verkehrt werden, den Schluß machen.
Seehaven von Amſterdam. Hat man weder
dieſen noch einen aͤhnlichen geſehen, ſo hat man wirklich
in dem Fache nichts geſehen. Die ganze obre Haͤlfte der
Buitenkant op de Schipperſtraat heiſt ſo. Insbe-
ſondre aber iſt oben bei der Bruͤcke der Ort, wo die groſ-
ſen bis auf Maſt, Segel und Tauwerke ſtets fertiglie-
gende Kriegsſchiffe Reihenweis nebeneinander aufgelegt
ſind. Einige ſind 130, 150, — 170. Fuß lang. Der
Bord iſt ſo hoch, von ſo ſchoͤnem braunem Holze, und ſo
fleißig gearbeitet, daß man ſie lange vorher ſehen kan,
wenn man in den Straſſen gegen die See gehet. Der
Zugang dazu iſt mit Balken, die mit ſpitzigen Naͤgeln
beſchlagen ſind, mit vielem Holz und mit queerliegenden
Schiffen vermacht. Darneben ſteht ein groſſes praͤchti-
ges Magazin voll Tauwerk, Anker, Kanonen ꝛc. Auf
der
neuen Stadtherbergsbruͤcke hat man die ſchoͤn-
ſte Ueberſicht dieſer unzaͤhlichen Schiffe. Mitten in der
See ſtehen Haͤuſer auf Pfaͤhlen, zu denen man mit dem
Schiffe fahren muß. Zwiſchen den Schiffen durch gehen
wiederum lange Gaͤnge auf Pfaͤhlen, weit ins Meer hin-
ein, und auf jedem ſah ich wieder weiter hinauf, oder
herunter. Reiche Partikuliers haben auf dieſen Gaͤngen
kleine Haͤuschen, andre wieder oͤffentliche Aubergen hin-
gebaut, und man kan wohl ſchwerlich einen ſchoͤnern Platz
zu einer Pfeife Toback finden, als hier. Am Ufer lie-
gen Anker, Schiffsſeile, ſo dick, wie ich am Leibe bin,
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cher Menge. Alle Nationen laufen hier beſtaͤndig un-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/575>, abgerufen am 24.11.2024.
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