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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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mit Pferden von Wouwermann. Hierin lag die-
ses Künstlers Stärke. Man kan sie auch nicht besser
malen. Ein solches Stück kostet 4500. Gulden. Eine
Menagerie, wo gefüttert wird, von Jan Steen. Si-
meon
im Tempel, von Rembrand. Das Paradies,
worin die beiden ersten Menschen von Rubens, und die
Thiere und Blumen von Breughel, gemahlt sind. Das
Stück kostet 8500. Gulden. Schöner hab' ich's noch
nirgends gesehen. -- Aber doch ein Fehler, Fische lie-
gen auf der Erde. Eine Frau mit einem Kleide von
weissem Atlas, von Netscher. Die Kathedralkirche
von Antwerpen, von P. Neefs. Konnte man auch
in einigen Stunden mehr Schönes sehen?

Die Generalstaatenkammer, wo die Hoogmo-
gende Heeren Staaten der Vereende Nederlan-
den
ihre Vergadering oder Versammlung halten. Das
ganze Haus ist ein Theil vom Hofe, und ist mit grünen
Tapeten ausgeschlagen, die alle mit der Nadel gemacht
seyn sollen. An einigen hat man, wie man sagt, 100.
Jahre gearbeitet. Ausser vielen andern Sessionszim-
mern sieht man oben einen Saal, wo die grosse Versamm-
lung gehalten wird. An den Stühlen steht das Wappen
jeder Provinz. Jeder Stuhl ist mit einer Grille um-
schlossen. Auf der einen Seite sitzen die von Süd- auf
der andern die von Nord-Holland. In der Mitte ist
der Sitz des Prinzen, der noch von König Wilhelm III.
seyn soll. Auf dem Tische vor ihm liegt ein hölzerner
Hammer, mit dem der Statthalter auf den Tisch klopft,
wenn endlich das Debattiren ein Ende nehmen, und der
Schluß gefaßt werden soll. An beiden Wänden sind
Kamine, und in jedem befindet sich eine aus Messing

gegos-

mit Pferden von Wouwermann. Hierin lag die-
ſes Kuͤnſtlers Staͤrke. Man kan ſie auch nicht beſſer
malen. Ein ſolches Stuͤck koſtet 4500. Gulden. Eine
Menagerie, wo gefuͤttert wird, von Jan Steen. Si-
meon
im Tempel, von Rembrand. Das Paradies,
worin die beiden erſten Menſchen von Rubens, und die
Thiere und Blumen von Breughel, gemahlt ſind. Das
Stuͤck koſtet 8500. Gulden. Schoͤner hab’ ich’s noch
nirgends geſehen. — Aber doch ein Fehler, Fiſche lie-
gen auf der Erde. Eine Frau mit einem Kleide von
weiſſem Atlas, von Netſcher. Die Kathedralkirche
von Antwerpen, von P. Neefs. Konnte man auch
in einigen Stunden mehr Schoͤnes ſehen?

Die Generalſtaatenkammer, wo die Hoogmo-
gende Heeren Staaten der Vereende Nederlan-
den
ihre Vergadering oder Verſammlung halten. Das
ganze Haus iſt ein Theil vom Hofe, und iſt mit gruͤnen
Tapeten ausgeſchlagen, die alle mit der Nadel gemacht
ſeyn ſollen. An einigen hat man, wie man ſagt, 100.
Jahre gearbeitet. Auſſer vielen andern Seſſionszim-
mern ſieht man oben einen Saal, wo die groſſe Verſamm-
lung gehalten wird. An den Stuͤhlen ſteht das Wappen
jeder Provinz. Jeder Stuhl iſt mit einer Grille um-
ſchloſſen. Auf der einen Seite ſitzen die von Suͤd- auf
der andern die von Nord-Holland. In der Mitte iſt
der Sitz des Prinzen, der noch von Koͤnig Wilhelm III.
ſeyn ſoll. Auf dem Tiſche vor ihm liegt ein hoͤlzerner
Hammer, mit dem der Statthalter auf den Tiſch klopft,
wenn endlich das Debattiren ein Ende nehmen, und der
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Kamine, und in jedem befindet ſich eine aus Meſſing

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[506/0530] mit Pferden von Wouwermann. Hierin lag die- ſes Kuͤnſtlers Staͤrke. Man kan ſie auch nicht beſſer malen. Ein ſolches Stuͤck koſtet 4500. Gulden. Eine Menagerie, wo gefuͤttert wird, von Jan Steen. Si- meon im Tempel, von Rembrand. Das Paradies, worin die beiden erſten Menſchen von Rubens, und die Thiere und Blumen von Breughel, gemahlt ſind. Das Stuͤck koſtet 8500. Gulden. Schoͤner hab’ ich’s noch nirgends geſehen. — Aber doch ein Fehler, Fiſche lie- gen auf der Erde. Eine Frau mit einem Kleide von weiſſem Atlas, von Netſcher. Die Kathedralkirche von Antwerpen, von P. Neefs. Konnte man auch in einigen Stunden mehr Schoͤnes ſehen? Die Generalſtaatenkammer, wo die Hoogmo- gende Heeren Staaten der Vereende Nederlan- den ihre Vergadering oder Verſammlung halten. Das ganze Haus iſt ein Theil vom Hofe, und iſt mit gruͤnen Tapeten ausgeſchlagen, die alle mit der Nadel gemacht ſeyn ſollen. An einigen hat man, wie man ſagt, 100. Jahre gearbeitet. Auſſer vielen andern Seſſionszim- mern ſieht man oben einen Saal, wo die groſſe Verſamm- lung gehalten wird. An den Stuͤhlen ſteht das Wappen jeder Provinz. Jeder Stuhl iſt mit einer Grille um- ſchloſſen. Auf der einen Seite ſitzen die von Suͤd- auf der andern die von Nord-Holland. In der Mitte iſt der Sitz des Prinzen, der noch von Koͤnig Wilhelm III. ſeyn ſoll. Auf dem Tiſche vor ihm liegt ein hoͤlzerner Hammer, mit dem der Statthalter auf den Tiſch klopft, wenn endlich das Debattiren ein Ende nehmen, und der Schluß gefaßt werden ſoll. An beiden Waͤnden ſind Kamine, und in jedem befindet ſich eine aus Meſſing gegoſ-

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/530>, abgerufen am 10.05.2024.