Kaiser, streut Weihrauch auf den Altar, der Rauch da- von steigt zu den Wolken empor, in denen die Sonne glänzt. Hinter dem Kaiser kömmt Deutschland als ein Frauenzimmer, mit dem Adler auf dem Kleide, faltet die Hände, und will knien. Vor den Füssen des Kai- sers liegt der Reichsapfel, das Scepter, und die Krone. Hinter dem Frauenzimmer pflügt ein Bauer mit 2. Och- sen auch wieder einmahl. Man sieht die Furchen auf dem Felde, und hinten wächst wieder ein junger Wald auf. Umher steht: Exsolvunt grates Caesar et Impe- rium. -- Im Abschnitte unten liest man: IanI teM- pLo BaDenae In argoVIa CLaVso. In den grossen Buchstaben liegt die Jahrzahl. *). Alles ist schön, nur die Stellung des Kaisers ist etwas steif, und wunderbar.
In Versailles hat man noch mehr Gelegenheit, die Societes brillantes, und zugleich den Geist der Na- tion kennen zu lernen, und es ist wahr, was in den Let- tres de Milady Catesby steht, Lettr. XII. Ils se cherchent sans s'aimer, se voyent sans se plaire, et se perdent dans la foule sans se regretter. Quels liens, et quels amis pour moi!! --
L'Eglise de St. Louis, Rue Satory. Ganz neu von Louis XV. erbaut. Ihre gröste Pracht sind die Gemälde, unter denen mir am besten gefielen. 1) La
Descente
*)
M. -- 1000. D. -- 500. CLL. -- 200. VV. -- 10. IIII. -- 4.1714.
X
Kaiſer, ſtreut Weihrauch auf den Altar, der Rauch da- von ſteigt zu den Wolken empor, in denen die Sonne glaͤnzt. Hinter dem Kaiſer koͤmmt Deutſchland als ein Frauenzimmer, mit dem Adler auf dem Kleide, faltet die Haͤnde, und will knien. Vor den Fuͤſſen des Kai- ſers liegt der Reichsapfel, das Scepter, und die Krone. Hinter dem Frauenzimmer pfluͤgt ein Bauer mit 2. Och- ſen auch wieder einmahl. Man ſieht die Furchen auf dem Felde, und hinten waͤchſt wieder ein junger Wald auf. Umher ſteht: Exſolvunt grates Caeſar et Impe- rium. — Im Abſchnitte unten lieſt man: IanI teM- pLo BaDenæ In argoVIa CLaVſo. In den groſſen Buchſtaben liegt die Jahrzahl. *). Alles iſt ſchoͤn, nur die Stellung des Kaiſers iſt etwas ſteif, und wunderbar.
In Verſailles hat man noch mehr Gelegenheit, die Societés brillantes, und zugleich den Geiſt der Na- tion kennen zu lernen, und es iſt wahr, was in den Let- tres de Milady Catesby ſteht, Lettr. XII. Ils ſe cherchent ſans s’aimer, ſe voyent ſans ſe plaire, et ſe perdent dans la foule ſans ſe regretter. Quels liens, et quels amis pour moi!! —
L’Egliſe de St. Louis, Rue Satory. Ganz neu von Louis XV. erbaut. Ihre groͤſte Pracht ſind die Gemaͤlde, unter denen mir am beſten gefielen. 1) La
Deſcente
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M. — 1000. D. — 500. CLL. — 200. VV. — 10. IIII. — 4.1714.
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Kaiſer, ſtreut Weihrauch auf den Altar, der Rauch da-
von ſteigt zu den Wolken empor, in denen die Sonne
glaͤnzt. Hinter dem Kaiſer koͤmmt Deutſchland als
ein Frauenzimmer, mit dem Adler auf dem Kleide, faltet
die Haͤnde, und will knien. Vor den Fuͤſſen des Kai-
ſers liegt der Reichsapfel, das Scepter, und die Krone.
Hinter dem Frauenzimmer pfluͤgt ein Bauer mit 2. Och-
ſen auch wieder einmahl. Man ſieht die Furchen auf
dem Felde, und hinten waͤchſt wieder ein junger Wald auf.
Umher ſteht: Exſolvunt grates Caeſar et Impe-
rium. — Im Abſchnitte unten lieſt man: IanI teM-
pLo BaDenæ In argoVIa CLaVſo. In den
groſſen Buchſtaben liegt die Jahrzahl. *). Alles iſt
ſchoͤn, nur die Stellung des Kaiſers iſt etwas ſteif, und
wunderbar.
In Verſailles hat man noch mehr Gelegenheit, die
Societés brillantes, und zugleich den Geiſt der Na-
tion kennen zu lernen, und es iſt wahr, was in den Let-
tres de Milady Catesby ſteht, Lettr. XII. Ils ſe
cherchent ſans s’aimer, ſe voyent ſans ſe plaire,
et ſe perdent dans la foule ſans ſe regretter.
Quels liens, et quels amis pour moi!! —
L’Egliſe de St. Louis, Rue Satory. Ganz neu
von Louis XV. erbaut. Ihre groͤſte Pracht ſind die
Gemaͤlde, unter denen mir am beſten gefielen. 1) La
Deſcente
*) M. — 1000.
D. — 500.
CLL. — 200.
VV. — 10.
IIII. — 4.1714.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/345>, abgerufen am 25.11.2024.
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