In grossen Häusern findet man hier schönes weisses Salz, wie bei uns. Es ist aber das nemliche grobe schmutzige, das man sonst in ganz Frankreich und in Patis überall hat. Die Köchin läßt es nur noch ein- mahl im Wasser zergehen, gießt das schmutzige Wasser ab, reinigt drauf das Salz, wäscht es, und läßt es nach- her wieder krystallisiren. Ein Abgang muß freilich da- bei seyn.
Von einem Kavalier hab' ich hier eine sparsame Art zu soupiren gelernt. Alles, was er nimmt, ist ein Glas Wasser, darin läßt er ein grosses Stück Zucker zergehen und dann tütscht ers mit Weisbrod aus -- et voila tout. --
Auf die Krönung des jetzigen Königs hat man eine silberne Münze geprägt, 9. Liver werth. Auf der einen Seite ist sein Bild mit der Krone auf dem Kopf, und auf der Kehrseite ein Altar; vor dem kniet der Kö- nig, ein Genius salbt ihn, nebendran sind Wolken und die Sonne über dem Salbölfläschchen. Neben dem Al- tar ist ein Küssen, auf dem Krone und Scepter liegt. Die Aufschriften sind: Ludov. XVI. R. Christ. und auf der andern Deo Consecratori oben, und unten: Unctio Regia Remis. XI. Jun. 1775. in römischen Zahlen. In eben der Sammlung, wo ich diese Me- daille sah, fand ich auch eine andre auf den Badener Frieden, in Silber, die wohl ausgedacht ist, dick und schwer. Die Stadt Baden steht auf der einen Seite, oben hält ein Genius ihr Wappen, unten fliest das Was- ser, Mars sitzt dabei, und wäscht seinen Degen, mit der Umschrift: Hos tandem ad thermas, fessus Mars abluit ensem. Auf der Kehrseite steht der
Kaiser,
In groſſen Haͤuſern findet man hier ſchoͤnes weiſſes Salz, wie bei uns. Es iſt aber das nemliche grobe ſchmutzige, das man ſonſt in ganz Frankreich und in Patis uͤberall hat. Die Koͤchin laͤßt es nur noch ein- mahl im Waſſer zergehen, gießt das ſchmutzige Waſſer ab, reinigt drauf das Salz, waͤſcht es, und laͤßt es nach- her wieder kryſtalliſiren. Ein Abgang muß freilich da- bei ſeyn.
Von einem Kavalier hab’ ich hier eine ſparſame Art zu ſoupiren gelernt. Alles, was er nimmt, iſt ein Glas Waſſer, darin laͤßt er ein groſſes Stuͤck Zucker zergehen und dann tuͤtſcht ers mit Weisbrod aus — et voilà tout. —
Auf die Kroͤnung des jetzigen Koͤnigs hat man eine ſilberne Muͤnze gepraͤgt, 9. Liver werth. Auf der einen Seite iſt ſein Bild mit der Krone auf dem Kopf, und auf der Kehrſeite ein Altar; vor dem kniet der Koͤ- nig, ein Genius ſalbt ihn, nebendran ſind Wolken und die Sonne uͤber dem Salboͤlflaͤſchchen. Neben dem Al- tar iſt ein Kuͤſſen, auf dem Krone und Scepter liegt. Die Aufſchriften ſind: Ludov. XVI. R. Chriſt. und auf der andern Deo Conſecratori oben, und unten: Unctio Regia Remis. XI. Jun. 1775. in roͤmiſchen Zahlen. In eben der Sammlung, wo ich dieſe Me- daille ſah, fand ich auch eine andre auf den Badener Frieden, in Silber, die wohl ausgedacht iſt, dick und ſchwer. Die Stadt Baden ſteht auf der einen Seite, oben haͤlt ein Genius ihr Wappen, unten flieſt das Waſ- ſer, Mars ſitzt dabei, und waͤſcht ſeinen Degen, mit der Umſchrift: Hos tandem ad thermas, feſſus Mars abluit enſem. Auf der Kehrſeite ſteht der
Kaiſer,
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In groſſen Haͤuſern findet man hier ſchoͤnes weiſſes
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Patis uͤberall hat. Die Koͤchin laͤßt es nur noch ein-
mahl im Waſſer zergehen, gießt das ſchmutzige Waſſer
ab, reinigt drauf das Salz, waͤſcht es, und laͤßt es nach-
her wieder kryſtalliſiren. Ein Abgang muß freilich da-
bei ſeyn.
Von einem Kavalier hab’ ich hier eine ſparſame
Art zu ſoupiren gelernt. Alles, was er nimmt, iſt
ein Glas Waſſer, darin laͤßt er ein groſſes Stuͤck Zucker
zergehen und dann tuͤtſcht ers mit Weisbrod aus — et
voilà tout. —
Auf die Kroͤnung des jetzigen Koͤnigs hat man
eine ſilberne Muͤnze gepraͤgt, 9. Liver werth. Auf der
einen Seite iſt ſein Bild mit der Krone auf dem Kopf,
und auf der Kehrſeite ein Altar; vor dem kniet der Koͤ-
nig, ein Genius ſalbt ihn, nebendran ſind Wolken und
die Sonne uͤber dem Salboͤlflaͤſchchen. Neben dem Al-
tar iſt ein Kuͤſſen, auf dem Krone und Scepter liegt.
Die Aufſchriften ſind: Ludov. XVI. R. Chriſt. und
auf der andern Deo Conſecratori oben, und unten:
Unctio Regia Remis. XI. Jun. 1775. in roͤmiſchen
Zahlen. In eben der Sammlung, wo ich dieſe Me-
daille ſah, fand ich auch eine andre auf den Badener
Frieden, in Silber, die wohl ausgedacht iſt, dick und
ſchwer. Die Stadt Baden ſteht auf der einen Seite,
oben haͤlt ein Genius ihr Wappen, unten flieſt das Waſ-
ſer, Mars ſitzt dabei, und waͤſcht ſeinen Degen, mit
der Umſchrift: Hos tandem ad thermas, feſſus
Mars abluit enſem. Auf der Kehrſeite ſteht der
Kaiſer,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/344>, abgerufen am 25.11.2024.
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