von le Brun gemahlt; es sind die Kriege von Loueis XIV. Aber, beschreib's einer, wenn er kan! Sehen muß man's, und dann steht man da, staunt, und kann nimmer weg- kommen. Die im Palais Royal in Paris ist ge- wis schön, aber es ist nichts gegen das! Unten stehen al- te Säulen aus weissem Marmor. Ueberall erblickt man Marmorsäulen, die so fein in ihrer erstaunenden Höhe zu- sammengesetzt sind, daß man sie leicht für Ein Stück hal- ten könnte. Wenn diese Gallerie bei den Hoffesten illu- minirt wird, so soll die Pracht unbeschreiblich seyn. 3) Ein Gemälde von Vandyck, das König Karl den 1ten aus Engelland vorstellt. Man hält es für das Mei- sterstück dieses Künstlers, und schätzt es 30000. kleine Tha- ler werth. Der König steigt vom Pferde, ein Bauer hält es. Er sieht ehrlich gutdenkend aus, hat das Haar hinten hinabfliegend wie Bauern, einen runden Hut ohne Krempen, einen schlechten Rock, ein Wämschen etc. aber alles ist unbeschreiblich schön. 4) Eine Stockuhr, die ein Meisterstück der Mechanik ist. Man kan das Rä- derwerk auf beiden Seiten durchs Glas sehen. Sie ist von Morand gemacht. Die Stunden schlagen Män- ner mit einem Stabe. Es ist ein Glockenspiel daran, und, wenn das gespielt hat -- ich hörte es um 1. Uhr; -- so springen oben kleine Thüren auf, und man sieht eine Statüe von Louis XIV. heraustreten, wie er a la Place Victoire ist, und nachher geht die Statüe wieder zurück, und die Thürchen verschliessen sich wieder 5) Ein Portrait von Louis XV. von Rigaud. 6) Eins von seiner Gemalin, Stanislai Tochter von Vanloo. Es sind 20000. Gemälde hier. Man hat sie in grossen Sä- len hintereinander wie Bücher aufgestellt, weil man nicht Platz hat, sie alle aufzuhängen. Die in den Zim-
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von le Brun gemahlt; es ſind die Kriege von Louîs XIV. Aber, beſchreib’s einer, wenn er kan! Sehen muß man’s, und dann ſteht man da, ſtaunt, und kann nimmer weg- kommen. Die im Palais Royal in Paris iſt ge- wis ſchoͤn, aber es iſt nichts gegen das! Unten ſtehen al- te Saͤulen aus weiſſem Marmor. Ueberall erblickt man Marmorſaͤulen, die ſo fein in ihrer erſtaunenden Hoͤhe zu- ſammengeſetzt ſind, daß man ſie leicht fuͤr Ein Stuͤck hal- ten koͤnnte. Wenn dieſe Gallerie bei den Hoffeſten illu- minirt wird, ſo ſoll die Pracht unbeſchreiblich ſeyn. 3) Ein Gemaͤlde von Vandyck, das Koͤnig Karl den 1ten aus Engelland vorſtellt. Man haͤlt es fuͤr das Mei- ſterſtuͤck dieſes Kuͤnſtlers, und ſchaͤtzt es 30000. kleine Tha- ler werth. Der Koͤnig ſteigt vom Pferde, ein Bauer haͤlt es. Er ſieht ehrlich gutdenkend aus, hat das Haar hinten hinabfliegend wie Bauern, einen runden Hut ohne Krempen, einen ſchlechten Rock, ein Waͤmschen ꝛc. aber alles iſt unbeſchreiblich ſchoͤn. 4) Eine Stockuhr, die ein Meiſterſtuͤck der Mechanik iſt. Man kan das Raͤ- derwerk auf beiden Seiten durchs Glas ſehen. Sie iſt von Morand gemacht. Die Stunden ſchlagen Maͤn- ner mit einem Stabe. Es iſt ein Glockenſpiel daran, und, wenn das geſpielt hat — ich hoͤrte es um 1. Uhr; — ſo ſpringen oben kleine Thuͤren auf, und man ſieht eine Statuͤe von Louis XIV. heraustreten, wie er à la Place Victoire iſt, und nachher geht die Statuͤe wieder zuruͤck, und die Thuͤrchen verſchlieſſen ſich wieder 5) Ein Portrait von Louis XV. von Rigaud. 6) Eins von ſeiner Gemalin, Stanislai Tochter von Vanloo. Es ſind 20000. Gemaͤlde hier. Man hat ſie in groſſen Saͤ- len hintereinander wie Buͤcher aufgeſtellt, weil man nicht Platz hat, ſie alle aufzuhaͤngen. Die in den Zim-
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von le Brun gemahlt; es ſind die Kriege von Louîs XIV.
Aber, beſchreib’s einer, wenn er kan! Sehen muß man’s,
und dann ſteht man da, ſtaunt, und kann nimmer weg-
kommen. Die im Palais Royal in Paris iſt ge-
wis ſchoͤn, aber es iſt nichts gegen das! Unten ſtehen al-
te Saͤulen aus weiſſem Marmor. Ueberall erblickt man
Marmorſaͤulen, die ſo fein in ihrer erſtaunenden Hoͤhe zu-
ſammengeſetzt ſind, daß man ſie leicht fuͤr Ein Stuͤck hal-
ten koͤnnte. Wenn dieſe Gallerie bei den Hoffeſten illu-
minirt wird, ſo ſoll die Pracht unbeſchreiblich ſeyn. 3)
Ein Gemaͤlde von Vandyck, das Koͤnig Karl den 1ten
aus Engelland vorſtellt. Man haͤlt es fuͤr das Mei-
ſterſtuͤck dieſes Kuͤnſtlers, und ſchaͤtzt es 30000. kleine Tha-
ler werth. Der Koͤnig ſteigt vom Pferde, ein Bauer
haͤlt es. Er ſieht ehrlich gutdenkend aus, hat das Haar
hinten hinabfliegend wie Bauern, einen runden Hut ohne
Krempen, einen ſchlechten Rock, ein Waͤmschen ꝛc. aber
alles iſt unbeſchreiblich ſchoͤn. 4) Eine Stockuhr, die
ein Meiſterſtuͤck der Mechanik iſt. Man kan das Raͤ-
derwerk auf beiden Seiten durchs Glas ſehen. Sie iſt
von Morand gemacht. Die Stunden ſchlagen Maͤn-
ner mit einem Stabe. Es iſt ein Glockenſpiel daran,
und, wenn das geſpielt hat — ich hoͤrte es um 1. Uhr;
— ſo ſpringen oben kleine Thuͤren auf, und man ſieht
eine Statuͤe von Louis XIV. heraustreten, wie er à la
Place Victoire iſt, und nachher geht die Statuͤe wieder
zuruͤck, und die Thuͤrchen verſchlieſſen ſich wieder 5) Ein
Portrait von Louis XV. von Rigaud. 6) Eins von
ſeiner Gemalin, Stanislai Tochter von Vanloo. Es
ſind 20000. Gemaͤlde hier. Man hat ſie in groſſen Saͤ-
len hintereinander wie Buͤcher aufgeſtellt, weil man
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/317>, abgerufen am 25.11.2024.
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