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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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ziemlich still, und entfernt vom Gelärm der Stadt, da-
her alles, was lesen oder studiren will, besonders des
Morgens, hineingeht. Sie werden aber nicht eher als
um 7. Uhr geöfnet. Man findet überall eine Menge
Stühle über einander gelehnt, die man für eine Kleinig-
keit haben kan, denn sie sind an gewisse Leute verpachtet.

L'Eglise de St. Sulpice. Ist eine von den grossen
und prächtigen Kirchen. Der Thurm bekömt, -- denn
man baut noch wirklich daran, -- eine sehr beträchtliche
Höhe. Beim Eingang ist eine Menge Säulen von un-
geheurer Dicke.

L'Eglise du Couvent des Moines de la Ab-
baye St. Germain
. Ist klein, war aber heute, als
am Pfingstfest, stark besetzt, weil der Organist, Herr
Miroir spielte, der wirklich der beste Organist in der
Stadt seyn soll. Ich habe ihm mit unendlichen Vergnü-
gen zugehört. Er spielte nur in kurzen Absätzen, weil
der Pfaff die Vesperpsalmen gleich wieder zu brummen
anfing, aber allemahl hörte man den Meister im Spie-
len auf eine andere Art. Die Orgel hat ein vortrefli-
ches Pedal und einen gewaltigen Trompetenbaß. Die
Kirche selber ist, wie alle in Paris, mit Verzierungen
überladen. Das Auge sieht sich müde an den Gemäl-
den, hohen Altären, Kreutzen mit grossen kostbaren
Steinen, Vergoldungen, Einfassungen, Heiligenbil-
dern, Platfonds etc. Die Meßkleider sind kost-
bar. Um den Altar allein standen 20. Wachskerzen,
die alle wie grosse Nuß- oder Hopfenstangen waren, auch
mit so einer angezündet wurden. Ueberhaupt soll der
Aufwand der Wachslichter in Paris ungeheuer seyn.
Man brennt in allen Kirchen, Schauspielen, Opern,

grossen

ziemlich ſtill, und entfernt vom Gelaͤrm der Stadt, da-
her alles, was leſen oder ſtudiren will, beſonders des
Morgens, hineingeht. Sie werden aber nicht eher als
um 7. Uhr geoͤfnet. Man findet uͤberall eine Menge
Stuͤhle uͤber einander gelehnt, die man fuͤr eine Kleinig-
keit haben kan, denn ſie ſind an gewiſſe Leute verpachtet.

L’Egliſe de St. Sulpice. Iſt eine von den groſſen
und praͤchtigen Kirchen. Der Thurm bekoͤmt, — denn
man baut noch wirklich daran, — eine ſehr betraͤchtliche
Hoͤhe. Beim Eingang iſt eine Menge Saͤulen von un-
geheurer Dicke.

L’Egliſe du Couvent des Moines de la Ab-
baye St. Germain
. Iſt klein, war aber heute, als
am Pfingſtfeſt, ſtark beſetzt, weil der Organiſt, Herr
Miroir ſpielte, der wirklich der beſte Organiſt in der
Stadt ſeyn ſoll. Ich habe ihm mit unendlichen Vergnuͤ-
gen zugehoͤrt. Er ſpielte nur in kurzen Abſaͤtzen, weil
der Pfaff die Veſperpſalmen gleich wieder zu brummen
anfing, aber allemahl hoͤrte man den Meiſter im Spie-
len auf eine andere Art. Die Orgel hat ein vortrefli-
ches Pedal und einen gewaltigen Trompetenbaß. Die
Kirche ſelber iſt, wie alle in Paris, mit Verzierungen
uͤberladen. Das Auge ſieht ſich muͤde an den Gemaͤl-
den, hohen Altaͤren, Kreutzen mit groſſen koſtbaren
Steinen, Vergoldungen, Einfaſſungen, Heiligenbil-
dern, Platfonds ꝛc. Die Meßkleider ſind koſt-
bar. Um den Altar allein ſtanden 20. Wachskerzen,
die alle wie groſſe Nuß- oder Hopfenſtangen waren, auch
mit ſo einer angezuͤndet wurden. Ueberhaupt ſoll der
Aufwand der Wachslichter in Paris ungeheuer ſeyn.
Man brennt in allen Kirchen, Schauſpielen, Opern,

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[32/0056] ziemlich ſtill, und entfernt vom Gelaͤrm der Stadt, da- her alles, was leſen oder ſtudiren will, beſonders des Morgens, hineingeht. Sie werden aber nicht eher als um 7. Uhr geoͤfnet. Man findet uͤberall eine Menge Stuͤhle uͤber einander gelehnt, die man fuͤr eine Kleinig- keit haben kan, denn ſie ſind an gewiſſe Leute verpachtet. L’Egliſe de St. Sulpice. Iſt eine von den groſſen und praͤchtigen Kirchen. Der Thurm bekoͤmt, — denn man baut noch wirklich daran, — eine ſehr betraͤchtliche Hoͤhe. Beim Eingang iſt eine Menge Saͤulen von un- geheurer Dicke. L’Egliſe du Couvent des Moines de la Ab- baye St. Germain. Iſt klein, war aber heute, als am Pfingſtfeſt, ſtark beſetzt, weil der Organiſt, Herr Miroir ſpielte, der wirklich der beſte Organiſt in der Stadt ſeyn ſoll. Ich habe ihm mit unendlichen Vergnuͤ- gen zugehoͤrt. Er ſpielte nur in kurzen Abſaͤtzen, weil der Pfaff die Veſperpſalmen gleich wieder zu brummen anfing, aber allemahl hoͤrte man den Meiſter im Spie- len auf eine andere Art. Die Orgel hat ein vortrefli- ches Pedal und einen gewaltigen Trompetenbaß. Die Kirche ſelber iſt, wie alle in Paris, mit Verzierungen uͤberladen. Das Auge ſieht ſich muͤde an den Gemaͤl- den, hohen Altaͤren, Kreutzen mit groſſen koſtbaren Steinen, Vergoldungen, Einfaſſungen, Heiligenbil- dern, Platfonds ꝛc. Die Meßkleider ſind koſt- bar. Um den Altar allein ſtanden 20. Wachskerzen, die alle wie groſſe Nuß- oder Hopfenſtangen waren, auch mit ſo einer angezuͤndet wurden. Ueberhaupt ſoll der Aufwand der Wachslichter in Paris ungeheuer ſeyn. Man brennt in allen Kirchen, Schauſpielen, Opern, groſſen

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/56>, abgerufen am 24.11.2024.