Der Bach unter dem Gewölbe führt an einen Teich, wo grüne, rothe, gelbe, leichte Fahrzeuge liegen, die Flag- gen sind nur aus schlechter Leinwand. Dann findet man aufgeführte Felsen und Terrassen von Gras, wie die Carlsruher auch sind. Aber das Angenehmste bei die- sen Felsen ist, daß von oben herab das Wasser auf allen Seiten herabfällt; es rauscht, es murmelt aller Orten gar lieblich. Weiter hin sind Sandwege mit kleinen Kinder- stühlen, halbe Häuschen, Bänke etc. Man findet ein Stück Weizenfeld, Kirschbäume, -- Hundeställe sind bei der Mühle etc. kurz eine angenehme, sehr natürliche Mannichfaltigkeit von Sachen. Ist irgend etwas ver- nünftiges in dem Geschmacke der Chineser, so sind es ihre Gärten. Aber freilich gehört ein grosser Platz dazu.
Die Schauckeln in der Isle d'amour sind so sim- pel, und so sicher, daß ich doch noch davon sprechen muß. Die eine ist ein grosser langer Balken, der horizontal auf einem andern viel kleinern liegt, der perpendikulär in der Mitte des dazu bestimmten Platzes aufgerichtet ist. An dem Querbalken ist an jeder Seite ein Sitz mit einer Leh- ne hinten, und einer Brustwehre vorn. Diese Sitze sind mit einem Küssen überzogen. Damit der Queerbal- ken, der in dem gradestehenden eingeschraubt ist, nie zu weit auf einer Seite in die Höhe steigen kan, so ist eine dünne eiserne Queerstange in den Fußbalken eingemacht. Und damit der Balken, auf dem man sitzt, nie zu weit herabsinke, ist auf jeder Seite, da, wo er herabkömmt, ein grosser Stein in den Boden eingeschlagen, auf dem er anstößt. Damit das aber nicht wehe thut, so ist unter jedem Sitz ein schiefherabgehender eiserner Stab durch Schrauben fest. Die andre ist noch besser. Es sind
2. Stan-
Der Bach unter dem Gewoͤlbe fuͤhrt an einen Teich, wo gruͤne, rothe, gelbe, leichte Fahrzeuge liegen, die Flag- gen ſind nur aus ſchlechter Leinwand. Dann findet man aufgefuͤhrte Felſen und Terraſſen von Gras, wie die Carlsruher auch ſind. Aber das Angenehmſte bei die- ſen Felſen iſt, daß von oben herab das Waſſer auf allen Seiten herabfaͤllt; es rauſcht, es murmelt aller Orten gar lieblich. Weiter hin ſind Sandwege mit kleinen Kinder- ſtuͤhlen, halbe Haͤuschen, Baͤnke ꝛc. Man findet ein Stuͤck Weizenfeld, Kirſchbaͤume, — Hundeſtaͤlle ſind bei der Muͤhle ꝛc. kurz eine angenehme, ſehr natuͤrliche Mannichfaltigkeit von Sachen. Iſt irgend etwas ver- nuͤnftiges in dem Geſchmacke der Chineſer, ſo ſind es ihre Gaͤrten. Aber freilich gehoͤrt ein groſſer Platz dazu.
Die Schauckeln in der Isle d’amour ſind ſo ſim- pel, und ſo ſicher, daß ich doch noch davon ſprechen muß. Die eine iſt ein groſſer langer Balken, der horizontal auf einem andern viel kleinern liegt, der perpendikulaͤr in der Mitte des dazu beſtimmten Platzes aufgerichtet iſt. An dem Querbalken iſt an jeder Seite ein Sitz mit einer Leh- ne hinten, und einer Bruſtwehre vorn. Dieſe Sitze ſind mit einem Kuͤſſen uͤberzogen. Damit der Queerbal- ken, der in dem gradeſtehenden eingeſchraubt iſt, nie zu weit auf einer Seite in die Hoͤhe ſteigen kan, ſo iſt eine duͤnne eiſerne Queerſtange in den Fußbalken eingemacht. Und damit der Balken, auf dem man ſitzt, nie zu weit herabſinke, iſt auf jeder Seite, da, wo er herabkoͤmmt, ein groſſer Stein in den Boden eingeſchlagen, auf dem er anſtoͤßt. Damit das aber nicht wehe thut, ſo iſt unter jedem Sitz ein ſchiefherabgehender eiſerner Stab durch Schrauben feſt. Die andre iſt noch beſſer. Es ſind
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Der Bach unter dem Gewoͤlbe fuͤhrt an einen Teich, wo
gruͤne, rothe, gelbe, leichte Fahrzeuge liegen, die Flag-
gen ſind nur aus ſchlechter Leinwand. Dann findet man
aufgefuͤhrte Felſen und Terraſſen von Gras, wie die
Carlsruher auch ſind. Aber das Angenehmſte bei die-
ſen Felſen iſt, daß von oben herab das Waſſer auf allen
Seiten herabfaͤllt; es rauſcht, es murmelt aller Orten gar
lieblich. Weiter hin ſind Sandwege mit kleinen Kinder-
ſtuͤhlen, halbe Haͤuschen, Baͤnke ꝛc. Man findet ein
Stuͤck Weizenfeld, Kirſchbaͤume, — Hundeſtaͤlle ſind
bei der Muͤhle ꝛc. kurz eine angenehme, ſehr natuͤrliche
Mannichfaltigkeit von Sachen. Iſt irgend etwas ver-
nuͤnftiges in dem Geſchmacke der Chineſer, ſo ſind es ihre
Gaͤrten. Aber freilich gehoͤrt ein groſſer Platz dazu.
Die Schauckeln in der Isle d’amour ſind ſo ſim-
pel, und ſo ſicher, daß ich doch noch davon ſprechen muß.
Die eine iſt ein groſſer langer Balken, der horizontal auf
einem andern viel kleinern liegt, der perpendikulaͤr in der
Mitte des dazu beſtimmten Platzes aufgerichtet iſt. An
dem Querbalken iſt an jeder Seite ein Sitz mit einer Leh-
ne hinten, und einer Bruſtwehre vorn. Dieſe Sitze
ſind mit einem Kuͤſſen uͤberzogen. Damit der Queerbal-
ken, der in dem gradeſtehenden eingeſchraubt iſt, nie zu
weit auf einer Seite in die Hoͤhe ſteigen kan, ſo iſt eine
duͤnne eiſerne Queerſtange in den Fußbalken eingemacht.
Und damit der Balken, auf dem man ſitzt, nie zu weit
herabſinke, iſt auf jeder Seite, da, wo er herabkoͤmmt,
ein groſſer Stein in den Boden eingeſchlagen, auf dem er
anſtoͤßt. Damit das aber nicht wehe thut, ſo iſt unter
jedem Sitz ein ſchiefherabgehender eiſerner Stab durch
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/408>, abgerufen am 22.11.2024.
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