gendes: 1) Eine Seeschildkröte lag aufm Boden; sie war ganz schwarz, so gros wie ein junges Kalb, das auf dem Boden liegt. D'Aubenton sagte mir, sie wäre eine grosse Seltenheit, weil sie im Kanal gefangen wor- den wäre. Sie war nicht stark verwahrt, man konte mit dem Finger den Rückenschild hinab biegen, es waren auch schon viele Spalten und Risse darin. Man sieht dem Thier das dumme träge Wesen an, es ist wie ein Klotz. Wie weit ists von da bis zur kleinsten Bücher- laus, die in einer halben Minute mit dem kleinsten Kör- per über einen ganzen Bogen Papier hinläust. So man- nichfaltig ist die Natur, so verändert sie ihre Werke, und überall ist doch Vollkommenheit; -- alles ist gut! 2) Ein Paar Hüftbeine vom alten Elephanten; ich konnte keins aufheben, es war wie ein Stummel von ei- nem Baume, und so schwer wie ein Stein. 3) Ein Skelet von einem jungen Elephanten, der in der Menagerie von Versailles war; den Rüssel hat man von Leder daran gemacht, daß er kenntlich ist, das Co- lon hängt noch nicht. 4) Ein Kopf von einem Hip- popotamus; der gröste Kürbis bei uns ist vielleicht so fast das Maas davon. 5) Ein Tapir, wie ein grosses Schwein; die Haut war noch darüber, mit wenigen Haa- ren darauf; es hat aber höhere Füsse als unsre Schweine. 6) Ein Kopf vomSus Babyrussa. So viel ich sehe, so viel Verschiedenheit! An diesem gingen nun die obern Zähne wieder nicht ans Os frontis, sie standen über einen Zoll davon ab. 7) Ein Maul vom Kachelot; nemlich die beiden Kinnladen, darin noch die meisten Zähne standen. So lang wie ich, waren sie gewis, wo nicht länger. 8) Bois d'Elan, wie Schaufeln so platt, eine Menge andrer Hörner etc.
Hierauf
Q 3
gendes: 1) Eine Seeſchildkroͤte lag aufm Boden; ſie war ganz ſchwarz, ſo gros wie ein junges Kalb, das auf dem Boden liegt. D’Aubenton ſagte mir, ſie waͤre eine groſſe Seltenheit, weil ſie im Kanal gefangen wor- den waͤre. Sie war nicht ſtark verwahrt, man konte mit dem Finger den Ruͤckenſchild hinab biegen, es waren auch ſchon viele Spalten und Riſſe darin. Man ſieht dem Thier das dumme traͤge Weſen an, es iſt wie ein Klotz. Wie weit iſts von da bis zur kleinſten Buͤcher- laus, die in einer halben Minute mit dem kleinſten Koͤr- per uͤber einen ganzen Bogen Papier hinlaͤuſt. So man- nichfaltig iſt die Natur, ſo veraͤndert ſie ihre Werke, und uͤberall iſt doch Vollkommenheit; — alles iſt gut! 2) Ein Paar Huͤftbeine vom alten Elephanten; ich konnte keins aufheben, es war wie ein Stummel von ei- nem Baume, und ſo ſchwer wie ein Stein. 3) Ein Skelet von einem jungen Elephanten, der in der Menagerie von Verſailles war; den Ruͤſſel hat man von Leder daran gemacht, daß er kenntlich iſt, das Co- lon haͤngt noch nicht. 4) Ein Kopf von einem Hip- popotamus; der groͤſte Kuͤrbis bei uns iſt vielleicht ſo faſt das Maas davon. 5) Ein Tapir, wie ein groſſes Schwein; die Haut war noch daruͤber, mit wenigen Haa- ren darauf; es hat aber hoͤhere Fuͤſſe als unſre Schweine. 6) Ein Kopf vomSus Babyruſſa. So viel ich ſehe, ſo viel Verſchiedenheit! An dieſem gingen nun die obern Zaͤhne wieder nicht ans Os frontis, ſie ſtanden uͤber einen Zoll davon ab. 7) Ein Maul vom Kachelot; nemlich die beiden Kinnladen, darin noch die meiſten Zaͤhne ſtanden. So lang wie ich, waren ſie gewis, wo nicht laͤnger. 8) Bois d’Elan, wie Schaufeln ſo platt, eine Menge andrer Hoͤrner ꝛc.
Hierauf
Q 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0269"n="245"/>
gendes: 1) Eine <hirendition="#fr">Seeſchildkroͤte</hi> lag aufm Boden; ſie<lb/>
war ganz ſchwarz, ſo gros wie ein junges Kalb, das auf<lb/>
dem Boden liegt. <hirendition="#fr">D’Aubenton</hi>ſagte mir, ſie waͤre<lb/>
eine groſſe Seltenheit, weil ſie im Kanal gefangen wor-<lb/>
den waͤre. Sie war nicht ſtark verwahrt, man konte<lb/>
mit dem Finger den Ruͤckenſchild hinab biegen, es waren<lb/>
auch ſchon viele Spalten und Riſſe darin. Man ſieht<lb/>
dem Thier das dumme traͤge Weſen an, es iſt wie ein<lb/>
Klotz. Wie weit iſts von da bis zur kleinſten Buͤcher-<lb/>
laus, die in einer halben Minute mit dem kleinſten Koͤr-<lb/>
per uͤber einen ganzen Bogen Papier hinlaͤuſt. So man-<lb/>
nichfaltig iſt die Natur, ſo veraͤndert ſie ihre Werke, und<lb/>
uͤberall iſt doch Vollkommenheit; — alles iſt gut! 2)<lb/>
Ein Paar <hirendition="#fr">Huͤftbeine vom alten Elephanten;</hi> ich<lb/>
konnte keins aufheben, es war wie ein Stummel von ei-<lb/>
nem Baume, und ſo ſchwer wie ein Stein. 3) Ein<lb/><hirendition="#fr">Skelet von einem jungen Elephanten,</hi> der in der<lb/>
Menagerie von <hirendition="#fr">Verſailles</hi> war; den Ruͤſſel hat man<lb/>
von Leder daran gemacht, daß er kenntlich iſt, das <hirendition="#aq">Co-<lb/>
lon</hi> haͤngt noch nicht. 4) <hirendition="#fr">Ein Kopf von einem Hip-<lb/>
popotamus;</hi> der groͤſte Kuͤrbis bei uns iſt vielleicht ſo<lb/>
faſt das Maas davon. 5) <hirendition="#fr">Ein Tapir,</hi> wie ein groſſes<lb/>
Schwein; die Haut war noch daruͤber, mit wenigen Haa-<lb/>
ren darauf; es hat aber hoͤhere Fuͤſſe als unſre Schweine.<lb/>
6) Ein <hirendition="#fr">Kopf vom</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Sus Babyruſſa.</hi></hi> So viel ich ſehe,<lb/>ſo viel Verſchiedenheit! An dieſem gingen nun die obern<lb/>
Zaͤhne wieder nicht ans <hirendition="#aq">Os frontis,</hi>ſie ſtanden uͤber<lb/>
einen Zoll davon ab. 7) <hirendition="#fr">Ein Maul vom Kachelot;</hi><lb/>
nemlich die beiden Kinnladen, darin noch die meiſten<lb/>
Zaͤhne ſtanden. So lang wie ich, waren ſie gewis,<lb/>
wo nicht laͤnger. 8) <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Bois d’Elan,</hi></hi> wie Schaufeln ſo<lb/>
platt, eine Menge andrer Hoͤrner ꝛc.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Hierauf</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[245/0269]
gendes: 1) Eine Seeſchildkroͤte lag aufm Boden; ſie
war ganz ſchwarz, ſo gros wie ein junges Kalb, das auf
dem Boden liegt. D’Aubenton ſagte mir, ſie waͤre
eine groſſe Seltenheit, weil ſie im Kanal gefangen wor-
den waͤre. Sie war nicht ſtark verwahrt, man konte
mit dem Finger den Ruͤckenſchild hinab biegen, es waren
auch ſchon viele Spalten und Riſſe darin. Man ſieht
dem Thier das dumme traͤge Weſen an, es iſt wie ein
Klotz. Wie weit iſts von da bis zur kleinſten Buͤcher-
laus, die in einer halben Minute mit dem kleinſten Koͤr-
per uͤber einen ganzen Bogen Papier hinlaͤuſt. So man-
nichfaltig iſt die Natur, ſo veraͤndert ſie ihre Werke, und
uͤberall iſt doch Vollkommenheit; — alles iſt gut! 2)
Ein Paar Huͤftbeine vom alten Elephanten; ich
konnte keins aufheben, es war wie ein Stummel von ei-
nem Baume, und ſo ſchwer wie ein Stein. 3) Ein
Skelet von einem jungen Elephanten, der in der
Menagerie von Verſailles war; den Ruͤſſel hat man
von Leder daran gemacht, daß er kenntlich iſt, das Co-
lon haͤngt noch nicht. 4) Ein Kopf von einem Hip-
popotamus; der groͤſte Kuͤrbis bei uns iſt vielleicht ſo
faſt das Maas davon. 5) Ein Tapir, wie ein groſſes
Schwein; die Haut war noch daruͤber, mit wenigen Haa-
ren darauf; es hat aber hoͤhere Fuͤſſe als unſre Schweine.
6) Ein Kopf vom Sus Babyruſſa. So viel ich ſehe,
ſo viel Verſchiedenheit! An dieſem gingen nun die obern
Zaͤhne wieder nicht ans Os frontis, ſie ſtanden uͤber
einen Zoll davon ab. 7) Ein Maul vom Kachelot;
nemlich die beiden Kinnladen, darin noch die meiſten
Zaͤhne ſtanden. So lang wie ich, waren ſie gewis,
wo nicht laͤnger. 8) Bois d’Elan, wie Schaufeln ſo
platt, eine Menge andrer Hoͤrner ꝛc.
Hierauf
Q 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/269>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.